welchen die evangeliſche Konfeffton allein Pfarr⸗ rechte hat, und der Frohnleichn mstag in Gemeinden, in welchen die kathoſiſche Konfeſſſon allein Pfarr⸗ rechte hat. 5 — Schriesheim, 25. Okt. Geſtern Abend hat ſich dabier Schneider Weber erſchoſſen. Derſelbe war ſeit dm 1. dieſes Monats zu den Dragonern in Karlsruhe als Rekrut eingezogen, entfernte ſich aber aus ſeiner Garniſon und kehrte nach Hauſe zurück. Seine Angebörigen machten hn auf das Strafbare feiner Handlungsweiſe aufmerk⸗ ſam und drangen in ihn ſich wieder in Karlsruhe zu ſtellen, da er ſonſt von der Gendarmerie geholt würde. Der junge Mann ging in den Garten und erſchoß ſich. — Mannheim, 22. Okt. Schwurgericht. 8. Fall. Unter der Anklage mehrerer Verbrechen gegen § 177 des R.⸗St.⸗G.⸗B. ſteht der 27 Jahte alte ledige Bäcker Auguſt Siegel von Friedrichsfeld, wohnhaft zu Schwetzingen. Derſelbe ſollte die drei ihm zur Lat gelegten Thaten im Mai und Juni d. J. bei Schwetzingen an den drei dort wohnhaften Mädchen, der 17 Jahre alten Anna Kteiter, der 21 Jahre alten Barbara Martin und der 19 Jahre alten Katharina Schenk begongen haben. Allein durch die Aussagen der genannten Mädchen, die über viele Punkte mit der Sprache nicht recht herausrücken wollen, kann ein ausreichender Beweis für geſetzlich ſtrafbare Handlungen des Angeklagten nicht geführt werden und wurde derſelbe koſtenlos freigeſprochen. 9. Fall. Den Schluß der Schwurgerichtsverhandlungen bildete die Anklage gegen den 29 Jahre alten verantwortlichen Redakteur der hieſigen ſozialdemokratiſchen „Volksſtimme“, Herrn Hermann Keßler von München, hier wohn ⸗ haft, wegen Beleidigung des Landeskomm ſſärs Herrn Geh. Oberregierungsrates Frech in deſſen Eigenſchaft als Beamter. Die Beleidigung iſt verübt worden durch einen in Nr. 238 der „Volksſtimme“ erſchie⸗ nenen Artikel mit der Ueberſchrift „Eines ſonder⸗ baren Auftretens. Das Utteil des Gerichtshofes lautete auf 2 Monate Gefängnis und Tragung der Koſten. a — In Mannheim wurde ein Brief mt folgender Adreſſe: „An mein lieber Sohn Mezger Kanonenſoldat, reitet en Kolfugs hinter der Mufig, in Mannem“ richtig an den Adreſſaten durch den findigen Stephans jünger befördert. 5 Heidelberg, 23. Okt. Janerhalb 14 Tagen find hier vier Selbſtmorde vorgekommen; der in ihren Händen ſchaukelte ſeltſam, und als ſie nach einigen Sekunden zu dem Frager aufſah, glänzte eine Träne in ihren blauen Augen. „Warum nicht, Herr Hauptmann? Vielleicht hilft Gott der Herr noch über alle Schwierigkeiten hinweg,“ flüſterte ſie dann. a „Das können Sie ſagen und mir raten! O Luiſe, wenn es moglich wäre! Auf den Knieen wollte ich danken.—“ Aber liebes Kind, Du vernachläſſigſt Deine Pflichten als Hausfrau, we es ſcheint ganz unver⸗ antwortlich,“ ertönte plotzlich des Geh eimrats Stimme dicht neben dem ſchönen Paare. „Es geht wirklich nicht, mit einem Gaſte ſo lange zu plaudern, wo wir alle auf das Zeichen zum Souper warten. Ah, guten Abend Herr Hauptmann! Noch ſo ſpät. Es iſt ſehr freundlich von Ihnen, daß Sie noch gekom⸗ men find.