Verſchiedenes. 5 — Heidelberg, 6. Okt. Ein 70jähriger Taglöhner von Schlierbach, Namens Müller, welcher geſtern nachmittag neben einem mit Kühen be⸗ ſpannten Fuhrwerk, welches er zu lenken hatte, durch die Rohrbacherſtraße ging, wurde von einem ihm begegnenden mit Stammholz beladenen Wagen über⸗ fahren und blieb ſogleich todt. — Heidelberg, 6. Oktober. Der Zweiten Hammer wird bekanntlich eine Vorlage wegen des Heidelberger Schloſſes zugehen. Eine beſondere Kommiſſion unter dem Vorſitz des Baudirektors Durm hat das Schloß in baulicher Beziehung einer genauen Beſichtigung unterzogen und an das Fi⸗ nanzminiſterium ein eingehendes Gutachten einge⸗ reicht. Nach demſelben ſoll angeblich ein Wieder⸗ aufbau des Schloſſes möglich, aber mit großen Koſten verknüpft ſein. Das Finanzminiſterium wird ſich daher zunächſt ſchlüſſig machen, ob der Frage des Wiederaufbaues näher getreten werden ſoll oder ob nur die Mittel zur Unterhaltung des Schloſſes im jetzigen Stand angefordert werden. Es wird ſich wohl für das tztere entſcheiden. — Söllingen (Amt Durlach), 3. Oktbr. Bei einem Feſte, welches der Beſitzer der Hammer⸗ werke bei Söllingen ſeinen Arbeſtern gab und bei dem auch weidlich geknallt wurde, tanzte ein Schloſſer mit einem mit Sprengpulver geladenen Gewehr herum. Dasſelbe entlud ſich und ein 22 Jahre altes Mädchen, das mit ihrem Schwager, einem Arbeiter, zum Feſte erſchienen war, wurde ſo un⸗ glücklich getroffen, daß es am 1. Oktober ſeinen Geiſt aufgeben mußte. — Geislingen, 3. Okt. Ein Familien⸗ Drama hat die Bewohnet von Hofſtett⸗Emmerbuch anfangs dieſer Woche in große Aufregung verſetzt. Der jüngere Sohn einer angeſehenen Familie hat, wie man dem Sch. M. schreibt, im Aerger darüber, daß ſein 36 Jahre alter, geiſtig beſchränkter Bruder trotz wiederholter Aufforderung ſeitens des Vaters nicht zum Arbeiten zu bewegen war, denſelben durch einen Fußtritt auf den Unterleib ſo ſchwer verletzt, daß er bald darauf ſtarb. Der verhaftete Uebelthäter zeigt ſchmerzliche Rö ue. — Mainz, 8. Okt. Ein ſchrecklicher Unglücks⸗ fall hat ſich hier zugetragen. Eine Arbeiterfrau war damit beſchäftigt, heißes Waſſer aus einem Gefäß über gemahlenen Kaffee zu gießen; hiebei wurde die Frau auf einen Augenblick abgerufen und ſtellte ſie die mit kochenden Waſſer gefüllte Kanne auf einen Stubl in der Küche. Das Bjähelge Kind der befand ſich z. Zt. allein in der Küche und nahm dasſelbe das Gefäß und wollte daraus trinken, wo⸗ bei es ſich fürchterlich verbrühte, Unter den furcht⸗ barſten Schmerzen fand die Frau ihr Kind, welches nach wenigen Stunden verſtarb. f — Frankfurt a. M., 5. Okt. Die elekttiſche Energie⸗Uebertragung von Offenbach a. M. nach der Ausſiellung mittelſt des Lahmeher ſchen Gleichſtrom⸗ umformer⸗Syſteme, welche die erſſe Zeit mit nur 1250 Volt im Betriebe war, iſt nunmehr bereits 4 Wochen mit einer Spannung das genannte Syſtem in jeder Weiſe bewährt. Die