haus findet im Sale der Actienbrouerel ein Banket, und um 7 Übr Abends im Gaſthaus zum Ochſen ein Feſteſſen ſtatt. * Neckarhauſen, 16. Okt. Am Mittwoch wurde zwiſchen 1 und 2 Uhr mittags im Hauſe des Landwirts Peter Kraus dahier eingebrochen und ſollen ca. 20 Mark und eine goldene Uhr geſtohlen worden ſein. Von dem oder den Thätern hat man bis jetzt noch keine Spur. 14. Okt. Dr frühere — Karlsruhe, Staatsminiſter Jolly iſt heute nachmittag am Schlagfluß geſtorben. Jul'us Jolly, geboren zu Mannheim am 21. Februar 1823, ſtudierte 1840 —44 zu Heidelberg und Berlin die Rechtswiſſen⸗ ſchaften, habilitierte fich im Sommer 1840 als Pri⸗ vatdozent in Heidelberg und wurde 1857 außer- ordentlicher Profeſſor. Im Jabre 1861 trat er als Rat in das Miniſterium des Innern unter Lameys Präſidium ein. In Verbindung mit Roggenbach, Mathy und Blunſchli ſtrebte er die Einigung von Deutſchland im Anſchluß an Preußen an und galt als einer der entſchiedenſten Führer der nationalen Partei. Als die badiſche Regierung 1865 in das Lager der mittelſtaatlichen Bundespolitik überging, trat er aus dem Miniſterlum aus und wurde in den Verwaltungsgerichtshof verſetzt. Der Sieg Preußens über Oeſterrelch und den alten Bund im Sommer 1866 führte ihn in das Min ſterium des Innern zurück, und er wurde nun 27 Juli an Lameys Stelle Präfident desſelben. Nach Mathys Tode wurde ihm das Staotsminiſterium und damit die Leitung des Geſamtminiſteriums übertragen (12. Februar 1868). Im September 1879 trat er aus dem Miniſterium und übernahm das Präftdium der Oberrechnungskammer. Seit 1371 war Jolly Mitglied des Bundesrats. — Karlsruhe, 15. Okt. Die Eröffnung des Landtages ift, wie der Karlsr. Ztg. mitgeteilt werd, auf Dienstag, den 17. Nov., in Ausſicht ge⸗ nommen. — Darmſtadt, 14, Okt. Aus dem hiefigen Gefängniß find heute Morgen 5 ¼ Uhr zwei ge⸗ fährliche Verbrecher ausgebrochen. Es find das der 18 Jahre alte Schuhmacher Heinrich Kretſchmar aus Bobenhauſen, wegen Moedes verurteilt, und der ebenfalls 18 Jahre alte Schuhmacher Karl Dörr aus Angersbach iu Bayern, der eine Strafe wegen lödtlicher Körperverletzung zu verbüßen hat. Beide Ausbrecher find mit Schuſtermeſſern bewaffnet und tragen graue Gefängnißkleidung. ig, 25 Jahre alt und noch ledig, war ſeit mehre⸗ Lauffen, 12. Olk. Lelder ſollte der über alls Erwarten ſo wohlgelungene Verſuch der groß⸗ ortigen Frankfurter Kraftübertragung nicht zu Ende geführt werden, ohne ein Menſchenleben zu fordern. Heute nachmittag nemlich nach 2 Uhr batte fich der bel der Maſchinenfabrik Oerlikon angeſtellte Monteur Rou in das Transformatorenhaus begeben, welch letzteres wührend der Betriebszeit nur von den Mon“ teuren und Ingeuieuren betreten werden darf. Da niemand Zelige des Unfalls wac, ſo muß nach dem Augenſchein angenommen werden, daß Rau, der eine Leiter beſtiegen hatte, um an einer ungefährlichen Leit⸗ ung irgend welche Verrichtung vorzunehmen, entwe⸗ der durch das Rutfchen der Liter oder durch Ver⸗ lieren des Gleichgewichts der Hochſpannungsleitung zu nahe kam und ſie mit den Händen berührte, denn an beiden Händen befinden ſich an der Außenfläche Brandwunden; auch zeigen ſich über den Fingern die Spuren des elektriſchen Stromes; fonſt iſt an dem Körper eine äußere Verletzung nicht zu bemerken. Die unter ärztlicher Leitung dorgenommenen 1 ½¼ſtündi⸗ gen Wiederbelebungsverſuche waren ohne Erfolg und iſt der Tod bei der Berührung jedenfalls ſofort ein⸗ getreten. Der Verunglückte, aus der Schweiz gebür⸗ ren Monaten hier bei der elektriſchen Kraftübertrag⸗ ungsanlage beſchäftigt. — Graf Münſter hat in den letzten Tagen in den Siebenbürger Alpen nächſt Biſtritz auf Bären gejagt. Der Graf beſitzt bekanntlich daſelbſt ein Jagdgebiet, welches mehr als 50 000 Joch umfaßt. Der Graf brachte vier Bären zur Strecke. Bei einem Anlaſſe ſchwebte ſein Leben in hoher Gefahr. Sein Führer glitt hart an dem Rande eines Abgrundes aus und klammerte ſich an ſeinen Herrn, den er im Sturze mit ſich riß; zum Glück ſtürzten Beide nicht tief und war ein ernſter Unfall nicht zu beklagen — St. Petersburg, 18. Okt. Die Berichte über den Notſtand im Reiche werden ſchlimmer und ſchlimmer. Die Nowoje Wremjaßſchreibt: „In Ruß⸗ land vergeht kein Jahr ohne einen Notſtand in irgend einer Gegend. Aber Notſtand und Hungers⸗ not iſt zweierlei. Notſtand bedeutet den Bedurf an Getreide, Hungersnot den Mangel an ſolchem. In dieſem Jahre herrſcht poſttive Hungersnot. Die Leute erkranken und ſterben vor Hunger. Wir haben noch nie ſo traurige Berichte vernommen, wie jetzt.“ Die Petersburger Wiedomoſtl berichten, daß in verſchie⸗ denen Gegenden 30 Proz. der Felder unbebaut ge⸗ ken Unwillen, und trotz aller Scheſtle, die geschehen, um die Lage der Bevölkerung zu erleſchtern, nimmt die Auswanderung zu. Der Graſhdanin meldet aug dem Nikolajewsküſchen Kreiſe des Gonvernementz Samara, daß auch dort fürchterliche Zuſtände her⸗ ſchen. Der Anbauſamen fehlt vollſtändig, In zahl reichen Dörfern bettelt ein Drittel der Bevölkerung, und von tauſend Landwirten haben höchſtens zehn bis zwölf Getreidevorräte, die für den Winter gus⸗ reichen. Vieh, Pferde, Geflügel werden zu uner⸗ hörten Preiſen veräußert. Es kamen Fälle vor, in welchen Pferde für 80 Kop'ken verkauft wurden; für 8 bis 10 Rubel kann man ſchon ein hübſches Pferd erſtehen. Wenn ruſſiſche Blätter ſelbſt derlelf Vorkommniſſe beſtätigen, dann können wohl die in das Ausland gelangenden Berichte nicht der Ueber⸗ treibung geziehen werden. — Glyeerin⸗Salbe. Die nachſtehende Zuſam⸗ menſetzung iſt ein ſehr gutes Hausmittel gegen mon⸗ cherlei Hautübel, beſonders gegen wunde und aufge⸗ ſprungene Stellen (aufgeſprungene Hände, Lippen, Froſtſchͤden u. ſ. w.), gegen Schwülen, Hühnerau⸗ gen und andere Verhärtungen. Sie macht die Hau weich und zart, beſonders wenn ſie abends eingerſe⸗ ben wird, und iſt deshalb auch als Schönheits mittel, vorzüglich für Frauen, zu empfeblen, welche die Hände viel im Waſſer gebrauchen