Neßler bei Miſchung von Saft und Waſſer der Jobannis- und veriſterten oder fein kryſtalliſierten Salmiak (nicht Salmiakgeiſt) zuzuſctzen. Ein Haupt⸗ erfordernis iſt auch das Abholten der Luft, weil ſich durch das freie Einwirken derſelben Eſſig äure bildet. Wennn es auch genügt, während der ſtür⸗ miſchen Gährung den Wein in Fäſſern oder Flaſchen mit umgekehrten Spund ꝛc. leicht zu bedecken, ſo muß aber nachher für guten Luftab⸗ ſchluß geſorgt werden, wozu die Anwendung der von Hrn. Dr. Neßler empfohlenen Gär⸗ bezw. Glycerinröbren ſehr gute Dienſte leiſtet. Die ſich bildende Kohlenſäure kann entweichen, während die Luft vollſtändig abgeſchloſſen iſt. Genannte Röhren find ſehr billig. Für Wein, welcher ſich im Ver⸗ zapfe befindet, iſt die Anwendung der erwähnten Röhren ebenfalls ſehr zu empfehlen, da nur ſo viel Luft eindringt, als zum Ablaufen des Weines nötig iſt, beim Schließen des Hahnen das Faß aber wieder gut verſchloſſen bezw. die Luft abgehalten iſt. — Vom Kaiſerſtuhl, 12. Aug. In der Nähe von Burkheim ereianete ſich geſtern ein gräß⸗ liches Unglück. Beim Umſpannen verwickelte ſich der Knecht des Löwenwirtes von Rothweil in die Stricke, die Pferde gingen durch und ſchleiften den Unglücklichen von der Neumühle bis zur Burkheimer Ziegelhütte. Die Verletzungen find ſchwer. Der ganze Körper iſt abgeſchunden, an einzelnen Stellen iſt Alles abgelöſt bis auf den Knochen, ja ſelbſt der Hüftenknochen iſt abgerieben. Der Verletzte mußte in das Spital nach Freiburg verbracht werden. — München, 10. Aug. Millionen von Nonnenſchmetterlingen, ſo melden die „Neueſt. Nachr.“ haben ſeit Eintritt des wärmeren Wetters unſere Stadt überfallen, angelockt von den hellleuchtenden Bogenlampen der elektriſchen Beleuchtung. Die Wände der Häuſer vor denen Lampen angebracht find, waren von Unmoſſen von Schmetterlingen beſetzt. Bei einzelnen Lokalen drangen die Schmet⸗ terlinge durch die Thüren und Fenſter ein und um⸗ flatterten das Licht. Im Cafe „Kaiſerhof“ erſchienen geſtern Abend zum Erſtaunen der Gäſte hauftrende Kinder, welche von oben bis unten mit Schmetter⸗ lingen bedeckt waren. Bei dem geſtern Abend im Löwenbräukeller abgehaltenen Concerte ſtellte ſich, angezogen durch die Intenfität des Lichtes, eine ſolche Maſſe von Schmetterlingen ein, daß die unter den elektriſchen Lampen ſitzenden zahlreichen Gäſte ſchleunigſt Reiß aus nahmen, da ſich die Tierchen auf Hüten und Kleidern feſtſetzten. Ganz beſonders 905 92 ntereſſe zahlteicher Zuſchauer ertegte die große 90 Eingang, deren Licht von der Maſſe der Schmetterlinge geradezu verdunkelt wurde. — Berlin, 12. Aug. Nach dem Reichs⸗ anzeiger ergeben die Ernteausfichten nach den durch das Statiſtiſche Bureau vorgenommenen Ermittel⸗ ungen für den geſamten Staat an Winterwaizen durchschnittlich 91 Prozent Mittelernte, an Sommer- gerſte 102 Proz., an Hafer 104 Proz. einer Mittel⸗ ernte, an Erbſen 101 Proz., an Kartoffeln 95 Proz., an Winterraps und Rüben 74 Proz., an Hopfen 90 Proz., an Kleeheu 91 Proz., an Wieſenheu 90 Proz. einer Mitt lernte, an Winterroggen 82 Proz. Wien, 11 Auguſt. Geſtern wurde ein Ehe⸗ paar Scheider verhaftet, welchem nachgewieſen iſt, doß es mehrere Dienſtmädchen unter der Vorſpiege⸗ lung, ihnen gute Dienfiplätz: auf dem Lande zu verſchaffen, in den Wald lockte und ermordete. Die Verhafteten wurden mit den entkommenen Opfern confrontirt und auch von den Angehörigen der Er⸗ mordeten beſtimmt erkannt. . — Trieſt, 13. Aug. Im Golf von Fiume wurde ein 4000 Kilo ſchwererer Haifiſch gefangen. — Ueber einen ſchrecklichen Lu ſſtmord wird aus Coſenza berichtet: In dem Dorfe Mongane in der Nähe von Coſenza wohnte ein junges Mädchen, Gaetana Serravalle, das ſich ebenſo durch Tugend⸗ haftigkeit als durch Schönheit auszeichnete. Das Mädchen batte die