Moglichkeit der Ver⸗ wendung ſo hoher Spannung für Gleichſtrom iſt als eine große Errungenſchaft der Elektrotechnik anzuſehen. — Internationale electrotechniſche Ausſtel⸗ lung in Frankfurt a. M. Der Be ſuch der elektriſchen Ausſtellung iſt fortgeſetzt ein äußerſt lebhafter und iſt die Zahl von einer Million zahlender Beſucher dieſer Tage erreicht worden. Insbeſondere find es auch Delegirte von deutſchen und ausländiſchen Be⸗ hörden, ſowie Mitglieder von Gewerbevereinen, die in großer Zahl zum Studium der Ausſtellung fort⸗ während noch eintreffen. Die Ausſtellung wird nur noch kurze Zeit geöffnet ſein; der Schluß derſelben erfolgt beſtimmt am 19. Okt. Abends 11 Uhr. Seit einiger Zit iſt der Eintrittspreis in die Aus⸗ ſtellung weſentlich verbilligt worden, indem Eintritt⸗ karten zum Preiſe von 50 Pfennig von den Verkäufern auf der Straße abgegeben werden. Dieſer ermäßigte Preis wird bis zum Schluß unverändert bleiben. — Templin, Regbz. Potsdam, 4. Oktbr. In das hieſige Unterſuchungsgefängnis wurde eine junge Frau aus Berkholz bei Boitzenburg einge ⸗ liefert, welche ihren Mann erſtochen hat. Der Letztere, Bauerngutsbeſitzer Langkabel, welcher dem Trunk ergeben war, kam am Montag nach ittag mit einer Fuhre Kartoffeln vom Felde heim. Er war, wie haufig, im berauſchten Zuſtande und ge⸗ riet ſogleich mit ſeiner Schwiegermutter in Streit und Handgemenge. zur Hoftreppe gezogen, mit der Abſicht, ſie dort hinabzuſtürzen. Als die junge Frau ſah, in welcher „ Gefahr ſich ihre Mutter befand, ſtürzte ſie herbei, und mit der Hand, in welcher ſie eben ein ſü tzes Meſſer zum Brotſchneiden hielt, ſtieß ſie ihren Ehe⸗ mann vor die Bruſt. Leider iſt der Stoß ein ſehr unglücklicher geweſen, das Meſſer drang bis in die Lunge und führte den ſofortigen Tod des L. herbei. — Große Aufregung herrſchte letzter Tage in de 5 ſich ſcheuen, ſeine Gefühle an den Tag zu le⸗ gen 1 Nun entſtand ein lebhaftes Hinundherr⸗den; man ſcherzte und lachte, bis endlich ein junger Lieutenant ziemlich geringſchätzend meinte: „Pah, was iſt eigent⸗ lich Liebe ? Ein verbrauchter, unmoderner Begriff!“ Da ſtand Leuthold auf, nahm den Korbdegen, Hand⸗ ſchuhe und Mütze und entgegnete ſo ernſt, daß alle Anweſenden unwillkürlich ſchwiegen: „Herr Lieutenant, ich wünſche Ihnen nur daß Sie dies raſche Wort bald bereuen und innerlich zurücknehmen mochten. Ich, ein älterer Mann als Sie, ſchäme mich wenigſtens nicht, einzugeſtehen, daß ich dies höchſte, ſeligſte Ge⸗ fühl kenne — und ich mochte es nimmer laſſen bis zu meiner Todesſtunde. Mein ernſtes Streben iſt, jenes edle Herz zu erringen, ohne daß ich mir kein irdiſches Glück denken kann — und ich wünſche mir und Ihnen allen, ein ſolches ſein eigen nennen zu dürfen.“ Damit ging er und tiefes Schweigen herrſchte einige Augenblicke, bis ſich der anweſende Stabsarzt ebenfalls erhob und verſtohlen über die Augen fuhr und meinte: „Leuthold iſt ein Schwärmer, aber ein durch und durch braver, ehrenwerther Charakter! Und dieſer Mann, Luiſe, liebt Dich; man braucht ihm nur ins Auge zu ſehen. Gott ſegne Dich, Schweſterchen!