“ 5 „Du giebſt ſonſt dem Diener immer ſelbſt das Zeichen, Papa,“ entgegnete Luiſe, die bei den ſchar⸗ fen Worten des Vaters zuſammenzuckte und todten⸗ 0 geworden war. „Aber wenn Du heute wün⸗ e — 41 „Ich wünſche, Dich nicht mehr auf Deine Pflicht aufmerkſam machen zu müſſen,“ fügte der Hausherr mit finſtrem Blicke hinzu und wandte fich, den Haupt⸗ mann vollig ignorirend, zum Gehen. Dann rief er aber leiſe zurück ſeiner Tochter zu: „Baron von Linden wird Dich zu Tiſche führen, Luiſe. Ich habe die Plätze demgemäß geändert.“ Der Oberſt von Keantz muß doch mein Nachbar ſein.“ a Wenn ich es wünſche, haſt Du Dich jederzeit zu fügen, Luiſe; verg⸗ß das nicht!“ — —ä—᷑ „Aber, lieber Papa, das iſt ja nicht möglich. ndene Selbſtmörder krug f Houfgefu „kette, am Ko ſerſtubl oufgef war; „Dis bei ſich einen Zettel, 0 „ iſt beſſer als Koch'ſche Lymphe.“ i i 1 0 spe 84 Okt. Geſtern wurde ganz unvermuthet ein erſt ſeit einigen Tagen hier in Dienſten ſtehendes Mädchen auf dem Felde bethaftet und heute durch den Herrn Wachtmeiſter nach Mosbach verbracht. Wie man hö t, ſoll das Mädchen ſich neben einem Diebſtahl auch der Kin⸗ desausſetzung ſchuldig gemocht haben. Auf dem Wege von Meckesheim hierher hielt es nämlich in Neiden⸗ ſtein bei einer armen mit Kindein reich geſegneten Familie Raſt. Das Mädchen bat nun die Frau, ihr kleines Kind einige Augenblicke in Obhut zu nehmen⸗ was dieſe auch bereitwilligſt that. Hierauf entfernte ſich dieſes, um ſich nicht mehr blicken zu laſſen. Die Rabenmutter wurde erſt hier durch die Gendarmerie erwiſcht und ſieht nun der gebührenden Strafe ent⸗ egen. 0 2 — Tauberbiſchofsheim, 23. Olt. Die hieſige Apotheke wurde von dem ſeitherigen Beſitzer, Heren Eichhorn, welcher dieſelbe vor 8 Jahren um 115,000 Mark erwarb, um 235,000 Mark an Herrn Apotheker Beſtel aus Augsburg verkauft — Dar mſtadt, 24. Okt. Geſtern Abend wurde der Kartoffelhändler Johann Peter Arndt v. Mörfelden bei ſeiner Heimkehr im Walde zwiſchen Mitteldick und Mörfelden auf ſeinem Wagen über⸗ fallen, mittelſt mehrerer Stiche in den Kopf ermor⸗ det und ſeiner Baarſchaft beraubt. — Berlin, 25. Okt. In der vorigen Nacht wurde eine Frauensperſon, die Proſtituirte Hedwig Nüſche in ihrer Kelletwohnung von einem Manne durch Meſſerſtiche in den Hals ermordet. Der Leib iſt der Länge nach aufgeſchlitz t. — Berlin, 26. Okt. Als mutmaßlichen Mörder der Proſtituirten Nitſche wurde heute der ſtellenloſe Kommis Ernſt Schulze aus Wachow, Kreis Weſthavelland, verhaftet. — Flensburg, 21. Okt. In der hieſigen Walter'ſchen Papierfabrik wurde durch die leichtfin⸗ nige Handlungsw iſe einer Arbeiterin der jugendliche Arbeiter Pederſen guillotiniert. Er war mit dem Rei⸗ nigen der Papierſchneidemaſchine und dem