anhaltend ſonnigwarmer Witterung ſoweft erholen, daß ein trinkbarer Wein daraus gewonnen werden kann. Unſere Landwirte werden ohnedies im gün⸗ ſtigſten Falle den Rebenſaft mit ſüß m Birnmoſt zu verbeſſern ſuchen und den Ausfall an Traubenwein mit Obſtmoſt decken, da die Aepfel⸗ und Birnbäume reichen Ertrag ver prechen. — Sinsheim, 21. Aug. Geſtern Abend be⸗ gaben ſich mehrere Kinder auf das Feld, um Kar⸗ toffeln zu holen. Während nun eines derſelben, ein vierjähriger Knabe, die Kartoffeln auflas, hieb ein anderer mit der Hacke zu und traf erſteren derart auf den Kopf, daß die Haut etwa handbreit geſpalten wurde. Trotz der ſchweren Verletzung ſoll keine Gefahr für das Leben des Kindes zu befürchten ſein. — Freiburg, 17. Aug. In Ergänzung der Meldung von einer Wiederaufnahme der Erzſchürf⸗ ungen bei Badenweiler kann, lt. „Bad. Pr.“ mit⸗ geteilt werden, daß auch die Bohnerze bis Auggen, Liel, bis in den Kletgau hinein, demnächſt auf ihren Eiſengehalt unterſucht werden ſollen. — Vom Heuberg, 20. Aug. Wie ſchwer es hält, daß unſere Landleute gegenwärtig für ihre Geſchäfte ordentliche Dienſtboten bekommen, zeigt folgender, übrigens nicht vereinzelt daſtehender Vor ⸗ fall, welcher dom „Oberbad. Grenzb.“ gemeldet wird. Ein Landwirt durchſtöberte an einem Tag faſt ein Dutzend Dörfer in weiterem Umkreis nach einem weiblichen Dienſtboten für die ländlichen Arbei⸗ ten. Er traf in einem Haus, in welches er gewieſen wurde, zwei handfeſte Dorfſchönen. Nach wenigem Unterhandeln wird die Froge an ihn geſtellt: „Müaßet mir au in de Stall?“ „Verſtoht ſe“, ſagt der Bauer, „dort find meine Küh.“ „No wird nix drauß“, erſchallts wie aus einem Mund; „moinet Ihr, mier wellat als Stallmägd diena ?“ Ruhig entgegnet der Bauer: „Adje no, leabet wohl! Aber des muß i ui doch ſaga, daß es in meim Stall uſpuzter ausſieht, als in uicer Stuba do!“ Verdutzt ließen die zukünftigen Stadtfräulein einen Blick in die Runde ſchweifen und glaubten ſtill⸗ ſchweigend die kurze Lehre. — Worms, 24. Aug. Am 30. d. Mts. findet hier die Feier eines Feſtes der nationallibe⸗ ralen Vereine und Parteigenoſſen aus Baden, Heſſen, Naſſau, der Pfalz und Württemberg ſtatt, wie ſolche in den vorhergehenden Jahren von den nationalli⸗ beralen Parteigenoſſen auf dem Niederwald, in Edenkoben, auf dem Auerbacher Schloſſe, in Heidel⸗ berg und Frankfurt gefeiert wurden und die als 55 herrliche Tage in der Erinnerung oller Teilnehmer in glänzenden Zügen eingegraben find. Die fich zu Kaiſer und Reich haltenden Männer aus nah und fern zu frohem, erhebendem Zuſammenſein zu ver⸗ einigen, um in Liebe zum Vaterlande und treuer An⸗ hänglichkeit an die nationalliberale Sache ſich durch Wort und Lied auf's Neue begeiſtern zu laſſen und zugleich im großen Kreiſe gleichgefinnter Parteige⸗ noſſen gemeinſom das erhebende „Deutſche Feſt“ zu feiern, das der Erinnerung an die ruhmreichen Zeiten der Wiedererrichtung des neuen deutſchen Kaiserreiches gilt, iſt der Zweck des Feſtes. Das Programm umfaßt, gegenſeitige Begrüßung der Parteifreunde bis 1 Uhr im Worret'ſchen Lokal, von da ab im Feſthauſe. Um halb 3 Uhr iſt ge⸗ meinſamer Zug vom Feſthauſe auf den Barbaroſſa⸗ platz, wo Feſtreden abwechselnd mit vaterländiſchen Lieder und Muſikſtücken zum Vortrage kommen. Als Feſtredner find hervorragende Parteigenoſſen aus den genannten Landesteilen gewonnen worden. Parteigenoſſen und Freunde der Partei aus nah und fern find willkommen. — Straßburg, 21. Aug. Em Unglücksfall ereignete ſich vergangene Nacht auf Fort „Großher⸗ zog von Baden“. Von den dort nachtsüber zur Be⸗ wachung der Außenwerke und Schuppen au'geſtellten ſogenannten Patrouilleurpoſten bemerkte der eine an einem Ort und unter Umſtänden, welche ihm ver⸗ dächtig vorkamen, einen Mann, der jedoch der Dunkel⸗ heit