burger Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. 0 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Erst 5 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Pur die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, eint jeden Dienstag und Freitag Abend. vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Ladenburg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Samstag den 1801 Volitiſches. fNeaelsruhe, 18. Aug. Der Großherzog von Baden hat ſich nach Straßburg und Metz begeben, um den dort ſtattfindenden militäriſchen Uebungen beizuwohnen. Kiel, 19. Aug. Der Kaiſer hat heute früh zum erſten Male ſeit der Verletzung des Knies ein Pferd beſtiegen, welches zu dieſem Zweck vom Kgl. Marſtall nach Kiel gebracht worden war. Seine Majeſtät ritt ohne jegliche Beſchwerde in ver⸗ ſchiedenen Gangarten. London, 19. Aug. grüßen die Ankunft des franzöfiſchen Geſchwaders mit ſympathiſchen Artikeln. Die Times ſagt, in Die Zeitungen be⸗ geſchwader Stellung, worauf die beiderſeltigen Maſten demannt wurden und die Kapelle des engliſchen Fiaggſchiffs die Marſeillalſe, die Kapelle des fran⸗ zoͤfiſchen Flaggſchiffs „God save the Queen“ ſpielte. Beim Vorüberfahren wurde jedes einzelne franzöſiſche Schiff von den engliſchen Matroſen mit dreimaligem Hutrah begrüßt. Der Botſchafter Waddington, welcher auf dem Aviſo Elau dem Ge⸗ ſchwader entgegengefahren war, begleitete dasſelbe nach Osborne⸗Boy; bei der Ankunft daſelbſt hißte das franzöſiſche Admiralſchiff die engliſche Flagge und ſalutierte. Das Geſchwader ankert bei Cowes. Ueberall an den Ufern hat ſich eine zahlreiche Zu⸗ ſchauerſchaft eingefunden und allenthalben ſieht man den politiſchen Verhältniſſen werde der Beſuch nichts franzöfiſche Flaggen. uͤndern, die nächſte Zeit werde beweiſen, daß alle an den Beſuch des Kaiſers Wilhelm in England und des franzöſtſchen Geſchwaders in Kronſtadt ge⸗ knüpften Annahmen und Spekulationen völlig un⸗ zutreffend ſeien. Die Politik der Großmächte beruhe auf einem einzigen Prinzip, demjenigen dauernder Intereſſengemeinſchafl. London, 19. Aug. Um 3 Uhr 25 Min. nachmittags kam die franzöfiſche Flotte bei Ports⸗ mouth in Sicht und dampfte auf Spithead zu. Das Wekter iſt ſchön, aber es weht ein ſtarker Wind. Um 4 Uhr 20 Min. paſſierte die Flotte Spfthead, voran das Flaggſchiff des Admirals Ger⸗ vais, begleitet von zwei Torpedobooten, welche von der hochgehenden See faſt bedeckt waren. Es er⸗ folgte der übliche Austauſch von Saluts. Die Szene war ſehr lebhaft, tauſende von Zuſchauern anweſend. Nach den Salutſchüſſen der franzöfiſchen Flotte für die engliſche Flagge, den engliſchen Admiral und deren Erwiderung von engliſcher Seite nahm die 5 franzöſiſche Flotte gegenüber dem engliſchen Kanal⸗ deſſelben entſchädigt werden. — Line gefährliche Verwechslung. 6. Novelle von J. Nikola. „Euer Name iſt Guide Gonzago?“ fragte er. „So?“ erwiederte mein Onkel ruhig, „ſeit wann denn?“ „Ihr ſeid der Anführer einer Räuberbande?“ fuhr der Richter fort. „Verzeihung,“ ſagte mein Onkel, „ſie führten mich an, wenigſtens Einer von ihnen.“ „Ihr geſteht es ein, Brigant?“ fragte der Nichter etwas aus der Faſſung gebracht, weiter. aus, die deutſche Regierung habe ſtaatsmänniſchen ——4 Portsmouth, 19. Aug. Den Offizieren des franzöfiſchen Geſchwaders ſoll nicht nur die Be⸗ ſichtigung der im Bau befindlichen Schiffe, ſondern auch gewiſſer Departements geſtattet werden, deren Beſuch ſonſt ſtreng unterſagt iſt. Die franzöfiſchen Offiziere werden die Zeughäuſer beſuchen, wo ihnen die Marinegeſchütze und der Schießbedarf durch Sachverſtändige gezeigt werden ſollen. Wien, 20. Aug. Die Wiener Preſſe führt Blick bewieſen, indem ſie ſich durch die heftige Agi⸗ tation gegen die Getreidezölle habe nicht beeinfluſſen laſſen. Die gegenwärtigen Handelsvertragsverhand⸗ lungen ſeien dazu beſtimmt, die deutſche Induſſtrie zu heben; dieſem allgemeinen vitalen Intereſſe ge⸗ genüber müſſe die Aufhebung der Getreidezoͤlle zu- Getreidepreiſe nicht viel beeinflußt würden. Die Getreidehauſſe werde rücktreten, zumal dadurch die bald aufhören, und die Landwirtſchaft für ein ge⸗ ringeres Ernteerträgnis durch beſſere Verwertung — — 2 — . einer Prüfung unterwerfen wollen.“ „Wo haben Sie Ihre Papiere ?“ fragte der Richter erſtaunt. „Wenn Sie unſere Hände von dieſen unnützen Feſſeln wollen losmachen laſſen, werden wir ſie Ihnen zeigen,“ entgegnete ich. Er gab den noͤtigen Befehl dazu, die Stricke wurden losgebunden und wir reichten ihm unſere Paſſe und Kreditbriefe.