a 1 nen 10 Nl falt. uh in le pts 189. mg bin 198. Dahlnamt 5 bon Ann blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Für die Redaktion derantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg, Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Mitwoch den 19. Ruguſt 8 Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1891 Politiſches. Karlsruhe, 18. Aug. Im Großherzogtum aden ſtehen demnächſt die Erneuerungswahlen zum Landtage bevor, bei denen es ſich in der Hauptſache um einen Verteidigungskampf der Nationalliberalen gegen die eine ganze Reihe nationalliberaler Land⸗ kagsmandate bedrohenden Freifinnigen, Ultramontanen und Demokraten handelt. Dieſer Thatſache trägt auch der ſoeben erſchienene Wahlaufruf der badiſchen Nationalliberalen Rechnung, der im Uebrigen das Programm der gemäßigt⸗liberalen Partei Badens entwickelt. Ueber den Ausgang des nunmehr bald ſeinem Höhepunkte zuſtrebenden Wahlkampfes in Baden läßt ſich zur Zeit natürlich noch nichts Be⸗ ſtimmtes ſagen, jedenfalls dürften aber einige liberale Kreiſe an die Vereinigung der Gegenparteien ver⸗ loren gehen. Ob indeſſen die Hoffnung derſelben, daß die Nationalliberalen durch die Wahlen ihre Aisherige abſolute Mehrheit in der zweiten badiſchen Kammer verlieren werden, in Erfüllung gehen wird, möchte denn doch zu bezweifeln ſein, ſo tief er⸗ ſchüttert iſt die Stellung der badiſchen national⸗ lberalen Partei im Lande wohl kaum. — Kiel, 17. Aug. Die Hohenzollern, welche das Koiſerpaar an Bord hatte, verließ heute um 9½ Uhr Morgens den Hafen, um dem von Zoppot kommenden Mandvergeſchwader entgegen⸗ zufahren. Nachts geht die Hohenzollern im Hoerup⸗ haff vor Anker. Morgen mandͤverirt das Geſchwader bor dem Kaiſer und lauft dann mit der Hohenzollern in den Kieler Hafen. Berlin, 15. Aug. Der „Reichsanzeiger“ meldet: „Trotzdem die Unterſuchung über die wirt⸗ ſchaftlichen und finanziellen Folgen einer erheblichen Herabſetzung der Eiſenbahntarife für Getreide⸗ und Mühlenfabrikate auf weitere einen in fallender Skala noch nicht völlig abgeſchloſſen iſt, hat die Reichsregierung infolge der eingetretenen Verhältniſſe, beſonders wegen ungünſtiger Geſtaltung der Ernte⸗ ausfichten und des ruſſiſchen Ausfuhrverbotes be⸗ ſchloſſen, mit der Einführung von Beföorderungs⸗ Ermäßigungen für Getreide und Mühlenfabrikate, in Form von Staffeltarifen, auf den Staatsbahnen alsbald — zunächſt verſuchsweiſe — vorzugehen; um eine unter den zeitigen Verhältniſſen etwa zu befürchtende Schwierigkeit in der Ernährung der Bevölkerung abzuſchwächen. Der beſchloſſene Tarif wird die gegenwärtigen Normalfrachtſätze bis zur Entfernung von 200 Kilometern unberührt laſſen, von da ab mit der Entfernung fortſchreitende er⸗ hebliche Frachtvorteile gewähren. Der Tarif umfaßt: Weizen, Roggen, Gerſte, Hafer, Hülſenfrüchte, Mais, Mehl aus Getreide und Hülſenfrüchten, Graupen, Gries und andere Mühlenfabrikate,“ — Berlin, 15. Aug. Der Reichsanzeiger meldet: Das