zum Vortrag brachte. Herr Lokterer begrüßte in einer kurzen Anſprache die Anweſenden, in welcher er betonte, daß der Verein ſeit ſeines Beſtehens unter einem gewiſſen Druck zu kämpfen bätte und durch großen Wechſel der Mitglieder, und ſei es den jetzigen Mitgliedern zu danken, daß ſie durch ihr feſtes Zuſammenbalten die heutige Feier ermoͤglichten. Die Lieder der übrigen Vereine gingen ohne wenige Ausnahme gut von ſtatten. Zur Verherrlichung des Feſtes trugen die Mufikvorträge der Kapelle des Herrn P. W. Hertel weſentlich bei und fanden die verſchiedenen Piecen großen Beſfall. Der Feſthball war ſebr gut beſucht und verlief in beſter Ordnung und heiterer Stimmung, wozu die guten Getränke und Speiſen des Herrn Kreter nicht wenig bei⸗ trugen. Dem Vereine, welcher unter der tüchtigen Leitung des Herrn P. W. Hertel ſteht, iſt zu wün⸗ chen, daß er weiter blühe und gedeihe und ſich demſelben recht viele junge Leute anſchließen mochten. — Mannheim, 22. Sept. Der diesjährige badiſche Kanoniertaa, der mit einem Defizit von 6000 Mark abſchloß, wird wahrſcheinlich noch ein gerichtliches Nachſpiel haben. Der Vorſtand hatte nämlich auf letzten Sonntag die Mitglieder des Aus⸗ ſchuſſes zu einem gütlichen Arrangement durch An⸗ walt König in deſſen Bureau einladen laſſen. Jedes Mitglied ſoll 200 Mark zur Deckung des Defizits beitragen, was die Herren aber zu thun ſich wei⸗ gerten, da der Vorſtand auf eigene Fgauſt und viel⸗ fach trotz ihres Widerſpruches Beſtellungen machte, welche weit über den Rahmen und das Bedürfnis eines ſolchen Feſtes binausgingen. So ſollen 8000 der kolorirten Feſtzugsbücher, ebenſoviele Feſtabzeichen und ebenſoviel Eintrittskarten zur Beſichtigung des Geſchützvarkes am Schloſſe u. ſ. w. beſtellt worden ſein. Wer nun für das Defizit aufzukommen hat, wird wahrſcheinlich vor Gericht feſtgeſtellt und ent⸗ ſchieden werden. 5 — Aus Baden, 23. Sept. Die Erzgrab⸗ ungen in der Nähe Badenweilers liefern immer er⸗ freulichere Ergebniſſe. Am ausgiebigſten erweiſen ſich die Grabungen nach Bleierzen. Weitere Schürf⸗ ungen ſollen angeſtellt werden im Münſterthal, in der Nähe des Schauinslond und bei Waldshut, wo Blei und Zink gefunden wird. . — Freiburg, 23. Sept. Nach längerem Leiden ſtarb heute früh dabier Herr Generallſeutenant Keller, einer der tüchtigſten Brigadegeneräle der badiſchen Truvpen. Derſelbe hatte ſich dauernden Ruhm in den Kämpfen des Werder'ſchen Korps, namenllich in der denkwürdigen Schlacht an der Liſaine (15. — 17. Januar 1871) erworben. Keller bat den Abend ſeines Lebens in Freiburg zugebracht. — München, 22. Sept. Die K. Polizel⸗ direktion erläßt folgende Warnung: Von Zurich iſt nach Verübung großartiger Betrügereien der Cbef der dortigen Lombard⸗ und Diskontobank, Friedrich Guſtav Ludwig Dürrich aus Stuttgart, am 5. Sep⸗ tember flüchtig gegangen. Derſelbe iſt ein in Bern, Bukareſt und Wien mit ſchweren Freibeitsſtrafen vorbeſtrafter, geriebener internationaler Hochſtapler. Er beſitzt große allgemeine