* „r Generaldebatte über den Stat die Beratung über die Börſenre ormanträge folgen und dann die einſt⸗ weilen unterbrochene zweite Leſung der Krankenkaſſen⸗ geſetznovelle zum Abechluß gebrocht werden ſolle. Der Geſetzentwurf, betr. die Bekämpfung des Zu⸗ hlälterweſens, ſoll dem Reichstage noch in der lau⸗ fenden Seſſion zugehen. g i 1 Verſchiedenes. Hauptbahnhof fuhr beim Rangiren eine Maſchine in einen Güterzug. Vier Wagen wurden ſchwer be⸗ ſchädigt. Prrſonen blieben unverletzt. 8 — Mannheim, 27. Nov. Ein großartiges Unternehmen wird von einem unſerer Landsleute, dem Ingenieur Kretz von hier, geplant. Dasſelbe bezweckt nichts Geringeres als die Ausbeutung des Rheins zu elektriſcher Kraftübertragung auf der ganzen Strecke von Baſel bis Mannheim, wobei nach Mülbauſen i. E. allein 55 000 Pferdekräfte übertragen werden ſollen. Herr Kretz ſchlägt vor, einen Induſtriekanal längs des Rbeines anzulegen, deſſen Waſſerſtand, durch Hochwoſſer im Rhein nicht beeinflußt, bei entſprechendem Gefälle den Betrieb ſo vieler und ſo großer Turbinen ermöglichte, daß nicht nur alle in der Nähe des Rheines gelegenen Städte und Dörfer, ſondern auch der Schwarzwald u. f. w. mit elektriſcher Kraft zu induftriellem und landwirtſchaftlichem Betriebe verſehen werden können. Dieſer Plan des Herrn Keitz iſt ſo unanfechtbar, daß bereits franzöſtſche Finanzmänner ſich um das Recht ſeiner Ausführung beworben haben, Herr Kretz aber iſt der Anficht, daß die betreffenden Gemeinden den aus der Durchführung feines Planes erwachſen⸗ den Gewinn ſelbſt in die Taſche ſtecken kännten, was man auch in Mülhauſen zu thun beabſichtigt. Die kolofſalen Umwälzungen, welche die Ausführung dieſes Planes auf den verſchiedenſten Gebieten des volkswirtſchaftlichen Lbens im Gefolge haben würd', laſſen fich heute noch gar nicht überſchauen. — Freiburg, 28 Nov. Seit vorgeſtern fahndet die Schutzmannſchaft auf einen entſprungenen Deſerteur. Der durchgebrannte Zahlmeiſteraſpirant Schlegel von Mühlhausen, welcher in Gotha feſtge⸗ nommen worden war, ſollte hier beim Div iſionsge⸗ richt abgeliefert werden. In Begleitung zweier Militärperſonen traf Schlegel vorgeſtern hier ein. Auf dem Bahnhofe wußte er ſich von ſeiner Be⸗ wachung die Erlaubniß zu verſchaffen, den Abort zu benützen. Vergebens warteten die Begleiter ſeiner — Mannheim, 28. Nov. Auf dem hiefigen Rückkunft, denn Schlegel hatte den Raum ſofort durch den Ausgang auf der andern Seite verlaſſen. — Baſel. 30. Nov. Nach Meldungen aus Klingnau fuhr auf der Strecke zwiſchen Koblenz im Aargau und Waldshut eine von Turgi kommende Lokomotive auf den um 4 Uhr von Waldshut ab⸗ gegangen Zug. Nach den bisherigen Nachrichten iſt ein Lokomotivführer getödtet. Zwei Zuginfaſſen ſchwer verletzt. — Oppeln, 30. Nov. Ein mit dem Bres⸗ lauer Perſonenzuge eingetroffener Herr wurde beim Umſteigen von einer Rangirmaſchine erfaßt. In Gegenwart ſeiner Gattin wurde ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt. — Wilna, 28. Nov. In Antopol Kreis Lida, Gonvernement Wilna, haben Bauern den jüdiſchen Vorwerkspächter Abramowic und deſſen Familie, m Ganzen 12 Perſonen, aus Raſſenhaß ermordet Die Uuterſuchung iſt eingeleitet, in Folge deten Maſſenbethaftungen vorgenommen wurden. Paris. 