ags Nachts den Tumult anbört, den die fungen Burſchen auf der Straße inmitten der Stadt unge ⸗ hindert machen können, ſo ſt es nicht zu verwun⸗ dern, wenn derartige Exe ſſe vorkommen lö inen. * Heddesheim, 20. Okt. Gelegentlich der hiefigen Kirchweihe wurde in der Nacht von Sonn⸗ tog auf Montag in der Nähe des evang. Pfarr⸗ hauſes der 23jährige Getreidcarbeiter Adam Schu⸗ bach von hier von einem Fremden überfallen und ihm ein Stich in die linke Halsſeite virſetzt, welcher die Schlagader durchſchnitt. Schubach ſchleppte ſich in ſeine Behauſung, woſelbſt er infolge des ſtarken Blutverluſtes tot zuſammenbrach. Der That ver⸗ dächtig find der 29 Jahie alte Heizer Nikolaus Neff und der 21 Jahre alte Fabrikarbeiter Philipp Schorſch, beide von Viernheim. Am Montag früh wurden beide verhaftet. Nach den bisherigen ge⸗ machten Erhebungen ſcheint Philipp Schorſch der Thäter geweſen zu ſein. — Edingen, 19. Okt. Die Einweihung des neuen Schulhauſes bier fand wie folgt ſtatt: Gegen 2 Uhr ordnete ſich beim „Pfälzer Hof“ der Feſtzug, in welchem die Schuljugend, die Gemeinde vertretung, Militär⸗ und einige Geſangbrreine ber⸗ treten waren. Die Muſik ſtellte eine Abteilung der Regimentsmufik des 28. Dragoner⸗Regiments aus Darmſtadt. Der F ſtzug bewegte ſich durch mehrere Straßen des Ortes nach dem neuerbauten Schulhauſe, woſelbſt nach einem allgemeinen Geſang Geſangvereins“ der evangeliſche Geiſtliche, Herr Dichters, die Feſtrede hielt. nächſt auf die geſchichtliche Bedeutung des Einweih⸗ ungstages hingewſeſen, welcher nicht allein als Ge⸗ denktag der Voͤlkerſchlacht bei Lipzig, ſondern auch als Geburtstag des unvergeßlichen Kaiſers Friedrich hervorzuheben ſei, wüaſcht er für das neuerbaute Haus die Inſchrift: „Jugendbildung, Religion und Vaterlandsliebe“. Herr Nadler ſprach ſich eingehend dabei an den Ausspruch Kaiſer Wilhelms I.: Die Religion muß dem Volke erhalten bleiben, ſie ſei die feſte Grundlage, auf welcher die Staaten ruhen. Als letzte Aufgabe bezeichnete ſodann Redner die Pflege der Vaterlandsliebe in der Schule; hier könne der Lehrer dadurch wirken, daß er die Heldenge⸗ ſtalten der deutſchen Geſchichte den Schülern vor Augen führe. Herr Pfarrer Nadler ſchloß mit den Worten Schillers: An's Vaterland, an's theuere, —— — — — —— — mit einem Elenden ſchlagen helfen, ſollte für Dich reden — den ich berachte und verabſcheue! Fort aus meinen Augen und wage Dich nicht mehr über meine Schwelle!“ „Alſo unerbittlich, Juana,“ lachte der Baron ſehen bei Geheimrat von Norden l, a Sein teufliſches Lachen klang, als er ſchon längſt das Haus verlaſſen, hinter der gequälten Frau her, die in leidenſchaftliches Schluchzen ausbrechend auf ein Sopha ſank. „Mein Gott, o mein Gott!“ jammerte ſte außer darf nicht frei aufathmen — und vielleicht nie glück⸗ der Erde, daß ich dieſen Elenden nicht zu ſeh en brauche. Er iſt die Qual meines Lebens!