“ Sie waren am Hauſe des Aſſeſſors und Ge⸗ heimraths von Norden angelangt und ſchritten ſchwei⸗ gend, bewegt die teppichbelegten Stufen hinan. Oben kam ihnen der Diener entgegen, um die Mäniel ab⸗ zunehmen. „Iſt der Herr noch da, welcher vor einer Stunde kam?“ frug Leopold den Diener. „Jawohl.“ lautete die Antwort, „und Herr Profeſſor haben angeordnet, ein Couvert mehr auf⸗ 1 7 ſtreng. —— 2 „Auf Wiederſehen im Eßzimmer, lieber Bru⸗ der,“ ſagte Luiſe, in deren Auge noch ein feuchter Schimmer glänzte; „ich hahe noch einige Anord⸗ nungen zu treffen.“ * 1 * Im Studierzimmer des Geheimrathes und Pro⸗ feſſors von Norden ſaßen dieſer ſelbſt und ein fremder Gaſt im eifrigſten Gespräch. Um ſie her thürmten ſich Stöße von Kunſtzeitſchriften, Photographien u. Kupferſtichen. Der Geheimrath von Norden war ein alter, finſter blickender Mann, groß und hager. Sein röt⸗ liches, ſtaares Haar, feine grauen, ſcharfen Augen nahmen keineswegs für ihn ein, und wenn er ſprach, ſo klang die Stimme faſt ſtets hart und ſtechend Er war mit peinlicher Sorgfalt gekleidet, ganz entgegen der ſonſtigen Art der Gelehrten und verläugnete in dieſer Hinſicht den geborenen Edel⸗ mann, der ſich aus Liebe zur Kunſt der Alter⸗ thumskunde gewidmet hatte, nicht. Des Geheimraths Gaſt, der Boron Oskar v. Linden, deſſen Name unter der Freiherrnkrone auf der eleganten Viſitenkarte ſtand, war eine ganz auf⸗ fällige Erſcheinung. Eher klein als groß von ge⸗ wandten verbindlichen Formen, ſchien ein ſeltſames liebenswürdiges Lächeln auf ſeinen bartloſen Lippen wie feſtgewurzelt, aber dieſes Lächeln berührte den ſcharfen Beobachter fatal, denn es lag eine Miſchung von teuflichem Hohn und vollendeter Heuchelei darin. Auch die lebhaften umherirrenden Augen des Barons hatten etwas lauerndes, beſonders jetzt beim Zuhören der gelehrten Auseinanderſetzungen des Geheimrathes, der ſeine Worte ſtets durch die dabeiliegenden Kupfer⸗ ſtiche unterſtützte. Als Leopold von Norden, des Geheimraths Konſtantinopel über den Selbftmord eines Heulſchel. Die kragiſche Affafre hot ſich, wie man aus der türkiſchen Hauptſtadt ſchreibt, in folgender Meise zu · getragen: Als der Sultan ſoeben nach Brendigung des Selamik aus der Moſchee Hamidieh heraustraſ und den Galawagen beſtieg, ertönte in nächſter Nüh⸗ deſſelben ein Revolverſchuß, worauf ein etwa dreſßſg Jahre alter Mann blutend und tödlich getroffen zu Boden ſtürzte. Die Detonation des Schuſſes war zwar von dem gleichzeitigen Jubeltuf, welcher dem Herrſcher aus der Menge entgegenhallte, etwas über⸗ tönt worden, doch hatte der Sultan den Schuß ber⸗ nommen, der, bei der anhaltenden nervöſen Gereizt⸗ heit deſſelben, eine merkbare Entfärbung ſeines Gi fichtes hervorbrachte. Mehrere Adjutanten und