müſſen, nach Waſchtagen X. Bei wunden und entzündeten Hämorrhoidalkno⸗ ten lindert ſie die Schmerzen. Die Salbe wird fol⸗ gendermaßen bereitet: In 60 Gramm füßem Man⸗ delöl werden bei mäßiger Wärm: 30 Gramm Wal- rat und 5 Gramm weißes Wachs geſchmolzen. Dann giebt man 30 Gramm Glycerin zu und rührt, bis es erkaltet iſt Man ſollte dieſe Heilſalbe, gul ver⸗ wahrt, im Hauſe vorrätig halten und kann die obige Ouantität entweder ganz oder zur Hälfte in der Apo theke bereiten laſſen oder ſelbſt herſtellen. — Bern, 12. Okt. In der verfloſſenen Nacht wurde in einem Bierhanſe zu Mendriſio im Kanton apc Teſſin Apotheker Karl Buzzi, Führer det dortigen Sit Liberalen, von drei Brüdern, welche der konſervallven fc Partei angehören, überfallen und erſtochen, Einer de Filz, Thäter wurde verhaftet, die beiden anderen flohe 5 über die italieniſche Grenze. Der Grund der Taf ff S1. politiſcher Haß. 1 — Trieſt, 13. Okt. Das belgiſche Segel mig ſchiff „Ellen, irrte 12 Tage im Mittelmeere umher, de ddl es die Richtung verloren hatt. Von 13 Matrose 1 ſtarben 12 den Hungertod, ein Matrose wurde den blieben find. Die Maßregeln der Regierung erwek⸗ ſie fällig und Leopold von Norden, wenn er nicht zahlte, ein ehrloſer Menſch. i „O Gott, mein Gott,“ ſtöhnte er qualvoll auf, „zeige mir einen Ausweg und ich will nie mehr ſpie⸗ len, will mein Ehrenwort verpfänden, es nicht mehr zu thun!“ Er war kein ſchlechter, nur ein durchaus leicht⸗ finniger und egoiſtiſcher Mann, denn in dieſen qual⸗ vollen Nachtſtunden dachte er nur an ſich, aber nicht und Gut hingegeben, um ihn einſt zu retten. Und nun kam die Zeit, wo auch ſte gerne glücklich gewor⸗ den wäre an der Seite des geliebten Mannes! In ſchwerem Kampfe mit ſich ſelbſt lag Marie Luiſe am Bodenz fie achtete nicht des halb verglom⸗ menen Lichtes, ſie hörte nicht die Mitternachtſtunde ertönen, ſchluchzend in bitterem Leid flüſterte ſie im⸗ mer von neuem: „Friedrich Friedrich! Wir werden uns nimmer angehören, denn ich bin ohne Vermö⸗ gen und will Dir keine ffeſſel ſein. Ach — und doch liebe ich Dich unendlich. — Muß es denn ſein? Dürfen wir nie, niemals einander gehören l?“ * * Frau Juana de le Mare hatte, als ſie aus dem Theater kam, zwar das Lager aufgeſucht, doch faſt die ganze Nacht kein Auge zugethan. Ein Ge⸗ fühl namenloſer Angſt ließ ihr keine Ruhe. War es denn kein Traum, hatte Aſſeſſor von Norden wirk⸗ lich geſagt, Baron von Linden ſei bei ſeinem Vater ? Schon der Name Linden ließ ein eiſiges Fröſteln durch Juanas Glieder rinnen. Selbſt mitten im Theater ſtand der Name „Baron von Linden“ in feuriger Lapidarſchrift vor ihr und ſie konnte ihm nicht entfliehen! Sie ſtopfte Watte in die Ohren, verbarg das Antlitz tief in die ſeidnen Polſterkiſſen, um einzuſchlafen und den Namen zu vergeſſen, aber es war umſonſt, ſodaß fie, die ſonſt ſo heitere, lebens⸗ frohe junge Frau in Thränen ausbrach. Die Thränen beſänftigten ihre Aufregung. Nach einer Weile richtete ſie ſich empor, trocknete