g des herrſche. 901 9 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Far die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg 8 Allgemeiner Anzeiger für Jad 5 Feuſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs s Samskag den . ger 10 Pfg., — Druck und Verlag von Karl Moliter, Ladenburg. mr November Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 5 — 1891 Politiſches. Derlin, 26. Nov. Der Kaſſer empfing am Peustag vormittag im Berliner Reſidenzſchloſſe den zuſſiſchen Miniſter des Auswärtigen, Herrn v. Giers, in ewa zwanzig Minuten währender Audienz. Ueber den Inhalt derſelben iſt bis jetzt noch nichts näheres bekannt geworden, ſchwerlich wird man aber dem Empfange des ruſſiſchen Staatsmannes durch Kaiſer Wilhelm eine tiefergehende politiſche Bedeutung bei⸗ meſſen dürfen, wenngleich es an Gerüchten über die angebliche Miſſion Herrn v. Giers in Berlin zwecks einer Verſtändigung zwiſchen Deutſchland und Ruß ⸗ land nicht fehlt. Dienstag nachmittag 1 Uhr früh⸗ Räckte Herr von Giers beim Reichskanzler v. Ca⸗ pelo, am Mittwoch abend wohnte Herr v. Giers einem größeren Diner beim tuſſiſchen Botſchafter Hafen Schuwaloff bei. Nachts 11 Uhr reiſte dann Heir v. Giers in Begleitung ſeiner Gemahlin über * Konigsberg nach Petersburg weiter. — Der Reichstag ſetzte in ſeiner Diens⸗ kagsſizung die Weiterberatung der Krankengeſetz⸗ nodelle zu Sunſten der vom Centrum eingebrachten Interpellation aus, betr. die etwa beabfichtigten ge⸗ ſißgeberiſchen Maßnahmen zur Hebung des Hand⸗ werks. Abg. Hze begründete die Interpellation durch den Hinweis auf die gedrückte Lage des Hand⸗ werks und auf die mangelhaften Erfolge der bis ⸗ herigen Beſtrebungen zu ſeiner Hebung. Der Redner betonte, daß ſich ſeine Partei von ihren Zielen auf dieſem Gebiete: Regelung des Lehrlings- und Geſellenweſens und ſtarke Organiſation des Handwerkerſtandes, nicht abbringen laſſen werde und erwähnte ſchließlich, daß in den Kreiſen des Hand⸗ werkes große Verſtimmung wegen der langen Hin⸗ beltung berechtigter Wünſche dieſes wichtigen Stan⸗ Staatsſekretär v. Bötticher beant⸗ wortete die Interpellation in längerer Rede. Er erkannte die Berechtigung der Wünſche der Hand⸗ werker in Bezug auf die Regelung der Conſumver⸗ eine, der Gefängnisarbeiten und des Submiſſions⸗ weſens an, er teilte ferner mit, daß ein Geſetzent⸗ wurf über die Reform des Abzahlungsweſens bereits ausgearbeitet ſei und ſtellte auch die möglich ſte Be⸗ tückſichtigung der Wüaſche der Handwerker hinficht⸗ lich einer Einſchränkung des Hauſichandels und Erweiterung der Innungsrechte in Ausficht. Da⸗ gegen erklärte der Staatsſekretär, daß die Einführ⸗ ung der obligatoriſchen Innungen und des Befähig⸗ ungsnachweiſes unmöglich ſeien, er verhieß aber anderſeits die vorläufig nur als Projekt beſtehende Errichtung von Handwerker⸗ oder Gewerbekammern zur Organiſation des geſamten Handwerks. Er drückte am Schluſſe ſeiner Rede die Anſchauung aus, daß im Uebrigen in den Kreiſen des Hand⸗ werks wohl kaum jene Verſtimmung und