brkiges geſeßgebrricches Vorg⸗ hen allerdings als ſehr wünſchenswert er ſcheinen. Berlin, 22. Nov Die „Nordd. Allg. Z.“ ſagt in einer Be prechung der geſſtzgeberiſchen Aktion gegen die Börſe, ſoweit die im Reichstage einge⸗ brachten Anträge ausführbar ſeien, würde ihnen ein Erfolg ſicher ſein. Möge nun aber der eine oder der andere neue Geſetzparagraph gefunden werden, ſo bleibe doch vor Allem wichtig, das Publikum zur Vorſicht zu erziehen, gleichzeitig aber darauf hinzuweiſen, wie wenig die Hingabe an eine p ſſi⸗ miſtiſche Stimmung und die Verbreitung von Straf⸗ predigten berechtigt ſeien, die den Kreditverkehr Deutſchlands als beſonders ungeſund hinſtellen. Die Ueberſchätzung der iidiſchen Güter, der Tanz um f das goldene Kalb ſeien gewiß verwerflich; die Un⸗ kenntniß aber, die bei Beurteilung der Tragweite der jetzigen Kataſtrophe und in Rückſichten auf den Grad der Solidität unſtrer Geſchäftszuſtände ſich breit mache, beweiſe gerade, wie ſelten ſolche Bank⸗ brüche bei uns vorkommen. Nur wenn man dieſe von Uebertreibung freien Geſichtspunkte feſthalte, ſei es moglich, die wirkungsvolle Unterſtützung der Geſetzgebung Denjenigen zu leihen, welche für den Kampf gegen die Unſolidität in allen Branchen ein⸗ treten. Verſchiedenes. * Ladenburg, 24. Nov. Die Landwirt. Kreiswinterſchule hier wird in dieſem Curſe von 46 Schülern beſucht; 31 beſuchen die Anſtalt zum erſtenmale und 15 zum zweitenmale. — Mannheim, 23. November. Vor einigen Tagen wurde in Neckarau einem Schafhalter von einem Unbekannten ein Bett im Werthe von 50 Mark entwendet. Die Gensdarmerie veranlaßte hier⸗ auf den Beſtohlenen zur Nachzählung ſeiner Schafe, da es ſehr leicht möglich ſei, daß der Langfinger fich auch einen Sonntagsbraten in Geſtalt eines Schäf⸗ chens mitgenommen habe. Und fiehe da, als det biedere Schäfer der Aufforderung der heiligen Her⸗ mandad nachkam und die Häupter ſeiner Lieben zählte, ſtellte ſich heraus, daß eines derſelben fehlte und ſo⸗ mit die Vermuthung des Gens darmen richtig war. Es dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen, daß der Dieb des Bettes ſich auch in den Beſitz des abhan⸗ den gekommenen Schafes, deſſen Werth ſich auf 30 Mark beläuft, geſetzt hat. — In dem Mörder des Wirthes Dümig in Boxthal, dem angeblichen Johann Wagner aus Innsbruck — ob dies der wirkliche Name dez Mördecs iſt, konnte bis jczt immer noch nicht mit abſoluter Sicherheit feſtgeſtellt werden — hat man es mit einem Individium zu thun, der auß r dem Morde an dem Wirthe Dümig noch ſehr Vieles auf dem Kerbholze zu haben ſcheint. Außer der Ver⸗ übung zahlreicher Diebſtähle und Betrügereien im badiſchen und heſſiſchen Odenwalde iſt derſelbe nun⸗ mehr auch der Falſchmünzerei dringend verdächtig. Es wurden bei ihm eine Anzahl gefälſchter Zehn⸗ und Zwanzig⸗Markſtücke vorgefunden, ebenſo ein Prägeſtempel, welcher auf dieſe Fafftfikate vollſtändig paßt. Das gefälſchte Geld hat Wagner durch eine Frauenspetſon in Umlauf ſetzen lafſen, die früher in ſeiner ſtändigen Begleitung war. In Bamberg und Würzburg wurden ſolche Falſifikate angehalten. Die Großh. Staatsanwaltſchaft fahndet eifrig nach deſer Frauensperſon, von welcher man wichtige Auf⸗ ſchlüſſe erwartet. — Darmſtadt. 28. Novbr. Die „Darm⸗ ſtädter Bank“ entdeckte gefälſchte Wechſel. Auf ihren Antrag verfügte das Amtsgericht die Beſchlagnahme des Vermögens einer hieſ. Firma O. ſowie den Perſonal⸗Arreſt der drei Teilhaber. — Leipzig, 19. Nov. Der hiefige Bankier Max Börngen, in Firma Börngen u. Co., welcher 8600 Gulden öſterreichiſcher vierprozentiger Gold⸗ rente, die ihm als Depots übergeben worden waren, in eigenem Nutzen veräußert hatte, wurde wegen Untteue und Unterſchlagung zu 1 Jahr Gefängnis und 3 Jahren Ehrverluſt verurteilt. — Apolda, 21. Nov. Auf freier Strecke geriet der Poſtwagen des heutigen Frühzuges von