wegen nicht genau zu erkennen war. Da der Mann trotz der wiederholten Zurufe des Poſtens nicht ſtehen blieb, gab dieſer Feuer. Der Mann ſtürzte nieder und es fand ſich nun beim Hinzu⸗ treten des Poſtens, daß der Schuß den anderen Poſten, Soldat Vogel der 10. Compagnie 105. Regiments, tödlich getroffen hatte. — Berlin, 21. Aug. Die verwitwete Ge⸗ neral von Bötticher aus Wiesbaden, zum Beſuche hierher gekommen, ſtürzte ſich litzte Nacht in der Wohnung ihrer Verwandten in der Landgrafenſtraße aus dem Fenſter und blieb ſofort tot. Sie ſoll ſeit dem kürzlichen Tode ihres Mannes Spuren von Geiſteskrankheit gezeigt haben. — Hamburg, 22. Aug. Die beiden Direk⸗ l toren der vor vier Jahren gegründeten Kinder⸗Ver⸗ ſicherungsanſtalt Freia find wegen Unterſchlagung don Kautionen und eingezahlten Prämien im Be⸗ trage von etwa 50,000 Mark verhaftet worden. — Chamounix. 22. Aug. Der braunſchwei⸗ giſche Großgrundbeſitzer Hermann Rothe, welcher mit deſſen Trümmer in Brand gerieten. ihnen keine rechte Hilfe bringen konnte nachbarten Häuſer wurden durch Feuer und Waſſer der Kapitän dem Grafen Javernay den Montblene beſtleg, Wurde geſtern beim Abſtieg in der Höhe von 3655 Meter mit dem Bergführer Michel Simond von einer Lawine in einen Gletſcherſpalt geschleudert, die Ubrz⸗ gen Teilnehmer der Expedition verdankten ihre Ret⸗ tung dem Reißen des Seiles, Die Leichen der Ver⸗ unglückten find bisher nicht aufgefunden. — Wien, 17. Aug. Mehrere heute zur Anzeige gelangte Fälle beweiſen, daß das Dienſf⸗ boten-Mörderpaar Schneider ſeine Raubzüge aut auf die Südbahnſtrecke ausgedehnt hat. In zweſ Fällen verſuchte Schneider in der bekannten Sommer⸗ friſche Kaltenleutgeben bedienſtete Mädchen unter allerlei Vorwänden zu bewegen, mit ihm einen langen, dichten Wald zu paſſiren; doch blieb es, da die Mädchen zu mißtrauiſch waren, jedesmal beim Verſuche. Schneider hatte ich einem Mädchen gegen⸗ über als Gerichtsdiener aus Wien ausgegeben und erzählt, der Geliebte der Dienſtmagd b finde ſich in Haft und ſie könne ſein Loos nur erleichtern, wenn ſie viel Geld ſpringen laſſe; ſie moge daher all ihre Wertſachen mitnehmen und mit ihm, Schneider, nach Wien fahren. Doch wurde die Lüge durch telephoniſche Anfrage rechtzeitig konſtatiert. Auch in einem dritten Falle dürfte Schneider in ſeiner Eigen⸗ ſchaft als Mädchenmörder aufgetreten ſein. Seit ſechs Wochen iſt nämlich das Dienſtmädchen Aung Salon verſchwunden und es iſt feſtgeſtellt, daß daz⸗ ſelbe von einer Frau, welche die Schneider fein dürfte, nach Böslau gelockt wurde. Seit dieſer Zelt iſt die Spur der Salon verloren. — Newyork, 23. Aug. Infolge eſher Exploſion ſtürzte heute ein Haus am Parkplatz ein, Zahlreiche Vorübergehende und Beſucher des in dem betreffen den Hauſe befindlichen Reſtaurants, ſowie Arbeſter und Arbeiterinnen der in den oberen Stockwerken befindlichen Druckerei wurden verletzt. Zahlreiche Perſonen, welche noch lebend unter den Trümmern begraben waren, kamen im Feuer um, da man Die be⸗ ſtark beſchädigt — Wien, 24. Aug. Auf dem Schrauben frachtdompfer Apoſta fand geſtern Nacht auf der Donau eine Keſſelexplofion ſtatt. Das Schff iſt geſunken; zwei Steuerleute und ein Heizer find kot, leicht, der Maſchiniſt ſchwer verlehl, „Hilda“, flüsterte er dabei, „geliebtes Mädchen, darf ich an das höchſte Glück meines Lebens, an Deine Gegenliebe glauben?“ Nicht wahr, Du ahnſt, nein, Du fühlſt es, wie teuer Du mir biſt, daß ich Dich mehr liebe als mein Leben?