blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. W Er eint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. 8 5 Ladenburg und Amgegend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Nr. 62. Politiſches Berlin, 3. Auguſt. Infolge des verlängerten Aufenthalts des Kaifers in Mo ift derſelbe mit der Docht „Hohenzollern erſt am Sonnabend Nachmittag in Drontheim eingetroffen, wo der Kaiſer ebenfalls einigen Aufenthalt nahm. Das Befinden des Monarchen iſt nach den in Berlin eingetroffenen Nachrichten recht erfreulich. Auch während der 1 10 lezten Tage erledigte der Kalſer in gewohnter — Weiſe die laufenden Regierungsangelegenheiten und 0 arbeitete mit den Kabinets⸗Chefs, welche ſich tn der kaſſerlichen Begleitung befinden, und mit dem Ver⸗ K treter des Auswärtigen Amtes. Dem Vernehmen 0 nach dürfte der Kaiſer in den nächſten Tagen Nagl nähere Dispoſitionen für ſeine Rüäckreiſe treffen. 9 — Die Münchener Gemeindevettretung geneh⸗ migte den Betrag von 25,000 Mk. zum feſilichen Empfange des Kaiſers während ſeines demnächſtigen Aren Aufenthaltes in der Hauptſtadt Bayerns. Franzö ſche wie rufſiſche Blätter haben die L Behauptung aufgeſtellt, daß in Deutſchland über 90 den franzöfiſchen Flottenbeſuch in Kronſtadt eine hochgradige Aufregung herrſche. Deutſchland hat Jer natürlich nicht nötig dieſe unwahre Behauptung zurückzuweiſen. Sollte die jüngſte franzöfiſch⸗ ruſſiſche Begegnung aber zu einem Bündnis führen, erk ſo wäre dies allerdings ein Ereignis von bedeuten⸗ then der Tragweite. Ein ſolches Bündnis würde aber Pere zunächſt nichts weiter konſtatiren, als daß die 10 Ruſſen und Franzoſen gewiſſe gemeinſame Intereſſen 15 haben, zu deren Schutze ſie ſich die Hände reichen. 1 Daß die Ruſſen beabfichtigen ſollten, ſpezifiſch franzöfiſche Intereſſen zu ſchütz n reſp. für fran⸗ zoſiſche Forderungen das Schwert zu ergreiſen, darf jedoch als ausgeſchloſſen gelten. Ein Bündnis der beiden Mächte zur Verteidigung ihrer gemein⸗ —— — ff 1891 ſchaftlichen Intereſſen hat für Europa nichts Bedenkliches, da in keinem der in Betracht kom⸗ menden Länder brabſichtigt werde, derartige Intereſſen anzugreifen. In dieſem Sinne werden die Aeuß⸗ erungen der ruſſiſchen und franzoͤſtſchen Blätter, die Verbindung Rußlands und Frankreichs bilde eine Garantie des Friedens, zur Wahrheit, da mit Sicherheit anzunehmen iſt, daß die Franzoſen ohne des ruſſiſchen Beiſtandes ficher zu ſein keinen Krieg beginnen werden. Die ruſſiſche Regierung hat aber erklärt, daß ſie keinen Krieg wolle, da die Intereſſen Rußlands die Aufrechterhaltung des Friedens verlangten. Im Uebrigen wird ja auch zweier neuen Cavallerie⸗Regimenter und die Errich⸗ jeder Verſtändige einſehen, daß die vereinigten Streit⸗ kräfte Deutſchlands, Orſterreichs und Italiens etwaigen Kriegsgelüſten im Oſten und Weſten Euro⸗ pas einen Dämpfer aufſetzen. einem Mitarbeiter der „Now. Wr.