Begierde eines Bauern, eines gewiſſen Michele Zimmaro, erweckt, der es an ver⸗ lockenden Verſprechungen nicht fehlen ließ, um die züchtige Ga⸗tana ſeinen Lüſten dienſtbar zu machen. Doch olle Anerbietungen prallten an dem feſten Charakter des Mädchens ab. Am 29. Juli lauerte Zimmaro mit drei Complicen dem Abends von der Feldarbeit heimkehrenden Mädchen auf, warf ſie zu Boden und ſtopfte ihr ein Taſchentuch in den Mund, um ſie am Schreien zu verhindern. Gaetana ver⸗ teidigte verzweifelt ihre Ehre; ſie klammerte ſich an einem am Wege ſtehenden Baumſtumpf feſt, die Männer riſſen ſie jedoch los und zerrten ſie tiefer in ein kleines Wäldchen hinein. Als es ihnen auch hier nicht gelang, der Unglücklichen, die ſich trotz der Qualen, die ſie auszuſtehen hatte, heldenhaft wehrte, Gewalt anzuthun, ſchlugen ſie ihr erſt die Finger und die Zehen ab und ſtißen ihr dann ihre Meſſer in die Bruſt. Zimmaro und ein anderee Ver⸗ brecher, Colendrin, konnten bereits verhaftet werden, doch weigern ſie ſich entſchieden, die Namen ihrer Mordgenoſſen preiszugeben. groß 'n Waldbrandes find zahlreiche Wohnhluſer und Pachthöfe verwüſtet worden, außerdem find dee Gemeindwälder in Gefahr. Ein heftiger Südwind vereitelt die Löſchungsverſuche. — Toulon, 18. Auguſt. Der Waldbrand iſt gelöſcht. — Newyork, 13. Aug. Ein Vergnügungs⸗ dampfer mit 800 Fahrgäſten prallte bei Long J land infolge eines plötzlichen Windſtoßes an der Brlücke an, wobei das Schiff zuſammenbrach, zahl. reiche Perſonen begrabend, wovon 14 tot find. Eingſandt. Es wird von ſeiten mehrerer Bürger der leb⸗ hafte Wunſch ausgeſprochen, daß im Intereſſe der allgemeinen Sicherheit etwas mehr Gewicht auf die Straßenbeleuchtung gelegt werde, In ſtockfinſteren Nächten, wie z. B. geſtern, wor ſchon zu wiederholten Malen nicht eine einzige Ja⸗ terne angezündet. Dieſer Mißſtaad iſt hauptfächlich darauf zurückzuführen, daß der Beleuchtungsdiener in hellen Nächten nicht anzuzünden braucht und dann gewöhnlich annimmt, es gäbe eine helle Nacht, Unter ſolchen Umſtänden müßte man hier eine meteorologiſche Station errichten oder einen Welter⸗ macher anſtellen. Verfälschte schwarze Seide. Man verbrenne ein Müſterchen des Stoffes von dem man kaufen will, und die etwaige Ver⸗ fälſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein gefürbie Seide kräuſelt fo fort zuſammen, verlöſcht bald und hinterläßt wenig Aſche von ganz hellbräunlicher Farbe. Verfälſcht? Seide (die leicht ſpeckig wird bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmen die „Schlußfäden“ weiter (wenn ſehr mit Fardſtoff erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Asche die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht kräuſele ſondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der üchlen Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfälſchten nicht. Das Seidenfabrik⸗Depot von G. Henneberg K. u. K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Muſter von ſeinen ächten Seidenſtoffen an Jedermann n. liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto⸗ und zollfrei in's Haus. Doppeltes Brieſporto nach det Schweiz. .. = dreimal Hoch dem — dem edlen Gonzago!“ rief er und ſtieß ein lautes Hurrah aus. „Ihr Leben iſt ein herrliches!“ fuhr mein Onkel fort. „Ein herrliches! — Wein wie Nektar!“ „Wenn unſer Leben ſo viel Reiz für Sie hat,“ lachte Gonzago, „ſo ſollten Sie ſich uns anſchließen“. „Ja!“ rief mein Onkel bigeiſtert, „ja das wollen wir auch! nicht wahr, Alfred! Was könn⸗ ten wir Beſſeres thun! Es iſt ein herrliches Leben, und dieſer köſtliche Wein! Ja, das Wort eines Ehrenmannes, ich gehe auf Ihren Vorſchlag ein! Noch ein Glas Nektar und wir gehören zu Euch!