1. Abr in e 3 2 Allgemeiner Anzeiger für e Erſcheint jed i 5 0 eint jeden Dienst 5 55 un Am; 16 vi 0 Mark 1 207 1 Freitag Abend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum dn Preis vierte ark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 9 i blatt Mk. 1.40 frei ins Haus 10 Pig, Lolcle Geſcafts- und Prbatamzeigen 6 Pfg. in dc N a . Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. i dakti : w an Moltter, Ladenburg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenbur en Nr. 87. Allerheiligen. einzelnen Vorboten der trüben Jahreszeit betrachtet — wie mit einem Schlag die Lücke im Leben der Natur. ober Noch ſtehen, wenngleich vergilbt, einzelne Blätter an tg! den dürren Baumzwe igen, ſtumme Zeugen ver⸗ 5 gangener ſommerlicher Herrlichkeit — ein Sturm⸗ e dund in der Nacht blaßt ſie hinweg, die kahlen Waume predigen dann die alte, ewig neue Lehre bom Vergehen, vom Sterben RN Vom Sterben! Auch im Entwickelungsgange N der Menſchen wie in dem der Natur 9 0 7 5 gungen Ende, wenngleich wit es oft nahen ſehen, wenn⸗ gleich wir immer w ſſen, daß es kommt und kommen Wg uin Muß, plözlich, erschreckend, vernichtend. Wie der u wa Sturmwind in der Herbſtnacht reißt der Tod die dürren, ach leider aber auch ſo manche grüne Blätter —— bn dem Baume des L bens erbarmungslos hinweg. ib: Orhein Dann ſtehen wir erſtarrt, erſchreckt und klagen bitter⸗ eur duft im; ch. — — — Der ganze Jammer des Todes tritt N ahnend und bedrückend uns an deu ernſten Feſt⸗ 0 Pan ge, ſoge vor die Seele, welcher eingeſetzt ift zum Ge⸗ hͤchtnis an die stillen Schläfer in den Friedhöfen 17 der Welt. Es rauſcht im Riedgraſe, es ſäuſelt durch die Cyprefſen, die Wellen fingen es zu Häupten der im Meere Verſunkenen: Ihr Alle, die Ihr lebt ind ſorgt, Ihr Alle, die Ihr ſtreitet und kämpft, Hir Alle, die Ihr dem Phantome irdiſchen Glückes ſachjagt, Ihr Alle kommt zu uns, um mit uns zu uhen, mit uns zu vergeſſen! Das iſt eine melan⸗ John In dali A bang each . mt 1. 7 1er, Fut 2 05 ai + I de fel 1 Bas Geheimnis der Frau de la Mare. 0 Roman von H. v Limpurg. „O ſicherlich. Ein andres Wort kann niemals n Menſchenherzen folchen Aufruhr hervorbringen, eb glückſeliger oder tie ſchmerzlicher Art, als dieſer urze Laut: „Ich liebe!“ Luise hat mir erſt neulich eine ſehr ähnliche demerkung gemacht; vielleicht kann ſie dies Wöoͤ t⸗ in unter dem Banne jener ernſten, braunen Män⸗ neraugen richtig aus prechen. Wie ſehr würde ich mich tuen, ſie glücklich zu ſehen.“ Die letzten Worte ſprach Juana warm und in⸗ 19, das Lächeln war von ihren rothen Oippen ge⸗ wunden und hatte einem nachdenklichen Ausdrucke Blatz gemacht. „Gnädige Frau, ich danke Ihnen für dieſe Worte Ale Leopold, fetzt gleichfalls bewegt. „Jo, meine Schweſter verdiente mehr als jedes andere Weſen glück ⸗ zu werden, denn ſie iſt im waren Sine des Vortes eine edle Seele.“ — „Sie hat keine leichte Stellung den Wünſchen res Herrn Vaters gegenüber ?“ bemerkte Juana. . 4 * vollen.“ „Baron Linden ſcheint — ſehr eifrig bemüht, Man ſagt immer: „Allmählich zieht der Herbſt uus Land!