Dar-es⸗Salaam von beute meldet: Die Expedition Zelewski iſt zurückgekehrt. Alles ruhig. Der Tod von Schmidt und Tiedemann iſt durch Augenzeugen feſtgeſtellt, der Tod der Uebrigen zweifellos. Paris, 20. Sept. Von fachmänniſcher Seite wird in Betreff der jüngſten Manöver im Oſten Frankreichs bemerkt, dieſelben hätten gezeigt, daß die franzöſiſche Armee im Großen und Ganzen recht anſehnliche, teilweiſe ſogar überraſchende Fort⸗ ſchritte gemacht habe. Verſchiedenes. * Ladenburg, 22. Sept. Die Direktion der Main⸗Neckar⸗Bahn erläßt in dieſer Nummer d. Bl. eine Berichtigung des als Beilage der heu⸗ tigen Nummer beigegebenen Fahrplans der Main⸗ Neckar⸗Bahn und machen hierauf aufmerkſam, mit dem Erſuchen, die Aenderung gefl. an dem Fahr⸗ plane bewirken zu wollen. — Kebl, 19. Sept. Eine heimliche, aber ge⸗ wiß freudige Ueberraſchung für die Inhaberinnen von Haushaltungskaſſen wurde denſelben in den letzten Tagen durch die Mitteilung des Abſchlags der Brod⸗ preiſe bereitet; dieſelben ſprangen ebenſo ſchnell wieder zurück als vor 14 Tagen in die Hohe, namlich um 4 Pfennig per Laib, und haben ſomit wieder ihren alten Standpunkt erreicht. — Metz. 20. Sept. Die Wallfahrten zum heiligen Rock nach Trier nehmen anſcheinend noch immer zu. Täglich kommen mehrere Sonderzüge aus der Richtung von Saarburg, welche die Gläubi⸗ gen vom Lande unter Führung ihrer Geiſtlichen unterwegs aufnehmen. Eine hieſige Zeitung ſchätzt die Anzahl ber Wallfahrer, die bis jetzt die Station Metz paſſirt haben, auf nahezu 400,000 Perſonen. — Brüſſel, 19. Sept. In Forchies im Hennegau fand heute früh 3 Uhr im Kohlenwerk Monceau, Kanton Fontaine⸗l'Eveque, eine furchtbare Explofion ſchlagender Wetter ſtatt, durch welche 27 Arbeiter, welche in einer 360 Meter tief gelegenen Sohle beſchäftigt waren, getödet wurden. Die Ka⸗ taſtrophe wird der erfolgten geſtrigen barometriſchen Depreſſion zugeſchrieben. — Brüſſel, 19. Sept. Durch eine heftige Explofion, deren Urſachen noch nicht bekannt find, wurden heute Mittag 12½¼ Uhr die oberen Etagen eines Hauſes der unteren Stadt zerſtört. Eine Perſon kam dabei um das L ben, drei wurden ver⸗ wundet. In vielen Häuſern zerſprangen in Folge der Erſchütterung die Fenſterſcheiben. Gegend heimgeſucht hat. ausgeblieben, er hatte ſeiner Geliebten nicht einmal Nachricht von ſich gegeben, und war deshalb ſchon der Verzweifelung nahe geweſen. Da vermeinte ſie heute ihren Joſef auf das Haus zuſchreiten zu ſehen und darum erklang ihr Ruf „Joſchki“ ſo jubelnd, und deshalb war aber auch ihre Beſtürzung um ſo größer, als ſie entdeckte, daß der fremde Herr nicht ihr „Joſchki“ war. Der Kaiſer hatte den von häufigem Schluchzen angehört und beruhigte die Erregte mit der Verſiche⸗ rung, daß er den Principal ihres Geliebten kenne und ihr baldigſt weitere Nachricht zukommen laſſen würde, worauf ſich der Monarch mit der freundlichen Mahnung an das Mädchen, friſchen Mut zu faſſen, entfernte. Am andern Morgen ließ Joſef durch einen Vertrauten