Staatsminiſterium ſtimmte der vom Miniſter der öffentlichen Arbeiten vorgeſchlagenen verſuchsweiſen Reform der Perſonentarife für den Verkehr Berlins mit den Vororten vom 1. Okto ber ab zu. Danach ſollen die Fahrpreiſe betragen bis 7¼ Kilometer 2. Klaſſe 15 Pf., 3. Klaſſe 10 Pf., bis 15 Kilometer 30 Pf. Die tarifmäßig einge⸗ führten Zeitkarten, die Schülerkarten, die Arbeiter⸗ wochenkarten und die Arbeiterrückfahrtkarten bleiben beſtehen. Moskau, 16. Aug. Der Großfürſt⸗Thron⸗ folger iſt heute Vormittag unter enthuſiaſtiſchem Jubel der Bevölkerung hier eingetroffen, nachdem ihn der General⸗Gouverneur Großfürſt Sergius Alexandrowilſch in Fauſtowo, einer Station der Moskau⸗Rjaſan⸗Eiſenbahn, begrüßt und hierher geleitet hatte. Bei dem 8 auf dem bieſgen — Allmählich uchtete er ſich zu 0 ſthenden Kine gefährliche Verwechslung. Srlung auf und ah h zald geißez cbt end un. Novelle von J. Nikola. „Herr, ich wiederhole Ihnen,“ rief ich in höch⸗ „Alfred,“ ſagte er endlich, „was ſoll das Alles heißen? Du haſt doch keinen Briganten erſchoſſ en?“ „Nein, Onkel,“ verſetzte ich mit moöglichſt ſter Entrüſtung, daß wir Deutſche ſind daß Sie die heiterem Lächeln, „wir ſelbſt werden für Briganten ſchimpfliche Beleidigung, die uns hier wiederfährt, bitter büßen ſollen. Vergeſſen Sie nicht, daß ich Sie gewarnt habe.“ „Ruhig, ruhig, Menſch!“ höhnte der Beamte, „ich folge nur meiner Pflicht. Wenn Sie dem Ge⸗ richt überliefert worden ſind, finden Ihre Reden viel⸗ leicht eher Gehör.“ Allmählich ging die Morgenfonne in ihrer ganzen Pracht auf, zerſtreute die Nebel und ließ Gras und Blumen wie mit tauſend und aber tauſend Diaman⸗ ten glitzern, während ſie den fernen Horizont in goldne Gluth tauchte. Von dieſem herrlichen Anblick gehalten.“ „Wir Briganten ?“ rief er. „Halt, laß mich einen Moment nachdenken. Haben ſie uns nicht auch wirklich zu ſich aufgenommen? Dieſer verwünſchte Wein — ich habe eine ſchwache Erinnerung an ſo Etwas, kann mich aber an nichts deutlich ent⸗ finnen.“ wandte ich mich der Ka valkade müder Soldaten, die box uns und hinter uns Eskorde bildeten, und dann meinem armen, gefeſſellten Onkel zu, der da auf dem unbequemen Stroh in dem hin und herſtoßenden Wagen lag. er die Augen auf und ſtarrte hilflos vor ſich hin und verſuchte vergebens, ſeine Hände frei zu machen „Biſt Du es, Alfred 2, ſtammelte er, „ich habe den Krampf in den Armen. Bei Gott, ſie find mir gelähmt.“ „Sie halten Dich, Onkel, für den berühmten Guido Gonzago und mich für ſeinen Leutenant,“ verſetzte ich, „wir ſind Gefangene. 5 mit ſo viel Würde, als es der rumpelnde Karren erlaubte, auf, „Wer wagt es, einen ehrlichen Deutſchen zum Gefangenen zu machen 2!“ Da brachte der Polizeihanptmann ſeinen Ellen⸗ bogen mit des Onkels Magen in ſo ſchmerzliche ö Berührung, daß mein guter Onkel ſtöhnend zurück⸗ Während noch mein Blick auf ihm ruhte, ſchlug ſank. „Menſch, Euer Betragen iſt brutal!