Palaſt⸗ beamte mußten dem Sultan einen ausführlichen Be⸗ richt über den Selbſtmord und die Perſon des Thäterz erſtatten, doch konnte die Unruhe Abdul Hamid's nur ſchwer beſchwichtigt werden. Der Selbstmörder war offenbar gänzlich mittellos. — Dem „Standard“ wird aus Peters⸗ burg gemeldet: Infolge der Hungersnot werden mindeſtens 25 Millionen Einwohner außer Stande ſein, Steuern zu zahlen. Dies werde ein Defizlt von mehr als hundert Millionen Rubel im diez⸗ jährigen Budget verurſachen. — Einfaches Mittel gegen üble Gerüche, Man zerſchneide 2 oder 3 hinlänglich große Zwiebeln und ſtelle ſie auf einem Teller auf den Boden dez Gemachs. Sie ziehen in unglaublich kurzer Zeſt alle übeln Aus dünſtungen in den Krankenzimmern u. . w. an ſich und ſind jedenfalls den üblichen Räuch⸗ erungen vorzuziehen, welche die übeln Gerliche nur bahn abe Hierbei hatte L. dieſelbe bis verdecken, aber nicht vertreiben. Man ſollte die Zwiebeln alle ſechs Stunden wechſeln. Schon die alten Egypter wendeten die Zwiebeln zu dieſem Zwecke an, und im Mittelalter galten ſie als ein Hauptmittel zur Verhütung der Anſteckung bei der Peſt und anderen ö Seuchen. 3 2 pr. Stoff zur kompl. Robe und beſſere Qualitäten — verſ. porto- u. zollfrei das Fabrik⸗Debot G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schwelz. FFT ind 1 f 3 d se Sohn eintrat, blieb er beobachtend eine Sekunde im Rahmen der Thür ſtehen und ein ſeltſamer Gedanke, 1 daß der fremde Baron Unheil in das Haus bringen —. werde, tauchte in Leopolds Stele auf. Doch er wußte orf 6 eigentlich ſelbſt nicht recht, weshalb ihm ſo eiwas durch den Kopf ging, denn eben wandte ſich der N dend Baron ihm zu, um mit verbindlichſter Artigkeit den Fault Sohn des Hauſes zu begrüßen. Der Geheimrath drehte ſich freundlich lächelnd u in un um und ſagte: „Nun, Leopold, Du bliebſt lange fort. Iſt Luiſe mit Dir zurück gekommen ?“ „Jawohl, Papa, ich holte ſie von Frau de la 80 Mare ab,“ erwiederte Leopold. Sonderbar, bei dieſem Namen zuckte der Baron leiſe zuſammen, aber er ſagte nichts, ſondern nahm ſeinen Platz am Tiſche wieder ein. a „So, und wo bleibt Juiſe 2“ frug der Geheim ⸗ rath unwillig. „Die erſte Pflicht der Hausfrau iſt, lieber Vater,“ entgegnete lächelnd der Aſſeſor, „für das leibliche Wohl der Gäſte zu ſorgen und dieſer Pflicht kommt Luiſe eben nach. Sie wird uns im Speiſezimmet empfangen.“ „Sie haben den Vorzug, Herr Geheimrath!“ frug Baron Linden verbindlich, „daß Ihr Fräulein Tochter Ihnen das Hausweſen leitet 7 Wie glücklich find Sie gegen ſolch einen armen, einſamen Junge geſellen, wie ich einer bin, denn, wenn ich heim⸗ komme, da ſtarren mich die ſtummen Wände meiner Wohnung an. Ich fühle mich oft recht unbehaglich. „Nun, das zu ändern, liegt doch nur an Ibnen, Herr Baron,“ warf Leopold lachend ein. Greifen Sie in die große Lotterie des Eheſtandes, vielleicht ziehen Sie einen Hauptgewinn!“ C. Fortſetzung folgt.)