unauffällig Erkundigungen über das Mädchen einziehen und die erhaltene Auskunft gab der Sittſamkeit und den häuslichen Tugenden von Julie Zürner das beſte Zeugniß. Alsdann ließ der Monarch den Pricipal Joſef Huber's zu ſich be⸗ ſcheiden und fragte ihn nach dem Charakter und der geſchäftlichen Tüchtigkeit des jungen Mannes aus, welchem der Kaufherr in jeder Beziehung nur das größte Lob erteilen konnte. Beim Schluſſe der Unter⸗ redung beauftragte der Kaiſer den Kaufmann, ihm den Joſef Huber unverzüglich herzuſchſcken, und als⸗ bald erſchien der Geliebte Julſens vor dem Kaiſer, nicht wenig erſtaunt über dieſe Citation. Der Kaiſer teilte dem jungen Manne kurz mit, auf welche merkwürdige Weiſe er Kenntnis von diſſen Liebenshandel mit der Demoſſelle Zürner erhalten habe und frug ihn, warum er denn ſeiae Geliebte verlaſſen wolle, wie es wenigſtens den Anſchein habe. Huber antwortete freimütig, er habe gehofft, einen — Von der Hungersnot in Ruß land entwirft ein Berichterſtatter, der ſoeben von einer längeren Reiſe durch das Zarenreich zurückgekehrt iſt, ein ſehr trauriges Bild. Derſelbe ſchreibt: In Petersburg beſchäftigt man ſich gegenwä tig weit weniger mit Politik, als mit dem ungeheuren Elend, das über ganz' Gouvernements, die fich Tauſende von Werſt weit erſtrecken, hereingebrochen iſt. Wenn ſchon die ruſſiſche Cenſur eine Depeſche paſſiren läßt, in welcher gemeldet wird, daß die Hungersnot ſchreckliche D menſionen annimmt, ſo kann man ſich denken, wie groß die Not in Wirklichkeit iſt. Eine ſchlechte Ernte gehört in dem großen Rußland durch⸗ aus nicht zu den Seltenheiten. Es kommt häufig genug vor, daß die Bewohner ganzer Landſtrecken, die oft großer find als das Koͤnigreſch Bayern, nichts zu eſſen haben. Dann verlaſſen die Bauern — Männer, Weiber und Kinder — ihr Heimats⸗ dorf und ziehen, um einen Biſſen Brod bettelnd, durch das rieſengroße Reich. Wer mit der Britſchka (Bauernwagen) über Land fährt, begegnet oft ganzen Karawanen von abgezehrten, elenden, zerlumpten Geſtalten, die um einige Kopeken bitten und mit heiſerer Stimme ihr „Christa rada“ murmeln. „Christa rada!“ (In Chriſti Namen!) ſo beginnt das Hungergebet der ruſſiſchen Bauern, die zu Bett⸗ lern geworden find. Nach der Anrufung Gottes bekreuzt ſich der Bettler und fährt dann fort: „Schenke mir Brod, denn ich habe Hunger. Ich befitze Land aber nichts iſt gewachſen. Ich habe ein Haus, ich hab⸗ einen Stall. In meinem Hauſe brannte Tag und Nacht das Oellämpchen vor dem Bilde der heiligen Jungfrau; in meinem Stalle be⸗ fonden ſich ſchöne Rinder und ſchöne Pferde. Aber das Unglück brach herein. Es wuchs kein Korn, kein Futter, für ein wenig Mehl bobe ich die Rin⸗ der und die Pferde verkauft. Christa rada!