gendes zu berichten: Durch Erlaß Gr. Oberſchul⸗ rats vom 25. Juli 1890 wurde Profeſſor a. D. Dr. Hermann Sevin ſeiner Funktionen enthoben. Staatsminiſterial⸗Entſchließung Sr. K. Hoheit des Großherzogs die Lehramtspraktikanten Joſeph Volkert und Ernſt Heß zu Profeſſoren an unſerer Anſtalt ernannt; letzterer war bisher am Realprogymnaflum in Ettenheim verwendet worden. Dem Lehramts⸗ praktikanten Dr. Richard Maurer wurde mit Erlaß Gr. Oberſchulrats vom 28. Juli 1890 eine Lehr⸗ ſtelle an der Höheren Bürgerſchule zu Eberbach und dem Lehramtspraktikanten Georg Ulſamer mit Erlaß vom 8. S ptember 1890 eine ſolche an der Höheren Bürgerſchule zu Bretten übertragen. Gleichzeitig wurde Lehramtspraktikant Karl Friedrich Liebler von der Höheren Bürgerſchule zu Eberbach und Lehr⸗ amtspraktikant Heinrich Kircher von der Realſchule höͤchſter Staatsminiſterial⸗Entſchließung Sr. K. Hoh. des Großherzogs vom 21. Januar d. J. wurde Vorſtand Profeſſor Theodor Heinrich Weiß unter Enthebung von der Vorſtandſchaft an das Realpro⸗ gymnafium zu Ettenheim verſetzt und gleichzeitig Profeſſor Metzger, bisher Profeſſor am Gymnaftum zu Mannheim, zum Vorſtand ernannt. Durch Erlaß Großh. Oberſchulrats vom 5. Mai wurde Lehramts⸗ praktikant Peter Pfeffer unſerer Anſtalt als Volontär zugewieſen. — Die Anſtalt wor in dieſem Schul⸗ ſich dieſelben auf Ladenburg 56, Edingen 5, Friedrichsfeld 3, Heddesheim 20, Ilvesheim 6, Leu⸗ tershauſen 3, Neckarhauſen 6, Schriesheim 8, Schwabenheimer Hof 1 und Seckenheim 5. Die Prüfungen finden am 30. Juli von 7—12 und 3—6 Uhr ſtatt und der Schlußakt am 31. Juli vormittags 9 Uhr im Gaſthaus zum Schiff. „ Ladenburg, 24. Juli. Am Donners⸗ tag den 30. Juli l. 55 findet die Prüfung der Zöglinge der Blindenerziehungsanſtalt in Ilvesheim ſtatt. Dieſelbe wird von morgens 8—12 und nachmittags von 2—5 Uhr vorgenommen. Karlsruhe, 21. Juli. Die Staatsan⸗ waltſchaft giebt folgendes bekannt: Seit Abends des 11. Juli wird der am 4. April 1886 hier geborene Franz Hornauer der zuletzt auf der Ett⸗ lingerſtraße deim neuen Waſſerreſervoir ſpielte, ver⸗ mißt, und es wird die Vermutung ausgeſpro chen, daß er von wandernden Zigeunern, die mit mehreren Unter dem 31. Juli 1890 wurden mit Allerhöchſter zu Karlsruhe an unſere Anſtalt verſetzt. Mit Aller⸗ jahre von 113 Schülern beſucht, wovon im Laufe desſelben 19 austraten; nach den Orten verteilen 5 Wagen gegen Ettlingen fuhren Der Knabe iſt von mittlerer Größe, kunz geſchnittene Haare, blaue Augen, näschen, volle Wangen mit kleinem, braunem Leberflack auf der einen Wange; er trug Schuhe von ſchwarzem Leder, grau und weiß geſtreifte Strümpfe, rote Strumpfbänder, blaue Trikothoſen, ein rotes Baumwollflanellhemd und ein ſchwarz karrirtes, getragenes [Weſichen mit Matroſenkragen, der