BVerſchiedenes. 8 Ladenburg, den 4. Auguſt. m vorigen Donnerſtag wurden in der Höheren Bürger⸗ ſchule die öffentlichen Prüfungen abgehalten. Die⸗ ſelben waren von Mitgliedern des Beirats und des Gemeinderats ſowie von Eltern und Angebörigen biefiger und auswärtiger Schüller zahlreich beſucht. Die Prüfungen ſelbſt boten Gelegenheit, die treff⸗ lichen Leiſtungen der Schule in den verſchiedenen Fächern zu zeigen. Tags darauf fand im Saale des Gaſthouſes zum Schiff die Schlußfeier ſtatt. Dem reichhaltigen Programm war ein einheitlicher Gedanke zu Grunde gelegt: es ſollte der deutſche Wald in Wort und Lied verherrlicht werden. Und ſo hörten wir denn neben friſchen Wald und Wan⸗ derliedern auch ſolche, welche einer ernſten Stim⸗ mung entſprungen find. Die Gedichte waren ſorgfältia gelernt uud manches wurde ſogar mit ſehr ſchöner Betonung vorgetragen, ſo namentlich das Freiligrath'ſche Gedicht „Die Tanne“ durch die beiden Schüler Arnold und Gottfried Becker. Volles Lob gebührt der Sängerſchaar und ihrem lüchtigen Leiter Herrn Reallehrer Schmitthelm. Die Schüler ſangen rein, präzis und mit ſchönem Ausdruck. Unter den Liedern befanden ſich drei ſehr anſprechende Kompoſitionen von Iſenmann. Am Schluſſe er⸗ griff der Herr Vorſtand das Wort, um in einer kurzen Anſproche zu zeigen, in welcher Weiſe Schule und Haus mit vereinten Kräften die Erziehung der Jugend fördern könne. Hierauf wurden die Be⸗ lobungen verkündet und alsdann die Schüler der oberſten Klaſſe mit berzlichen Abſchiedsworten ent⸗ laſſen. Der ganze Verlauf der Schlußfeier machte den beſten Eindruck. * Ladenburg, 3. Aug. Am geſtrigen Sonntag wurde hier das Gaufeſt des Rhein⸗Neckar⸗ Militär⸗Gauverbandes abgehalten und prangte aus dieſem Anloſſe unſere Stadt in feſtlichem Gewande. Vormittags 10 Uhr wurde das Gauverbandspräſi⸗ dium am Bohnhofe der Main⸗Neckar⸗Bahn abge⸗ holt und in den Rathausſaal geleitet, woſelbſt ſchon der Präfident des Badiſchen Militärvereinsverbandes. Generalmajor a. D. v. Deimling und der zweite Präftdent dieſes Verbandes, Herr Oberſtlieutenant a. D. v. Rheinau anweſend waren. Gegen halb 11 Uhr nohmen daſelbſt die Verhandlungen des Abgeordnetentages ihren Anfang. Die Tagesord⸗ nung umfaßte ausſchließlich Gegenſtände interner Natur. Erwähnt ſei nur, daß die Bildung von freiwilligen Sanſtätskolonnen in Ausfſcht genommen, welche auch in Friedenszeiten zu Hilfeleiſtungen bel verſchiedenen Gelegenheiten, ſo bei größeren Unglücks⸗ fällen, bei Waſſersgefahr u. ſ. w. herangezogen werden ſollen. Mittags gegen 1 Uhr wurde das gemeinſchaftliche Mittageſſen eingenommen. Der Feſtzug fand mittags um 8 Uhr am Kriegerdenkmal ſeine Aufſtellung, an welchem 13 Vereine mit 12 Fahnen und 5 Muſikkorps teilnahmen, und bewegte ſich derſelbe durch die reich mit Ehrenpfotten, Guir⸗ landen und Fahnen geſchmückten Straßen der Stadt, von der Einwohnerſchaft aufs Herzlichſte begrüßt, über den Marktplatz, wo die Parade über die Mann⸗ ſchaften von den Herren Generalmajor a. D. b. Deimling und Oberſtlieutenant a. D. v. Rheinau abge⸗ nommen wurde, nach dem auf dem ſtädtiſchen Turn⸗ platze feſtlich dekorirten Feſtplatze. Die Feier auf dem Fiſtplatze wurde durch den von dem „Geſang⸗ verein“ aufs Beſte zum Vortrag gebrachten „Be⸗ grüßungschor“ eingeleitet, worauf der Vorſtand des Kriegerdereines, Herr Ratſchreiber Betz, die Feſtgäſte begrüßte, ſprach über die Entſtehung der Krieger⸗ vereine und brachte auf den Protektor des Badiſchen Militätvereinsverbandes, den Großherzog von Baden, ein Hoch aus. Sodann beſtieg der Gaupräfident, Herr Prof. Mathy von Mannheim, das Podium, um ſich in einer vorzüglichen Rede über die Nütz⸗ lichkeit und Notwendigkeit der Militärvereine zu verbreiten und nachzuweiſen, daß die Militärvereine ihre vollſte Exiſtenzberechtigung haben und im In⸗ tereſſe des Vaterlandes