Frdmoſſe unter der Fundamentirung wich urd den Bau auseinanderriß. Obgleich er den Verluſt leicht ertragen konnte und ihn durchaus keine Schuld traf, da er den Bou bedeutend ſtärker machen ließ, als die fachmänniſchen Saochverſtändigen verlangten, ſo beſchaftigte ihn dieſer Unfall doch ſo ſehr, daß er in ſtändiger Aufregung ſich befand und nicht be⸗ ſchwichtigt werden konnte. Die Teilnahme an dieſem ſchweren Fall iſt eine allgemeine und wird der Tod des tüchtigen und wohlthätſgen Mannes überall aufs tiefſte bedauert — Die badiſchen Landwirte werden Seitens des Proviantamts Korlsruhe dovon benachrichtigt, doß die Ankäufe von Roggen, Hafer, Heu und Rog⸗ genſtroh ous der diesjäbriaen Ernte nunmehr be⸗ gonnen boben. Man beabſichtigt den Producenten eine Abſotzquelle der genannten Naturalien zu eröffnen und werden auch die kleinſten Quantitäten angenommen und nach Qualität zu den Tagespreiſen ſofort gegen Quittung bezahlt. Es handelt ſich bei dieſer Maß⸗ nahme weniger um Abſchluß größerer Lieferungsver⸗ träge. Vielmehr iſt beabfichtigt, auch den Kleinbauern zum unmittelbaren Verkauf kleinerer Quantitäten an die Militärverwaltung um die laufenden Tagespreiſe Gelegenheit zu bieten. Dem Proviantamt wäre er⸗ wünſcht, wenn ſchon in allernächſter Zeit von dem Anerbieten ausgiebig Gebrauch gemacht würde. — Neuſtadt a. H., 6. Nod. Geſtern wurde in einem bieſigen bedeutenden Weingeſchäft unerwar⸗ tet von Seiten des Gerichts Beſuch obgeſtattet; das Ergebniß war, daß die Keller geſchloſſen wurden. — Berlin, 6. Nov. Die Kunden der falliten Firma Hirſchfeld und Wolff rekrutieren fich aus den böchſten Geſellſchaftskreiſen, ſelbſt Mitglieder des königlichen Hauſes ſollen, wie ein hiefiges Blatt wiſſen will, zu denſelben gebören. Thatſache iſt, daß der jetzige Kultusminiſter, Graf Zedlitz⸗Trätzichler, ein Kunde der Firma war und einen allerdings mößigen Betrag bon derſelben noch zu fordern hot. Die Firma verwaltete u. A. das Vermögen des gräflich Bredow'ſchen Fideſkommiß, ferner ein Ver⸗ mögen, zu welchem der Viz⸗präfident des Abgeord⸗ netenhouſes, von Benda, in nahen Beziehungen ſteht. Ferner nennt man die Grafen Lehndorff, Eulenburg und Lüttichau als Kunden und jetzige Gläubiger der Firma. Einer der Hauptkreditoren iſt Herr Schulz v. Heinersdorf mit ca. 500,000 M. Der Großinduſtrielle Heckmann, ein Kunde der Firma, iſt gegenwärtig Schuldner der Firma mit ca. 300,000 M. Zu den Gläubigern gehören ſerner der bekannte Reſtauroteur Rupolf Dreſſel ait ca. 22 000 M. Forderung, der Konditor Kranzler, der Befitzer der Kronenapothele, welche ſich im ſelhen Hause, Friedrichſtraße 160, befindet, ferner eine ganze Anzahl von arifſokratiſchen und bürgerlichen Perſönlichkeiten. Zu den Gläubigern gehören u. a. ouch mehrere der nahen und ſelbſt nächſten Ver⸗ wandten Wolffs, darunter ſeine Schweſter, die Witwe des Aſſ ſſors Dr. Löwenfeld, früberen Direktors der Nationalbank für Deutſchland, welche