Bildung, ſpricht deutſch, franzöſiſch, engliſch und holländiſch. Er führt ge⸗ ſtohlene Werttitel mit fich, die er zu veräußern ſucht. Dürrich hatte bisher, ſo oft er in Verfolgung war, die Gepflogenbeit, in kleineren Ortſchaften in der Nähe von Städten oder in Vorſtädten, meiſtens in geringeren Hotels ein Verſteck zu ſuchen. Er iſt 1838 zu Stuttgart geboren, von großer hagerer Statur, hat ſpärliche ergraute Haare mit großer Glatze, grauen ſogenannten Kaiſerbart mit aus⸗ rafiertm Kinn, blaue Augen, gebogene dünne Naſe, mageres, abgelebtes, ſpitziges Geſicht, vornehme Hal⸗ tung und trägt elegante Kleidung, goldenen Zwicker und berſchiedene Brillantringe. — Paris, 22. Sept. Der dritte Akt des Lohengrin wurde geſtern bis auf einmaliges Pfeifen lautlos angehört. Zum Schluß erfolgte lebhafteſter Beifall. Das Publikum verließ ohne Zwiſchenfall das Haus. Außerhalb deſſelben hatten ſich einige Neu⸗ gierige den ganzen Abend aufgeſtellt. Ein halbes Hundert halbwüchfiger Burſchen lärmte und johlte. Die wenig zahlreich verſammelten Poliziſten nahmen 25 Verhaftungen vor. Hamburger Schnelldampferverkehr. Der Umſtand, daß ſelbſt engliſche Blätter die durch die neuen Schnelldampfer der Hamburg⸗Amer ' ka⸗ niſchen Packetfahrt⸗Aktiengeſellſchaft ausg⸗führten ſchnellſten Reiſen über den Atlontiſchen Ocean an⸗ erkennen, iſt jedenfalls eine inter ſſante Thatſache. Der „Daily Graphic“ ſchreibt: „Liverpool muß jetzt an Southampton die Ehre der ſchnellſten Ocean⸗ reiſe öſtlich von Newyork abtreten. Die Fahrt des „Fürſt Bismarck“ iſt nicht allein die ſchnellſte, welche bisher je von Newyork nach Southampton gemacht wurde, ſondern auch, wenn man die längere Reiſe in Betracht zieht, abſolut die beſte nach jedem Hafen des Vereinigten Britiſchen Königreichs. Nimmt mon den Durchſchnittsſatz von 20 Knoten, und rechnet man 14 Stunden für den Unterſchied in der Meſlenzahl binzu, die nach Soutbompton um ö viel größer als noch Queenstown ſſt, ſo würden au die Fahrt des „Fürſt Bismarck“ von Newpork na Queenstown 5 Tage 22 ½ Stunden kommen wüh rend die beſte bisherige Fahrt nach Queenstown di in letzter Woche von der „City of Newyork“ rückgelegte, 5 Tage 22 Stunden 50 Minuten betru Die nächſtbeſte Reiſe nach der des „Fürſt Bismarck war die der „Columbia“ von derſelben Geſellſchaft welche in 6 Tagen 15 Stunden 15 Minuten vo Newyork nach Southampton lief. Der „Fürſt Bi marck“ iſt nicht allein Eigentum einer deutſche Rhederei, ſondern auch in Deutſchland erbaut, un 80h deshalb charakteriſtiſch für den rapiden Fortſchrit 1% Uh welchen Deutſchland in den letzten Jahren in Hi n Ham ſicht auf ſchnelle Oc⸗anfahrten zu verzeichnen haf, d 1 Wah lreſultate. 