biefigen Hauptbahnhofes eine aufregende Szene. Einem Soldaten eines auswärtigen Regiments, welcher nebſt einem Unterofftzier einen Gefangenen bier abgeliefert hatte, ging nämlich plötzlich im Warteſaal das ſcharf geladene Gewehr los und die Kugel drang glücklicherweiſe in die Decke ein, ohne daß von den zahlreich im Saale Anweſenden Je⸗ mand verletzt wurde. Die Panik, welche im Augen⸗ blicke des Schuſſes unter den Reiſenden entſtand, kann man ſich leicht denken. — Aus Baden, 27. Aug. Der Papſt ſchenkte der katholiſchen Gemeinde Leutershauſen einen Kreuzweg, den er ſ. Zt. zum Geſchenk bei ſeinem Jubiläum erhalten. Die 14 Stationen in Stahlſtich find nach Overbeck gefertigt. — Karlsruhe, 26. Aug. Für den Ober⸗ Poſtdirektionsbezirk Karlsruhe wird im Monat Sep⸗ tember d. J. wieder eine Prüfung mit ſolchen jungen Leuten abgehalten werden, welche als Poſtgehülfen in den Poſtdienſt einzutreten wünſchen. Zu den Prüfungen zugeloſſen werden Bewerber, welche das 16. Lebensjahr vollendet haben und Zeugniſſe über gute Schulbildung aufzuweiſen vermögen. Anmel⸗ dungen find ſpäteſtens bis 10. September durch Vermittelung derjenigen Poſtämter, in deren Bezirk der Wohnort der Bewerber liegt, an die biefige Ober⸗Poſtdirektion einzureſchen. Den Eingaben müſſen die erforderlichen Papiere beigefügt ſein; die Bedingungen für die Annahme von Poſtgehülfen können bei jedem Poſtamte erfragt werden. Die Prüfung erſtreckt ſich auf die deutſche und fran⸗ zöfiſche Sprache, die Geogrophie und die gewöhn⸗ lichen Rechnungsarten. Junge Leute, welche die Berechtigung zum einjährig⸗freiwilligen Dienſt im Heere erlangt haben, werden in der Regel ohne Prüfung angenommen. Der Eintritt der für ge⸗ eignet befundenen Bewerber in den Poſtdienſt kann ſofort erfolgen. — Lahr, 27. Aug. Wer kennt nicht dieſes der werkthätigen Menſchenliebe gewidmete Denkmal des wiedererſtandenen Reichs: das in herrlicher Lage am Altvaterberge hier errichtete Waiſenhaus, in wel⸗ chem ſeit der vor 6 Jahren erfolgten Eröffnung ſchon über hundert verlaſſene Waiſenknaben aus allen Teilen des deutſchen Vaterlandes ohne Unterſchied des Glaubenbekennfniſſes und der Landesangehörigkeit Pflege und Erziehung gefunden. Vierzig Zöglinge hat das Haus im Laufe der Jahre wieder hinaus⸗ geſandt in die Welt, ausgeſtattet mit auter Erzieh⸗ ung, zur Ausbildung in den nach Neigung und Befähigung erwuhlten Berufarten. Um nun dieſes e ſeiner dauernden e Se entgegenzuführen, hat die Verwaltung eine gro Sirko unternommen, weiche durch Miniſterial⸗ beſchluß auch in unſerm Lande zugelaſſen wurde. Es werden 200,000 Loſe à 1 Mark ausgegeben mit nicht weniger als 10,200 Gewinnen im amtlichen Schäͤtzungwerte von! 140,000 Mark. Die Gewinne beſtehen, bis auf einen Teil, welcher durch freiwillige Gaben einging, in echten Silbergegenſtänden von ge⸗ diegenem reellen Wert, welche ſich zum Gebrauch in jeder Familie eignen, wie Beſtecke, Löffel, Kaffee und Theeſervice, Plateaus, Weinkrüge, Aufſätze, Frucht⸗ ſchalen, Pfeffer⸗ und Salzbüchſen, Serviettenbänder, auch filberne. Schmucksachen, Uhren u. a. Die Ge⸗ winnziehung erfolgt öffentlich am 16. November 1891 zu Lahr unter notarieller Beurkundung. So ergeht denn an Jedermann, dem ein warmes Herz für arme verlaſſene Waiſenkinder in der Bruſt ſchlägt, di: herzliche Bitte, ſich durch Kauf von Looſen an dem Liebeswerk zu beteiligen. — Konſtanz, 26. Aug. Heute früh 6 Uhr wurde hier der Mörder Albert Ebner aus Steinbach, welcher ſeine Schwägerin einen Tag vor ihrer Hoch⸗ zeit im Intereſſe einer Erbſchaft ums Leben brachte, mittels der Guillotine hingerichtet. Der Mörder hat geſtern Nachmittag ſeinem Ortsgeiſtlichen in Gegen⸗ wart ſeiner Frau und Kinder ein umfaſſendes Ge⸗ ſtändnis abgelegt. Er ließ ſich gelaſſen zum Schaffot führen und betete fortwährend inbrünſtig. Der Delinquent hatte ſeine letzten Worte, in denen er ſeine tiefe Reue ausſprach, zu Papier gebracht und verlas ſie ſelbſt. Nachdem das Urteil, ſowie die Entſchließung des Großherzogs, von ſeinem Begna⸗ digungsrecht keinen Gebrauch machen zu wollen und der Gerechtigkeit freien Lauf zu laſſen, verleſen war, ergriff der amtirende Staatsanwolt einen ſchwarzen Stab, zerbrach denſelben und warf dem Verurteilten die Stücke mit den Worten vor die Füße: „Euer Leben iſt verwirkt, Gott ſei Eurer Seele gnädig!