ca. 400,000 Mk, und ſein Schwiegerſohn, welcher ca. 100,000 Mk. zu fordern bat, die er ihm erſt vergangenen Samstag bar übergeben hatte. Im Ganzen beträgt die Zahl der Gläubiger 850 — 400. Als die Mit⸗ glieder des königlichen Hauſes, welche bei dem Zu⸗ ſammenbruch beteiligt ſein ſollen, werden genannt: die Kaiſerin Friedrich, der Prinz Heinrich von Preußen und der Herzog Günther von Schleswig⸗ Holſt⸗in⸗Auguſtenburg. Der nunmehr verhaftete In⸗ haber der Firma, Kommerzienrat Wolff, wußte ſtets um ſein Geſchäftsgebahren einen ſolchen Schein böch⸗ ſter Reſpektabilität zu verbreiten, er genoß in allen, ſelbſt in den feinſten Kreiſen ein Anſehen, daß man ihm ein unbegrenztes Vertrauen entgegenbrachte und gleichwohl bätte man bei ſeiner riefigen Ver chwendung, wie auch bei ſeiner Gewohnheit dem Hazardſpiel in in hohem Maße zu fröhnen — er ſoll oft auf eine Rarte 50 000 M. gewonnen oder verloren haben — ſchon längſt herausfühlen müſſen, daß der Glorien⸗ ſchein unächt, die Achtung, die man ihm entgegen⸗ brachte, unverdient war. Nun freilich find den allzu Vertrauensſeligen die Augen gtoͤffnet und zwar in bitterſter Weiſe, — betragen doch die Verluſte des Publikums bei dem Bankerott nicht weniger als fünf Millionen. Ob die harte Lehre etwas nutzt? — Rom, 8. Nov. Der Leichnam der mor⸗ ganotiſchen Gemahlin Wietor Emanuels, Gräfin Mirafiori, wurde geſtern, nachdem die Gruft erbro⸗ chen worden war, in Brand geſteckt, das Feuer wurde rechtzeitig gelöſcht; es hat nur die Füße der Leiche ergriffen, die ſonſt unverſehrt iſt. Der Thäter iſt unbekannt, man vermutet, daß ein Racheakt eines von dem Sohne der Gräfin entlaſſenen Dieners vor ⸗ liegt. f — London, 9. Nov. Aus Franklin im Staate Indiana kommt die Kunde von dem Auf⸗ treten einer Epidemie, deren Erſcheinen die Aerzte in Verlegenheit und die Einwohner in Schrecken verſetzt. Die Symptome find zuerſt hohes Fieber, we⸗ nige Stunden darauf beginnt die Zunge ſich zu ent⸗ zünden und anzuſchwellen, fie wird ſchnel Iba s tritt Schwäche ein und bold auch der Tod. Die Aerzte erklären, daß die einzige ähnliche ihnen he, kannte Krankheitserſcheinung die afſatiſche ſchwarze 1A Zunge“ iſt, gegen welche ein Heilm ttel bis jeht un, bekannt iſt. — London, 6. Nov. Die japanſſche Ge⸗ ſantſchaft teilt nachfolgende Depeſche mit: „Bel dem Erdbeben am 28. Okt. wur den in den Verwaltungs, bezirken Aſche und Gifa 6500 Perſonen gelötet 9000 b/rwundet; die Zahl der zerſtö ten Häuser wird guf 75 000, diejenigen der beſchädigten auf 1200 an⸗ gegeben. — Gegen Halsſchmerzen, 1) Kalkwaſ⸗ ſer wird zur Hälfte mit Waſſer verdünnt und da⸗ mit jede halbe Stunde gegurgelt, namentlich bei gelb⸗ lichem Belag. 2) Alaun eine Meſſerſpitze in ein Waſſerglas giebt vortreffliches leichtes Gurge lwaff'r. 8) Prießnitzumſchlog völlig vorbereſtet bis auf Ein⸗ tauchen in's Woſſee, um niemals Zeit zu perlſeren, Derſelbe bl⸗ibt Tag und Nacht auf dem Halſe lie gen, bis die Röte ſchwindet. 