Niederge⸗ ſchlagenheit herrſche, von der Abg. H tze geſprochen. An die Erklärungen des Regierungsvertreters knüpfte ſich eine ausgedehnte Debatte, in welcher die Pro⸗ tokolle der Berliner Handwerker⸗Ronferenz eine nicht unweſentliche Rolle ſpielten. Im Sonſtigen ge⸗ ſtaltete ſich die Diskuſſion überwiegend zu einem Wortgefecht zwiſchen den Freunden und den Geg⸗ nern des Innungszwanges und des Befähigungs⸗ nachweiſes, bei welchem die letzteren, da ſie ſich auf die betreffenden Ausloſſungen Herrn v. Böttichers ſtützen konnten, natürlich im Vorteile waren. Mehr oder weniger gegen die regierungsſeit'g in Ausſicht geſtellte Organiſation des Handwerkerſtandes ſprachen ſich die Redner der Freifinnigen und der Sozjal⸗ demokraten aus, während von den anderen Seiten des Hauſes die verheißenen Maßnahmen beifällig begrüßt wurden. Am Mittwoch nahm der Reichs⸗ N Das Geheimnis der Frau de la Mart. 17 Roman von H. v Limpurg. „Möglich. daß ich mich täuſche, denn das Uebrige ſtimmt alles vollftändig. Mein Eollege Wie⸗ „Es wäre für meine ſtille Häuslichkeit eine ſehr große Ehre.“ „Nun und ſo mochte ich den Verſuch wagen 15 Sie ahnen wohl den Magneten, welcher mich demeher wollte das Manuſcript ebenfalls ſehen. Er muß gleich hier ſein.“ „Sehr gut, b'rehrter Herr Geheimrath, aber Sie werden begreifen, daß ich gerne einen definitiven Beſcheld haben möchte.“ „Natürlich, lieber Baron, gewiß, doch andrer⸗ ſelts verstehen Sie, daß ich es meinem Rafe ſchul⸗ dig bin, ehe ich endgüldig den Ankauf ſür die Uni⸗ hieher zieht?“ „Sprechen Sie aus, Baron, ich werde mich freuen, meine ſtillen Wünſche erfüllt zu ſehen.“ „Herr Geheimrath, Ihre Worte beglücken mich i unendlich. Ich liebe Fräulein Luiſe und kann ohne beiftiat vorſchlage, die volle Echtheit der Handſchrift feſtzuſtellen.“ f „Aber natürlich, mein verehrter Herr von Norden, und wenn Sie geſtatten, komme ich morgen, die Sache abzuſchließen. Ehe ich Sie indeſſen heute berlaſſe — hm, möoͤchte ich noch eine für mich wichtige Privatſache erledigen!“ „Sehr ſchmeichelhaft, beſter Baron, ich würde mich freuen, Ihnen irgendwie nützlich ſein zu dürfen.“ „Es iſt — ein peivater Herzenswunſch, deſſen Erfüllung mich allerdings ungemein beglücken würde. Sie werden vielleicht bemerkt haben, Herr Geheim ralh, daß mir in der kurzen Zeit unſerer Bekannt- ſchaft der Verkehr bei Ihnen — zum lieben Be⸗ düärfniß geworden iſt.“ fle nicht glücklich werden. Darf ich hoffen, Ihre Ein⸗ willigung zu erhalten, Herr Geheimrath?“ „Meine Tochter wird nur Denjenigen heirathen, für den ich ſtimme,“ gebieteriſch, „und Ihre Werbung iſt mir durchaus erwünſcht.“ „O welches Glück! Ich würde meine Gemahlin nach Lyon fahren, wo die ſämmtlichen Verwandten meiner Mutter leben — und auch meine übrigen Güter liegen.“ Der Geheimrath horchte auf und fragte dann geſpannt: „So find Sie wohl ſehr begütert, Herr Baron?“ „Je nun, wie man es nimmt; heutzutage gelten einige Hunderttauſende kaum für Reichthum,“ erwiderte Linden aalglatt. Nordens Antlitz glänzte immer mehr. „Und Sie lieben meine Tochter trotz ihres kalten, ſtillen Weſen?