nem Reglerüngsantritt und über die Grundſätze, welche die Regierung in Ausübung ihrer Pflichten geleitet haben, kann ich nur ſagen, doß ich mich in erfreulicher Uebereinſtimmung mit dieſen Grundſätzen befinde, und eine fernere Fortdauer in der feſten und ſſcheren Handhabung derſelben wünſche. Ich halte dafür, daß eine Veröffentlichung des genannten Schreibens bewirkt werde, damit in weiten Kreiſen des Landes Gelegenheit gegeben ſei, die Abſichten meiner Regierung ganz zu erkennen und ſich dieſer Arbeit helfend und vertrauensvoll anzuſchließen. Möge damit erreicht werden, daß manche Irr⸗ tümer beſeitigt, eine friedfertigere Stimmung geför⸗ dert und dadurch die Stetigkeit in der Entwickelung des politiſchen Lebens dem Lande erhalten bleibe. Ich verbleibe in dankbarer Gefinnung Ihr wohlgeneigter (gez.) Friedrich.“ Volitiſches. Weißenburg, 12. Sept. Am Mittwoch, den 16. d. M. Abend nach 7 Uhr, wird, lt. Str. P., der Großherzog von Baden zu mehrtägigem Auf⸗ enthalt hier eintreffen und in der Kreisdirektion ab⸗ ſteigen. Zum Empfang des Fürſten, welcher von hier aus den Mandvern bei Sulz u. W. beiwohnt, iſt man am Stadthauſe und bei der Stiftskirche, woſelbſt eine Ehrenpforte errichtet wird, eifrig thätig. Zur Begrüßung werden außer den Behörden das Gymnaſtum, die höhere Mädchenſchule, die Knaben⸗ ſchulen, der Kriegerverein und die Feuerwehr Auf⸗ ſtellung nehmen, wozu Fackel⸗ und Lampionsbe⸗ leuchtung vorgeſehen iſt. Erfurt, 14. Sept. Das Kaiſerpaar iſt geſtern Abend 9 Uhr von Kaſſel hier eingetroffen und hielt unter den jubelnden Kundgebungen der alle Straßen füllenden Bevölkerung ſeinen feſtlichen Einzug in die prochtvoll geſchmückte und glänzend illuminirte Stadt. Der Bürgermeiſter begrüßte das Kaiſerpaar mit einer Anſprache, worauf der Kaiſer dankend erwiederte. Berlin, 13. Sept. Nachdem geſtern dem Aus⸗ wärtigen Amt nur eine kurze von ſchweren Verluſten dei der Expedition Zelewski in Oſtafrika ſprechende Depeſche zugegangen war, iſt heute die Meldung ein⸗ getroffen, daß jene Expedition om 17. Auguſt Mor⸗ gens in Uheha ſüdlich vom Ruhahafluß von Wahehe überfallen und zerſprengt worden iſt. Vermißt werden die Offtziere Zelewski, Zitzewitz, Pirch, Dr. Duſchow, die Unteroffiziere Horrich I., Tiberwiß, Schmidt, Henzeelhaupt und Hemprich. Wohſebehalten ſind die Offiziere Teettenborn und Heydebrek, die Unteroffiziere Koh und Wutzer. — Ein Extrablatt des „Ber⸗ liner Tagebl.“ meldet aus Sanfibar, die Expedition Zelewski wäre bernicht t. Z hn Off ziere und 500 Schwarze ſeien todt, fünf Weiße werden vermißt. Drei Kanonen und viele Woffen find verloren. — Paris, 13. Sept. Ein Telegramm des Kommandanten des auf Fort de Frar ce, Inſel Marttinigue, eingetroffenen Aviſo „Biſſon“ beziffert die Zahl der bei dem dortigen Cy'lon im Auguſt umgekommen Perſonen auf ungefähr fünfhundert. London, 14. Sept. Der Standard erinnert den Sultan daran, daß das Beſtehen ſeines Reſches ganz prekär von der Nebenbuhlerſchaft der Mächte abhänge. Der Sultan habe wahrſcheinlich darauf gerechnet, daß die Konzeſſion in der Meer⸗ engenfrage Rußland minder läſtig bezüglich der rück⸗ ſtändigen Kriegskoſtenentſchädigung machen und ihm die Unterſtützung Rußlands in der ägyptiſchen Frage für die Türkei und Frankreich eintragen würde. Sollte Rußland ſich Konſtantinopels bemächtigen, ſo würde es ſofort durch England und den Dreibund von dort entfernt werden. Verſchiedenes. „(Ladenburg, 12. Sept. In der Höheren Bürgerſchule fand heute die Aufnahmsprüfung ſtott. Dieſelbe beſtanden 38 Schüler, eine Zahl, welche ſeit 1883 nicht mehr erreicht worden iſt. Von den neu eingetretenen Schülern find aus Ladenburg 