Reden agen an de 9 8 1 1005 dun L 1 dür 5 da 0 4000 905 1 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. ar die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus- Zelle oder deren Nau 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 7 Druck und Verlag von Narl Molitor, Ladenburg. Mittwoch den 18. November —— Berlin, n dieſem Dienstag ſeine Arbeiten nach mehr als ichsmonatiger Pauſe mit der erſten Leſung der orlage, betr. die Beſtrafung des Sklavenhandels, wieder auf. Im Vergleiche mit früheren Jahren leltt das Reichs parlament diesmal etwas berſpätet Uammen, was damit zuſammenhängt, daß die digen Vorarbeiten im Bundesrate, vor Allem, was die Feſtſtellung des Etats anbelangt, eine un⸗ chng Shun ut Hollänöſe Cae wen K pech 14 Mate, Entfö- pit Aan s Milet im s igt f ba 1 1 Ali Ee g run mil Wia gen vn J den in deln fe 15 ragenden * g gewöhnliche Verzögerung erfahren haben. Hoffentlich bird der Reichstag gleich vom Wlederbeginne ſeiner Whäligkeit an beſchlußfähig ſein, damit die ohnehin ur genug bemeſſene Friſt bis zu den Weihnachts⸗ rien nach Möglichleit ausgenützt werden kann, denn im Januar wird verfaſſungsgemäß der preußische Londiag eröffnet und deſſen Konkurrenz übt, wie die Erfahrung lehrt, immer einen verzögernden Einfluß auf den Gang der Reichstagsgeſchäfte aus. Von Vorlagen, welche dem Reichstage bei ſeinem Zu⸗ ſammentritte oder doch kurz nach demſelben zugehen dürften, wären zu nennen der neue Etat nebſt den lden Nachtragsetats für 1891/92 und verſchiedenen Rechnungsüberſichten, der ſchon erwähnte Geſetzent⸗ wurf über die Beſtrafung des Sklavenhandels, die Vorlage über die Einziehung der Vereinsthaler öſter⸗ veichiſchen Gepräges und verſchiedene kleinere Sachen; außerdem reſtiren aus dem letzten Seſſionsabſchnitt noch das Telegraphenmonopolgeſetz und die Novelle zum Krankenkaſſengeſetz. Noch nicht fertiggeſtellt iſt im Bundesrate der Entwurf des Trunkſuchtsgeſetzes, ferner find angekündigt Vorlagen über die Herſtellung kleltriſcher Anlagen, über den Verkehr mit Wein und mit Giften und neue Weißbücher über Oſtafrika. Eis ſollen im Verlaufe der Seſſion auch noch andere Vorlagen eingebracht werden und ſchließlich wird es auch an Initiativanträgen aus dem Hauſe nicht fehlen. Der Reichstag fieht ſich alſo auch jezt wieder vor ein ziemlich reiches Arbeitsmaterial ge⸗ ſtellt, deſſen Bewältigung wohl den Zeitraum bis Oſtern beanſpruchen wird. Hoffentlich erfolgt dann endlich der definitive Schluß dieſer berühmten „langen Seſſion“, zu welcher der Reichstag bekauntlich ſchon am 6. Mai 1890 zuſammengetreten iſt. Berlin, 14. Nov. Fürſt Bismarck, welcher heute Nachmittag 5 Uhr 43 Minuten auf dem Stettiner Bahnhof auf der Durchreiſe von Varzin nach Friedrichsruhe hier eintraf, iſt Gegenſtand von Kundgebungen geweſen, wie ſie lebhafter kaum ge⸗ dacht werden konnten. hatten ſich Hunderte auf dem Bahnhof eingefunden, darunter eine große Anzahl Damen, zum Teil mit prachtvollen Blumenſträußen. Fürſt Bismarck lehnte ſich weit aus dem Fenſter und, nachd m Ruhe ge⸗ boten war, ſagte er ungefähr: Ich danke