* Ladenburg, 1. Sepk. Geſtern mittag Bierbrauer Beidinger Fuer aus und wurde das⸗ ſelbe erſt wohrgenommen, als das ganze Gebäude bereits in Flammen ſtand. Die hieſige Feuerw hr war ſofort zur Stelle und war es deren Aufgabe, die ſchwer bedrohten Nachbargebäud⸗ zu retten, was derſelben unter Mitwirkung der bald auf dem Brand⸗ plotze erſchienenen Fruerwehren von Nieckarhauſen, Schriesheim und Heddesheim auch gelang bis auf eine kleine Scheune des Zimmermanns Farrenkopf. Erwähnt ſei der Feuerwehr von Neckarhauſen, welche durch ihr ſofortiges Eintreffen, noch ehe derſelben Mitteilung über den Brand zukam, auf dem Platze tüchtig eingriff. Der Brandſchaden iſt ſehr groß, da ein großer Heuvorrat, für ca. 30,000 Mark Tabak des Herrn Sig. Selig von Weinheim, und außerdem mehrere Maiſchbütten, ein neuer Wagen und ca. 1000 Zentner Eis verbrannten, auch er⸗ tten die umliegenden Gebäude mehr oder weniger Schaden. Verfichert iſt Alles bis auf einige kleine Partieen Frucht und Heu. Von dem Beſitzer des Anweſens war Niemand zu Hauſe, als die ca. 16 Jahre alte Tochter, da derſelde mit Frau und Sohn eine Stunde vor Ausbruch des Feuers auf den Schriesheimer Hof zur Kirchweihe fuhr. = Schriesheim, 31. Aug. Ein ſchreck⸗ licher Unglücksfall eigener Art verſetzte dahier eine brave, allgemein geachtete Familie in die tiefſte Trauer. Als nämlich am Freitog Abend halb 6 Uhr der Jagdaufſeher Peter Schmitt jun. von hier in der von ihm geſuchten Geſellſchaft ſeines Freun⸗ des Franz Schmitt, Waldhüter von hier, ſich auf einem Dienſtgang in den Wald begab, verwickelte ſich in den Anlagen der Fabrik Stammberg im Thal der Jagdhund des Peter Schmitt mit der Leine in das von der rechten Schulter nach vornen herabhängende Gewehr des Jagdaufſehers, was letz⸗ teren veranlaßte, mit der rechten Hand in dem Augenblicke nach dem Hunde zu ſchlagen, als Wald⸗ hüter Schmitt ſich trennte, um ſeinem Dienſte im Walde nachzugehen. Unmittelbar darauf hörte der Waldhüter einen Schuß hinter ſich krachen und rufen: „Franz, ich muß ſterben!“ und gewahrte, ſich raſch umdrehend, wie Peter Schmitt hinten über zu Boden ſtürzte, während ein mächtiger Blutſtrahl aus ſeiner rechten Bruſtſeite hervorſchoß. Eine im kurz nach 12 Uhr brach in der Scheune dis Herrn 1 1 . 7 5 abrikgarten beſchüftigte Frau hörte den Ae Der Jagdaufſeher hatte vermutlich bei dem Verſcheuchen ſeines Hundes ſich weit nach vornen geneigt und brachte entweder die Hundeleine oder der Stoß des Gewehres auf den Boden die Ent⸗ ladung desſelben zu Stande. Die ganze Schrot⸗ ladung ging aus unmittelbarer Nähe in die Bruſt und war der junge Mann ſchon eine Leiche, als ſein Begleiter, auf ihn zuſtürmend, die Wunde mit der Hand bedeckte. Eine hochgeſegnete Frau mit Kind betrauern den jähen Tod ihres Ernährers und bezeugte eine in ſolcher Stärke hier noch nie geſehene Leichenbegleitung geſtern Nachmittag 2 Uhr, wie allgemein beliebt der brave junge Mann war. — Berlin, 31. Aug. Im Monat Juni erſchen und im Augenblicke der größten Gefohr kamen auf deutſchen Bahnen auschließlich Bayerns auf freier Bahn 13 Entgleiſungen und 2 Zuſam⸗ menftöße, in Stationen 24 Entgleiſungen und 13 Zuſammenſtöße vor. Ferner wurden 8 Fuhrwerke von Zügen überfahren, in einem Falle brach Feuer im Zuge ans, dazu kommen 212 andere Ereigniſſe, bei denen Perſonen, ausſchließlich der Selbſtmörder, zu Schaden kamen. Die Zahl der beim Eiſenbahn⸗ betriebe Getöͤdteten betrug 45, die der Verletzten 242. nnter den Getbdteten befand ſich nicht ein Paſſagier. Verletzt wurden 8 Paſſagier. Von der Geſammtzahl der Verunglückten, außer den bei Ne⸗ benbeſchäftigungen Verunglückten, kommt je einer auf 4 213,733 zurückgelegte Wagen⸗Achs⸗Kilometer. — Poſen, 29. Aug. In dem Brudzyner