“ Nach wenigen Minuten war der ſchauerliche Akt vollzogen und die blutige That durch den irdiſchen Richter geſühnt. Bei der Hinrichtung waren nur wenige Perſonen, außer den dienſtthuenden Beamten, zugezogen. Vor dem Gefängnishof hatte ſich jedoch, obwohl die Stunde der Exekution nicht angegeben war, ein zahlreiches Publikum eingefunden; da aber Alles dicht mit Tüchern verhängt war, konnten die Außenſtehenden nichts ſehen, ſondern nur den dumpfen Fall des Meſſers hören. — (Frachtbriefformulare.) Daß dora im Laufe des kommenden Jahres in Reaft ktrelende internationale Uebereinkommen über den Eiſenbahn⸗ frachtberkehr bringt ein neues Frachtbriefformular zur Einführung, deſſen modiftzirte Anwendung auc für den inneren badiſchen, ſowie für den direllen deutſchen Güterverkehr erwartet werden kann. Ein Aufbrauch der bisherigen Formulare wird nach dieſem Zeitpunkte nicht mehr ſtatthaft ſein. Da ſich zahlreiche Firmen ihren Bedarf an Frachtbrieffor⸗ mularen auf eigene Rechnung herſtellen loſſen, auch mehrere Druckereien ohne Beſtellung ſolche Formular anfertigen, ſo empfiehlt es ſich für die Bekeſlighen, um ſich vor Schaden zu bewahren, von Vorſtehen⸗ dem Kenntnis zu nehmen. — Frankfurt a. M., 25. Aug. Die Lei tung für die Kraftübertragung von Lauffen nach Frankfurt wurde geſtern von den Behörden abge⸗ nommen und den Betriebsgeſellſchaften übergeben, Um 8 Uhr wurde zum erſten Male der Strom durchgeſandt und heute Mittag wurden zum erſten Male die Lampen der Ausſtellung durch den elel⸗ triſchen Strom von Lauffen in den Betrieb geſetl, — Kiel, 26. Aug. Ueber eine Explofſon im hieſigen Hafen bringt die „Kieler Zeitung“ fal, gende Details: Geſtern explodirte auf bisher unauf⸗ geklärte Weiſe im hinteren Raume des WVirſuchz⸗ ſchffes „Otter“ eine mit 2 Kilogr. Schießbaumwolle gefüllte Spreng⸗Patrone und verwundete den Kor⸗ vetten⸗Kapitän Z'he und den Kapitän⸗Lieutenant Stein, während der Tor peder Schwarz ſchwer ver⸗ wund't wurde und gleich nach Ankunft im Lazarei derſtarb. Wie anderweitig gemeldet wird, find die Verwundungen der beiden Offiziere keine lebensge⸗ fährlichen. — Paris, 26. Aug. Nach Mitteilungen des Deputirten für Martiniqu⸗, Hurard, iſt die durch den Cyklon vom 18. d. Mts. auf der nel angerichtete Verwüſtung eine ungeheuere. Die ge⸗ ſamte Bevölkerung ſei an den Bettelſtab gebracht, alle Anpflanzungen ſeien vernichtet. Ohne die don den Nachbarinſeln herbeigeſchafften Lebensmittel wäre die Bevölkerung dem Hungertode preisgegeben. Die großen Fabriken ſeien vollffändig zerſtört, ebenso alle Straßen; die Landungsbrücken der Küſtendampfer ſeien vernichtet. Die Zahl der Toten belaufe sich auf mindeſtens 500, der materielle Schaden werde auf 50 Millionen Francs geſchätzt, der Handel ſei gänzlich lahm gelegt. „Das haſt Du gethan, Alex? Aber ich bitte Dich, das iſt eine Uebereilung!“ Herr von Klinger ſchleuderte den Reſt ſeiner Cigarre in die Ecke und gab dann unwillig zurück: „Du weißt, ich war nie ein Herrendiener!“ „Ja, ja“, beſtätigte nun Bruno. „Du hatteſt von jeher Anlage zu einem Marquis Poſa! Aber geſtatte Deinem Carlos die harmloſe Frage: wovon willſt Du in Zukunft leben?