“ Sie antwortete nicht, aber ſie zog ihn um⸗ ſchlingend an fich, und Freudenthränen tropften in ſein lockiges Haar. Dann küßten ſie fich keuſch und innig, und der heilige Bund für's Leben war geſchloſſen. Als die Eltern nach einer Weile zurückkehrten, fanden ſie ein glückliches Brautpaar. i Während der Rat nun durch ſeinen Diener ein paar Flaſchen alten Ungarweines auftragen ließ, ging die Rätin an Hildas Stelle in die Küche, da⸗ mit auch dem proſaiſchen Teile des Tages ſein Recht wurde; Hilda hatte ja nun genug mit ihrem Ver⸗ lobten zu ſchaffen. Des Barons Apfelſchimmel und Wagen wurden in den Gaſthof geſchickt, Hilda aber überlegte mit ihrem Bräutigam, wer zur offiziellen Verlobungsfeier eingeladen werden und wer nur mit einer Anzeige bedacht werden ſollte. Schnell verging der ganze Tag. Als Hilda Abends mit der Rätin allein war, meinte dieſelbe: „Du haſt klug gewählt, Hilda! Nun wirſt Du auch etwas für Deine Schweſter Thekla thun können.“ „Giwiß, Mama!“ entgegnet j Midchen. gegnete das junge „Du kannteſt Weddingen ſchon länger?“ dann die Mama. 9 e „Ja, Mama, ſeit dem Winter. Er hob mich einmal auf dem Eiſe auf, als ich das Unglück hatte, auszugleiten. Gleich darauf erfuhr ich, daß Wed⸗ dingen auch mit Aſſeſſor Klinger befreundet iſt und dieſer ſtellte mir Weddingen vor.“ „Aſſeſſor Klinger ahnte dabei wohl nicht, daß Weddingen ſein glücklicher Nebenbuhler ſein werde.“ „Aber Mama, rede doch jetzt nicht mehr von ſolchen Dingen!“ erwiderte Hilda beinahe verletzt. Die Rätin lächelte und ſagte der Tochter mit einem zärtlichen Kuß „Gute Nacht l, II. In der Sternſtraße der Refidenz bewohnte Aſſeſſor Alexander von Klinger eine ganze, wenn auch beſcheiden ausgeſtattete Etage. Am Morgen nach Weddingens Verlobung hatte ſich Herr von Klinger gleich dem Olympier in eine dichte Wolke gehüllt, die hier allerdings nur aus Tabakequalm beſtand. Vor ihm auf dem Sofatiſche lagen Zeitungen und Actenſtücke. Herr von Klinger lehnte noch wie ermüdet in das ſchwellende Sofa zurück und ſchien ſeine Gedanken zu ſammeln. Er war unverkennbar ein ſchöner Mann, wenn 193 auch ſein Geſichtsſchnitt faſt orientaliſch, der Teint gelblich zu nennen war; das krauſe, dunkle Haar tiefen, dunklen Augen. murmelte der zuſammengepreßte Mund leiſe: „Der ſchändliche Prozeß! Itzt ſehe ich ſelbſt erſt ein, wie langwierig das heutige Gerichtsverfahren iſt. Gewiß muß es anders werden. Aber Geduld, es fängt ſchon an zu tagen. Und dann — o Hilda!“ f Es klopfte an der Thüre, und Herr von Klinger erhob ſich mit einem lauten „Herein!“ Der Ankömmling verriet durch ſein ganzes Ausſehen ſofort den Rechtsgelehrten. und der Vollbart paßten aber gut zu den ſeltſam von Thurn unter dem 16. gegründeten Fideſcommiß Thurnhoeſt ſcheint es ſaſ Nachdenklich ſtarrten dieſe jetzt ins Leere, dann unzweifelhaft, daß Ihr Herr „Ah, guten Morgen Herr Doktor Schwarz!“ rief Herr von Klinger. „Bringen Sie gute Nach⸗ richten ?“ 5 Der Advokat putzte bedachtſam ſeine Brille, ſchob ſie dann wiedec über die zwinkernden Augen und meinte: „Wollen wir uns nicht setzen, lieber Aſſeſſork Herr von Klinger errötete und gab, einen Seſſel hervorziehend, zurück: „Pardon, aber der Prozeß alterirt mich, wie leicht einzuſehen, doch ein wenig.“ Er nahm ſelbſt wieder im Soſa Plaß, ſchob dem Gaſte die Cigarren hin und fuhr fort; „Alſo zur Sache, Herr Doktor!“ Doktor Schwarz jedoch zündete mit aller Ruhe erſt eine Cigarr an und gab dann folgenden Be⸗ ſche id: „Mein lieber Herr von Klinger, Ihr Prozeh iſt, ſo viel ich aus den Akten erſehe, dei meinem Vorgänger in ſehr ſchlechten Händen geweſen. Die ganze Sache ſcheint mir vollſtändig verfahren zu ſein. Nach der Stiſtungsurkunde des bon dem Freiherrn Mai des Jahres 1709 Großvater als Stieſ⸗ ſohn des Herrn Ungo von Thurnhorſt und naͤchſte männlicher Erbe deſſelben zum Antritt des Fidel commiß berechtigt war, mithin die Regietung 1 dieſem Falle bei dem Tode des Freiherrn nicht 155 toriſtert ſein konnte, das Fudeicomm ß als 10 Lehen einzuziehen, da die Stiftungsurkunde 390 diücklich nichts vom leiblichen Erben ſagt. a Gortſeczung folgt.)