Walde unweit Janowitz fand zwiſchen dem Landtags Abge⸗ ordneten Rittergutsb'ſitzer von Brodnickk auf Nies⸗ wiaſtowice und dem Rittergutsbeſitzer von Barns⸗ zewski auf Obudno ein Piſtolenduell ſtatt. Erſterer erhielt einen Streifſchuß. Letzterer einen lebensge⸗ fährlichen Schuß in den Unterleib. Die Veranlaſſung zum Duell boten angeblich Familienzwiſtigkeiten. — London, 29. Aug. Heute Morgen lief ein Paſſagierzug in Bradford mit voller Kraft in den Bahnhof ein, durchbrach eine Mauer und fiel in die niedriger belegene Straße herab. Zwei Perſonen wurden ſofort getötet, viele andere verwundet. Als Grund des Unglücks wird angegeben, daß die Bremſe verſagt habe. f — Petersburg. 29. Aug. Die im Gonver⸗ nement Kaluga gelegenen großen Dörfer Schamor⸗ dino, Sſawalichino, Taraßjewo, Belikowo, Sſemen⸗ kowo, Debry und Fedorina find niedergebrannt, mehrere Perſonen in den Flammen umgekommen. urch dle Brände angerichtete Sölden bel 5 ſich auf mehrere hunderttauſend Rubel. Die Tiedemann ' ſche Vorbereitungsanſtalt für die Poſtgehülfen⸗Prüfung zu Kiel hat ſo⸗ben ihren Jahresbericht veröffentlicht. Dieſe eigenartige und, wenn man die Schnelligkeit ihres Smpor⸗ blühens in Betracht zieht, einzigartig zu nennende Anſtalt erregt das Intereſſe weiter Kreiſe, und wolln wir daher unſern Leſern Nachſtehendes auz dem Jahresbericht mitteilen: Vor 9 Jahren wurde die Anſtalt mit 2 Schülern eröffnet, und gegen⸗ wärtig beträgt die Zahl der Zoͤglinge 576. Dieſe Zöglinge werden in 11 Klaſſen von 50 Lehrern unterrichtet. Von den Lehrern haben 10 ihren Wir⸗ 1 kungskreis ausſchließlich an der Anſtalt, während die übrigen an öffentlichen Schulen angeſtellt find und an der Anſtalt in ſolchen Gegenſtänden Unterricht erteilen, in denen ſie ihre hervorragende Leiſtungs⸗ fähigkeit bewährt haben. Die Ausgabe an Lehrer⸗ gehältern und Stundengeldern betrug im letzten Jahre 44 380 Mk. Wie gründlich und umfaſſend dh Hamit di etgeben Deutsc 1 1 ud hetebt fei. in der Anſtalt gearbeitet wird, zeigt ein Verzeichnis , Um gut der Unterrichtsgegenſtände. Die Lehrer haben sh J f in, Mn e genötigt geſehen, ſür einzelne Gegenſtände eigens 2 Bücher zu verfaſſen; ſo find jetzt von langjährſgen zehn. in? Lehrern der Anſtalt in G⸗brauch: Schwenn, Den- 15 ſches Uebungsbuch; Beoeler, Rchenduch; Wden, dDirek Geographie; Meblgarten, poſtaliſche Geographie; Mehlgarten, Dienſtanweiſung; Tiedemann, pofſall⸗ ſches Franzöfiſch. — Von den 576 Zöglingen find 561 Penſtonäre der Anſtalt. Dieſe umfaßt 5 Wohn⸗ häuſer, 1 Klaffenhaus nebſt Speiſeſaal und die nötigen Nebengebäude. An den Sonntagabenden im Winter werden den Schülern Vorträge allgemein bildenden Inhalts gehalten: außerdem wird ihnen öfters Gelegenheit geboten, im hiefigen Stadltheater gegen müßiges Eintrittsgeld klaſſiſche Stücke aufführen zu ſehen. Im Sommer werden bei feſtlichen Ge legenheiten Ausflüge in die an Naturſchönheſten ſo außerordentlich reiche Umgegend oder Fahrten in See unternommen. — In einer ſo großen Anfall ener M . Aug. g Rrannſen Weine e Pathie getre r Chlin muß natürlich Ordnung herrſchen, und daß und wie 8 dieſelbe genau gehandhabt wird, davon zeugt der 5 dem Jahresbericht angehängte Auffichtsplan. — Im 225 abgelaufenen Jahre haben 255 Schüler der Anffalt ihre Prüfung beſtanden, ſodaß die Zahl der bis fehl bei der Poſt eingeſtellten Anſtaltszöglinge auf 854 geſti⸗gen iſt. Von dieſen haben bereiſs 114 dee Aſſiſtentenprüfung beſtanden. 2 m ümiger Jersuch; — — — — einzuzaubern: ich könnte weinen über den unglück⸗ lichen Componiſten!“ „Sie haben ein gutes Herz Fraulein Thekla!“ gab Oswald ſchüchtern zurück. „Meinen Sie ?“ „Zuverſichtlich! Aber wiſſen Chopin ſo trauerte ?“ „Vielleicht hatte er — Liebeskummer?“ „Thekla!