“ rief ich aufs Höͤchſte entrüſtet. „Wenn noch Einer von Euch ein Wort ſpricht, bevor wir Neapel erreichen, laß ich Euch ſofort niederſchießen,“ donnerte der Beamte. — Bahnhofe waren alle Militär⸗ und die Civilbe⸗ hörden vertreten und zahlreiche filberne Schüſſeln mit Salz und Brot wurden dem Thronfolger da⸗ ſelbſt überreicht. Nach dem Beſuche mehrerer Kirchen begab ſich der Großfürſt Alexander nach dem Nikolai⸗Palais, wo der Empfang der Depu⸗ tationen von Moskau und anderer Städte ſtattfand. Um 3 Uhr fährt der Thronfolger nach dem Trotzly⸗ Kloſter in Serigiwo, wo er die höͤchſte Geiſt⸗ lichkeit empfängt. Abends 7¼ Uhr erfolgt die Rückkehr nach der Stadt. Verſchiedenes. — Heidelberg, 15. Aug. Heute Morgen fand in Anweſenheit des Herrn Oberbürgermeiſters und mehrerer Stadträte die Eröffnung der Aus⸗ ſtellung des bad. Unterländer Bienenzüchter⸗Vereins in der Turnhalle ſtatt. Die Ausſtellung erweist ſich als reichhaltig und beſonders lehrreich, indem namentlich auf die Neuheiten im Gebiete der Bienen⸗ zucht, ſo beſonders auf die Ergebniſſe der chemiſchen Unterſuchung des Honigs, hingewieſen wird. Den Abſchluß der Ausſtellung wird eine Verloofung und Preisverteilung bilden. — Frankfurt, 15. Aug. Dem Vorſtande der Ausſtellung find heute, an dem hierfür feſtge⸗ ſetzten Termine, ſeitens der Allgemeinen Elektrizitäts⸗ geſellſchaft Berlin und der Maſchinenfabrik Oerlikon die Maſchinen, Transformatoren und Elektromotoren übergeben worden, welche zur Kraftübertragung von Lauffen nach Frankfurt a. M. erforderlich find. Die erforderliche Leitung iſt von der Reichspoſtver⸗ waltung und der Kgl. Württembergiſchen Tele⸗ graphendirektion bis auf einige noch erforderliche Schutzvorrichtungen ebenfalls fertig geſtellt. Die e in 82 5 waren bereits im Betrieb. —— — — „Weß der Schurke, wer dich bin, Alfred?“ ſchrie mein Onkel, während er wieder aufzuſtehen verſuchte. „Weiß dieſes rohe Ungeheuer, daß ich ein hochangeſehener, reicher Edelmann bin, und daß er in Deutſchland —“ „Wir find hier nicht in Deutſchland, Onkel,“ unterbrach ich ihn ruhig. „Nein, Du haſt Recht,“ ſtöhnte er, w im Land der —“ „Der Poeſie,“ ſchloß ich ſeinen Satz „Ich ſage Euch,“ rief der in ſpöttiſchem Tone, „wenn Euer Hauptmann noch ein einziges Wort ſpricht, jage ich ihm eine Kugel durch ſeinen Ochſenkopf.“ Von da an fuhren wir langſam wie ein Leichenzug weiter, bis wir die von der Morgen⸗ „Geſangene!“ rief mein Onkel, und ſprang ſonne golden beleuchteten Turmſpitzen Neapels vor uns auftauchen ſahen. Die Nachricht unſerer ſchmählichen Gefangen⸗ ſchaſt verbeitete ſich wie ein Lauffeuer unter dem Volke, und wir waren kaum durch die Vorſtädte gelangt, als ſich ein ſchmutziger Menſchenhaufe n mit drohenden Geſten und Spottreden um unſere Eskorde ſchaarte. Männer, Frauen und Kinder wetteiferten in lauten Verwünſchungen gegen den Mörder, den Räuber Guido Gonzago. Ein paar Einzelne verrieten leiſes Mitleid, als ſie ſahen, in welch' hilfloſer, beſchämender Lage wir uns befanden, aber Polizeihauptmann n