14, Edingen 1, Friedrichsfeld 4, Heddesheim 10, Ilves⸗ heim 1, Leutershauſen 8, Neckarhauſen 2, Secken⸗ heim 3. Die Geſamtzahl der Schüler beträgt 116. — Ladenburg, 15. Sept. Diejenigen Erſatzreſerviſten, welche im Jahre 1886 der Erſotz⸗ ſatzteſerve überwieſen worden und nicht geübt haben, werden am 1. Oktober d. J. zum Landfſurm über⸗ geführt. Zu dieſem Behufe haben dieſelben ihre Päſſe ihrer Kontrollſt lle bis zum gedachten Z itpunkte vor⸗ zulegen, andernfalls verbleiben ſie in der Ecſotzreſerve und unterliegen auch fernerhin den für letztere gül⸗ tigen Beſtimmungen. Die dem Landſturm Angehörigen find alsdann in Friedenzeiten von jeglichen Meld⸗ ungen ſowohl als auch von der Teilnahme an den Kontrollverſammlungen befreit. — Weinheim, 12. Sept. Am 8. d. wurde in Hemsbach eine Witwe mit ihren beiden Soͤhnen ver⸗ haftet, weil die Söhne im Einverſtändnis mit ihrer „Aber wenn er ſie nun liebte, ohne daß ſie es ahnt?“ frug Bruno mit angſtvoller Geberde. 5 „Thorheit Frauen fühlen das ſofort!“ ö „Auch reine Seelen 2“ 5 „Ich bin zu wenig Kenner der Frauennatur. b 5 traulichem Beiſammenſein. Doch für Hilda ſage ich gut!“ erklärte Oswald. Er redete es nur halb überzeugt, und Hildas Ankunft bei den Brüdern endigte übrigens das Ge⸗ ſpräch, welches Oswald viel zu denken gab. Ein anderes Mal trat Oswald wieder uner⸗ wartet in den Park, Plantage, der Diener war ins Haus gegangen denn der Kranke war über einem Buche eingeſchlafen. Oswald trat näher. Was las denn Bruno ? Er hob den Band von der Wagendecke auf und entdeckte darin — Schoppenhauers peſfimiſtiſche Philoſophie! 5 5 Er ſchüttelte den Kopf, den Kranken fixirend, erſchrak aber heftig, als er aus der Bruſttaſche des Bruders die zierlichen Läufe eines Doppeltaſchen⸗ piſtols hervorſchimmern ſah. Leiſe zog er das feine Piſtol heraus, unterſuchte es und fand es — geladen. Als er dem Bruder beim Erwachen dar⸗ über Vorwürfe machte, daß er eine ſolche bei ſich trüge, blickte Bruno ſinnend in die grünen Baum⸗ wipfel und ſagte dann leiſe: „Womit ſollte ich mich wohl wehren, Oswald, wenn mich Krüppel hier ein Schurke überfiele?“ „Wer würde das wohl wagen?“ Bruno zuckte die Achſeln. Wieder an einem andern Tage ließ ſich Brun von dem Diener in die Laube von wilden Roſen ü Der Wagen ſtand unter einer hinaus?“ N — — In der Laube aber ſaßen Oswald und Thekla, welch' letztere ſoeben aus der Stadt nach Bromdorf gekommen war. Offenbar ſtörte Bruno ſie in ver⸗ Als Thekla beſchämt zur Seite geſchlichen und Bruno den Diener ins Haus nach Cigarren geſandt hatte, ergriff er Oswalds Arm krampfhaft und ſagte ſcharf: „Glaubſt Du wirklich an Liebe über das Grab „Ganz gewiß!“ ſagte Oswald. „Hm, ich nicht! Ich bitte Dich, heirate nicht ſo früh wie ich, Oswald! Frauenliebe iſt wohl Gold, aber — ſiebenfach geläutert muß es erſt ſein!“ „So iſt Theklas Liebe!“ erklärte Oswald. „Kinderei!“ entgegnete Bruno. „Sor Wenn ich ſtürbe, ſie heirate gewiß keinen anderen Mann!“ „Meinſt Du? Aber wenn Du nun, wie ich, zum Krüppel geſchoſſen würdeſt!“ Bruno biß ſich in die Lippe und brach ab. Da konnte ſich Oswald eines Zeichens des Unwillens nicht enthalten und ſagte: „Pfui, Bruno! Wer ſo eine edle Frau wie Du hat, der ſollte nicht mit Schopenhauer'ſchem Peſſemismus und Spinoziſcher Zweifelſucht, am allerwenigſten aber mit geladenen Piſtolen ſpielen!“ Bruno errdtete, erwiderte nichts darauf, ſon⸗ dern fragte ablenkend nach den Ereigniſſen in der Refidenz. VII. Es war am Tage vor Brunos achtundzwan⸗ zigſten Wiegenfeſte. 5 f „Ich möchte ſo gern den Duft dieſer wilden Roſen einathmen!