“ fiel die Mama hier drohend ein, aber Thekla lachte laut auf: „Mama, ich bitte Dich warum ſoll ich das nicht ſagen 2“ 5 „Weil es ſich nicht ſchickt.“ e „Ich dachte, die Wahrheit schick ſich immer.“ „Nicht in allen Ständen Thekla! Die junge Dame rümpfte die Naſe, Oswald aber ſagte: „Sſe hatten in der That unrecht, Fräulein Thekla; Chopin weinte nur um ſein ſchönes Vater⸗ land, das unglückliche Polen!“ „Ei! Was ſie da ſagen, Herr von Wedding,“ erwiderte das junge Mädchen. „Es ging Polen wie Deutſchland heute: zer⸗ riſſen und —“ Jetzt ſtand die Frau Rat verletzt auf und wollte eben Oswald eine Strafpredigt halten, als Bruno mit Hilda eintrat. Bruno küßte der Frau Rätin galant die Hand und fragte: „Wiſſen Sie Mama, wen ich eben habe bei Bapa eintreten ſehen?“ „Nein! Wer iſt es?“ ö „Herr von Klinger!“ Die Frau Rat wurde etwas befangen, entgegnete ſie: Sie, worüber dann „Schweigen Sie mir von dem, Bruno! Ein ſolcher Demokrat iſt ja noch nicht dageweſen; er iſt ja das Non plus ultra aller Revolutionäre.“ Bruno lächelte und fing dann ein anderes Ge⸗ ſpräch an. Man ſprach über die bevorſtehende Hoch⸗ zeit, die Bruno in drei Wochen gefeiert wiſſen wollte. wobei er betonte, daß es ihm und Hilda am liebſten wäre, wenn die Feier in aller Stille vor fich gehe. Die Frau Rat zog ſogleich den verringerten Koſteapunkt in Betracht und meinte: „Ich bin einverſtanden, vorbehaltlich der Ein⸗ willigung meines Gatten!“ Der Rat verließ inzwiſchen mit Herrn von Klinger das Haus. Jener hatte das Brautp lar im vollſten Liebesglücke geſehen und finſter das Geſicht abgewendet. Als der Rat dann in das Palais des Fürſten eingetreten war, ſtand Klinger noch lange wie eine Statue auf demſelben Wege und murmelte: „Jetzt weiß ich es; nie werde ich den Verluſt Hildas verſchmerzen, und — Bruno haſſe ich, weil er ſie mir raubte! O Hilda, Hilda!“ Langſam ging er dann davon. Im Fiſcher'ſchen Hauſe wartete man heute lange mit dem Diner. Ins Unendliche ſchienen ſich der Frau Rat die Stunden auszudehnen, das Braut⸗ paar aber wanderte im Garten auf und ab, während dort Thelka und Oswald ſchäkernd und ſich neckend bald hier, bald dorthin flogen. „Siehe da, Bruno, ein jung aufblühendes Glück!“ meinte Hilda. „Wolle Gott ſeinen Segen dazu geben!“ lachte er. Da läutete es zu Tiſch, denn der Rat war ſo⸗ eben heimgekehrt. ö ——— „Nun?“ fragte ihn ſeine Gattin, als ſie allein waren. 8 f „Geſiegt!“ entgegnete er, „ich bin Minſſterle „Ich gratulire, Excellenz!“ knixte ſie darauf mit dem Ceremoniell der alten Schule vor dem Gatten. „Ich danke, Excellenz!“ entgegnete et doll Laune und küßte ſeiner Frau die Stirn. „Albrecht“ rief die ſtolze Frau zärtlich. „Amanda!“ erſcholl es von den Lippen Miniſters. Und in den Armen lagen ſich die Beiden. Se hatten nun das ersehnte Ziel erreicht, auch war ihnen darüber das Herz nicht verloren gegangen n we! Bei Tich werd Hildas Hochgel Bang, ver Wunſche gemäß feſtgeſetzt. ö a A Muperhung IV. „ * I bf 4 8 Acht Tage waren in dem Wirbelflurme der gi, 10 9 1 Freiheitsbeſtrebungen und unter den Wehen der Gee a 1 burtsſtunden der Volksfreiheit eine lange, ereignis“ 1 reiche Zeit! — In den Nachbarſtaaten war es in 1 gelten F zwiſchen bereits zu blutigen Konflikten zwischen 150 b Jaterkin Bürgern und Militär gekommen. Leßzteres ward brüten oder auf den Kriegsfuß geſetzt, und da Bromdorf ſchon ſiher zum Nachbarſtaat gehörte, ſo erhielt auch Bruns von Weddingen als Reſervelieutenant ſeine Ge ſtellungsordre. Bleich und wortlos erſchien er im Hauſe des neuen Miniſters, ſeines Schwiegervaters. . „Mein Gott, Bruno, was haßt Du nur frug Hilda ihren erregten Bräutigam. i „Es iſt eigentlich nichts, nur — meine Ge⸗ ſtellungsordre,“ ſtotterte er dann hervor. 3 (Fortſitzung folgt.)