“ Solche Klagen kann man alljährlich in einigen Gegenden Rußlands vernehmen. Der Bauer iſt daran gewöhnt, und ſelbſt der Städter hat fich da⸗ mit vertraut gemacht und giebt dem Armen gern ein Stück Brod. Tauſende von einſt wohlhabenden Leuten durchziehen den ganzen Winter hindurch das ruſſiſche Reich. Im Frühling kehren ſie dann in die Heimat zurück und bebauen im Schweiße ihres Ange ſichts den unfruchtbaren Boden von Neuem. Da ſie keine Arbeitstiere haben, müſſen ſie ſelbſt Tierarbeiten verrichten. In dieſem Jahre iſt die Not aber ſo groß, daß ſie nicht nur eine einzelne 20, 30 Gouvernements 8 leiden unter der Mißernte und die Opfer 14 Hungers zählen nicht mehr nach Tauſenden, ſondern nach Millionen. Die Tiedemann ' ſche Vorbereitungzanſalt für die Poſtgehülfen⸗Prüfung zu Riel hat ſorben ihren Jahresbericht veröff⸗ntlicht. Dieſe eigenartige und, wenn man die Schnelligkeit ihres Emporblühenz in Betracht zieht, einzigartige zu nennende Anſtal erregt das Intereſſe weiter Kreiſe, und wollen r daher unſern Leſern Nachſtehendes aus dem Jahres“ bericht mitteilen. Vor 9 Jahren wurde die Anſtalt mit 2 Schülern eröffnet, und gegenwärtig beträgt die Zahl der 3ög⸗ linge 576. Dieſe Zöglinge werden in 11 Klaſſen von 50 Lehrern unterrichtet. Von den Lehren haben 10 ihren Wirkungskreis ausſchließlich an der Anſtall, während die übrigen an öffentlichen Schulen ange ſtellt ſind und an der Anſtalt in ſolchen Gegen⸗ ſtänden Unterricht erteilen, in denen ſie ihre herdor ragende Leiſtungsfähigkeit bewährt haben. Die Aus⸗ gabe an Lehrergehältern und Stundengeldern betrug im letzten Jahre 44,380 Mk. Wie gründlich und umfaſſend in der Anſtalt gearbeiet wird, zeigt ein Verzeichnis der Unterrichtsgegenſtände. Die Lehrer haben eich genötigt geſehen, für einzelne Gegenſtände eigene Bücher zu verfaſſen; ſo find jetzt von lang⸗ jährigen Lehrern der Anſtalt in Gebrauch: Schwenn, Deutſches Uebungsbuch; Broeker, Rechenbuch; Loden, Geographie; Mehlgarten, poſtaliſche Geographie; Mehl garten, Dienſtanweiſung; Tiedemang, poſtaliſcheg Franzöfiſch. — Von den 576 Zöglingen find 561 Penfionäre der Anſtalt. Dieſe umfaßt 5 Wohnhäuſer 1 Klaſſenhaus nebſt Speiſeſaal und die nöthigen Nebengebäude. An den Sontagabenden im Winter werden den Schülern Vorträge allgemein bildenden Inhalts gehalten: außerdem wird ihnen öfters Ge⸗ legenheit geboten, im hieſigen Stadttheater gegen mäßiges Eintrittgeld klaſſiſche Stücke aufführen zu ſehen, Im Sommer werden bei feſtlichen Gelegen⸗ heiten Ausflüge in die an Naturſchönheiten ſo außer⸗ ordentlich reiche Umgegend oder Fahrten in Gee unternommen. — In einer ſo großen Anſtalt muß natürlich Ordnung herrſchen, und daß und wie dieſelbe genau gehabt wird, dagon zeugt der dem Jahres bericht angehängte Auffichtsplan. Im abgelaufenen Jahre haben 255 Schüler der Anſtalt ihre Prüfung beſtanden, ſodaß die Zahl der bis jetzt bei der Poſt eingeſtellten Anſtaltszöglinge auf 854 geſtiegzn iſt. Von dieſen haben bereits 114 die Aſſiſtentenprüfung beſtanden. ———— — — todkranken reichen Vetter beerben und mit der Erb⸗ ſchaft ein Geſchäft begründen zu können, um dann ſeine Geliebte zu heiraten. Aber als der Vetter ge⸗ ſtorben ſei, habe es ſich gezeigt, daß von ihm ein Kloſter zum Erben ſeines