Entfernen der Abfälle beschäftigt; als er die Maſchine ſchmieren wollte, legte er ſich platt auf den Unterleib und ſteckte den Kopf unter das haarſcharfe Meſſer. Ein unglück⸗ ſeliger Zufall fügte es, daß eine Arbeiterin die Ma⸗ ſchine plötzlich in Bewegung ſetzte; das ſcharfe In⸗ ſtrument fuhr herab und durchſchnitt dem Unglückli⸗ ———— — — Und er ſchritt dahin, während das arme Mäd⸗ chen tief entſetzt zu Leuthold aufſah, dem unfreiwil⸗ ligen Zeugen dieſer unerquccklichen Unterredung. „Werden Sie nun vetſt hen, Herr Hauptmann, daß ich — nicht glücklich bin?“ frug ſte ſchmerzlich. „Leopolds Bruderliebe allein hilft mir durchs Leben!“ „Fräulein Luiſe,“ rief Leuthold erregt und kämpfte mit ſeiner inneren Empörung, „das war zu viel. Bin ich Ihrem Herrn Vater ein ſo unwillkom⸗ mener Gaſt, daß er, meine Anweſenheit faſt ignori⸗ rend, zu Ihuen, wie zu einem ſeiner Untergebenen reden darf. Es iſt furchtbar — uad ich gehe, denu meine heimliche Hoffnung, bim Souper Ihr Nach⸗ ber ſein zu dürfen, war, wie ich einſehe, eine un⸗ beſcheidene.“ „So wollen Sie mich auch verlaſſen?“ frug ſt: ſchmerzlich, „Ihr Platz iſt dem meinigen gegen⸗ über und — ich mochte nicht gern mit dem faden Baron allein ſein. Bitte — bleiben Sie noch und tragen Sie mir meines Vaters Fehler nicht nach“ Eine Sekunde lang hüllt Leuthold die ihm ſchüch⸗ tern dargereichte kleine Hand in der ſeinen und dieſe kurze Spanne Zeit dünkte ihm die köſtlichſte feines ganzen bisherigen Lebens. Dann öffneten ſich die Thücen des Speiſeſaals und die Geſellſchaft begab ſich in denſelben. Baron von Linden hatte der Tochter des Hau⸗ ſes den Arm gereicht, Leopold führte Madame de la Mare und der Geheimrath blickte befriedigt auf dieſe beiden Paare. „Wenn mir das Sch ckſal wohl will,“ dachte er bei fich, „ſo gelingen die beiden Patien, denn der Baron ſowohl als die ſchöͤne Spanierin ſind ſehr reich und meine Kinder koͤnnen mi daß ich ſo für ihr Wohl ſorgte.“ r ſein, en buchſtäblich den Nacken und den Halswirbel; 55 auf der St lle tot. 5 9. 1 Werber — Bukareſt. 24, Ott. Bei Ran wurde un Bomben auf das Bahngeleiſe geworfen, während ein Gmaf Militärzug poſſſerte; 10 Soldaten ſind kot, 6 wur⸗ n Wenn“ den ſchwer verwundet. 10 „ . — Petersburg, 24. Olk. In Staroduz ed de (Gouvernement Tſchernigow) und anderen Oi daun 4 ſchaften des Gouvernem nis hat der Pöbel eine Judenh tze inſcenirt und die Geſchäfte und Hüuſer darbe bes der 1 geplündert. 30 Juden ſollen geibtet N 172 4. und gegen 500 verwundet ſein. e ö — Wien, 25. Okt. Dem Lemb. „Pizeglond“ „, d Ernte wird aus Kiew berichtet, daß bei den jüngſten Er enlabem * cſſen in zahlreichen Octſchaften des Gouvernemens , et- Tichernigow dreißig Juden erſchlogen worden find 1 015 A0 und gegen 500 Juden mehr oder weniger erheb l 90 25 liche Schußwunden davongetragen haben. Einzelne Polizeiorgane ſympath'ſt rten offen mit den Rädels führern