Frankfurt infolge einer Exploſton in Brand und wurde ſamt ſeinem Inhalt durch Feuer zerſtört. Einer der Beamten verletzte fich ſchwer beim Ab⸗ ſpringen. — In Luxemburg entwendete der Poſt⸗ kontrolleur Gläſener aus der Poſtkaſſe 50,000 Mk. und flüchtete. Der Dieb wird ſteckbrieflich verfolgt. — Von einem ſchlafenden Bergmann wird aus Myslow ez berichtet: Nunmehr find bereits volle zwei Monate dahin gegangen, ſeitdem der Bergmann Johann Latos in eine Art Starrkrampf verfiel und ſeine Augen zu einem todt⸗nähnlichen Schlafe ſchloz. Der Kranke hat im Knapp chaftslazareth zu Mys⸗ lowitz Aufnahme gefunden, ohne daß die Kunſt der A'rzte es vermochte, ihn zum Leben zu erwecken. Nach den Krankenberichten macht der Patient ganz den Eindruck eines ruhig ſchlafenden Menſchen, deſſen „Armer Junge! So bin ich doch beſſer daran, freundlich und zuvorkommend: „Der Herr Geheim⸗ denn ich weiß, daß Luiſens reines Herz mir allein gehört und gehören wird trotz aller Schickſalstücke. Doch da find wir vor Eurem Hauſe, Leopold. Ob Dein Vater uns glücklich machen wied?“ * 55 ö „Der Herr Geheimrath iſt nicht zu ſprechen,“ meldete der Diener, als die Herren klingelten und die Thür aufging. „Unfinn,“ fuhr der Aſſ ſſor ungeduldig auf, „gehen Sie ſogleich zu meinem Vater und melden Sie den Hauptmann von Leuthold und mich.“ Kopfchüttelnd entfernte ſich der Diener, kam jedoch bald mit demſelben Beſcheid zurück. Leuthold wurde ſehr bleich, ſagte jedoch kein Wort, ſondern zog einen verfi⸗gelten Brief aus der Uniform und gab ihn dem Diener. „Sagen Sie dem Herrn Geheimrath meine Empfehlung und geben Sie den Brief hier ab.“ Zugleich ließ er in die Hand des Dieners ein Geldſtück gleiten, daß ſich derſelbe ſogleich und um vieles höflicher verneigt. Dann ſchüttelte Leuthold Leopolds Hand und ſagte: „Adjeu, Freund, empfirhl mich — Deiner Schweſter und komme ſobald es geht zu mir, hörſt 2 Gewiſſe Ereignſſe müſſen ſich doch bald ent⸗ wickeln.“ — Als der Hauptmann langſam die breiten, teppich⸗ belegten Stufen des Hauſes hinabſchritt, eilte Baron Linden haſtig an ihm vorüber und grüßte flüchtig. Die Herren kannten ſich wenig, doch unwillkürlich blieb der ſtattliche Off zier einen Moment ſtehen, um zu erfahren, ob jener auch abg⸗wieſen werde. Jetzt erſcholl das ungeduldige Klingeln, man öffnete und die Stimme des Dieners ſagte ſehr rath erwarten Sie ſchon, Herr Baron. Darf ich bitten, ſich hier links in das erſte Zimmer zu be⸗ mühen!“ Einen einzigen Moment erfaßte Leuthold ein heftiger finnloſer Zorn, ſein Auge ſprühte, die Hand ballte ſich und die Bruſt keuchte, er wollte umdrehen und von dem alten Manne, der ihn, den Freier der einzigen Tochter ſo ſchlecht behandelte, Rechenſchaft fordern; dann aber kehrte die Vernunft, die kühle Ul berlegung zurück und Leuthold ſah ein, Um Lu ſens Willen wollte und mußte er ſchweigen; fleilich, wenn ihn der Geheimrath definitiv abwieſe, dann würde er um ſein Lebensglück mit aller Macht kämpfen und nicht nachlaſſen, die Geliebte zu er⸗ tingen. — f Der Geheimrath kam voll ausgeſuchter Artig⸗ keit ſeinem Gaſte, dem Baron Linden entgegen. Den Brief Leuthold's, welchen der Diener Übergab, legte der Gelehrte gleichgültig auf den Tiſch und rief dann lebhaft: „Sie kommen mir ſehr gel⸗gen, beſter Herr Baron, und wir wollen doch gleich ihre Handſchrift mit einem Ociginalblatt Sebaſtian Bachs vergleichen, auf das er den Entwurf einer Cantate niederſchrieb.“ Einen Moment ſtand Lunden betroffen, er ver⸗ ſtand von Kunſtangelegenheiten nicht das Mindeſte, wollte doch aber dieſen Mangel keineswegs einge⸗ ſtehen. „Einem ſo hervorragenden Gelehrten gegen⸗ über verliert ſich mein Wiſſen in nichts, Herr Ge⸗ heimrath,“ wehrte er eifrig, „doch erwarte ich Ihre Belehrung.