6 dul Ladenburg, 24. Sept. Gewählt; 9 Natſong 0 b liberale, 7 Demokratiſch⸗Freifinnige. Schwetzingen, 24. Sept. Das Ergebnis hieſigen Wahlmännerwahlen iſt folgendes: Von 2 Wahlmännern wurden 17 für Eder in Brübl (d mokratiſch⸗freifinnig) und 7 für Rö tzhaupt (nat nallibecal) gewählt. Ilvesheim. Gewählt 7 Nationalliberale. Edingen. Sieg der Nationalliberalen. Neckarhauſen. Sieg der Socialdemokraten. Aller Vorausſicht nach wird der Wahlkreſ von der demokratiſch⸗freifinnigen Partei vertreten. Mannheim, 24. Sept. Gewählt wurden 171 Sozialiſten, 122 Nationalliberale und 19 Demokraten. Sandhofen, 24. Sept. Nationalliberale Part 1 U mit größter Majorität geſiegt. I desi Weinheim, 24. Sept. 89 lieberale Wahlmänne 1 Ultramantaner, 1 unbeſt'mmtſ. Glänzendee Sie der Nationalliberalen. 10 Bruchſal, 24, Sept. 30 Liberale, 28 Dem f kraten. (Der bisher vom Demokraten Schmitt inne 10 il gehabte Sitz iſt für die Demokraten berloten.) de i Pforzheim, 24. Sept. Glänzender Sieg de nat.⸗lib. Partei. Von 136 Wahlmännern 91 Na tionalliberal, 31 Sozial, 14 Deutſchfreiſinnig 1 2 tere fi⸗len auf Herrn Muſer). — Freiburg, 24. Sept. 49 Liberal, 161 Cen⸗ trumswahlmänner. Altbreiſach, 25. Sept. Im Amtsbezirk Brei ſach wurden 46 liberale Wahlmänner gegen 3 Ultramontane und 4 zweifelhafte gewählt. „Gut, gut, meine Hold⸗!“ flüſterte Don Ramiro, en halben Duro in das Körbchen der Blumen⸗ verkäuferin werfend, „alſo an der Puerta de Aclola, ich benke, gegen Abend; bis dobin gedenke mein!“ Raſch wandte ſich der Sennor ab und ſchritt die breite Straße hinab, indeß ihm Dolores mit einem ſellſamen Ausdruck in ihren dunkelblauen Augen nachblickte. Es war etwa acht Tage nach dieſer Begegnung zwiſchen dem gefeſerten Volksdichter und dem einfachen Blumenmädchen, als ein junger kräftiger Burſche, deſſen hübſches, off⸗nes G. ſicht in dieſem Augenblicke jedoch einen ungemein finſtern Zug aufwies, an den Stand Juanita's, der Fruchthändlerin auf der Puerta „Juanita, ich weiß, Du biſt die beſte freundin meiner Dolores, ihr habt keine Gehejmniſſe gegen einander, ich denke daher, Du wirſt mir ſagen können, was meinem Mädchen fehlt. Dolores iſt in der letzten Zeit wie ausg⸗wechſelt, ein ihr ſonſt ganz unge⸗ wöhnliches träumeriſches Weſen beherrſcht ſie, ja, ich bobe fie in der letzten acht Tagen kaum ein Mal zum Abendſpaziergang abholen dürfen und auch da wünſchte fie bald wieder nach Hauſe. Ich habe ſchon ihre Mutter gefragt woher wohl dieſes veränderte Weſen bei Dolores kommen moge, aber die Alte meinte, das ſei ihr noch gar nicht aufgefallen, auch käme libr Dolores durchaus nicht verändert vor. Und doch iſt's ſo,“ brach jtzt der junge Mann leiden⸗ ſchaftlich aus, die Fäuſte ingrimmig ballend, „und ſollte ſie etwa gar einen Andern mir vorziehen wollen, dann würde erſt Blut fließen müſſen —“ „Aber Carlos,“ fiel die Fruchthändlerin dem Erregten mahnend in die Rede, „wer wird denn gleich ſo wüthend ſein! Du brauchſt doch Deine de Sol, herantrat, und mit unterdrückter Stimme ſagte: Liebeshändel nicht in alle Welt hinousſchreien! Wenn Du mir verſprichſt, vernünftig zu bleiben, ſo kann ich Dir am Ende etwas mitteilen.“ „Aha, ich wußte es doch,“ rief Carlos trium⸗ phirend, „aber nun ſpanne meine Ungeduld auch nicht länger auf die Folter, Juanita!