mit drei Reihen ſchwarzer Litze verziert iſt, endlich weißes Strohhütchen mit grüner Schnur und Quaſten. Die Staatsanwaltſchaft erſucht die entführt worden ſel. hat hellblonde Personen, die etwa über den Verbleib des Kindes ö Aufſchluß geben können, ihr oder der Kriminol⸗ polzei ungeſäumt Mitteilung zu machen. — Rüdesheim, 23. Juli. naldenkmal auf dem Niederwald wurde heute neben anderen zahlreichen Fremden auch von etwa 300 Waffenbrüdern, ehemaligen Kanonieren aus den Kriegsjahren 1870 — 71, aus dem Großhetzogtum Baden beſucht. Die Gäſte, darunter viele Damen, landeten hier mit einem Sonderdampfer der Koͤln⸗ Düſſeldorfer Geſellſchaft, welcher reich mit Flaggen in deutſchen und badiſchen Farben geſchmückt war, gegen 12 Uhr unter Boöͤllerſchüſſen und fuhren, begleitet von der Mllitärkapelle des badiſchen Regi⸗ ments Ne. 14, in 4 Sonderzügen der Niederwald⸗ bahn zum Denkmal. Herr Daniel Frey aus dem Zähringer Hof in Mannheim hielt daſelbſt eine vortreffliche Anſprache an ſeine Waffenbrüder aus Baden, und alle ſtimmten begeiſtert ein in das Spiel der deutſchen Waiſen Seitens der Kapelle. Am Jagdſchloſſe folgte nach dem Mittagsmahle eine recht gemütliche Unterhaltung. — Kaſſel, 21. Juli. Auf der Main⸗Weſer⸗ Bahn hat ſich geſtern ein trauriger Unglücksfall zu⸗ getragen. Der Bahnwärter Fritzſche hatte auf dem Bahnhofe zu Bad Nauheim Weichenſtellerdienſte zu verſehen, als der Frankfurter Perſonenzug einfuhr. Bei dieſer Gelegenheit rutſchte der ſonſt ſo vorfichtige Mann auf einer naſſen Bahnſchwelle aus, ein Rad erfaßte das Bein, er ſtürzte hin und es wurden ihm beide Beine abgefahren. Obwohl ärztliche Hilfe ſofort zur Stelle war, war der Blutverluſt doch ein großer. Der Verunglückte wurde ſofort mit dem Zuge nach G eeßen in die Univerfitätsklinik gebracht, verſtarb jedoch unter entſetzlichen Qualen nach we⸗ nigen Stunden. — Bötzingen (0berſchaffhauſen), 22. Juli. Geſtern Nachmittag ereignete ſich in Ober⸗ Stumpf⸗ Das Natio- mancher Eltern in weiteſten Kreſſen bekannt werd mag. Der 13 Jahre alte Sohn des Wabhlten 16% 20 J. war beauftragt, den Nachmittag über ſein u 5 Jahr altes Schweſterchen zu hüten und leg L daſſelbe in eine Wiege ſchlafen, um in der Schul einen Aufſatz in ein Heft zu ſchreiben. Als der ſelbe nach etwa ; / Stunden wieder nach Haufe kam, fand er das Kind tot am Boden liegen; daſſelbe war während ſeiner Abweſenheit aufgewacht 1 W fe und fiel ſo unglücklich aus der Wiege, daß es de 1 Wi, Genick brach. 