und erſt das herbeigeruſene Militär bemühe ſich, die Ordnung teilweiſe wieder herzustellen. Bo Anarchiſten ſei das Gerücht verbreitet worden, daf die Juden heimlicherweiſe große Getreldemengen an gekauft hätten, um eine Preisſteigerung herbeſſu führen. — Bern, 26. Okt. Durch das geſtrige Fee Meiſingen find 1500 Perſonen obdachlos. Bern, 25. Okt. Das Dorf Meiringen im Berne Obecland (2809 Einwohner zählend), iſt zum großen Theil niedergebrannt. Das Poſt⸗ und Tilegraphen gebäude find mitverbrannt, der Bahnhof ſteht Flammen. Bei dem Ausbruche des Brandes gin ſtarker Foͤhn. — Limoux, 26, Okt. In Folge von le berſchwemmungen im Departement Aube ſind meh⸗ rere Gebäude eingeſtürzt und gegen 20 , in 1 50 linen. 515 5 (4 nt getödtet, neun werden noch vermißt. Ferner wurde N Lusen viele Brücken weggeriſſen. Die Ernte iſt verloren, 33 Neil ö — Grenoble, 27. Okt. Ein Perſonen ng pam zwiſchen Lyon und Grenoble iſt beim Bahnfof Irn! Moirans entgleist und gab es dabei 15 Todte und 40 Verwundete. 1 0 rn Ball-Seidenſtoffe v. 95 Pfge. 44. N bis 14.80 p. Met. — glatt, geſtreift u. gemuſtert — verſ. roben⸗ und ſttckweiſe porto⸗ und zollfrei das Fabrik⸗Depot von G. Henneberg (K. u. f. Hoflief.) Zürich Muſter umgehend. Doppeltes Brieſporto nach der Schweiz. N uind kanalhteim 3. Nerz Leopolds und Juanas Plätze waren ſo, daß lun kſpimiſt ſie Luiſe mit ihrem Nachbar, ſowie auch Hauptmaum n amen cen von Leuthold ſehen konnten; man begrüßte ſich ge⸗ Fängen genſeitig über die Tafel hin freundlichſt und Juana um Ain. 0 wandte ſich dann leiſe zu Leopold mit den Worken; Iten fen „Die arme Luiſe hat einen nicht ſehr ſympa⸗ an 3 tiſchen Tiſchherrn erlangt. Werden Sie mir zücnen, n bin wenn ich ſehr aufrichtig bin?“ ein du „Gewiß nicht, gnädige Frau; ich möchte am 2 liebſten das gleiche Recht beanſprachen,“ erwſderfe K Leopold. engel „Ich würde mich gefreut haben, ſte neben dem Uu ſtattlichen Officier dort ſitzen zu ſehen,“ fuhr Juana u Butt. fast. — „Ich auch, es iſt Hauptmann von Deuhold, mein beſter Freund.“ „Er ſieht ung ⸗mein ſympathiſch, aber etwas ſehr ernſt aus und ich täuſche mich ſicher nicht, wenn ich meine, daß er meine geliebte Freundin Luiſe bf. ters und — anders anſieht, als man es einer gleich- gültigen Perſönlichkeit gegenüber thut.“ 4 „Alſo, gnädige Frau, ohne Umſchreibung „Sie find eigentümlich, Herr don Norden; alſo ich meine, daß er — ſte liebt.“ i „Danke unterthänigſt, gnädige Frau,“ ſagie der Aſſeſſor heiter. „Ich wollte nur ſo gerne hören, lar 0 Perl ob eine Ausländerin dies köſtlichſte, teuerſte Wort un 8 unſerer Sprache aussprechen kann.“ 5 Juana ward unwillkürlich rot bei Leopolds U dt lachenden, übermütigen Worten und ſpfelte etwas . befangen mit dem kofibacen Federſächer, dann ober frug ſie n.aiſch: „Es frägt ſich, ob dies in det That das „köſtlichſte“ Wort Ihrer Sprache ist.“ FCFortſetzung folgt.) 5 810 175 8 1