ganzen Vermögens einge⸗ ſetzt worden ſei. Da nun ſeine Geliebte, gleich ihm ſelber, kein Vermögen beſfitz-', ſo müſſe er dem Ge⸗ danken, durch die Hand ſeiner Julie glücklich zu werden, entſagen. unterbrochenen Bericht Juliens mit Aufmerkſamkeit Aber dieſer Entſchluß ſei ihm unſagbar ſchwer geworden, da er Julie innig liebe. Er habe darum in den letzten zwei Wochen noch nicht den Mut gefunden, ſich ihr wiederum zu nahen und ihr die Gründe ſeiner Entſagung zu entwickeln. Der Kaiſer hatte den Erzähler während ſeines Berichts feſt ins Auge gefaßt und frug nun: „Sie würden alſo Demoiſelle Zürner geheiratet haben, wenn Sie von Ihrem Vetter nicht enterbt worden wären?“ „Gewiß, Maj ſtät, dafür ſei Gott mein Zeuge!“ lautete die raſche und beſtimmte Antwort. „Und wenn Ihnen nun von dritter Seite die Mittel an die Hand gegeben würden, das geplante Geſchäft zu beginnen, würden Sie dann Ihre Julie wirklich vor den Altar führen?“ „Majeſtät,“ erwiderte Huber, die Hand be⸗ teuernd auf das Herz legend, „es wäre dies mein höchſtes Glück, aber ich habe weder reiche Freunde noch Gönner und darum wüßte ich nicht —“ Lächelnd unterbrach ihn Joſef II.: „Aber Sie haben einen Vornamensvetter, der ſich immerhin als einen wohlhabenden Mann betrachten kann und aus dieſer Vornamensvetterſchaft leite ich das Recht her, Ihnen und Ihrer Braut gegenüber ein wenig Vor⸗ ſehung ſpielen zu dürfen.“ Der Kaiſer trat bel dieſen Worten an einen Tiſch, warf ein paar Worte auf ein Billet und reichte es dem jungen Manne mit dem Bemerken: „Nehmen Sie den Z7ttel und laſſen Sie ſich gegen Quittung die darauf verzeichnete Summe bo dem ebenfalls namhaft gemachten Bankier auszahle — die Gabe ſoll mein Hochzeitsgeſchenk für Sie und Ihre Braut ſein und ich will hoffen, daß Ihnen das Geld reichen Segen bringt.“ Huber nahm zoͤgernd das Popier und war einen Blick darauf — ein freudiger Schreck durch zuckte ihn, es war eine Anweiſung auf zehntauſend Gulden! In überſtrömendem Dankgefühl warf fich Huber vor dem gütigen Monarchen nieder und be deckte ſeine Hände mit Küſſen, doch raſch entzog ſich der Kaiſer dieſen Huldigungen, nickte dem junge Manne freundlich zu und verſchwand in einen Nebenzimmer. Ueberglücklich verließ Huber die Hof burg, doch ehe er ſich zu dem Bankier begab, ftüurmte er zu ſeiner Geliebten, die in mit Thränen empfing Joſef wußte dieſelben indeſſen bald zu trocknen Groß war aber das Erſtaunen des Mädchens, als es vernahm, daß der „Joſchki“, der bei ihm vorge ſprochen und dem die Liebenden nun ihr Glück zu danken hatten, kein Geringerer geweſen ſei als Kaiſer Joſef II. ſelbſt! (Anzüglich.) Gerichtstat: „Ja, mein lieber Herr Profeſſor, es iſt ein wahres Leidweſen mit dieſem Umzuge; einen ganzen Möbelwagen brauchen wir allein für die alten Schachteln.“ — Profeſſor (er- ſtreut): „Wie denn, fahren Ihre Damen nicht pr Droſchke?“ 1 (Biſſig) „Herr Wirt, iſt Ihr Hund biſſg?“ — „Nein.“ — „Thut mir ſehr leid, ſonſt könnte er ſich mal mit meiner Frau meſſen!“