4) Senfpopier bei leich⸗ ten Entzündungen wird befeuchtet, bleibt 6—8 Mi⸗ nuten auf der betreffenden Stelle liegen. — Gegen Zahnſchmerzen, Ein einfach und ſicher helfend es Mittel gegen heftige Zahnſchmer⸗ zen iſt nach Mitteilung eines Abonnenten folgendes, Man taucht ein kleines, mehrfach zuſammengelegtez leinenes Läppchen in recht heißes Waſſer, und be⸗ ſtreicht und bedeckt domit das Zahr fleiſch und den ſchmerzhaften Zahn. Nach mehrmaliger Wiederholung dieſes Verfahrens wird der Zahnſchmerz verſchwun⸗ den ſein. Je wämer man die Aufſchläge macht und dulden kann, deſto ſchneller und beſſer wirken fie. — (Behandlung von Kühen bei Schlundver⸗ ſtopfung.) Nicht ſelten kommt es vor, doß Kühen Kartoffeln, Rüben und dergl. im Schlunde ſtechen bleiben. Statt nun da ſo raſch als möglich einen Sachverſtändigen beizuziehen, holt man oft den nächſten beſten Pfuſcher, der dann das Tier mit dem Peitſchenſtiel oder mit einer Weldengerte ſo lange traktiert, bis der Schlund durchſtoßen iſt und das Tier geſchlachtet werden muß. Wenn die Fremd⸗ körper noch im Halsteil des Schlundes ſtecken, ist es am geratenſten, dieſelben nach aufwärts zu ſchleben und durch das Maul heraus zu befördern. Steckt der Körper tiefer unten, dann muß er mittels der biegſammen Schlundröͤhre unter Zuhilfenahme don Flachsſchleim oder Oel recht behutſam in den Magen geſtoßen werden. auch prompter Mann, gieren würde.“ „Da kommt der Vater,“ flüſterte Luiſe erſchreckt. „Willſt Du mich heute gegen ſi⸗ben Uhr bei Juana abholen — ich glaube — ich hoffe — er wollte heute Beſuch machen.“ 8 „Ah — ich erröthe! Vortrefflich! Gewiß, ich komme und nun — ich war am neuen Teich, um dem Schlittſchuhlaufen zuzuſehen. Du ſollteſt auch hingehen, beſonders bei dem koͤſtlichen Wetter.“ Der Geheimrotb war bei den letzten Worten eingetreten und man ſetzte ſich zu Tiſche. „Ich habe für heute Abend Theaterbillets mit⸗ gebracht, Kinder,“ ſagte er freundlich, „um halb acht Uhr treffen wir uns in Foyer, denn vorher habe ich noch einen nöthigen Gang.“ „Und ich bin zum Kaffe bei Juana, von wo mich Leopold um halb ſteben abholen will,“ bemerkte Luiſe ohne von ihrem Teller aufzuſehen. „Ah vortrefflich, ſehr gut,“ nickte Herr von Norden befriedigt, übrigens, ehe ich es vergeſſe — Baron Linden wird auch im Theater ſein.“ „So,“ entgegnete Leopold ſchärfer als gewöhn⸗ lich. „Das gefällt gerade mir nicht recht, denn der Mann iſt mir zum mindeſtens unſympathiſch, zudem hat er geſtern Abend Luiſen in empörender Weiſe den Hof gemacht.“ „Nun, das iſt noch kein Capitalverbrechen,“ lachte der Geheimrath. „Zudem weiß Luiſe meine Münſche in der Richtung und wird ihr Benehmen danach einrichten.“ „Wie ſteht es mit dem alten Manuſeripte, dem Liede Sebaſtian Bachs, Papa? Laß Dich nur nicht 1 es muß ja eine nachgemachte Handſchrift 7 55 der wohl kaum prolon⸗ „Ich glaube nicht, zudem wäre ja Linden dann ebenfalls das Opfer eines Schwindels, denn ihm, dem reichen Manne kann man doch keinen Betrug zutrauen.