29. November. Aus Shanghai hier vorliegende Depeſchen beſtätigen, daß die Aufſtänd⸗ iſchen aus der Mandſchurei 4000 Mann kaiſerliche Tauppoen geſchlagen, die Stadt Choyang eingenom ⸗ men und die Chriſten daſelbſt niedergem telt haben. Die Rebellen follen ſich auf dem Marſche gegen Peking befinden; von Tientfin ſeien ihnen 6000 Mann Ttuppen entgegen geſchickt worden. — London, 30. Nov. Eiſe Depeſche des theilungen über die Niedermetzlung der Cheſſten in Tukow, denen zukolge es den Mitgliedern der belgiſchen Miſſion unmoglich war, zu entkommen. Die ein⸗ geborenen Chriſten wurden zuerſt abgeſchlachtet; dann ermordeten die Rebellen die kleinen Kinder in der grauſamſten Weiſe, zerhackten deren Körper mit großen Meſſern und bricten ſie auf Scheiterbaufen. Die Nonnen wurden zuerſt den größten Qualen unter⸗ worfen, dann ſchlugen ihnen die Unmenſchen mit Knütteln die Schädel ein. Die Prieſter wurden auf alle mögliche Weiſe mißhandelt; einem derſelben wurden die Zunge und das Herz ausgeriſſen. Einer der eiſten Mandarinen des Diſtricts bewirthete da⸗ rauf die Miſethäter in feſtlicher Weiſe. Die europäiſchen Vertreter der fremden Mächte ſind auſ's Aeußerſte empört und unter den in China anſäffigen Aus⸗ ländern herrſcht große Erregung. Die Rebellen dringen immer weiter ſüdwärts vor. — Die von Amerika nach Deutſchland einge⸗ führten Fleiſchwaaren erweiſen ſich in wide rholten rufen zu loſſen und befahl den eintretenden Diener, es ihr zu melden. Gleich darauf trat ſie ein, ſtill, ernſt und mit gerötheten Augen. ö „Was iſt Dir Luiſe? Haſt Du geweint?“ frug der Vater vor ihr ſtehen bleibend „Der Beſuch Baron von Lindens hat mich ſtark erregt,“ antwortete ſie zitternd, „er warb um mich und wollte durchaus nicht an meine Wei⸗ gerung glauben.“ „So? Du hätteſt ihn abgewieſen? Und wes⸗ halb. Sagte er Dir nicht, daß er meine Einwil⸗ ligung hage ?“ „Allerdings, Papa,“ und voll und groß blickte das ſchöne Mädchen den Vater an, „doch konnte mich dies nicht veranlaſſen des Barons Antrag anzunehmen, — denn ich vermag ihn nicht zu lieben und ohne Liebe heirate ich nicht.“ „Ach dummes Zeug! Du biſt doch kein ſen⸗ timentaler Backfiſch, welche Chamiſſo auswendig kann. Erinnere Dich nur, daß Du faſt gar kein Vermögen phaſt und froh ſein mußt einen reichen Mann zu be⸗ kommen.“ f „Verzeihe mir, Papa, aber ich kann Baron Linden nie heiraten.“ . „Und weshalb, will ich Dir auch ſagen,“ rief der Gelehrte nun in heftigſten Zorn, „weil Haupt⸗ mann Leuthold Dich umwirbt — ein hübſcher Of⸗ fizier, aber auch ohne Vermögen.“ 5 „Aber mit einem edlen, treuen Herzen,“ unter⸗ brach Luiſe bewegt, „zudem liebt er mich ebenſo wie ich ihn und wir werden nimmer von einander laſſen.“ f „Aljo ſeid Ihr ſchon einig! Nun, da wäre ich ja wohl ganz überflüſfig! Haha, das werden wir noch ſehen! Bis morgen früh gebe ich Dir Bedenk⸗ zeit — am Abend wied Deine Verlobung mit dem Baron gefeiert oder — ich ſchicke Dich ſo lange in's Ausland, bis Du Vernunft angenommen haſt.“ „Lieber Papa, ſei nicht ſo hart,“ flehte das arme Mädchen mit thränenden Augen, „Du haſt ja einſt ſelbſt geliebt; warum willſt Du Dein Kind elend ſehen an der Seite eines — Abenteurers, deſſen wahrer Adel noch zu beweiſen iſt.“ „Laß dieſe unnöthigen Worte,“ befahl Herr von Norden ſtreng, „mein Wille iſt. daß Du Baron van Linden heirateſt und Leopold wird ſich Madame de la Mare nähern.“ „Das wird er nicht, ehe Juana nicht über ihre Bekanntſchaft mit Linden eine genügende Aufklärung gie bt.“ „Nun gut, Ihr ungehorſamen Kinder! Seht wie Ihr auf eignen Füßen durch's Leben kommt, wenn Ihr meiner nicht bedürft. Den Hauptmann heirateſt Du nicht.“ „Und weshalb nicht, Vater? Iſt dies Dein letztes Wort?“ 5 Leopold war jetzt in das Zmmer und neben den ſeinen legte. bei „Ich ſtehe meiner Schweſter Ehrenmann geopfert wird,“ ſagte Leopold feſt. ich will doch ſehen, ob ich meinen Willen durchſetze. Willſt Du mich wohl mit Deinen Anſichten bezüg⸗ lich der abzulehnenden Werbung Lindens bekannt mach en, Leopold!“ „Laß mich mit dem Vater allein, Luiſe,“ zärtlich auf die Stirn küſſend, „ich werde ihm be⸗ weiſen, daß die Handſchrift falſch iſt.