“ Das Durchleſen dieſer Dokumente verurſachte einen geradezu ſpaßhaften Wechſel in dem Benehmen des Richters. Seine hochmütige Haltung ſchwand — 2 — Wahrheit meiner Asſage zeugen, wenn Sie dieſelben Verſchiedenes. . . U Lodenburg, 22. Auguſt. In unſerem ſonſt ſtillen Nachbarort Neckarhauſen iſt ein in be⸗ ſcheidenen Verhältniſſen gehaltenes Wirtſchaftslokal entſtanden, welches jederzeit für uns Ladenburger einen willkommenen Abſtecher bietet, ſowohl bezüglich ſeiner reizenden Lage gerade gegenüber der Strahlenburg und hart am Neckar — als auch bezüglich ſeiner empfehlenswerten Bedienung. Es find dies die Herrn Laumann gehörigen Reſtau⸗ rationslokalitäten „zum Badiſchen Hof“, welche an Stelle des ehemaligen Krauß'ſchen Oekonomieweſens nach den Plänen des Herrn Architekten H. v. Kenne eingerichtet worden find. Nachdem bereits vor 14 Tagen der ſog. Erntetanz in dem neuen, jedoch noch nicht fertig geſtellten Tanzſaal abgehalten worden iſt, ſoll nunmehr, wie im Inſeratenteil erfichtlich, die allgemeine Eröffnung der Lokalitäten durch ein Concert ſtattfinden, dem wir einen zahlreichen Be⸗ ſuch wünſchen. — Mannheim, 20. Aug. Einer der be⸗ deutendſten Großkaufleute und gleichzeitig auch einer der angeſehenſten Bürger unſerer Stadt, der Chef des weithin renommierten Handlungshauſes Baſſer⸗ mann und Herrſchel, Herr Julius Baſſermann, iſt geſtern Abend in Altheim (Elſaß), wo er ſich gegen⸗ wärtig zur Kur aufhielt, in Folge eines Herz⸗ ſchlages plötzlich verſchieden. Der Verlebte bekleidete in Folge ſeiner hervorragenden Stellung in der hiefigen Handelswelt eine Reihe von Ehrenämtern und war ein warmer Vaterlandsfreund. Die natio⸗ nalliberale Partei betrauert in dem Dahingeſchiedenen eines ihrer älteſten und treueſten Mitglieder. — Mannheim, 18. Aug. In heutiger Sitzung der Ferienſtrafkammer kam die Anklage gegen den 49 Jahre alten Schreiner Karl Robert — — Ein Wagen wurde herbeigerufen; triumphirend traten wir aus dem Gerichtsgebäude, und mein Onkel ſang mit der ganzen Kraft ſeiner melodiſchen Stimme: „In der Heimat iſt es ſchn “ Noch an demſelben Abend begaben wir uns ſammt unſerem Gepäck an Bord eines Dampfers, der nach Genua abging, und am zehnten Tage langten wir wieder in der Heimat an. ö Seitdem hat mein Onkel fich angewöhnt, von Zeit zu Zeit ein Diner zu geben, bei welchen er ſeinen Gäſten jedesmal vergnügt und animirt erzählt, wie er zum Räuberhauptmann gemacht wurde. ö Ob der Herr Oberräuber Gonzago von ſeinem „Der Herr, an den Sie das Wort richten, iſt wie durch ein Wunder. Seine Lippen fanden gar Schſckſale mittlerweile erreicht iſt oder ob er noch ein Deutſcher,“ hub ich an. „Für welch glücklichen Zufall ich der Vorſeh⸗ ung wahrhaft dankbar bin,“ unterbrach mich mein Onkel. „Wir verli ßen geſtern Neapel, um eine Tour nach Caſerta zu machen,“ ergriff ich wieder das Wort; „aber unterwegs ſchlug unſer Wagen um —“ „Und ich wurde mitten in's Dornengeſtrüpp hineingeſchleudert,“ unterbrach mein Onkel wieder. „Wir verirrten uns zwiſchen den Bergen,“ fuhr ich fort, ohne dieſer Unterbrechung zu achten, „und begegneten einem der Briganten, der uns unter dem Vorwand, uns nach Caſerta führen zu wollen, in ſeine Höhle lockte, wo das Militär uns fand. Unſere Päſſe und Papiere werden für die digungen folgte. ö Darauf wandte er ſich zu dem Polizeihaupt⸗ mann und überſchüttete denſelben mit einer Flut heftiger Zornausbrüche, die uns höchlichſt amüficten, ja er drohte ihm ſogar mit ſofortiger Entlaſſung, wenn wir es wünſchten. Wir nahmen des Mannes Reue an, und ver⸗ ihm mit Großmut ſeinen groben Irrtum. Der Richter ſchüttelte uns herzlich die Hand und ſchien in ſeiner überſchwenglichen Freude nicht übel Luſt zu haben, meinem Onkel einen Kuß auf die Backe zu geben, aber das Anerbieten einer ſolchen Zärtlichkeit wurde zurückgewieſen. ziehen nicht zarte Komplimente genug, denen ein ganzer weiter wegelagert, habe ich nie erfahren. Strom von Liebenswürdigkeit Aberfließender Entſchul⸗ — Ende. — TPreue Liebe. riginal⸗Novelle von E. C. Buzg 8 0 (Nachdruck verboten.) 5 1 ö ö Es war im bewegten Sturm und Drangjahr 1848. f Die helle Morgenſonne des Frühjahrs, welche durch die Gardinen in eine Schlaſſtube des Hauſes des Rates Fiſcher drang, hatte das Fräulein aus den ſchönſten Träumen geweckt; die Dienerſchaft trat