ang, reis — klatt Mk. 1.40 frei ins Haus enburger Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. erscheint jeden Dienstag und Freitag Abend. viertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ dar die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Anzeigen Druck : die I⸗ſpaltige Torpus-Zeile sder deren Naum i 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neelamen 20 Pfg. und Verlag von Rarl Molitor, Ladenburg. 1891 — — 1 1 i 0 Politiſches. . gh verlin, 1. Dez. Der König von Däne ⸗ 1 Mh Mork ſtattete anläßlich ſeiner Rückreiſe von Livadia n hoch Kopenhagen dem Berliner Hofe einen Beſuch A Un ah und nahm zu dieſem Zweck im Stadtſchloſſe zu . pesdem Abſteigequarljer. Die Königin von Däne⸗ ligt Mark dagegen, welche mit ihrem Gemahl bis Stettin nu lulemmengereiſt war, ſeßte von da aus die Weiter⸗ I kee direkt nach Kopenhagen fort. Da König main . Cheißan der Gaſt ſeines Schwiegerſohnes, des Za⸗ n e ben in Aivadia geweſen iſt, ſo dürfte der Berliner „ fecher des däniſchen Monarchen auf ſeiner Heim I 5 ein polftiſcher No benzweck nicht abzu'prechen ein. f r dl de Reichskanzler hat am Freitag im ens, Reichstage gelegentlich der erſtmaligen Beratung des 11 Fals ſehr interrſſante und bemerkenswerte Erklär⸗ . ien über ſeine Geſamtpolitik abgegeben, zu denen ö Herr v. Caprivi offenbar durch das Bedürfnis ver⸗ 1 anleßt worden iſt, den manichfachen Befürchtungen e und Beforguſſen, mit welchen man auf verſchiedenen agb Seiten die Polſtik des neuen Kurſes verfolgt, die 40 8 f Spitze abzubrechen. Dies hat denn auch der leitende 1 Staatsmann mit der ihm eigenen Offenheit und 1 700 Klarheit in ebenſo gründlicher wie überzeugender 155 Weſſe gethan und wer ſich jetzt trotzdem noch über 15 5 den Gang der Dinge „beuntuhigt“ fühlt, nun, dem eben nicht mehr zu helfen! Herr v. Caprivi den aufgetauchten Mythus von käzutreten, am allerwenigſten aber j'tzt, wo er die wolle, was Herr v. Caprivi für die zweite Dezem⸗ —— das Geheimnis der Frau de la Mart. 18 Roman von H. v Limpurg. „Genug der Worte, Baron von Linden,“ wehrte e eiskalt ab, „Sie haben meine Weigerung ver⸗ hemmen und ich denke, zwiſchen uns iſt aller Ver⸗ ke vorbei. Erlauben Sie mir, mich Ihnen zu empfehlen!“ a And mit einer ebenſo würdevollen Neigung berlſeß ſie das Zimmer, erſt draußen brach ſie halb⸗ ahnmächtig zufammen. Das Entſetzen über die eben 1 erlebte Scene und die Angſt vor ihrem Vater drückte des arme Mädchen förmlich zu Boden. * * . 5 In ſeine Wohnung zurückkehrend fand der Baron von Linden einen an ihn adteſſirten Brief von ele⸗ gonter Frauenhand; derſelbe enthielt nur wenige Alen Juanas: „Anbei die gewünſchte Anweiſung über die Summe von 10,000 Mark gegen mir zu Aberſendende ſchriftliche Verpflichtuug, die Bewerb⸗ un um Fräulein von Nordens Hand aufzugeben. Sollte die gewünſchte Zuſchriſt nicht binnen vier⸗ undzwanzig Stunden in meinen Händen ſein, ſo werde ich nicht anſtehen, eine Unterſuchung über die kchtheit des Sebaſtian Bach'ſchen Liedes einzuleiten, 0 Juana de la Mare.