“ . Die Geſchwiſter wechſelten einen bezeichnenden Blick und Leopold lenkte das Geſpräch auf ein we⸗ niger kritiſches Thema. Luiſe ſchwieg, ſie vermochte kaum von den Speiſen zu eſſen, denn ſeltſam dro⸗ hende Worte des Vaters legten ſich wie eiſiger Reif auſ ihr junges Liebesglück. — Am Nachmittage ſaßen in dem eleganten Bou⸗ doir der Madame de la Mare die beiden Damen beim milden Lampenlicht zuſammen. Luiſens blon⸗ der Kopf ruhte an Juanas Schulter und lachend und weinend erzählte ſie der Freundin die große Begebenheit des heutigen Vormittags. Lächelnd nickte dieſe ihr fort und fort zu, denn ſie hatte ſchon ge⸗ ſtern erkannt, wie es um dieſe beiden Menſchenher⸗ zen ſtand. „O Juana, er liebt mich,“ flüſterte das ſchoͤne Mädchen erglühend, „und dennoch dürfen wir un⸗ ſeres Glückes nicht froh werden — der Vater ver⸗ weigert mir ſeine Zuſtimmung.“ „Und weshalb? Dein Bruder erzählte daß Hauptmann Leuthold einer der beſten, vortrefflichen 71 und der tüchtigſte Off cer des Regiments e 97 „O, an Leuthold ſelbſt hat mein Vater wohl keinen Tadel, aber — Baron Linden hat ſeine Gunſt und mein Vater wünſcht, daß ich ihn heirathe.“ „Linden?“ rief Juana und ihr ſchönes Ant⸗ litz zog ſich drohend zuſammen, nein, in dieſes Schur⸗ ken Hände ſollſt Du nicht fallen, ſo lange ich es hindern kann. Laß die Dinge gehen wie ſte eben find und gieb dem Baron einen Korb, ſobald er um Dich anhält; aber der Gedanke an ihn ſoll Dein Glück nicht trüben, Luiſe. Wo kannſt Du den Haupt⸗ mann Leuthold ſehen und ſprechen?“ „Bei Dir allein, Juana,“ bat Luiſe, die gefal⸗ tenen Hände zu der Freundin emporhebend, „bringe mir dies Opfer der Freundſchaft — er kommt, um ſich Dir vorzuſtellen.“ „Aber meine liebe Luiſe, dieſer Freundſchaſts⸗ dienſt verſteht ſich ja ganz von ſelbſt. Das war ja das Klügſte was Ihr erfinnen konntet,“ rief die junge Wittwe fröhlich. „Natürlich muß Dein Verlobtet hierher kommen und zwar alle Tage, bis Ihr vor der Welt als Brautpaar auftretet. O. wie freu mich Dein Glück, Du Liebe, Beſte, mehr als wäre es mein eignes.“ i „Dein Glück kommt auch noch,“ ſogte Luſſe feuchten Auges, „denn ſölch ein gutes, ireues Ge⸗ ſchöft wie Du muß ebenkalls endlich glücklich wer⸗ den — und ich hege in der Beziehung einen innigen, geheimen Herzenswunſch.“ „Still, mein Lieb,“ wehrte Madame de la Mare lachend, aber fie ward dunkelroth, „laß dem Schickſal ſeinen Lauf, und greife ihm nicht vor — vielleicht blüht eines Tages auch bei mir die Wun⸗ derblume auf, daß ich das koſtlichſte allet Worte auszuſprechen vermag.“ „Ich kann es, Juana,“ hauchte Luiſe, „Fried⸗ richs Auge hat es mir gelehrt. Ach, daß der Him⸗ mel meines Glückes ſo trübe und ſorgenvoll iſt!“ „So find es noch andere Sachen, die Dich außer Lindens Werbung quälen ? Sei offen, mein Herz, erzähle mir alles. Vielleicht vermag ich zu (Fortſetzung folgt.)