meiſter. Die franzöfiſchen Gäſte wurden überall enthuſtaſtiſch begrüßt. Alexandrien, 29. Juli. Seit vergangenen Sonntag find in Mekka 114, in Dieddah 30 Cbo⸗ leratodesfälle vorgekommen. Verſchiedenes. — Mannheim, 29. Juli. Ein bedauerns⸗ werter Vorfall hat ſich geſtern in der hiefigen Mili⸗ tärſchwimmſchule ereignet. Zwei Soldaten, ſogen. Freiſchwimmer, ſtießen während des Schwimmens an einander und ſanken unter, ohne wieder an die Oberfläche zu gelangen. Sofort sprang eine größere Anzahl Soldaten ins Waſſer, um die Verſunkenen zu retten. Trotz aller Bemühungen gelang es jedoch nur einen derſelben wieder an die Oberfläche zu befördern, während der andere nicht aufgefunden werden konnte. Die Leiche des Ertrunkenen, welcher Schuhmacher heißt, bei der 12. Kompagnie des hie⸗ igen Grenadierregiments diente und aus Walldorf bei Heidelberg gebürtig iſt, vermochte bis j itzt noch nicht geländet zu werden. — Eberbach, 28. Juli. Die Anmeldungen zum nächſten Lehrkucſe in Bienenzucht find ſo zahlreich eingegangen, daß nicht allen Geſuchen um Auf⸗ nahme entſprochen werden konnte, obſchon der Auf⸗ fichtsrat der hieſigen Imkerſchule beſchloß, zwei auf⸗ einanderfolgende Kurſe ftattfinden zu laſſen. — Es wurden im Ganzen 34 Perſonen aus verſchiedenen Ständen und Landesteilen aufgenommen, die in zwei Abteilungen vom 30. Juli bis 7. Auguſt und vom 12.— 20. Auguſt unterrichtet werden. — Die Teilnehmer können infolge Bewilligung Großh. Miniſteriums des Innern eine Beihilfe zur Beſtreit⸗ ung der Reiſe⸗ und Verpflegungskoſten aus der Großh. Staatskaſſe erhalten. — Heinsheim, 29. Juli. Heute verun⸗ alückte der Fährmann Zipf auf eigentümliche Weiſe. Trotz mehrfachen Abratens kletterte derſelbe auf einen Baum in dem Garten des Ankerwirts, um einen in Traubenform oben hängenden Bienenſchwarm zu faſſen. Die hierdurch wütend gewordenen Tierchen fielen nun über ihn her und zerſtachen ihn ſo jäm⸗ merlich, daß er schleunigst vom Baum berabzuſtelgen genötigt war. Das Geſicht über und über mit Stacheln bedeckt und furchtbar angeſchwoll'n, kehrte er in die Gaſtſtube zurück, wo er nach wenigen Minuen von Schlingbeſchwerden und Ohnmacht⸗ anwandlungen befollen wurde und gleich darauf ent⸗ ſeelt vom Stuhle ſank. Der herbeig⸗rufene Arzt konſtatierte Blutvergiftung durch einen Stich in die Pulsader. Der Verunglückte, in den 50er Jahren ſtehend, war Witwer und hinterläßt 12 zumteil noch minderjährige Kinder. — Zell, 28. Juli. Heute Vormittag durch- eilte unſer Städtchen eine grauenhafte, ergreifende Unglückskunde. In vergangener Nacht wurde der bereits ſchlafende Steueraufſeher R. Fellhauer dabier von ſeiner Ehefrau, die bereits ſeit einiger Z it Spuren eines Gemütsleidens an ſich trug, mit einem Holzbeile überfallen; ſie versetzte ihm ein paar hef⸗ tige Schläge mit dem ſtumpfen Teile desſelben auf den Kopf, ſo daß gleich eine ſtarke Blutung einge ⸗ treten ſein ſoll. Der Frau muß bei dieſem Anblick jedenfalls das geſunde Bewußtſein alsbald wieder zurückgekehrt ſein, denn ſie ſoll ſelbſt ſo viel Faſſung gehabt haben, zu einem Arzte zu eilen, der glück⸗ licherweiſe auch bald zur Stelle war, um dem hilf⸗ los daliegenden, vielleicht lebensgefährlich Verwundeten den erſten Notverband anzulegen. — München, 28. Juli. Nach den Neueſten Nachr. ertranken geſtern während eines Gewitter⸗ ſturmes durch Umkippen des Kahnes im Tegernſee der Hofphotogroph Reitmayer von Tegernſee und die Schuhplottlertänzer Schmidt und Obermayer. Letzterer war mit Hoſpauer's Theatergeſellſchaft in Amerika geweſen. Gaſtwirt Terofal (München) wurde durch die vom Herzog Karl Theodor herbei⸗ gezogene Hilfe gerettet. — Eſſen, 29. Juli. Der „Rh.⸗Weſtf. Z.