“ Das iſt wohl richtig, wenn man die Aber der Herbſt in ſeiner vollendeten Geſtalt, in ſener ganzen troſtloſen Oede, er kommt über Nacht, wir erkennen plotzlich ſeine Gegenwart, wir empfinden Holiſche Weiſe, aber wir vermögen an dieſem Tag „Nein, denn Papa hat etwas ſeltſame Launen f lnſichtlich der Art, Luiſens Glück begründen zu b i t er mir ferner als irgend ein Menſch; auch nicht die Samstag den 31. Oatober 1891 am allerwenigſten derſelben unſer Ohr zu verſchließen, und da es nun einmal ſo ist, ſo wäre es Thorheit, in kopfhängeriſcher Bettübtheit dieſer Melodie zu lauſchen. Das „Ruhen“ und das „Vergeſſen“ find ttrbſtende Töne in dieſen ernſten Harmonien. Wer wäre ſo feſt und hart im Sturme des modernen fittlich wertvoller. Die Millionen von Menſchen, welche in der Ausübung pietätvoller Liebe an die Grabſteine unvergeßlicher Verſtorbener treten, oder auch nur ihre Gedanken auf geliebte Weſen richten, die ferne im Todesſchlummer ruhen, ſie dürfen ſich auf Momente über das wüſte Drängen und Treiben des alltäglichen Lebens hinwegſetzen. Ihnen lönt auch noch ein anderes Lied aus den Gräbern her⸗ vor, als jenes melancholiſche memento mori. Die Nichtigkeit thörichter menſchlicher Leidenſchaften des Neides, des Haſſes, der Selbſtſucht wird ihnen in die Seele gerufen und vor der Majeſtät des Todes erſcheint die vernichtende Zwietracht, welche die Welt durchtobt, in ihrer ganzen nichtigen Erbärmlichkeit. Die Liebe führt die Menſchen an die Gräber, that⸗ ſächlich oder in Gedanken, und die Liebe iſt das Mahnwort, welches in ſtummer Sprache jedes Kreuz⸗ chen, jedes ſtolze Monument auf dem ſtillen Fried⸗ hofe predigt. Das kräſtig ſich regende, oft im Drange des Alltagslebens in Schlummer gewiegte Bewußtſein, daß hinter dem Sein das Vergehen, hinter jedem Beſitz der Verluſt lauert, es erhöht die Empfindung für den Mert des Befitz s, es erzieht zu Liebe und Nachficht, zu Freundſchaft und Barm⸗ Luiſens Beifall zu erlangen, doch bleibt ſie ernſt und kühl.“ „Er ſoll es nicht wagen, ſie mit Redensarten zu beläſtigen,“ brauſte da der Aſſeſſor auf, „meine Geduld iſt nicht lang.“ — Juanas dunkle Augen flammten leidenſchaftlich auf. „Nein,“ ſtieß ſie heftig hervor, „er darf Lui⸗ ſen nie erringen, denn er iſt ein — Ehrloſer — ein Böſewicht.“ Nordens Antlitz verfinſterte ſich noch mehr. „Sie kennen jenen Herrn, gnädige Frau?“ frug er herb. „Nach Ihrer Abweiſung ſeiner — freundſchaftlichen Begrüßung zu ſchli ßen, kann er Ihnen nur wenig angenehm ſein.“ „Ich haſſe ihn,“ flüſterte ſie leidenſchaftlich, „denn ich weiß, er trachtet nach meinem Gold und will mein Elend; er konnte kalt lächelnd zuſehen wie ein Menſch getödtet würde, wohl auch ſelbſt die Waffe zu feigem Morde heben.“ „Gnädige Frau, werden Sie mir unter dieſen Umſtänden eine Frage erlauben? In welchen Bezi e h⸗ ungen ſtand — jener Mann zu Ihnen?“ Juana wurde todtenbleich, das gefüllte Weir glas zitterte in ihrer kleinen Hand und über die weiße Damaſtdecke ergoß ſich eine rothe Fluth. „Ich — habe hn einſt gekannt,“ flüſterte fie leiſe und mit bebenden Lippen, „doch heute — ſteht g geringſte Beziehung verknüpft mich mit dem Elenden.