“ „Nun, die vorliegende Handſchrift muß wohl daß er durch ſeine Heftigkeit vielleicht alles verderben könne. g Körpertheile aber ganz erſtarrt und ſomſt vollſtändig unbeweglich find. Um Lotos am Leben zu erhalten, iſt es nothwendig, daß ihm die Nahrung eingeflößt wird, was in der Weiſe vor ſich geht, daß ein Hilfs⸗ wärter den Kranken vom Lager aufhebt und in ein ſchräge Lage bringt; alsdann wird erwärmte Milch in den Mund des ſchlafenden Bergmannes durch einen Schlauch eingeführt. Auf ärztliche Anordnung erhält er ferner jeden dritten Tag Milch mit Nieinus⸗ zuſotz, zeitweiſe Einſpetzungen in die linke Seite, Latos, welcher verheiratet iſt und bei ſeinen Ge⸗ noſſen in dem Rufe eines braven, unverdroſſenen u. fleißigen Menſchen ſteht, hält in ſeinen Zuſtande die Hände krampfhaft geſchloſſen, ſo daß die Nägel be⸗ reits in das Fleiſch eingedrungen find. Oft ſchon wurden Verſuche gemacht, die erſtarrten Glieder in eine andere Lage zu bringen; was wohl mit einiger Kraftanſtrengung moglich iſt, aber ſobald man los läßt fallen dieſelben in ihre frühere Stellung zurück, Die Z hen bewegen ſich, wenn man ein Bein dez Kranken in die Höhe hebt, ſo lange, bis dasſelbe wieder in die alte Krampflage kommt. Vorläufig iſt keine Ausficht auf Beſſerung des Zuſtandes des Bergmannes, diſſen Köͤcpertemperatur zwiſchen 37 und 38 Grad variirt, vorhanden. — Das dritte Opfer der Dienſtbotenmörder Franz und Roſalie Schneider in Wien, das Kinds⸗ mädchen Roſa Kleinrath, iſt nun ebenfalls aufge⸗ funden worden. Am 18. Nobpbr. ging der Lehrer Ant. Maller von Chriſtoffen in einem Walde dort ſpazieren; dicht am Wege fiel ihm ein großer Rei⸗ fighaufen auf; da er in der Zeitung geleſen, daß die Kleinrath vermuthlich in Chriſtoffen ermordet und ihre Leiche unter Reiſig verſteckt worden ſei, ſeo konnte er der Verſuchung nicht widerſtehen, das Reifig auseinander zu zerren. Zu ſeinem nicht ge⸗ ringen Schrecken fand er in der That ein Gerippe darunter; es waren die ſterblichen Ueberreſte de jungen Mädchens, wie bereits feſtgeſtellt ist. b Als preis wertes, praktiſches Weihnachisge⸗ ſchenk empfehle ich: Noßſeid. Baſtroben (gam Seide) Mk. 16.80 per Robe, ſowie Mk 22.80, 28.—, 34. , 42.—, 47 50 nadelfertig. Muſter von ſchwarzen, farbigen u. weißen Seidenſtoffen von 65 Pfge. an umgehend. Seiden⸗ fabrik⸗Depot G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Doppeltes Brieſporto noch der Schweiz. FUCCVCVVTVVVVVVUVUVUVUVV aus der Zeit jenes muſikaliſchen Wettſtreites mit monsieur Marechal ſtammen und d'r alte Leip⸗ ziger Organiſt hat vielleicht, als jener Franzoſe ver⸗ ſchwand, die ſchöne Gräfin Antonia von Brühl be⸗ ſchäftigen wollen, indem er ihr dies Lied ſandte.“ „Ja gewiß, Herr Geheimrath! Sie werden Recht haben und Sie meinen alſo, daß die Unſver⸗ fität das Schriftſtück erwerben wird?“ „Gemach, Herr Baron! Noch kann ich mein Gutachten nicht endgültig aussprechen. Wollen Sie gefälligſt die beiden Schriftſtücke miteinander gleichen? Der Rand der Cantate ſi ht bei weitem älter und vergilbter aus als Ihe Lied, auch finde ich, daß die Noten des letzteren viel regelmäßiger, ſteifer ſtehen als bei der Cantate.“ „I'nun, Sebeſtian Bach wird ſich bei T det Reinſchrift für Gräfin Brühl natürlich mihr Mühe gegeben haben, als bei jener Cantate.“ „Angenommen, dem wäre ſo,“ erwiederte der Geheimrath! „Aber ſehen Sie, die Ausführung des Baßſchlüſſeis iſt an der Cantate vollig anders als bei dem Liede. Dieſer Grundſtrichbogen ſteht dürſtig und kümmerlich — beinahe wie nachgemalt aus.“ „Nicht doch, da müßte man ja unterm Mikros⸗ kop Bleiſtiftſtriche entdecken oder wenigſtens aus⸗ radirte Stellen bemerken,“ ſagte der Baron eiftig. „Die ſehe ich freilich nicht, aber, halt, bite einen Moment um das Vergrößerungsglas — hier ſcheint doch etwas fortgekratzt zu ſein. Ja. ja, das Papier iſt auch rauh.“ „Aber ich bitte Sie, Herr Geheimrath, dies alte, grobe Papier iſt doch ſchon an ſich rauh.“ ver⸗ Au alt