“ * a ö Als Leopold von Norden um ein Uhr vom Regietungsgebäude heimkehrte, vernahm er plotzlich hinter ſich ein ſehr cordiales, lautes: „Guten Mor⸗ gen, Herr Aſſiſſor! Woher des Wegs?“ Ueberraſcht wandte ſich Leopold um und erblickte den Baron von Linden in eleganter Vifitentoilette. Der Baron ſchob denn auch ſogleich ganz ungeniert den Arm unter den des Aſſeſſors und ſagte unbe⸗ fangen: „Ich bin nämlich auf dem Wege zu Ihrem Herrn Vater, lieber Aſſiſſor, um ihm die bewußte Handſchrift vorzulegen, die er für echt begutachten ſoll. Doch iſt eigentlich kaum ein Zweifel noch darüber vorhanden.“ . „Was iſt das denn für eine Handſchrift?“ „Ein Lied ohne Worte von Sebaſtian Bach.“ der Schuljugend und einem Vortrag des „Männer⸗ a in Hersfeld ſtattgehabten Marktes wollte ein Land⸗ Pfarrer Nadler, ein Sohn des bekannten pfälziſchen wirth in einem am Marktplatz liegenden Laden ein Nachdem Redner zu⸗ über den Begriff dieſer drei Worte aus, er erinnert „ich ſollte meine Freundin in das Joch einer Che jetzt höhniſch, „Nun denn, ich hoffe, Du beſinnſt Dich noch eines B ſſeren. Alſo morgen auf Wieder⸗ ſich, „ſo muß ich dieſe Feſſel mit mir ſchleppen, lich werden! O, warum bin ich nicht tot und unter ſchließ dich än ze. — Der Geſangberein German teug ſodann ein Lied vor, worauf die Uebergabe der Schlüſſel ſeitens des bauleitenden Architekten, Herrn von Kenne, an den Gemeinde vorſtand erfolgte. Herr Bücgermeiſter Sporagel übergab den Bau den Herren Lehrern und namens derſelben ſproch Herr Hauptleh er Eitel den Dank aus. Nach einem wei⸗ teren Geſangsvortrag durch den „Sängerbund“ er⸗ folgte ſodann die Beſichtitung des Baues durch die Herren Wertreter der Staats⸗ und Gemeindebehörde und der Einzug der Schulkinder in das neue Ge⸗ bäude. Den Schuskindern wurden zur Erinnerung an den Einweihungstag Bretz eln überreicht. F ſtzug ſetzte ſich hierauf wieder in Bew gung und bigab man ſich nach dem Saale der Actienbrauerei, wo ein Banket ſtattfand; das ſſelbe wurde durch Mu⸗ ſik⸗ und Geſangsvorträge der oben genannten Vereine berſchönt. Der kathol. Oetsgeiſtliche, Herr Pfarrer herzogin Louiſe und Herr Brauereidlrektor Lochert feierte den deutſchen Keiſer, worauf die Keiſerhymne ſtehend geſungen wurde. Weitere Anſprachen hielten Herr Architekt Hans von Kenne und der Braumeſſter der Edinger Aktienbrauerei. Das Bankett erreichte beiſammen hielt. mung f ö — Arolſen, 16. Okt. Während des jängſt 1 1 5 1 Gewehr kaufen. Er nahm eins, das er nicht geladen glaubte, in die Hand und zielte in eine Schaar ſpfe⸗ lender Knaben. Plötzlich krachte ein Schuß und ein ſiebenjähriger Knabe lag todt am Boden. Ein an⸗ derer achtjähriger wurde ſchwer verletzt und in das Krankenhaus gebracht, wo er bald ſtarb. Schwer verwundet wurde ſerner ein Mann am Arm und eine Frau nicht unerheblich an der Seite. — Schneeſtürme Während bei uns der Herbſt bis j tzt ein ungewöͤhn⸗ lich ſonniges Antlitz zeigte, iſt im Südoſten Europas der Winter bereits mit großer Strenge aufgetreten. An den Nordküſten des Schwarzen Meeres wehen ſchon ſeit elner Woche die heftigſten Schneeſtürme. In der Dobrudſcha herrſchten mehrere Nächte hinterein⸗ ander empfiadliche Föſte. Die Päſſe des Balkans ſollten ſchon ſcit einigen Tagen in Folge der her⸗ nieder gegangenen Schneemaſſen unpaſſirbar ſein, u. — — Meiſter in der That auch eine ſolche Compoſition ge⸗ liefert haben?