geſchaffen werden müßten, wenn ſie jitzt noch nicht geſchoffen worden wären. Parteiſtandpunkte dürften innerhalb der Kriegerver⸗ eine nicht zum Ausdruck gelangen. Nur die An⸗ hänger der ſozialdemokratiſchen Partei könnten nicht in den Reihen der Krieger⸗ und Militärvereine ge⸗ duldet werden. Redner wies ſchließlich in energiſcher Weiſe die Angriffe zurück, welchen gegenwärtig dos Krieger⸗ und Militärvereinsweſen ausgeſetzt iſt und ſchloß mit einem Hoch auf Kaiſer Wilhelm. Es toaſteten ſodann Generalmaſor a. D. v. Deimling auf das deutſche Vaterland, Oberſtlieutenant a. D. v. Rheinau auf die Feſtſtadt und Redakteur Schaufert von Mannheim auf das Präſidium des Militärver⸗ einsverbands; an die verſchiedenen Toaſte ſchloſſen ſich die gemeinſamen Geſänge entsprechender Lieder. Abends fand im Boſſert'ſchen Bierkeller das äußerſt zahlreich beſuchte Feſtbankett ſtatt, in welchem Toaſte, Geſänge des „Geſangvereins“ und das Singen patriotiſcher Lieder nacheinander ſich abwechſelten und herrſchte eine wirklich patriolſſche Stimmung welche bis lange nach Mitternacht anhielt. . — Mannheim, 1. Aug. Geheimer Re. gierungsrat Richard Benſinger, hieftger Stadtdlrelſor iſt in der Schweiz auf einer Erholungsreſſe bei Baden infolge eines Herzſchlags verſtorben. — Mannheim, 1. Aug. Der ſo plotzch 5 und Überraschend gekommene Tod des Herrn Gh 1 in . Rögierungsrat Benſinger in der Schweſz erwich überall die tiefſte und aufrichtigſte Teilnahme. de: 1 Verſtorbene war als ein außerordentlich befähigter b 1b Suff pflichttreuer Beamter in allen Kreiſen unſerer Sſad 1910 bochgeachtet und beliebt; er hat nur ein Alter bon 50 Jahren erreicht. un fn nb Gewitter ſchlug der Blitz in eine übende Abteilung 12 Ae Soldaten und betäubte 6 Mann, welche noch dem bn 1 Lazarel überführt werden mußten. 125 8 5a a 2 Uthe — Wien, 3. Aug. Die Neue Freje Preſſe meldet aus Belgrad: Eine Brigantenbande plünderte 1110 wine einen reichen türkiſchen Kaufmann aus Salonſch 12 Ji he bei Kawalla aus und tötete den ihn begleſtenden 155 be u 5 albaneſiſchen Kawaſſen. Gensdarmen aus Salon 7 % In! trafen die Bande beim Orte Drama, töteten einen n Ur der Räuber und nahmen zwei andere feſt. Die Uebrigen flohen. — Newyork, 2. Aug. Freitag Abend griffen 50 italieniſche Arbeiter der Nordweſtbahn⸗ Geſellſchaft in Way, im Staate Virginſa, ein allein⸗ ſtehendes Haus an, ermordeten ſämtliche Frauen und Kinder des Beſitzers, p ünderten und verbrannten die ganze Befitzung. Die italieniſchen Arbeſter waren von dem Gegner jenes Beſitzers gedungen und vorher betrunken gemacht worden. Die Be⸗ wohner der ganzen Umgegend find zuſammengetreten, um die Italiener zu lynchen. Man befürchtet große Unruhen. Seidenſtoſſe (ichwarze, weiße u. farbige) v. 95 Pf. bis 18.65 p. Met. — glatt, geſtreift u. gemuſtert (ca. 380 verſch. Qual. u. 2500 verſch. Farden) — verſendet roben⸗ u. ſtückweiſe porto⸗ u. zollftel das Fabrik⸗Depot G. Henneberg (K. u. K. Hofllef,) Zürich. Muſter umgehend. Doppeltes Brieſporke nach der Schweiz. Auth in n a duni Piieng ! 5 115 8 ben dec un In d einzige angenehme Erinnerung, die er aus der Stadt Cäſar's mit fich nahm, gab ihm ein ſchönes Geſpann fetter Ochſen, dem wir eines Tages auf unſeren Streifereien begegneten. Ich verließ Rom mit dem einzigen Wunſche, es einſt wiederzuſehen, mein Onkel dagegen mit einem 65 Dankgebet, glücklich wieder herausgekommen zu ſein. Unſer nächſtes Ziel war Neapel, wo mir im Hauſe einer Dame, Namens Signora Malateſta, Wohnung nahmen. Dieſe Signora hatte einen Sohn, Beppo Malateſta, der in der Kraft und Blüte des Lebens zu ſtehen ſchien. Er war von ſtarker, athletiſcher Geſtalt. Seine kräftige, breite Bruſt ſtand mit dem ebenmäßigen muskulbſen Gliedern in voller Harmonie. Sein Kopf war eine wahre Studie. Dichte Maſſen ſchwarzen, glänzenden Haares umwallten ſeine Schläfen