“ worden. des Admiralſchiffes im Hafen von Kronſtadt zuge⸗ bracht und dieſe Gelegenheit benutzt, um die Aufichten der Franzoſen über die politiſche Bedeutung des Kronſtädter Beſuchs zu erforſchen. Allerdings hat der franzoftſche Admiral den Berichterſtatter klar bündig verſichert, daß ſeine Entſendung nach Ruß⸗ land nicht als politiſche Miſſion im Sinne Weſt⸗ europas aufzufaſſen ſei, doch handle es ſich nichts⸗ deſtowenigre um ein politiſches Ereignis. Dafür zeugen, nach Anficht der Franzoſen, viele Einzel⸗ heiten: der außergewöhnliche Empfang, den man — Viceadmirals zum Kommandeur des Begrüßungsgeſchwaders bereitet, die Art und Weiſe, wie fich der Beſuch der kaiſerlichen Familie auf den franzöſiſchen Schiffen vollzog, die Worte der Neuen Freien Preſſe dementirt entſchieden da — Der franzöoͤſiſche Admiral Gervais iſt von interviewt Derſelbe hat mehrere Stunden an Bord ihm, einem Kontreadmiral, durch Ernennung eines ruſſiſchen Rolle geſpielt hat und heute noch ein kräftiges, materiell und geiſtig hoch des Zaren und deſſen Toaſt auf den Prüfidenten Carnot u. A. m. Kurz, der Admiral gab ſeine Ueberzeugung in dem Sinne Ausdruck, daß die in Frankreich beſtehende Ordnung der Dinge von nun ab keinesfalls mehr als ein Hindernis für ein folches politiſches Bündnis gelten könne, welches Frankreich und Rußland analog, dem Dreibunde im Hinblick auf gewiſſe Eventualitäten aneinander knüpfen würde. Der Admiral fügte hinzu, daß er trotzdem ſeinem Lande noch lange Jahre des Friedenswünſche. — Aus Rußland werden neue Heeresverſtär ungen gemeldet und zwar hat der Zar die Bildun tung einer Erſatzbatterie für jedes Artillerie⸗Regi⸗ ment angeordnet. 5 Wien, 3. Aug. Der Petersburger Korreſp Gerücht von dem Abſchluß eines ruſſiſch⸗franzöfiſche Defenſiv⸗Bündniſſ's. In Petersburg wiſſe Nieman etwas davon. Dagegen beſteht die Ueberzeugung, das Mißtrauen des Zaren und ſeine Abneigung gegen jedes Bündnis, das ihm Beſchränkungen und liche Hinderniſſe irgend welcher Allianz. — Am 1 Auguſt find 600 Jahre verfloſſen, ſeit die Waldſtädte Uef, Schwyz u. Unterwalden gegen die Herrſchaftsbeſtrebungen Albrechts von Oeſter⸗ reich, des nachherigen roͤmiſchen Kaiſers Albrecht I., und zur Behauptung der ihnen vom Kaiſer Fried⸗ rich II. verliehenen Reichsunmittelbarkeit jenes ewige Bündnis ſchlo ſſen, das durch den Namen Eidgenoſ⸗ ſenſchaft in der Geſchichte Europas eine, durch länger als ein Jahrhundert ſogar herborragende entwickeltes ſtaatliches Gemeinweſen in ſich begreift. Novelle von J. Nikola. 9 Nachdruck verboten. Mein Onkel Joſeph Coſey war eine durch und durch ehrliche Seele; harmlos wie eine Taube, ſanft wie ein Mädchen und ſeltſam in ſeiner Kleidung Auf ſeinem jopialen Geſicht lag immer ein gutmüthiges Hine gefährliche Verwechslung. 7 und das Kichern in den hoͤchſten Tönen, welches ſein weſenden. Die Luſt nach Abendteuern hatte nie 20 liches, ruhiges Daheim und ſein Junggeſellenherd, hatten Reiz für ihn. 608. Als ich zehn Jahr alt war, überantwortete das Schickſal mich, eine elternloſe Waiſe, ſeiner Ob⸗ N 5 — hut und Vormundſchaft, und in welch' edler Weiſe bat er dieſe Pflicht erfüllt! Von meiner früheſten Jugend an zeigte ich eine wahre Leidenſchaft für's 10 N.5 Malen; das ſah und unterſtützte mein Onkel, und mene gab mich bei einem der beſten