— Für Divſſtonsübungen in den Pyrenäen iſt dieſes Jahr folgende Aufgabe geſtellt worden: Das mit Deutſchland verbündete Spanien hat ein Heer von 100,000 Mann in der Richtung von St. Jean⸗Pied⸗de⸗Port abgeſchickt. Frankreich ſtellt ihnen dei Dax zwei Armeekorps entgegen und macht ein driltes bei Toulouſe kriegsbereit. Verſchiedenes. ] Ladenburg, 19. Juli. Heute Nach⸗ mittag fand in dem Gaſthauſe „zum Hirſch“ eine zahlreich beſuchte Bezirksverſammlung des Landw. Vireins Ladenburg ſtatt. Den ſtellvertretenden Vorſſtz führte Herr Steingötter. In der Eröffnungs⸗ rede zur Verſammlung gedachte Herr Stetngötter der regen und erfolgreichen Thätigkeit des nach Frei ⸗ burg berſetzten ſeitherigen I. Vorſtandes, Herrn Land wirtſchaftsinſp ktor Schmezer. Sodann wurde als erſter Vorſtand Herr Landwiftſchaftsinſpektor K. Römer gewählt. Letzterer hielt einen Vortrag über „Rindviebzucht“. Dieſer Vortrag befaßte fich mit folgenden Hauptfragen: Iſt reine Milchwirt⸗ ſchaft für hieſige Verhältniſſe nicht zu empfehlen? Der Redner begründete in umfaſſender Weiſe, daß für kleinere Landwirte reine Milchwirtſchaft nicht am Plotze ſei. Die weitere Frage handelte darüber, ob es angezeigt wäre, in hiefiger Gegend Viehauf⸗ zucht ohne Milchverkauf zu treiben. Auch in dieſer Hinſicht ſprach der Referent die wohlbegründete Ueberzeugung aus, daß die ſehr lohnende und em⸗ pfehlenswerte Viehaufzucht ohne direkten Milchverkauf nur für einzelne Orte hi⸗ſiger Gegend und hier nur für wenige Landwirte geeignet ſei. Die weitere Frage, die Verbindung der Viehzucht mit Milch⸗ wirtſchaft betreffend, wurde vom Redner in über⸗ zeugender Weiſe ausgeführt und den Landwirten hieſiger Gegend wärmſtens die Einführung dieſer Betriebsart empfohlen. Zur Einführung und rich⸗ tigen Durchführung dieſer Betriebsweiſe wurden ſo⸗ dann die Mittel und Wege bezüglich der Raſſe und Auswahl der Zuchttiere, ſowie Belehrungen über richtige Aufzucht gegeben. An den Vortrag reihte ſich noch eine länger andauernde Diskuſſion an. — Mannheim, 18. Juli. Der hieſige Stadtrat hat in ſeiner letzten Sitzung die Vornahme umfaſſender baulicher Veränderungen im hieſigen Hoftheatergebäude beſchloſſen, welche insgeſamt einen Koſtenaufwand von 240,000 Mark erfordern. Es handelt ſich hauptſächlich um Vermehrung der Aus⸗ gänge, Herſtellung eines Balkons, Errichtung eines n ( grdßeren Anbaues, Verbreiterung 11 0 u. ſ. w. Es find nur ſolche bauliche Ver⸗ änderungen, welche unumgänglich notwendig und un⸗ aufſchiebbar find. 0 ae 20. Juli. Geſtern fand hier der 3. badiſche Kanoniertag ſtatt, welchem ehe ⸗ malige Kanoniere nicht nur aus Baden, ſondern auch aus Heſſen, der bayeriſchen Pfalz, ſowie aus Elſaß⸗Lothringen in ſehr großer Zahl beiwohnten. Die Stadt hatte ſich in ein prächtiges Feſtkleid ge⸗ hüllt Am N ekarthor, Rheinthor, Heidelberger Thor und am Bahnhofe waren Ehrenpforten errichtet worden. Die Häuſer prangten im Flaggenſchmuck. Den Glanzpunkt des Feſtes bildete der geſchichtliche Feſtzug, welcher Nachmittags um 2 Ubr ſeine Auf⸗ ſtellung nahm. Derſelbe ſtellte die Entwickelung der Artillerie ſeit ihrem Beſtehen dar und zerfiel in 10 Gruppen. Die erſte Gruppe verfinnbildlichte die Ar⸗ till'rie vom Jahte 1577, die zweite vom Jahre 1786, die dritte vom Jahre 1809. Sodann kom ein Wagen, der das Fott einer Feſtung darſtellte und welchen die ſich auf das Schild ſtützende Ger⸗ mania krönte. Alsdann ſolgte eine Gruppe Ar⸗ tillerie aus den Jahren 1840 — 52, eine ſolche aus den Jahren 1860 — 70, hierauf der Wagen der heiligen Barbara, der Schutzgöttin der Artillerie, welcher ſehr kunſtvoll aufgebaut war und von ſechs weißbedeckten Pferden gezogen wurde. Alsdann kam das Panzerſchff Baden, hierauf ein Wagen mit Veteranen und ſodann die übrigen Feſtteilnehmer. In dem Zuge bewegten ſich 4 Mufikko pellen. Der⸗ ſelbe ging durch mehtere Straßen der Stadt, in welchen eine nach Tauſenden zählende Menſchen⸗ menge Reihe bildete. Seine Auflöſung erfolgte auf dem Schloßplotze, woſelbſt auch die Wagen, Ge⸗ ſchütze u. . w. zur öffentlichen Beſichtigung aufge⸗ ſtellt wunden. Nach dem Feſtzug fand im Ballhaus im Saale und in den Gartenräumlichkeiten Feſt⸗ banket ſtatt. — Mannheim, 20. Juli. Am Samstag Abend iſt beim Baden im Neckar der 15jährige Sohn des Reichsadlerwirts Volz von Seckenheim ertrunken. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht aufgefunden werden. — Ferner wurde geſtern in der Nähe der Eiſenbahnbrücke, welche über den Neckar führt, die Kleider des 15jährigen Friedrich Traut⸗ wein von hier gefunden und wurden ſolche auch von den Eltern des Knaben als die ihres Sohnes aner⸗ kannt. Es dürfte demnach auch hier wieder der Tod durch Ertrinken beim Baden herbeigeführt „Liebe Laura, bedenkſt Du auch, was Du thuſt ?“ Das treueſte Herz ſtößeſt Du von Dir! — Ich glaube kaum, daß Paul Dich ſo wie Werther liebtl Zudem iſt Werther geiſtig viel bedeuteuder! Er bringt es noch einmal weit. Bedenke das wohl!“ „Ich thu's,“ antwortete Laura gedrückt,“ aber kann ich für die Neigung in meinem Herzen 7 Was kann ich dafür, daß ich nun einmal Paul liebe, Werther aber nicht? Warum denkſt Du nicht an ihn, ſondern an einen Anderen?“ „Bitte, Schweſter, keine Indiskretion!“ Sophie. „Ein Brief von Helbig!“ rief Sophie und präſentirte dem Vater das Schreiben. „Eli wie aufmerkſam!“ meinte der alte Herr. „Werther iſt wirklich das Muſter eines guterzogenen Jünglings!“ ö Das Schreiben lautet: Jena, den 3. Dezember 1784. 75 Lieber Herr Woland! Bei meiner Abreiſe verſprach Ihnen, dann uns wann ein Lebenzeichen von mir geben zu wollen. Ich hätte mit dieſem erſten nicht ſo lange zoͤgern ſollen, aber ich wollte nicht eher etwas von mir hören laſſen, bis es ſich der Mühe lohnte. So erfahren Sie denn, wie ich auch heute meinen lieben Eltern mittheilte, daß ich ſeit dem 1. Dieember Juris utriusque Doctor bin, nachdem ich in aller Form promovirt habe. Ich darf nun mit den flroheſten Hoffnungen der Zukunft entgegen ſehen, da mir auch bereits eine gute Amtmannsſtelle auf den Gütern des Grafen von Falkenberg angeboten iſt. Vorläufig habe ich mir Bedenkzeit ausbedungen. Trotz eifriger Studien habe ich doch ſo viel Zeit erübrigt, eine Reiſe nach Weimar unternehmen bat . K—H—— —- ppc ĩ —ů —ĩ zu können. Sie hatte eigentlich den Zweck, den ge⸗ heimen Rath Goethe perſönlich kennen zu lernen. Dieſes wird beſonders Ihre Fräulein Töchter