“ Herr von Klinger lächelte bitter und entgegnete: „Der Reſt meines Vermögens wird vorläufig hinreichen, mich zu erhalten; alsdann werde ich die Sache des Volkes zu meiner eigenen machen, und die Schwungkraft des öffentlichen Anſehens wird mir vielleicht Bahnen eröffnen, die eine Verſorgung in ſich ſchließen. Schließlich lebt man von ſeiner Arbeit, wie alle Anderen!“ Bruno ſchüttelte den Kopf und bemerkte ruhig: „Der Sache des Volkes willſt Du Dich an⸗ vertrauen, Alx. Weiß das Volk auch, was es wille“ „Zweifelſt Du daran, Kleingläubiger? Wäre umſonſt ſo viel geredet und geſungen?“ „Alex, Alex, das iſt ja eben der Hauptfehler unſerer Nation, daß ſie zu viel ſchwärmet, redet und dichtet und — nicht einmütig — handelt!“ „Man wird ſie zum Handeln antreiben!“ „Das iſt eine undankbare und gefährliche Rolle. Hüte Dich, daß Du nicht wie Marquis Poſa endigſt! — Doch ſtreiten wir nicht; ich bin ja gekommen, Dir ein glückſeliges Ereignis meines Lebens zu ver⸗ künden.“ Herr von Klinger ſchob ihm die Cigarren zu, zündete ſich ſelbſt eine neue an und ſagte: 1 „Ich bin ganz Ohr, Freund. Beichte mir Dein 10 Bruno von Weddingen lehnte ſich zurück und begann: 5 „Du kannſt Dir denken, Alex daß ich mich, ſeit der Zeit, wo ich den Befitz vom Bromdorf an⸗ trat, nach einer tüchtigen Hausfrau umſah.“ „Keine Ahnung hatte ich davon Bruno,“ ent⸗ gegnete Alexander von Klinger, „vielmehr glaubte ſch, daß Du ſchüchterner Menſch dem ſchöͤnen Ge⸗ ſchlechte ewige Abſage zugeſchworen hätteſt.“ „Im Gegenteil!“ lachte Weddingen. „Du aber biſt's dem ich mein Glück danke!“ „Wie,? Du verdankſt mir Dein Glück?“ „Du kennſt meine Braut!“ „Wer iſt die Glückliche?“ „Du führteſt mich bei ihr ein.“ „Ei ſo beende doch dieſe Folter!“ „Es iſt des Rates Fiſcher älteſte Tochter.“ Den Aſſeſſor durchzuckte es ie ein elektriſcher Schlag und erregt fragte er: „Was ſagſt Du?“ 11 5 „Hilda Fiſcher iſt meine B der!“ erklärte jetzt Weddingen. Der Aſſeſſor hatte aber ſchon ſeine Erregung nieder gekämpft und bemerkte darauf gepreßt: „Nun, ſo wünſche ich Dir Glück, Bruno.“ „Du billigſt alſo meine Wahl?“ fragte dieſer erwartungsvoll. Alexander von Klinger heuchelte einen gewiſſen Humor, als er entgegnete: „Ei gewiß, Bruno; Du haſt mir freilich den Vorrang bei Hilda abgelaufen, denn ich hatte ſelbſt Abſichten — jedoch was ſchadet es? Wer kann in meiner Lage jetzt noch ans Heiraten denken? Meine Braut ſoll nun — die Freiheit des Volkes ſein!“ Klingers Luſtbarkeit hatte aber etwas ſo Wildes ut, lieber Alexan⸗ an ſich, daß Bruno den Kopf ſchüttelte. Er verſtand zum erſten Male den Freund nicht, der erregt auf und ablief und laut, faſt theatraliſch deklamirke; „Ohne Gepäck muß reiſen, wer, wie ich, dur die Welt eilt und ſich ein Recht erfechten will, wil⸗ ches man ihm vorenthält! Du aber, Freund“ er legte dabei Bruno die Hand auf die Schulter, „diſt weich gebettet und kannſt Dir den Luxus einer Heirot mit einem ſchönen Mädchen geſtatten. Doch ſorge aber, daß Dich der Schlund des Vullans nicht mit verſchlingt, denn die Welt tanzt jetzt an einem offenen Krater. Es kann eine neue Sum flut kommen! — Doch ſtill davon! Komm, laß uns zu Cilloni gehen!“ Cilloni war ein Cafe erſten Ranges in der Refidenz. Beide verließen Arm in Arm Küngers Woh⸗ nung, doch eilte Weddingen aus dem Cafe bald in das Fiſcher'ſche Haus, während ſich der Ex⸗Afſ ſer zu Tiſch in ein Hotel begab. Er ſaß aber an der Tafel, faſt ohne die Speiſen zu berühren. Als et heimging, murmelte er: „Ich weiß doch nicht, ob die Sache des Volles meine Seele ſo ausfüllen wird, daß ich Hilda Über ſie vergeſſen kann und dieſes herrliche Mädchen — Bruno gönnen werde!“ . Nachdenklich ſetzte er ſich an den Schreibtiſch, um eine Rede, die er heute Abend im Ballhauſe halten wollte, zu entwerfen. (Fortſitzung folgt.) (Begründete Furcht.) Tante: Weshalb willſt Du mir keinen Kuß geben, mein Junge, haſt Du Angſt vor mir? — Neffe: O ja, Papa ſagt immer, Du zögeſt alle Leute durch die Zähne! e 55 5 111 un. 5 15 . . 1 20 lektk.