“ „Beſte aller Frauen,“ triumphirte Linden, ohne ſchauung, Deutſchland ſei durch den Vertrag tüchtig Zunächſt beſeitigte feiner angeblichen Amtsmüdigkeit, er verſicherte ener⸗ Iich, daß er nicht im entfernteſten daran denke zu⸗ Politik gegenüber den Elſaß⸗Lothringern und den nen Handelsverträge dem Reichstage vorlegen überzeugend die Haltung der Regierung. bemwoche in Ausſicht ſtellte. Dann ging er den ob⸗ * — Herr Baron. waltenden Beunruhigungen, deren Vorhandenſein er nicht beſtritt, zu Leibe und frug, wo denn irgend⸗ ein Grund liege, beunruhigt zu ſein. Scharf trat er der Auffaſſung entgegen, als ob die Politik der lehigen Regierung eine unſtäte und ſchwankende ſei und wies die Ungereimtheit einer ſolchen Behaupt⸗ ung zunächſt bei verſchiedenen in das Gebiet der auswärtigen Politik fallenden Fragen nach. Er ver⸗ theidigte die vielongefochtene zweite Reiſe Kaiſer Wilhelms nach Rußland, indem er verſicherte, die⸗ ſelbe habe vorzügliche Wirkungen gehabt und kam weiter auf die Ereigniſſe von Kronſtadt zu ſprechen. Herr v. Caprivi legte dar, daß es gar nicht in der Macht der deutſchen Regierung geſtanden habe, die J Flottenrevu⸗ von Kronſtadt zu hintertreiben, er hob f jedoch zugleich hervor, daß die Entrevue der Welt nur offen verkündet habe, was in Geſtalt der An⸗ näherung zwiſchen Frankreich und Rußland ſchon längſt exſſtirt habe. Entſchieden wiederſprach der Reichskanzler der Annahme, es ſei durch Kronſtadt eine bedrohliche Verſchiebung der allgemeinen Lage eingetreten und gab wiederholt ſeiner beſtimmten Meinung Ausdruck, daß die Entrevue von Kron⸗ ſtadt keinen begründeten Anlaß zu irgend welchen Beſorgniſſen biete. Dann ließ ſich Caprivi über ben deutſch⸗engliſchen Afrika⸗Vertrag aus und widerlegte in längerer Ausführung die bielverbreitete An⸗ von England in Oſtafrika übers Ohr gehauen wor⸗ den. Hierauf berührte der Reichskanzler einige innere Angelegenheiten, bezüglich derer der Regierung eben⸗ falls Vorwürfe gemacht worden waren, nä lich die Polen und vertheidigte er nach beiden Seiten hin Auch der militäriſchen Lage Deutſchlands widmete Herr v. den Nachſatz des Schreibens weiter zu beachten, „nun bin ich vollſtändig gedeckt! Die Hälfte meiner Schulden auf einmal bezahlt zu erhalten, hat mein Gläubiger wohl nie ſich träumen laſſen. Nun brauche ich noch das Geld für die famoſe Handſchrift und die Hand des ſchönſten Mädchens gehört mir auch noch. Es iſt übrigens ganz abgeſchmackt von meiner guten Juana, zu denken, ich würde nun ſogleich Luiſe aufgeben! Haha — und die Unachtheit der Handſchrift wird nicht eutdeckt, dafür ſtehe ich.“ f Vergnügt legte er den Brief in ſeinen Schreib⸗ liſch. Doch dann kam ihm ein anderer Gedanke u. er trat abermals zum Schreibtiſch. „Ah, bald hätte ich vergeſſen! Ich wollte ja noch einen Brief verfaſſen,“ murmelte der ſaubere Ein teufliſches Lächeln überfiog ſein Geficht, als er ſich niederſetzte Dieſe wenigen Federzuge waren beſtimmt, ein junges reiches Herzensglück zu zerflören! Um dieſelbe Zeit ſaß in Frau de la Mare's Salon Hauplmann Leuthold der Dame des Hauſes gegenüber. Beider Mienen waren ſehr ernſt. Sie beriethen wie das Unheil abzuwenden ſei, welches über dem Norden'ſchen Haufe ſchwebte. „Laſſen Sie uns erſt den Erfolg meines Schreibens abwarten, Herr Hauptmann,“ ſagte⸗ Juana, „ich glaube zwar nicht, daß Linden von wiederholt, daß der Friede nirgends bedroht erſchein⸗ miſtiſchen Befürchtungen gründlich zerſtört zu haben. ſcheinlich, der Finanzlage des Reiches die moglich Rickert, welcher die Darlegungen des Regie rungs ——— ——— — — ſeiner Bewerbung zurücktreten wird, allein — wir müſſen doch ſeine Antwort abwarten.