“ „Mehr als mein Leben. Das Fräulein iſt die ſagte Herr von Norden faſt tag die Weitetberatung der Krankenkaſſengeſetznovelle bei 8 21 wieder auf. — Ein wahrhaft großherziger Act wird vom Zaren gemeldet. Derſelbe wies die Summe von 50 Millionen Rubel aus dem kaiſerlichen Apanage⸗ Vermögen behufs Unterſtützung der vom Notſtand betroffenen Bevölkerung au. Hoffentlich kommt dieſe echt kaiſerliche Spende auch voll und ganz in die Hände der Notleidenden. Rom, 24. Nov. Heute vormittag begann nach einem Telegramm der Agencia Stefani aus Maſſauah der Prozeß gegen Livraghi, Adam und zehn Sicherheitsbeamte. Gegen die ſelben iſt die An⸗ klage des verübten Mords erhoben. In der heu⸗ tigen Verhandlung erklürte Livraghi, er habe den Hinrichtungen beigewohnt. Dieſelben waren auf Befehl des Kommandanten der Polizei Übertragen. Adam gab zu, dem direkten Befehle des Komman⸗ danten hinſichtlich 10 Gefangener nachgekommen zu ſein, erklärte jedoch die Anklage betreffs Hinrichtung von 800 Perſonen für abſurd. Vier Individuen ſeien nach einem vergeblichen Fluchtverſuche erſchoſſen worden. Verſchiedenes. * Die Sonntag ſtattfindende zweite Fremden⸗ vorſtellung am Heidelberger Stadttheater bringt ein mufikaliſches Werk, Webers unſterbliche Oper „Der Freiſchütz“, in einer Beſetzung und dekorativen Aus⸗ ſtattung, welche bei der erſten Aufführung geradezu Aufſehen erregt hat. Wie kein anderes Werk iſt „Der Freiſchüz“ in das Herz des Volkes ge⸗ drungen. Die wunderbare Muſtk, der romantiſche Text, die prächtige Szenerie vereinigen ſich zu einer gewaltigen Geſamtwirkung. Die Bewohner der Um⸗ gebung Heidelbergs haben alſo die ſeltene Gelegen⸗ — Verkörperung der vornehmen Landedelfrau, ihre Schönheit hat mein Herz völlig bezaubert und — ohne ſie könnte ich nie mehr glücklich ſein. Eine ſolche Frau brauche ich, um auf meinen Gütern glücklich zu leben.“ „Ihre Werbung, Herr Baron, iſt mir äußerſt ſchmeichelhaft,“ rief jezt Herr von Norden böchſt befriedigt. „Laſſen Sie ſich bei meiner Tochter melden und ſagen Sie ihr, daß Sie auf meinen Wunſch zu ihr kommen, um ihr Jawort zu holen.“ „Und werde ich Ausficht hoben, dei dem gnädigen Fräulein Gnade zu finden?“ 8 „Ich glaube nicht, daß es erſt meiner väterlichen Autorität bedarf, Luiſen begreiflich zu machen, was ſie einer ſolchen Werbung gegenüber zu thun hat. Doch — eine Moglichkeit iſt nicht ausgeſchloſſen. Erlauben Sie mir, einen Blick in dieſen Brief zu thun, Herr Baron.“ Haſtig riß der Geheimrath Leutholds Schreiben auf und durchflog es haſtig, dann warf er es zornig in den Schreibtiſch. „Unfinn,“ brummte er verächtlich, „ich ahnte ganz richtig, als ich vorhin den Herrn Hauptmann nicht empfing, um was es ſich bei ſeinem Beſuch handelte. „Doch zu Ihnen, Herr Baron, im Ver⸗ trauen, Luiſe hegt für Hauptmann von Leuthold, den Sie neulich bei uns ſahen, eine ziemliche Vor⸗ liebe, et hat ſoeben um ſie angehalten und ich be⸗ — — abfichtige ihn abzuweiſen. Sollte das Mädchen n