“ „Gewiß! Das Lied iſt ſogar der Gräfin Antonie von Brühl geborene Kollowrat gewidmet, gewiſſer⸗ maßen eine Act Dankbarkeit für das Engagement ſeines Sohnes Friedemann als Spinettlehrer der gräflichen Damen.“ „Wenn die Handſchrift ſich als echt erweiſt, wäre dies ja ein außerordentlich wertvoller Fund!“ „Ich ſtehe mit meiner Ehre dafür ein,“ rief Baron Linden. „Nicht ſo raſch mit ſolchen Erklärungen, beſter Baron, ſelbſt der größte Kenner wird manchmal ſelbſt getäuſcht ohne es zu ahnen, beſonders bei Auto⸗ graphen, die ja ſo genau, Strich für Strich nachzu⸗ malen find. Alſo, wenn das Manufccipt echt iſt, werden Sie mit einem Schlage ein berühmter Mann und die Regierung kauft es ihnen ohne Zweifel flüe eine enorme Summe ab. Unſre Autographenſamm⸗ lung hier iſt nämlich ſehr berühmt.“ „Ich habe natürlich nur aus Liebhaberei die Sach: übernommen,“ erwiderte der Baron. „Ein Bürger in Zwickau hob ſich unter allerlei wertloſem Familientrödel das Papier auf und borgte es mir mit tauſend Freuden. Wenn ich ihm nun eine Summe Geldes dafür ſchaffe iſt er ſicherlich überglücklich.“ „Die Sache iſt ſehr intereſſant und bin ich auf meines Vaters Urtheil geſpannt. Erlauben Sie, daß ich den Diener rufe, um Sie melden zu laſſen!“ Der Geheimrat kam ſeinem neuen Bekannten aͤußerſt verbindlich entgegen, nöthigte ihn Platz zu nehmen und ließ ſogleich Wein bringen. „Sie kommen wegen jener Handſchrift, Herr Baronf, frug er verbindlich. „Die Sache hat mich Der Kiug, brachte das Hoch auf unſeren Landesfürſten aus. Herr Hauptlehrer Schmidt toaſtete auf die Groß⸗ gegen 7 Uhr ſein Ende, worauf ein Feſteſſen im Gaſt⸗ haus zum „Ochſen“ folgte, welches die Theilnehmer dis in die ſpäte Abendſtunde in ftöhlichſter Stun⸗ Rumpfe. Dem ſo verſtümmelten Leichnam brachte er —— — im Südoſten Europas. „Was Sie ſagen, Baron! Sollte der berühmte u der Nacht bon Freſtag auf Sonnabend fiel felt am Bosporus ſo viel Schnee, daß am Morgen die Hoͤhenzüge auf beiden Seiten der Meerenge einer noidiſchen Winterlandſchaft glichen, Die Sonne he⸗ ſeitigte zwar den Schnee ſchon in den erſten Morgen⸗ funden, doch macht die ſo plötzlich eingetretene Kälte der Nächte den Bewohnern der dortigen Nunder große Pein. 5 — Ein fünfzehnjähriger Mörder if Mittwoch (14. Oktober) von dem Schwurgericht zu Coſenza (Italien) zum Tode verurtheilt worden. Domenico Villetta —ſo heißt der Verbrecher — und Gennaro Allevato, der nicht älter war als 11 Jahre, liebten beide dieſelbe Schone, die 13 Jahre alte Guj⸗ ſeppina Zicarelli die Tochter eines Gaſtwirths in Mon⸗ graſſano bei Coſenza. Die beiden Burſchen