“ Lebens, daß er nicht zuweilen müde würde, weſſen Leben wäre von ſo ſonnigem Glück durchſtrahlt, daß er nicht in Dieſem oder Jenem ſich nach dem Vergeſſen ſehnte?! Darum iſt der Gedanke an das Sterben nicht ein auschließlich niederdrückender. In vielen Dingen aber iſt er ſogar ein erhebender und herzigkeſt. Düſter find die Trau⸗ klänge, wilche am Allerheiligentag durch die weite Welt ſchallen, a läuternd und beſſernd für zahlloſe Menſchenherzen zieht eine Dichter⸗Weiſe ſich durch die klagenden Geſänge, eine ernſte mahnende Weiſe: O lieb, ſo lang Du lieben kannſt, O lieb, ſo lang Du lieben magſt, Die Stunde kommt die Stunde kommt, Wo Du an Gräbern ſtehſt und klagſt. Volitiſches. Berlin, 28. Okt. Bei den mehrfach ange⸗ kündigten Mehrforderungen für die Artillerie han⸗ delt es ſich nach der Allgemeinen Reichskorreſpondens zunächſt nur um die Aufſtellung einiger Batterrien, um den geplanten Rahmen der Formation voll zu machen. Eine Vermehrung des Mannſchaftsſtandes komme hierbei nicht in Frage, wohl aber eine nicht unbedeutende Vervollſtändigung des Attilleriemateri⸗ als, der Geſchütze, der Mumtionwagen, Zugpferde u. ſ. w, Ferner werde ein Forderung aufgeſtellt für die Beſchaffung von Geſchützen und Munition. Bezüglich der Frage, ob in Zukunft Bronze- oder Gußſtahl zu den Gl ſchützen verwendet werden ſoll, habe man ſich entgiltig für den Gußſtahl entſchieden. Berlin, 27. Okt. Wie der „Reichsanzeiger“ mitteilt, hatten in dieſem Frühjahr die om Abofluſſe wohnenden Stämme dem Gouverneur von Kamerun den Gehorſam gekündigt und den zur Friedensſtift⸗ ung entſandten Kanzler Le ſt angegriffen. Die Be⸗ hörden im Schutzgebi te erachteten es als zur Auf⸗ rechthaltung des diutſchen Anſehens erforderlich, die Aboſtämme gewaltſam zur Unterwerfung zu zwingen. Freiherr v. Gravenreuth wurde mit der Expedition beauftragt. Gleichz⸗itig beſchloß der ſtelldertretende Gouverneur Schuckmann, den Flußdampfer „Soden“ Leopold von Norden hatte das Antlitz ſeiner Nachbarin unverwandt betrachtet, ſeine Lippen preß⸗ ten ſich feſt zuſammen, kein Laut entrang ſich den⸗ ſelben und ein tiefer Schmerz wühlte in ſeiner Bruſt. „Aber der Baron liebt Sie vielleicht noch, gnä⸗ dige Frau,“ ſagte Leopold dann tonlos, „er macht weniſtens kein Hehl aus ſeiner Bewunderung für Sie.“ „Er ſoll es wagen,“ murmelte die Spanierin drohend, „nicht umſonſt fließt ſüdlich Blut in mei⸗ nen Adern — ich kann den Elenden nur haſſen.—“ Der Aſſeſſor ſchien j⸗zt wieder freier zu athmen, ſeine Stirn klärte ſich, das Lächeln kehrte zurück auf ſeine Lippen und als die Geſellſchaft ſich von der Tafel erhob, da flüſterte er triumphirend vor ſich hin: „Wenn ſie haſſen kann, ſo ſoll ſie auch lernen — zu lieben!“ Sehr erregt kam Baron Linden nach dem Sou⸗ per zu dem Sohn des Hauſes, ergriff vertraulich diſſen Arm und flüſterte ihm zu: „Ah, beſter Nor⸗ den! Auf ein Wort! Ich bin ganz ibm Taumel, ganz entzückt von der Liebenswürdigkeit Ihrer Fräu⸗ lein Scpweſter! Was ſagen Sie dazu ? Meinen Sie, daß ich es wagen dürfte —“ „Was meinen Sie, mein Her?“ etw derte Leopold kühl. „Tänze find heute nicht zu vergeben, denn es wird nicht getanzt, ſondern nur muficitt.“ „Aber ich bitte Sie, Herr von Norden, Sie wollen mich offenbar nicht verſtehen. Ich meine —