Maler in's Atelier 14 7 Bold begeiſterte mch der Gedanke an einſtigen Ruhm 1 und ich orbeitete und lernte eifrig, von der ehrgei⸗ ill igen Hoffnung erfüllt, einſt mit unter die berühm⸗ 151 ten Künftler der Nation gezählt zu werden. Da, plötz⸗ — lich, inmitten meiner wilden Träume, erfaßte mich die Manie, Italien zu ſehen. Aber wie meinem Onkel Lächeln. Er beſaß eine behähige, rundliche Geſtalt, Lochen bedeutete, erregte ſtets die Heiterkeit der An⸗ Raum in ſeinem Herzen gefunden; nur ſein behag⸗ dieſe Mitteilung machen? In ſeinem einfachen Sinn war eine Reiſe nach Rom gleichbedeutend mit einer Reiſe zu! den Antipoden; und doch ließ ſich meine unſagbare Sehnſucht nur durch den Anblick des St. Peter ſtillen. Ich ſchlug meine Stoffel zuſammen, packte die beſten Farben ein und begab mich nach R.. . . zu meinem Onkel. Ich ging verzeihlicher Weiſe etwas diplomatiſch vorwärts, als ich das Geſpräch allmählich dahin lenkte, wohin ich es haben wollte, und meinem erſchreckten Onkel endlich meine Abſicht klar vor Augen führte „Wie, Alfred, Du willſt nach Rom?“ rief er darauf mit ernſtem Ausdruck auf ſeinem gutmütigen, dicken Geſicht; „es wird Dir dort nicht gut gehen!“ „Unfinn, Onkel,“ verſetzte ich lachend, „erſtens iſt Rom eine der ſchönſten Städte der Welt, und ſeine Bewohner ſind die heiterſten, harmloſeſten Steelen der ganzen Chriſtenheit.“ Mein Onkel ſchüttelte bedenklich den Kopf, ſtand auf und trat an das Fenſter. Nachdem er da⸗ eine Weile nach dem Hmmel und auf die Raſen⸗ plätze geſchaut hatte kehrte er zu ſeinem Plotz zurück. „Gut, Alfred,“ ſagte er dann endlich — aber keines⸗ wegs in ſeinem gewohnten heiteren Tone. „Du ſollſt nach Rom gehen und ich werde Dich begleiten.“ Wie von einem elektriſchen Schlage getroffen, Ibrang ich vom Stuhle auf und ſtaarte ihn bei den letzten Worten in maßloſem Erſtaunen an. „Du willſt nach Rom?“ ſtieß ich hervor. „Was in aller Welt willſt Du in Rom?“ „Und was willſt Du doct, Alfred?“ gab er halb lächelnd zurück. „Mir die herrlichen Gemälde unſerer alten, unerreichbaren Meiſter anſehen,“ verſetzte ich, „und wenn möglich, mit dem erhabenen Geiſte ihrer Werke ein wenig inſpiriren laſſen. Rom war der Geburtsort, die Wiege — “ „Ja, und vielleicht auch Dein Grab,“ unter⸗ brach mein Onkel mich in weiſem Tone. „Du ſollſt nach Rom gehen und ich gehe mit Dir, die Sache iſt abgemacht.“ — — Der Tag unſerer Abreiſe wurde beſtimmt, alle dazu noͤtigen Vorkehrungen getroffen und nach einer angenehmen, intereſſanten Fahrt langten wir in der ewigen Stadt an. Wir blieben vierzehn Tage in Rom, — die zu kurze Zeit für mich, um all' ſeine Reize und Schönheiten zur Genüge bewundern zu können. Mit vor Erregung klopfenden Herzen ruhte mein Auge auf ſeiner geſchwundenen Pracht! Wie glühte mir das Geficht, wie hob ſich meine Btuſt, als ich durch all' dieſe maleriſche Schbaheit hinſchritt! Wa aber war dieſe Pracht dem nichtsſagenden und dem ſchwerfälligen Sinn meines Okels? 8 ihn war eine hohe Ziegelmauer ein poetiſcher Anblick Die Bettler quälten ihn und erleichterten ſein Taſchen und die Soldaten ängſtigten ihn. Di