Ihnen für den herzlichen Empfang, es beglückt mich, ſo viele Freunde noch in Berlin zu wiſſen. Vor Rührung konnte der Fürſt kaum noch weiter, wieder wurde geſungen, die Hüte flogen in die Hohe, die Begeiſterung kannte keine Grenzen mehr. Der Salonwagen wurde vom Zug abgekoppelt und über die Nordbahn nach dem Lehrter Bahnhof geleitet, wo unter ſtärmiſchen Hochrufen die Weilerreiſe fort⸗ geſetzt wurde. Die Vorgänge bei Bismarcks Abreiſe vom Lehrter Bahnhof ſpotten der Beſchreibung. Aus den ununterbrochen donnernden Hoch- und Hurrah⸗ rufen löſte ſich eine ganze Reihe begeiſterter kurzer Anſprachen. Der Fürſt war, ſo vortrefflich er aus⸗ ſah, tief erſchüttert. Er ſagte zu Dr. Hahn⸗Oſten, er könne vorläufig nicht gut in den Reichstag kommen. Zunüchſt liege noch keine dringende Ver⸗ Trotz des ſchlechten Wetters 2 anlaſſung vor, außerdem habe der Fürſt leine Woh⸗ nung in Berlin. — Der Bundesrat hielt am Freitag Abend eine außerordentliche Plenarſitzung ab. In derſelben wurde den Geſetzentwürfen betr. die Feſtſtellung des Reichshaushaltsetats für 1892/3 und betr. die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwal⸗ tungen des Reichsheeres, der Marine u. ſ. w. zu⸗ geſtimmt. — Die Kataſtrophen in der Berliner Börſen⸗ welt ſcheinen doch noch nicht zum Abſchluß gelangt zu ſein. Das neueſte Ereignis dieſer Art iſt das Falliſſement der Charlottenburger Bankfirma Maaß, durch welches ebenfalls zahlreiche Perſonen in ihrem Vermögen empfindlich geſchädigt worden find. Der Inhaber der falliten Firma, Eduard Maaß, ſſtellte ſich ſelbſt der Behörde. — Eine bedeutſame Meldung kommt aus München, nämlich diejenige von der am Freilag erfolgten Paraphirung des deutſch⸗italieniſchen Han⸗ delsvertrages und der Unterzeichnung des Paraphir⸗ ungspeotokolls. Hiermit hat das wichtige handels⸗ politiſche Vertragswerk zwiſchen Deutſchland und Italien auch äußerlich ſeinen Abſchluß erfahren, und auch der Abſchluß des öſterreichiſch⸗italieniſchen Han⸗ delsvertrages wird in den nächſten Tagen erwartet. — In Braſilien hat der Bürgerkrieg nunmehr begonnen. Derſelbe beſchränkt ſich zwar dem Anſcheine nach zunächſt nur auf den Kampf zwiſchen der aufſtändiſchen Provinz Rio Grande do Sul und der Centralregierung in Rio de Janeiro, unzweifelhaft werden aber in denſelben auch die übrigen nach Unabhängigkeit trachtenden Provinzen, wie Grao Para und Bahia, bald hineingezogen werden. Bis jetzt find die Aufſtändiſchen in Rio Grande im Vorteil gegen die Truppen des den Bas Geheimnis der Jrau dt la Mart. 14 Roman von H. v Limpurg. Frau de la Mare ſah in dem ſchwarzen Spitzen ⸗ lleld bezaubernd aus. Eine gelbe Schleife ſteckte in Ihrem lockigen Haar und eine gelbe Roſe an ihrer Bruſt. Als ſie ſich nun haſtig erhob, um den Ver⸗ lobten die Gläſer zu füllen, glitt die Roſe zu Boden und gedankenſchnell hob Leopold ſie auf. Wie im Ttaume hielt er ſie in der Hand, dann ſteckte er ſie zu ſich, als ſei dies ganz ſelbſtverſtändlich. Juana hatte es bemerkt, ein unbeſchrribliches Glücksgefühl zog in ihre Stele, aber ſie ſagte kein Wort, nur in ihren ſchönen, dunklen Augen lag ein eigner Ausdruck und ihre Stimme klang anders als vorhin. „Reber Gott, wenn es moglich iſt, ſo mache mich noch glücklich. Ich glaube den Rechten gefunden zu haben!