“ Ein furchtbares Krachen ertönte — das Pfiff — Pfaff von einem Dutzend Flinten — das Ein⸗ ſchlagen von Fenſtern — die Fußtritte bewaffneter — eine laut befehlende Stimme — und im näaͤch⸗ ſten Augenblicke waren Guido Gonzago und ſein Lieutenant verſchwunden, und mein Onkel und ich ſtanden allein in dem Zimmer und ſtarrten in höchſter Beſtürzung einander an. Bevor uns Zeit blieb, nur ein Wort zu reden, wurde die Thür aufgeriſſen und eine laute, befehlende Stimme rief: „Nieder mit den Waffen, Schurken, oder Ihr ſeid des Todes!“ Ehe wir uns von unſerem Schrecken erholen konnten, waren wir von einer Abteilung Carabinieri eingeſchloſſen. Vergebens betheuerten wir unſere Un⸗ ſchuld und wollten ihnen unſere Paäſſe vorzeigen. Der Polizeihauptmann, der an der Sp tze dieſer ge⸗ heimen Expedition ſtand, gab Befehl, uns zu binden und auf einen nahen, mit Stroh bedeckten Karren zu transportiren. Heftig proteſtirte ich gegen eine ſo barbariſche Behandlung, aber als Antwort gaben mir die Soldaten mit dem Gewehrkolben ein paar derbe Stöße, währeend mein Onkel durch einige Schläge mit dem flachen Säbel zum Schweigen gebracht wurde. Wir wurden von den Carabinieri geführt oder vielmehr geſtoßen, bis wir den Ausgang des Gebäudes erreichten. Dort band man uns mit dickeren, ſcharfen Stricken die Hände auf dem Rücken zuſam men. Als das unter der ſtrengen Aufficht des Polizeihaupt⸗ manns, der meinen Onkel mit ſo zärtlichem Blick, wie ein Schlächter einen teueren Hammel, zu be⸗ trachten ſchien, zur Zufriedenheit geſch'ehen war, wurden wir in den Karren gehoben, wo wir von unſerem Strohſitz bedauernswert, hilflos um uns ſahen. Nachdem eine Abteilung Soldaten das ganze Haus ſorgfältig aber ganz erfolglos nach den Ban⸗ diten unterſucht hatte kehrte ſie zurück und marſchirte uns voran. . Nachdem wir eine Strecke gefahren waren, verſuchte ich nochmals, den Offizier auf ſein n Irr⸗ tum, daß er uns für Brigunten hielt, aufmerkſam zu machen. „Schweig', Schurke!“ rief er mit einer Stimme, die wie ferner Donner wiederhallte. „Ich kenne Euch Beide recht gut. Der Kerl da mit dem dicken aufgeduſenen Geſicht iſt Guido Gonzago und ihr ſeit Anſaldo, ſein Lieutenant. Daß Euere Bande uns entſchlüpft iſt, thut nichts, dafür haben wir das Haupt, die bewegte Macht iſt in unſern Händen. Schon der Kopf dieſes Monſtrums,“ ſchloß er, und wies dabei auf das feiſte, ſchlafende Geſicht meines würdigen Onkels, „iſt mir ein ganzes Ver⸗ mögen wert.“ g Mein harmloſer, gutmüthiger Onkel ſollte der be⸗ rühmte Guido Gonzago, der Schrecken Neapels ſein?“ „Es ſind ſchon oft irrthümlich Menſchen ge⸗ hängt worden,“ reflektirte ich, „und ein ſolcher Aus gang unſerer dramatiſchen Abenteuer, ſo inkereſſant derſelbe der neapolitanſſchen Geſellſchaft im Allge meinen auch ſein mochte, würde für die Helden keineswegs wünſchenswert ſein.“ Ich wollte meine Beſorgniſſe fortlächeln, abet ſie kamen immer mit verdoppelter Kraft wieder Nach wenigen Minuten langem, düſterem Schweigen wendete ich mich nochmals an den Beamken des Geſetzes. „Ich bitte Sie, mich anzubbören.“ ſagte ich mit leicht bebender Stimme, „unſere Kleidung, unſere Sprach, unſere Pap ere möſſſen doch genägend beweisen, daß wir gänzlich Fremde, daß wir Tou⸗ riſten find. „Das iſt ein⸗ alte Diſt,“ lautete die kurze Ant, wort, „Ihr müßt Euch eine beſſere Austede ſuchen. „Aber Sie müſſen doch eine Beſchreſbung don Guido Gonzago haben, und ſich mit Ihren eigenen Augen davon überzeugen können, daß wit detſelben in keiner Weiſe entſprechen.“ b „Dieſe Rede iſt ebenſo kindiſch, wie die andere, lachte der Offizier; „meint Ihr, ich wſſe nicht, daß Guido Gonzago faſt jede ihm beljebige Vr⸗ kleidung annehmen kann? Hat er nicht durch ſeine Schlauh'it unſere erfahrenſten Off ziere zu täuſchen verſtanden?“ Unſere Ausſicht, dem Henker die Hand u reichen, ſchien an Gewißheit zu gewinnen. (Fortſitzung folgt.) —