“ „Wenn ich es nicht wirklich gut mit Dir und Dolores meinte,“ erwiederte Juanita ernſt, „ſo würde ich mich hüten, mich in eine ſo beikele Angelegen⸗ heit einzumiſchen. Aber Du haſt Dolores aufrichtig lieb, auch fie iſt Dir von Herzen zugethan — warum ſoll da ein Dritter dazwiſchen kommen, der die arme Kleine doch nur bethören will —“ „Hoͤll' und Teufel!“ ſchäumte der Burſche auf, „ich bin alſo —“ „Ruhig, Carlos!“ mohnte jedoch das Mädchen nochmals, dem Wüthenden gebieteriſch zuwinkend, oder ich bleibe ſtumm wie ein Fiſch! Ja, es iſt ein Dritter im Spiele, und ich glaube allerdings, es wird Zeit, daß Du Deine Rechte wahreſt. Ich will Dolores nicht von aller Schuld frei ſprechen, aber das junge Ding iſt noch ſo unerfahren und darum wirſt Du ihr volle Verzeihung zu Teil werden laſſen. Wer jedoch der Verſucher iſt 7 Ich will Dir keinen Namen nennen: paßt es Dir indeſſen heute oder morgen Abend, nach Dunkelwerden in den Anlagen am Teatro de Oriente zu erſcheinen, ſo wirſt Du vielleicht auf ein angehendes Liebespaar ſtoßen. Aber hörſt Du wohl, Carlos, nimm Dich in Acht und behalte kühles Blut, Du könnteſt ſonſt Dich und Dolores ins Unglück ſlürzen.“ Der junge Mann achtete jedoch kaum noch auf die letzten Worte der Fruchthändlerin, ungeduldig winkte er ihr mit der Hand zu und war bald in einer der auf den Platz einmündenden Straßen verſchwunden.“ „Jetzt habe ich ihn auf die Führte geſetzt,“ mur melte Juanita, hie und da die Früchte auf ihre Tiſch ordnend, „und ich meine, er wird dem edle Don Ramiro ſchon einen kleinen Denkzettel verſetze Don Ramiro iſt zwar ein großer Dichter, aber er braucht deshalb meine gute Dolores nicht unglücklich zu machen; die Kleine wollte auf meine Vorſtell⸗ ungen nicht hören, ſo mußt⸗ ich denn ein wenig Vorſehung für ſie ſpielen!“ — e Es war in der zehnten Abendſtunde dieſes Tages, als Carlos, der ſich verraten wähnende Ge⸗ liebte der kleinen Dolores, durch die dichten Gee. büſche am Teatro de Oriente ſchlich, den breiten Hut tief über die Stirn hereingedrückt. Von Zeit zu Zeit blieb er lauſchend ſtehen, ob er bfelleicht das Geräuſch flüſternder Stimmen höre, doch nichts war zu vernehmen, als das Murmeln der Fontaine vor dem Theater. Auch bermochte er keine Geſtolten zu entdecken, obwohl der von Eiferſucht geſchärſte Blick des jungen Mannes das Dunkel der Prom ⸗ nadenwege und der verſchiedenen lauschigen Plätzchen in den prͤͤchtigen Anlagen förmlich zu durchbohren ſchlen. Mißmutig blieb Carlos endlich in einem Bos⸗ quet hochſtämmiger Roſen ſtehen, unbekümert darum, daß er ſo manchen Zweig der koſtbaren Bäumchen zerknickte, und murmelte vor ſich hin: i „Sie ſcheinen ſich gerade heute kein Stelldich⸗ ein gegeben zu haben ... caracho, und ich hätte es dieſem Schuft doch ſo gern eingetränkt — ſollte alſo Dolores zu Hauſe ſein? Aber wenn ſch ein Steinchen an ihr Fenſter würfe, würde ſie mir auch N wieder öffnen, wie ſonſt, als .. o, ich fühle, wie mir das Blut aufs Neue ſi det, da ich daran denk„ daß ein Schurke mein Liebesglück zertreten hat!“ 4