“ ſagte Weddingen. Mutter auf der Vorſchußkaſſe in Weinheim unter falſchen Namen eine größere Summe Geld erhoben haben ſollen. — Die Kunde von einem furchtbaren Mord und Selbſtmord verſezte am Samzslag Morgen die Einwohner der Stadt Braunſchweſg in eine gewaltige Aufregung. Man ſchreibt von dort darüber wie folgt: Der 22 jährige Kaufmann Johannes Bretthauer unterhielt ſeit längerer Zeit mit der 32jährigen Chanſonettenſängerin Helene Heim aus Berlin, welche hier im Lokal von Clauditz allabendlich auftrat. B. welcher häufig in der Wohnung der Sängerin verkehrte und ziemlich be⸗ deutende Ausgaben machte, geriet dieſer Angelegen⸗ heit wegen mit ſeinen Eltern öfter in Streſt, und auch am Freitag kam es zwiſchen dem jungen Mann und ſeinen Eltern zu einem heftigen Auftritt, nach welchem erſterer in ſtarker Erregung das Haus ber⸗ ließ und ſich zu ſeiner Geliebten begab. Am Samstag Morgen kurz nach 6 Uhr vernahmen die Bewohner des Hauſes der Sängerin zwei auf⸗ einander folgende dumpfe Schüſſe. Man eilte ſofort zu der 3 Treppen hohen Wohnung der Sängerin, deren Thür verſchloſſen war. Nach gewaltſamer Oeffnung derſelben bot ſich den Eintretenden enl⸗ ſetzlicher Anblick dar. In dem Bette lag die 5, bereits todt, mit einem Schuſſe durch die Bruf. Quer über das Bett der junge B., ebenfalls mit einem Schuſſe in der linken Bruſt. Auf der Erde Bei der H. war der Tod anſcheinend ſofort eingetreten, während B. anſcheinend noch eine Zeit lang gelebt hatte, Die ſofort in Kenntnis geſitzte Polizei ordnete die Ueberführung der Leichen nach dem Obductionshauſe an. — Ein merkwürdiger Krankheitsfall wurde dieſer Tage in einem Kran kenhauſe zu Vo⸗ lencia beobachtet. Es handelt ſich um eine Frau, welch? ein b'ſonderes Vergnügen darin findet, ſſch Nähnadeln und kleine Nägel in die Fingerspitzen zu bohren. Damit nicht genug, ging ſie ſpäter dozu über auch ihre Hände und Arme in gleſcher Weſſe zu behandeln, bis ſchließlich durch die dadurch ent⸗ ſtandenen Wunden und Geſchwüre ein Zuſtand ein⸗ trat, der ihre Ueberſührung ins Krankenhaus nöthig machte. Der Arzt mußte zur Oeffaung des ganzen Armes ſchreiten und hat mitlerweile ſchon einige 30 Nadeln und Nägel entfernt. Die Kranke weigerte ſich entſchieden, ſich chloroformiern zu loſſen, ihr Zuſtand ſoll verhältnismäßig befriedigend ſein. lag der abgeſchoſſene Revolver. Hilda ſaß in der Bibliothek und flocht die letzten Roſen mit den Blumen des Hochſommers ſammt duftigem Tannengrün zu Guirlanden zu⸗ ſammen. Da öffnete ſich die Thür und herein trat — Herr von Klinger. Er war ſoeben in Bromdorf angekommen. „Ich begrüße Sie, gnädige Frau,“ ſagte er. „Sie erlauben doch, daß ſch hier Platz nehme?“ Dabei nahm er in einem Fauteuil neben dem Tiſche Platz. Es mochte ihm ſchwer genug werden, den Vulkan, der in ihm lobte, unter gleich gültigen Redensarten zu verſtecken. Hilda blickte überraſcht auf. 5 „Wollten Sie mir Geſellſchaft leiſten ?“ frage ſie dann in ihrer herzlichen, freundlichen Weiſe, Et venbeugte ſich verbindlich. Sie deutete auf die Blumen und ſagte: 5 „Morgen iſt Brunos Geburtstag, wie Sie wohl wiſſen werden!“ Alexander von Klinger antwortete nichts darauf, er verſchlang ober Hildas G ſtalt mit glügenden Blicken und brachte dann nur müh om mit Ruhe die Worte hervor: * „Die ſchönſte unter dieſen Blumen ſind Sie der Ausdruck eines tief innerſten Empfindens!“ Sie erſchrak über die Worte und den ſeltſamen Ton derſelben, der eine große Bewegung in Klingers Innern verriet und ſagte unwillkürlich fragend; „Was ſagen Sie, Herr von Klinger?“ Er war aufgeſtanden und ſeine Augen flommten in einem verzehrenden Feuer. ſelbſt, Hilda; zwar eine verbrauchte Redensart, aber 11 Ke, N be Het 4 hun aalen At B. fitter Mia Nia un neue er 13 Nate *