“ zufolge ertranken heute Mittag in der Ruhr zwölf an dem neuen Eſſener Waſſerwerk beſchäftigte Ar⸗ beiter und zwei Mädchen infolge Umſchlagens des Fahrzeuges, mit dem ſie überſetzen wollten. Die Leichen find bis Abends noch nicht aufgefunden. Das Boot enthielt 26 Perſonen. — Herzberg (am Südharz), 27. Jul. Ein entſetzlicher Unglücksfall ereignete ſich heute nachmit⸗ tag, als der Steſen⸗ Herzberger 34g dicht bor det Station Herzberg auf einer Kurve die a kreuzte, deren Barriere nicht geſchloſſen war, Ein mit 2 Pferden befpannter und mit 3 Perſonen be, ſetzter Wagen befand ſich gerade auf dem Gele, Die Lokomotive zermalmte den Wagen. Die 5 Inſaſſen, der im mittleren Manne salter ſtehende Wagenführer, ein etwa 20jähriger Arbeiter und en 12jahriges Mäochen, flogen herab und blieben reg ⸗ ungslos liegen. Als 2 Uhr 21 Min, der Herzberg ⸗ Steſener Zug an der Unglücksſtelle vorbeiſuhr, ſah Schreiber dieſes die drei Verunglückten da liegen und ſchwache Lebenszeichen von ſich geben. In Geſchirrfühcer blutete ſtark an dem einen Bee, Die beiden Pferde ſiad vollſtändig unperſehrt ge. blieben und ſtanden ruhig auf der Chauſſee. — Paris, 28. Juli. Von den bei dem Zuſammenſtoß getöteten Perſonen find 37 von den Ihrigen erkannt worden. 11 Leichen, deren Iden⸗ tität nicht in St. Mande ermittelt werden konnte, wurden nach der Morgue gebracht. Zwei derſelben wurden geſtern Abend noch erkannt. Vier Leſchmm ſind vollig unkenntlich. Eine Anzahl Verwundele konnten nach Anlegung von Verbänden nach hren Wohnungen gebracht werden. Die im Franken⸗ hauſe zurückgebliebenen Perſonen find zum Tel ſchrecklich entſtellt. Zwei Perſonen ſind die Rinnladen zertrümmert, ſo daß ſte gar nicht ſprechen können; Andere haben Arm⸗ oder Beinbrüche erlitten; Eini⸗ gen find die Schädelknochen gebrochen worden, Eine Frau, die ſchwer verwundet iſt, hat infolge der Auf⸗ regung und des Verluſtes ihrer Tochter den Ver⸗ ſtand verloren. Einige Perſonen find ſo furchtbar entſtellt, daß ihre Identät nicht feſtgeſtellt werden konnte. Die in der Schule von St. Mande auf⸗ gebahrten Leichen bieten einen traurigen Anblic da die meiſten verſtümmelt find. Unter den Toten befinden ſich auch der Markgraf de Monkferrato mit G mahlin: Ferner iſt eine ganze Familie Kahn, aus 6 Perſonen beſtehend, um's Leben gekommen. f Dieſes Billet erhielt Lauras Wirthin mit den Worten: „Es wird morgen früh ein junger Herr nach mir fragen; geben Sie ihm dieſes Billet!“ „Ja wohl, Madam!“ erwiederte die Frau. „Leider muß ich ſogleich mit dem Pofſſchiffe abreiſen!“ erklärte dann Laura. Sie zahlte den Wirthsleuten eine angemeſſene Entſchädigung, ließ ihre Sachen packen und begab ſich auf das Schiff, welches um dieſe Zeit abfuhr. Werther hatte vor Aufregung die ganze Nacht über kein Auge zugethan. „Du biſt doch etwas werth!“ rief es in ihm, „Sie liebt Dich doch ein ganz klein wenig.“ Er zermarterte ſich den Kopf darüber, was nun werden ſolle, da ſie ihn liebe. War ſie nicht das Weib eines Anderen 2 Nie hatte er Paul ſo zu haſſen gemeint, wie er ihn heute haßte. Endlich, end⸗ lich war es Morgen! Gegen 9 Uhr trat er in das Fischerhaus. Statt Laura empfing er das Billet. Er öffnete es nicht. Schnell lief er an den Strand und hier erbrach er den Brief. Er las ihn nicht ein⸗ mal zu Ende, das Blatt entfiel ſeiner Hand, der Wind trieb es fort. Laut ſchrie er auf: . „Betrogen! Ein unwürdig Spiel hat ſie mit 1 wie damals! Betrogen zum zweiten ale!“ Der Sturmwind riß ihm den Hut vom Kopfe, er achtete es nicht. Laut ſchreiend kämpfte er gegen Sturm und das Rauschen der Brandung an, bis er erſchöpft, voll Schmutz und Wogenſchaum Clas Kaſtens Hütte erreichte. Frau Kaſten war allein. Laut ſchrie ſie auf, als ſie ihren Gaſt ſo verwandelt, ſo verſtört ſah. Sie hatte den jungen ſchönen Menſchen lieb gewonnen, der immer ſo nett war. Langſam kam er zu ſich und beruhigte dann auch die Alte. „Nun erzählen Sie mir das Ende Ihres un⸗ glücklichen Gert!