“ Daily Thron cle aus Tientſia giebt genaue Mit⸗ „Alſo auch Du,“ höhnte der Profeſſor. „Aber die Schweſter getreten, deren Arm er liebevoll in 1 f 1 ö flüſterte Leopold leiſe und das tieferregte Mädchen des Barons an — Madame de la Mare laß, anz und werde nicht zugeben, daß ſie jenem dunkeln Fallen ſo mangelhaft unterſucht, daß ganze End, ungen ſchon haben als geſundheitsgeföhrlich v rnchleg werden müſſen. So berichtet man aus Emmerſch, daß dort vor einigen Tagen eine Sendung amerſla⸗ niſchen Specks ankam, welchrr von dem bereſdeten Fleiſchbeſchauer aus Rees unterſucht wurde. Derſelbe fand unter dem Fleiſch eine ſtark mit Trichinen durchſetzte Speckſeite. In Oberhauſen wurde ſogar auf Veraulaſſung der königlichen Regierung zu Düffel⸗ dorf ein Waggon ametikaniſchen Spicks, 5000 Kg. enthaltend, auf der dortigen Station angehalten, unterſucht und als trichinds befunden, worauf daz Fleiſch in einem Hochofen der dortigen Hütte ver⸗ nichtet wurde. Verfälschte schwarze Seide. Man verbrenne ein Müſterchen des Stoffes von dem man kaufen will, und die etwaige Ver⸗ fälſchung tritt ſofort zu Tage; Aechte, rein gefärbte Seide kräuſelt fo fort zuſammen, verlöſcht bald und hinterläßt wenig Aſche von ganz hellbräunlicher Farbe. Verfälſchte Seide (die leicht ſpeckig wird bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmen die „Schlußfäden“ weiter (wenn ſehr mit Farbſtoff erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Aſche die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht kräufele ſondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der ächten Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabril⸗Depot von G. Henneberg K. u. K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Muſtet von ſeinen ächten Seidenſtoffen an Jedermann u. liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto⸗ und zollfrei in's Haus. Doppeltes Brieſporto nach der Schweiz. Arfolg durch Annoncen erzielt man nur, wenn dieſeſden zwecke ntſprechend abgefaßt und ſtets die richtige Wahl der geeigneten Zeitungen getroffen wind. Man wende ſich daher on die Annoncen⸗Expedition Hein. Eisler, Franz furt a. M, Zeil 76, die es ſich zur Pflicht macht, obige Punkte in erſter Linie zu berücfichtigen und lediglich nur die Original⸗Zeſlenpreiſe der Zel⸗ tungen unter Gewährung höͤchſter Rabatte berechnet. Jide gewünſchte Auskunft wird koſtenfrei erkeill, ſowie vorherige Koſtenanſchläge gratis und franle geliefert. — — „Es wird nichts helfen, Leopold,“ — klang es troſtlos zurück. „aber — Gott lohne Dit Deine brüderliche Liebe tauſendmal.“ Als Vater und Sohn einander finſter gegen⸗ überſtanden, begann der erſtere: „Alſo auch Du, mein Sohn, unterftüßeſt den Eigenfinn Luiſens? Sie will jenen vermögensloſen, an große Ausgaben gewöhnten Hauptmann heſtaten, um mit ihm einſt Hunger zu leiden.“ „Hauptmann don Leuthold iſt mein Freund, Popa, und ein Mann, dem Baron Linden nicht das Waſſer reichen kann.“ „Was haſt Du gegen den Baron,“ brauſte der Geheimrath auf, „er iſt ein geehrter, liebenswürd iger und reicher Herr von altadeliger Herkunft.“ „Der meiner Schweſtee den Hof mocht und im geheimen noch mit Madame de la Mare ein Verhältniß hat,“ ergänzte Leopold. „Woher willſt Du das wiſſen, Leopold? J denke, Du biſt für die ſchöne Spanierin enflammiß“ „Nein, Vater, ich will das ganze Herz Der⸗ jenigen die ich liebe — und nicht eine zweifelhafte Liebe. Laß Dir ſagen, daß ich neulich einen Brief dem ich das ganze Verhältniß erſah⸗“ ö „Lieber Leopold, laß dieſe Sentimentaliläten und ſchicke Dich ins Leben, Luiſe ſoll und wird Baron Linden heiraten, denn ich will es — und Du thäteſt am beſten, Madame de la Mare zu wählen. Sie iſt reich, ſchön, jung und ich denke, auch ſehr für Dich eingenommen. Was ſchadet es, daß ſie einſt den Baron kannte?“ 5