und reſchten bis zu dem braungebrannten Halſe herab. Seine dunklen Augen waren von buſchigen Brauen beſchattet, und ſchauten mit feurigem Blick unter denſelben hervor. Sein Herz ſchien ſehr an ſeiner Mutter zu hüngen, obwohl er nicht immer bei ihr wohnte, da ihn, wie es hieß, ſeine geſchäftliche Thätigkeit oft in die benachbarten Diſſrikte rufe. Die Signora wußte ihren hübſchen Sohn gar nicht genug zu loben; ſo oft ſie ihn nannte, ſprach aus jedem Worte der Mutterſtolz und die zärtlichſte Mutterliebe. Damals ſchwebte auf eines Jeden Lippen der Name des berühmten Briganten⸗Häuptlings Guido Gonzago. Sein Rauben und Plündern erfüllte die mutigſten Herzen mit Furcht und Schrecken. Der Staat hatte hohe Belohnung für die Ergreifung der Bande geboten, während ein enormer Preis auf das Haupt ihres gefürchteten Anführers geſetzt war. Der Räuberhauptmann ließ ſich dadurch jedoch in ſeinem Treiben durchaus nicht ſtören und verlachte die erfolgloſen Drohungen. Wir weilten ſeit einem Monat in Neapel. Wir hatten den Veſuv erſtiegen und weideten un⸗ ſere Augen an dem prächtigen Panorama von Berg, Stadt und See. Wir hatten uns auf den tiefblauen Waſſern des herrlichen Golfs geſchaukelt und mein Taſchenbuch war voll Skizzen neopolitani⸗ ſcher Scenerien. Mein Onkel ſeufzte nach Haus und ward täglich ungeduldiger. Das permanente Lächeln verſchwand von ſeinem gutmütigen Geſicht; auch verlor er etwas von ſeiner Korpulenz, doch hatte er ſo viel zuzuſetzen, daß mich das nicht ängſtigte. Wiederholt ſpielte er auf unſere Abreiſe an, als er aber ſah, daß ſeine leiſen Winke nutzlos waren, ließ er unſere Sachen packen und erklärte mit Entſchiedenheit, daß er Neapel binnen vierund⸗ zwanzig Stunden verlaſſen würde. Ich verſuchte es mit Bitten und Zureden, mit Vorſtellungen — Alles umſonſt. Endlich erklärte ich mich bereit, mich ſeinem Wunſche fügen zu wollen, wenn er noch einen Tag zugeben und mich auf einem Aus- flug nach Caſerta begleiten wollte. „Wo in aller Welt iſt Caſerta?“ brummte er. „Nur wenige Meilen von hier,“ verſetzte ich, ves hat eine herrliche Ruine, die zu ſkizziren eine Tagerreiſe wert iſt.“ g Nach einer halbſtündigen Debatte gab endlich mein Onkel nach; als aber die Signora von der beabſichtigten Exkurſion hörte, riet ſie uns eifrigſt davon ab. „Wie!“ rief fie, „Sie wollen ſich in die ein⸗ ſamen Berge wagen, in denen immer Banditen bauſen? O, Sie ſcherzen nur! Der Weg nach Caſerta liegt ja dicht an den Schlupfwinkeln des 0 gefürchteten Guido Gonzago. Sie werden doc nicht ſo thöricht ſein, ihm dfrekt in den Weg zu laufen!“ Mein Onkel teilte die Anſicht der Dame, abet ich ließ mich nicht von meiner Idee abbringen, erklärte vielmehr, daß mir nichts mehr Vergnllgen machen würde, als wenn ich als Trophäe den Kopf des berühmten Briganten heimbringen könne. Zitig am nächſten Morgen fuhr ein callessdo — wie unſer Kutſcher das Ding zu nennen belieben vor unſerer Thür vor. Es war keine Kutsche, ſon⸗ dern nichts, als vier derbe, über den Wagenrädern E leicht zufammengenagelte Holzbretter, die wenn aut ent can für unſere Bequemlichkeit, ſo doch keineswegs n unſere Sicherheit ſprachen. u 70 Mein Onkel ſchnitt eine Grimoſſe und machte 5 einen kühnen Verſuch, das gebrechliche Fuhrwerk zu amt beſteigen, aber er blieb in der Wogenlhür ſtecken, 0 und es bedurfte unſerer vereinten Kräfte, um ſeſne corpulente Geſtalt aus dieſer fatalen Lage z befreien. 2 Das war uns endlich gelungen und nach einigem geſchickten Mandberiren glückte es ihm auch, ſich von der Seite durchzuquetſchen, und ſchweißtriefend s er in der einen Ecke Platz. Ich folgte ihm chnell und ſetzte mich ihm gegenüber. Der Kutſcher warf den klapprigen Wagenschlag zu, ſprang auf ſeinen Sitz, und das morſche Fuhr werk, von zwei Maulthieren gezogen, ſehzte ſich i Bewegung. 5 C Fortſetzung folgt.) 1 e