“ — 2 Coprivi längere Darlegungen und führte aus, es ſei kein Grund vorhanden, zu befürchten, daß Frank⸗ reich und Rußland in ihren militäriſchen Vorkehr⸗ ungen Deutſchland überflügelt haben könnten. Viel⸗ mehr würde Deutſchland im Kriegsfall die beſten Chancen haben, doch verſicherte der Reichskanzler Er ſchloß ſeine eindrucksvollen und vom Hauſe mit öfterem lebhaften Beifall begleiteten Erklärungen mi dem Ausdrucke der Hoffnung, die beſtehenden peſſi⸗ — Im Eingange der Sitzung hatte der Schatz ſekretür v. Maltzahn⸗Giitz das übliche finanziell Expoſe gegeben, aus welchem hervorzuheben iſt, daz der Fehlbetrag für das Etatsjahr 1891 — 92 au 8 Millionen Mark beziffert werden muß. Die im neuen Etat erſcheinenden bedeutenden Mehrausgaben ſuchte der Schatzſekretär nach Kräften dem Haufe annehmbar zu machen und beſtrebte er ſich augen günſtigſten Lichtſeiten abzugewinnen. Nach dem Staatsſekretär ſprach als erſter Redner aus dem Haufe zum Etat Namens der Freifinnigen Abg vertteters über die Finanzlage in einer Reihe von Punkten bemängelte und bezüglich der einzelnen Teile des Etats den Standpunkt der Freiſinnigen gegenüber den größeren Forderungen darlegte. Da⸗ neben ſtreifte Herr Rickert noch verſchiedene ander? Tagesfragen, ſich hierbei im Allgemeinen ebenfalls auf den oppofitionelien Standpunkt ſtellend. Sonnabend wurde die Generaldebate Über den Etat fortgesetzt und dürfte ſie mindeſtens noch die Mon⸗ tagsfitzung ausfüllen. Bezüglich der weiteren parlamentariſchen Dis⸗ poſitionen im Reichstage wird jetzt mitgeteilt, daß — „Wenn er es nicht thut, ſo fordre ich ihn vor meine Piſtole, fünf Schritt Diſtance.“ . „Das werden Sie nicht, Herr Hauptmenn, laſſen Sie mich inzwiſchen handeln. Wir müſſen die Fälſchung der Handſchrift beweiſen, dann iſt der Baron als Betrüger entlarvt und ungefährlich geworden.“ 3 „Abe wie können wir dies bewerkſtelligen?“ „Des Barons Diener muß beſtochen werden. Gegen ſolch einen Schuft, wie Linden leiner iſt mut man leider zu folchen Mitteln greifen. Gold öffnet alle Lippen und von dem Diener werden wir das Nötige erhalten“ i * . Der Geheimrath von Norden ging, Sinnen verſenkt, durch ſein Studierzimmer; 5 Unterredung mit den Baron wollte ihm nicht aus dem Kopfe, er war außerordentlich begierig, das Reſultat von deſſen Werbung bei Luiſen zu erfahren und denoch ſchrack er vor einer Ausſprache mit ſeiner Tochter zurück. 8 Daß ſie Leuthold aufgeben und Linden heirathen mülſe, ſtand bei dem Ge heimrath felſenfeſt. Es fiel ihm gar nicht ein, an eine ernſtliche Weigerung Luiſens zu denken. Doch war es ihm eigentli ſteis unheimlich, in dieſe blauen, fanften Augen zu ſehen, faſt wie ein Vorwurf kam es ihm aus der ſelben entgegen. Aber dennoch beſchloß er, Luiſen