17 10 ochun — Breslau, 22. Juli. Aus vielen 1 80 Gegenden Schleſtens werden in Folge des anhalten⸗ 1 ud den Regens Wolkenbrüche und Ueberſchwemmungen gemeldet. Das Neiſſethal gleicht einem See; meh ⸗ 5 allt kere Dorfer find vollftäͤndig überschwemmt; de % 1 0 Bewohner find geflüchtet. Die Weichſel zwiſchen W 1 Ui Oswitem und Neu⸗Berum reicht bis drei Fuß ag 11 bannen die Eiſenbahnbrücke heran. Bel Palſchlau d % ne 1 U. große bebaute Flächen verwüſtet; auch aus Jauer, e bt Leobſchütz, Glogau, Wartha, F rankenſtein, Reſchen⸗ 222 bach, Ingramsdorf u. . w. werden Hochwaſſer⸗ rage * ſchäden gemeldet. Bei Glatz bildet die Neiße mee, % U d 8 weit einen tiefen See; 7 Dörfer find vollftandig überflutet und die Stadt mehrfach bedroht. 4 in Belgrad, 22. Juli. König Alexander fen hat heute früh um 8 ¼½ Uhr nach dem Golles⸗ dienſt unter Kanonenſalven und Glockengeläule, ſowie unter ſympathiſchen Kundgebungen der Bebhl⸗ kerung mittelſt eines Sonderdampfers ſeine Reis nach Rußland angetreten. . — Paris, 22. Jull. Der eule Moi 4 c in Marſeille eingetroffene Dampfer „Bourgogne“ 4 Stenz. hat 453 Paſſagiere, meiſt ſtalleniſche Auswanderer — an Bord, die aus jenen Ländern zurzckehtten, wel er: ſie keine Arbeit fanden. Die ſtalieniſche Auz⸗ rh. Eſig wanderungs⸗Commiſſion in Marſeille hat inſege 4. . 8e deſſen die Weiſung erhalten, keine italienischen Auk⸗ wanderer nach Südamerika abreiſen zu laſſen Tenster — (Ihr lezter Wunſch.) In Vincennes jüüngſt eine alte Dame geſtorben, die mit wunder li m dür, diä barer Geschwindigkeit Flaſchen zu leeren bernd . bh vat und in dem Rufe ſtand, in einem Monat ein daun Art Stückfaß Wein zu ihrem perſönlichen Bedarf zu verenden. In ihrem Teſtamente hat ſſie ihr Iutanler nicht unbeträchtliches Vermögen von 200,000 fr ihrer Vaterſtadt Toul ausgeſetzt und ſich nur aus bedungen in Vincennes „moglichſt weit von ihre verſtorbenen Gatten beerdigt zu werden! bei hielt er ſich am Lehnſtuhle gegenüber feſt und „Habe ich recht gehört?“ ſchrie er dann auf. „Und doch iſt's ſo!“ erklärte Laura feſt. „Seit vier Tagen bin ich mit Zuſtimmung des Vaters dem Amtmann Paul Buſch verlobt!“ „Paul Buſch?“ ſchrie er nun in ungeheuerem Weh laut auf und ſtürtzte in die Knie. „Dann, Fräulein,“ ſtöhnte er — „vergebe es Ihnen — Gott, — daß Sie — mit meinem Herzen — ein ſo ſchändliches Spiel — getrieben haben! — Sie mußten — wiſſen, daß ich — Sie über alles liebte !“ Jetzt aber fiel Sophie, war, Werther in die Rede. „Da gehen Sie doch zu weit, Herr Helbig!“ ſagte fie entſchloſſen. „Hätten Sie ſich eher erklärt, wer weiß, was geſchehen wäre. Was halten Sie für Rechte ?“ Auch Laura erklärte abwehren: 3 „Herr Helbig, ſchon damals, als ich Sie in Irenenſtein ſah, war ich bereits heimlich mit Paul verlobt!“ n „Und ſpäter 2“ Er fragte es mit hohler Stimme wie ein Itr⸗ finniger. 5 „Als Sie uns zum zweiten Male von Irenen⸗ ſtein abholten, hatte ich Paul geſprochen und unſere Verbindung wurde zu Weihnachten beſchloſſen!“ Er ſtoͤhnte leiſe: „Alſo geopfert, Paul Buſch geopfert? O, das iſt hart!