“ Eine halbe Stunde ſpäter brach die kleine Ge⸗ ſellſchaft auf, um in das Theater zu gehen. Vor dem Theater berabſchiedete fich Hauptmann von Leutholt und auch Juana trennte ſich mit herz⸗ lichem Gruße von den Geſchwiſtern, denn ihr Logen⸗ platz befand ſich gegenüber von deuen, welche der Geheimrath von Norden hatte. 5 „Ein entzückendes Weſen,“ bemekrte Leopold haltlaut, als er neben der Schweſter dahinſchritt, „wenn ſie nur nicht ſo reich wäre.“ „Wenn Du ihr Herz ſo genau kennteſt wie ich, Leopold,“ fiel Luiſe eifrig ein, „Du würdeſt ſie lie⸗ ben müſſen — trotz des Geldes.“ „O — daß ich's dürfte! Aber hier ſind wir ſchon vor unſerer Loge angelangt, glücklicherweise noch vor Popa.“ Der Geheimrath kam bald darauf in ſehr hei⸗ terer Stimmung an und ihm Baron Linden, welcher ſogleich den Platz neben Luiſen wie ein völlig unbe⸗ ſtrittenes Eigenthum einnahm und diefelbe mit einer Fluth von Fragen und Komplimenten überſchüttete. Daß die Antworten kühl und einfilbig ausfielen, ſchien der Baron gar nicht zu bemerken, ebenſowenig Leutholds aus der Offiziersloge unverwandt auf ihn gerichtetes Glas. Im erſten Zwiſchenakt begaben ſich die Herren ins Foyer und Baron Linden wandte ſich ſogleich nach der Loge, in welcher er Frau de la Mare ge⸗ ſehen hatte. Leopold, welcher hinter dem Baron mißtrauiſch berſchritt, bemerkte, wie ein off ner Brief aus deſſen Taſche fiel und hob ihn auf, unſchlüſſig. was er mit demſelben beginnen ſollte. Noch ſtand Leopold, halb laut von einer Säule pedeckt, als die Bogenthür ſich öffnete und Juana, todtenbleich, mit ſprühenden Blicken heraustrat, ge⸗ folgt von dem hoͤhniſch lächelnden Baron. „Aber, ich bitte Dich, Juana, weshalb biſt Du ſo zornig?“ ſagte der Baron halblaut. „Wer ſollte es mir berdenken, wenn ich Dich beſuchte?“ „Du gabſt mir Dein Wort, nie mehr meine Schwelle zu betreten, Oskar, und wie haltſt Du es * erwiederte Frau de la Mare erregl. „Die Not trieb mich dazu, mein Wort zu bre⸗ chen. Ich bin nämlich momentan in einer fatalen Verlegenheit, mein Herz, und wollte Dich bitten, — mir eine kleine Summe zu leihen!“ „Niemals!“ entgegnete Frau de la Mare ſcharf. „Ich habe geſchworen, Dir kein Geld mehr zu ge⸗ den, und — ich halte mein Wort.“ „Aber, liebe Juana, hilf mir nur dies eine Mal noch! Weshalb biſt du grauſam ? Willſt Du mich denn untergehen laſſen ?“ Sie bewegte haſtig den großen rothſeidenen Fächer und es dauerte lange, ehe ſie wieder ſprach: „Oskar, wenn Du mich hier noch länger quälſt — reiſe ich ab! Hätte ich gewußt, Dich hier zu tref⸗ fen, ich wäre nie hergekommen!“ a „Du Boöſe und weißt doch, mit welcher Liebe ich noch an heute Dir hänge!“ „Sprich nicht ſo, enweihe das Wort nicht und denke daran, wo wir uns befinden! Du untergräbſt meinen guten Ruf!“ „Haha, der Aſſeſſor von Norden iſt doch nicht hier; Du meinſt ihn doch, denn er macht Dir ſtark den Hof. Ja, ich glaube es wohl, Du diſt eine gute