“ bat er fie. Die Frau hielt mit ihrer Beſchäftigung june, und ſie ſagte mit bebenden Lippen: „Wie es mit ihm wurde 7 In den Watten haben wir ihn tot aufgefunden!“ Dabei wiſchte ſie fich die Thränen aus den Augen. „Tot!“ flüſterte Werther. die Vergeſſenheit alles Unglücks!“ Er ging auf ſein Zimmer und ſuchte im Koffer herum. Da lag eine Roſe, jetzt verwelkt, die Laura hm einſt blühend gereicht, und dort das Piſtol, durch welches einſt Hector gefallen. Werther lud die Waffe mit einer Kugel und flüſterte: „In dem Watt, ja! Das Waſſer iſt mir zu graufig. Brrr!“ Darauf ordnete er ſeine Kleider und ſein Haar, ſteckte die P ſtole ein und ſchrieb mit zitternder Hand einen Brief: „Ja, der Tod iſt „Liebe Eltern! Zürnt mir nicht, ich konnte nicht mehr leben, nachdem ich ſie verloren. Unſer Schickſal iſt unab⸗ wendbar, darum unhemmbar der Schritt des meinigen! Bedauert mich, deſſen Leben durch nichts als das Bewußtſein ausgefüllt iſt, nie mehr glücklich ſein zu können. Flucht mir nicht nicht Ihr! Vielleicht iſt's in jener Welt durch die Gnade Gottes, die ja un⸗ endlich ſein ſoll, die er auch mir daher nicht vor⸗ enthalten wird, beſſer mit uns neben einander be⸗ ſtellt! Noch einmal bitte ich, zürnt mir nicht! Leben iſt mir Tod, Tod iſt mir Leben! Betet für meine Seele! Euer unglücklicher Sohn Werther.“ Verwundert blickte Frau Käthe, Werthers Wirthin, auf, als in der Mittaghitze der Kurgaſt noch einmal an den Strand ging. Er nickte nur kurz und verſchwand auf dem Wege in das Watt. Auf einem Sandberge zu Füßen das weite majeſtätiſche Meer, warf er fich nieder. Am Hori⸗ zont tauchte ein Segel auf. Er verfolgte es mit den Augen bis es in der Ferne unſichtbar ward und murmelte: So verſchwand die letzte Spur meines Glückes!“ „Er nahm das Taſchenbuch heraus und schrieb hinein: „Wer mich entſeelt findet, benachrichtige meinen Vater, Rentner Adrian Helbig in Schwalbheim!“ Darunter ſtanden noch die Worte: „O Seligkeit jener Tage, Laura, wo Du mit lächelteſt! Wer ahnte damals, als Du mir daz Buch von meinem Namensvetter in die Hand drückteſt, daß ich ſterben ſollte wie er?“ Du ſtießeſt mir den Dolch ins Herz, Grauſame, mein Schatten wird Dich ewig verfolgen! Mein Gef iſt wirr, das Meer erhebt ſich gegen mich, ich ringe mit den Wogen — — —— . Der eben athemlos heranſtürmende Groͤhl⸗ mann hörte einen Knall; er fand nur noch Werthers Leiche. Neben derſelben lag das offene Taſchenbuch. — Es war ein ſchrecklicher Auftrag, den Gröhl⸗ mann jetzt auszuführen hatte, die Leiche dis Schwalbheim zu transportiren. Unter einer hohen Trauerweide auf dem dor⸗ tigen Kirchhofe war Werthers leidenſchaftliches Herz zur Ruhe gekommen. f 5 Als Reißner im nächſten Sommer mit Sophie die Gräber der Familie Helbig beſuchte, schüttelt er den Kopf und ſtand lange am Grabe des Freundes, auf dem an einem Marmorkreuze die Worte in Gold glänzten: „Werther Helbig, J. U. D. geſtorb,, den 4. September 1785.“ . „Armer Freund, rief er, ſeit der Leelllre i Buchlein wich der Schatten Werthers als fixe Mee nicht mehr von Deiner Seite; der Glaube an Fatalss⸗ mus, die Krankheit unſerer Zeit, find Deine argſten Feinde geweſen! Ruh: in Frieden, armes Heß! Daneben ſtauden noch zwel Kreuz-, wiche eine ganze Leidensgeſchichte erzählten. Die Inſchriften fun- kelten im Sonnenſchein und lauteten: „Cornelia Helbig, geſt. den 14. November 1785“ und „Adrian Helbig, Kaufherr, geſt. den 22. December 1785.“ 0 Chauſſe: 11 ſhen 5 In dürft in dh Stun I. Biüöhe ail in 1 K rah h nn fn ri Al auh fig 5 . U dudil caßf. m b iht en taal g i nue, — — —