die Augen und begann ſich langſam anzukleiden, denn der Morgen graute bereits im Oſten. Kaum hatte ſie dann gefrühſtückt, als ſie ihr Pferd zu ſatteln be . fahl und darauf fortritt, gefolgt von dem noch ziem⸗ an jenes bleiche, edle, ſtolze Mädchen, die ihr Hab lich verſchlafenen Reitknecht, der wegen dieſer Ex⸗ travaganz ſeiner Herrin auch ſo zeitig in den kalten Januarmorgen hinaus mußte. Aber Madame de la Mare ſpürte die Kälte nicht, die kühle Morgenluft brachte ihren aufgeregten Nerven Ruhe. Ihre bleichen Wangen röteten fich, ihre dunklen Augen blitzten entſchloſſen und energiſch führten ihre kleinen Hände die Zügel und Reitgerte. Es ſchlug neun Uhr als Juana auf dem Rück⸗ wege durch die Straßen ritt. Aſſeſſor von Norden trat ſoeben, Akten im Arm, aus der Hausthür, um ſich ins Regierungsgebäude zu begeben, er wollte ſeinen Augen kaum trauen, als er zu ſo früher Zeit die graziöſe Frauengeſtalt zu Pferde ſich nähern ſah. Ehrerbietig grüßend zog er den Hut, da parirte Juana ihr Pferd und rief hei⸗ ter: „Guten Morgen, Herr von Norden. Sie ſchei⸗ nen erſtaunt über meinen frühen Rut?“ „Allerdings, gnädige Frau, es find noch drei Grad Kälte.“ „Doch ich feiere nicht,“ erwiderte ſie mit ſchel⸗ miſchem Lächeln. „Meinen Nerven iſt Bewegung an friſcher Morgenluft Bedürfniß, und da ich heute früh anfing, melancholiſch zu werden, da habe ich das rechte Mittel angewandt, um wieder friſch und fröh⸗ von einem engliſchen Dampfer gerettet. bn lich zu werden. Aber Sie ruft die Pflicht, Herr A n. ſeſſor, und ich halte Sie auf. Auf Wiederſehen.“ de Und ſie ſprengte davon, ihn mit leuchtenden Mn Blick und lächelnder Lippe grüßend; ein Sonnen Daten ſtrahl am frühen Morgen, als Glücksbedeutung fü 1 den ganzen Tag, dachte der ſtattliche Mann, ſekun 15 denlang ihr nachblickend und immer tiefer ſank er! gn die Zauberfeſſeln der ſchönen Frau. dale „Es iſt Beſuch im Salon, gnädige Frau,“ me lun dete der Diener, als Juana, die Schleppe des Rest 1 kleides über dem Arm, in ihre Wohnung trat. i. Sur „So früh ſchon?“ frug die Dame erſtaun eh „Sollte es etwa Fräulein von Norden ſein ?? „Nein, gnädige Frau, es iſt ein Herr. Hier ſeine Karte.“ a Alles Blut wich aus den Wangen der junge Frau, ſie ahnte, welchen Namen ſie leſen würde. 1 in der That, der furchtbare Name ſtand auf der Kart die ihre bebenden Finger hielten: „Baron Oskar vo Linden.“ „Wenn dieſer Herr noch einmal kommt,“ ſag Frau de la Mare, das Haupt gebieterliſch erhebend, im ſtrengen Tone, „ſo bin ich ſüc ihn nicht zn spre, chen. Heute will ich ihn ausnahmsweiſe empfangen Kaum zehn Minuten darauf hatte Juana! Reitkleid mit einer Haustoilette vertauscht und ſtan hochaufgerichtet, mit ſtrengen Blicken, aber ſodke bleich vor dem Baron Liaden, der in dem elegant Salon, die Hände in den Taſchen und ungeniert v ſich hinpfeiiend, anf und niederſchritt. „Oskar, Du wagſt es, Dein Wort zu breche und wieder vor mich zu treten?“ frug die jun Frau ſcharf. i 5 1 . 8 1 — 1 Wen n