“ — Er griff nach dem Hut, lief zur Hinterthür hinaus, ſprang über die Planke eilte auf die ſchnee⸗ die wieder eingetreten „Es kann, es darf nicht ſein!“ 4 wankte bei dem Gedanken, ſich nicht erhört zu wiſſen. bedeckte Wieſe und auf den Oſterhagen zu. Unter der großen Eiche, wo er Hector erſchoſſen, warf er ſich in den Schnee und rief verzweifelt: „Großer Gott, einem Paul geopfert? Schänd⸗ lich, ſchändlich! Sagte ich es nicht, daß es ſchwer halten würde, ein ſo treues Herz wie Hector zu finden, ha, ha, ha!“ Sein verzweiflungsvolles Lachen hallte 5 lich durch den Wald. 5 a Die Kälte trieb ihn wieder empor. „Hui,“ ſchauderte er zuſammen, da er ohne Oberrock war, „ſelbſt meine Thränen gefrieren! O, unſeliger Tag! Nomen est omen! ich heiße ja 3 und mir wird's gehen wie dem armen Veil⸗ en: 8 92 Und ſterb' ich dann, ſo ſterb' ich doch Durch ſte, durch ſte, 1405 Zu ihren Füßen doch!“ Er deklamirte es mit hohlem Pathos und ſtürzte dann bewußtlos nieder. So fanden ihn Gröͤhkmann und Amtmann Buſch. Sophie war nämlich gleich zu Frau Helbig geeilt und hatte ihr den Vorfall mitgetheilt. Da ihr Gatte auf dem Rathauſe war, ſandte die erſchrockene Frau gleich Gröͤhlmann hinter Wetther her. Auch der eben angekommene Amtmann Buſch ſchloß ſich bereitwilligſt an, denn beide Mädchen ahnten Schlim⸗ mes. In Paulus Schooß barg der Bewußtloſe jetzt das Haupt, während Gröhlmann Leute mit einer Trage herbeiholte. Paul war ein guter Menſch. Heiße Thränen fielen auf den armen bewußtloſen Freund hernieder und ſeine Lippen flüſterten: „O, Du mein Gott, laß es nur ein gutes Ende nehmen l, Endlich war der Tranzport des Ohnmächtigen wie ein Todter. Matt reichte er Beſden die Hand beſorgt, Werther lag in einem erwämten Bett, au dem de betrübten Eltern Platz genommen; auch dr neh 1 alte Hausarzt, Doktor Kugler, ein erfahrener Per Men war längſt bei der Hand. „Ein harter Starrkrampf!“ meinte er, müſſen das Beſte hoffen !“ Mhrend der Nacht kam der Kranke zu ſch aber nur um in ein heſtiges Delirium zu derfallen Oft rief er im verzweiflungsvollen Tone; „Laura, Lauta!“ Doktor Kugler konſtatirte ein ſtarkes Nerden⸗ fieber. 1 5 6, Als Werther nach langer Krankheit zu eine neuen Leben erwachte, ſaßen Reißner und die Muſter an ſeinem Bette und begrüßen beide mit Rührung ſeine Geneſung. Der Kranke ſah bleich und abgezehrt aus, fat und ſagte: g „Ich lebe und wollte doch ſo gern ſterben! Da fing Reißner an, ihn zu tröſten; „Faſſe Dich, Werther, armer Junge! Giebt e g : doch der ſchönen Mädchen ſo viele f“ 5 4 Er nickte und ſetzte hinzu: 8 1 „uber nur eine Laura! Hast Du bei Sophie . Glück gehabt? Ich vermuthe es, weil — Du hier N 0 05 biſt!“ f 5 Reißner rief: 3 1 1. „Ja, ich bin Sophiens Verlobter! Wollte Gott, „ 1 IU. 90 ö 14 . ich ſähe Dich auch ſo! Nan (Fortſetzung folgt.)