haßlen ſich natürlich und Domenico faßte den teufliſchen Ent⸗ ſchluß ſeinen ſcheinbar b günſtigten Nebenbuhler aus dem Wege zu räumen. Am Morgen des 13. Jun wurden die verliebten Jünglinge handgemein, doch ge⸗ lang es einem Bauern, die Kämpfer zu trennen, und nachdem er Beiden eine gehörige Tracht Prügel ver⸗ abreicht hatte, zog er ruhig ſeines Weges. Am Abend deſſelben Tages lauerte Villetta jedoch dem ungleich ſchwächeren Allevato wieder auf, ſchleppte ihn in ein Gebüſch, und nachdem er ihn ſo lange am Halſe ge⸗ würgt hatte, bis er beſinnungslos am Boden lag, ſchnitt er ihm mit einem Brodmeſſer den Kopf vom dann noch mehrere Wunden bei und ſtürzte ſich ſchlleß⸗ lich wie ein wildes Tier auf den Ermordeten und trank das aus den Wunden riichlich ſtroͤmende Blut. Nachdem er ſich ſo — einem alten Aberglauben zu⸗ folge — gegen alle Verfolgungen gefeit hatte, warf er den Kopf des Allevato in einen Brunnen. Vor den Geſchworenen benahm ſich der Moͤrder in ſo cyniſch frecher Weiſe, daß ſich alle, die der Proceßverhandlung beiwohnten, mit Abſcheu von dieſem „Ungeheuer, wie ihn der Staatsanwalt nannte, wegwandten. Mit wahrer Wolluſt gab er eine minutidſe Schilderung von ſeinem Verbrechen, und als das Todesurtheil verkündet wurde, rief er den Richtern ein hoͤhniſches „Bravo!“ zu. Seiden-Damaſte ſawane, weiße . farbige v. Mk. 2.35 bis Mk. 12.40 p. Met. (eg, 35 Qual.) — verſendet roben⸗ und ſtückweiſe, porto⸗ und zollfrei das Fabrik⸗Depot G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. Muſter umgehend, die ganze Nacht beſchäftigt und ich bin ſehr geſpannt, Näheres zu hören.“ Linden holte eine ſorgſam verpackte Rolle her⸗ vor und erklärte genau ſo wie zuvor an Leopold die Handſchrift jenes Li des von Sebaſtian Bach. Na⸗ türlich verhielt ſich, trotz aller Zuvorkommenheit, der Geheimrath gleichfalls ziemlich ſkeplich, holte Lupe und Mikroſeop bervor, beſah das vergilbte Perga⸗ 20 von allen Seiten und ſchüttelte bedenklich den opf. „Ich muß geſtehen, daß die Handſchrift mir echt erſcheint,“ meinte er endlich, „doch läßt ſich dies immerhin ſo genau noch nicht ſagen und würde ich ſie noch eingehender unterſuchen müſſen.“ „Haben Sie nicht in der Uniberſttätsſammlung ein Autograph Sebaſtian Bachs zur Vergleichung!“ frug Baron Linden. „Allerdings. Ich werde es mir leihen, und wann Sie das Manuſeript mir für einige Tage hier laſ⸗ ſen wollen, Herr Baron, ſo werde ich ausführlich ein Gutachten abgeben, ob es echt iſt.“ „In der That, da ware ich ſehr dankbar, ob⸗ ſchon ich bereits heute vollſtändig von deſſen Echtheit überzeugt bin. Doch das Urtheil einer ſolchen Auto⸗ rität, Herr Geheimrath, wie das Ihrige, iſt mir na⸗ türlich von größtem Werthe.“ „Nicht doch, Herr Baron,“ wehrte Norden ge⸗ ſchmeichelt ab „ich bin nicht unfehlbar.“ „Und was meinen Sie, Herr Geheimrath, wilde die Handſchrift werth ſein, wenn ſie zu verkaufen wärck“ frug der Baron ſcheinbar gleichgiltig. (Fortſetzung folgt.)