inter⸗ eſſiren. In der That gelang es mir, den größten Dichter Deutſchlands zu ſehen und mit ihm einige Worte zu ſprechen. Ich habe ſelbſt ſeither einige Poeme verfaßt und mir den poctiſchen Amtmann von Altengleichen zum Vorbild genommen. — Mit Herrn von Goethe ſprach ich von ſeinem „Werther,“ Ich bemerkte, daß ich eine Lücke darin vermißte, nämlich eine Ver⸗ theidigung der Todesurſache des jungen Helden. Aber Goethe lachte und ſagte: „Lieber collega in Justitia, der Werther wird uns alle Beide über⸗ dauern! Weshalb ich aber die Vertheidigung des Selbſtmordes nicht übernommen 2 Das iſt ſehr ein⸗ fach: Es giebt keine! Sagte ich es offen heraus, ſo ſchlüge ich unſrer noch hochromantiſch gefärbten Zeit in das Geſicht. Sehen Sie, wir Dichter geben zu ollem, was wir ſchreiben, ein paar Tropfen Herzblut als Gewürz quasi. So iſt auch der Wer⸗ ther etwas von dem was ich ſo oft erlebt habe. Aber das iſt nun vorüber! Daß ich der Idee eines Selbſtmordes nicht huldige, ſehen Sie an meinem Leben. Leben Sie wohl!“ — Ich war entlaſſen und konnte gehen. Im Gaſthauſe erfuhr ich, daß Goethe der beſte Freund des jungen Fürſten iſt und daß das Leben bei Hof manchem Bürger ein Kopf⸗ ſchütteln abnöthigt. Offenbar will der Dichter ver⸗ geſſen, was er erlebt; ich könnte das nicht! — ö Mein Freund Reißner hat Jena verlaſſen und iſt nach Leipzig Überfiedelt; er wollte hier an Ort und Stelle nicht mit allem ſtudentiſchen Plupder brechen; übrigens iſt er fleißig geweſen und wird zu Oſtern ebenfalls promoviren! — Ich hoffe, daß es noch nicht aufgefunden hal. Bismarck find geſtern Abend zum Kurg brauche er eingetroffen. d — Berlin, 19. Juli. Nach den im Reichz⸗ verficherungsamt angefertigten Zuſammenſzellungen betrug am Schluß des erſten Halbjahis ſeit dem Inkrafttreten des Invaliditäts⸗ und Altersverfſcher⸗ ungsgeſczes die Zahl der erhobenen Ansprüche auf ditäts⸗ und Altersverficherungsanſtalten und den g zugelaſſenen Koſſeneinrichtungen 181 459. Pon dieſen wurden 90,706 Rentenansprüche anerlannl, 15,694 zurückgewieſen und 1740 auf andere Meſſe erledigt, ſo daß 23,319 Anſprüche unerledigt auß den Monat Juli übergegangen find. Die höchſe Zahl der erhobenen Anſprüche in den venfloſſenen 6 Monaten entfällt auf Schleſten, namlich 14.419, dann folgen Oſtpreußen mit 12.248, Brandenburg mit 9911, Rheinprovinz mit 8382, Hannover mf 7746, Sachſen⸗Anhalt mit 7482, Schleswig⸗Holſteln mit 5430, Pommern mit 5173, Poſen mit 500g, Weſtfalen mit 4951, Weſtpreußen mit 4460, Heſſen⸗Naſſau mit 3348 und Berlin mit 1348, Auf die 8 Anſtalten des Königreichs Bayern lom⸗ men 13,038 Altersrentenanſprüche, auf das Konig⸗ reich Sachſen 5807, Württemberg 2913, Baden 2676, Großherzogtum Heſſen 2704, Mecklenbusg 2949, Thüringen 3132, Oldenburg 4600, Braun⸗ ſchweig 1009, Hanſeſtädte 828, Elſaß⸗Lolh ringen 4228 und auf die 8 zugelaſſenen Kaſſeneinrichtungen insgeſammt 1776. — Thorn, 18. Juli. Bei der Einfahrt in Station Bieſellen entgleiſte der Inſterburger Per⸗ ſonenzng. Die Maſchine grub ſich tief in die Eid ein, mehrere Wagen wurden total zertrümmerk. Des Zugführer und Lokomotivführer erlitten ſchwere Ber, litzungen. Von den Paſſagieren wurden etwa zehn verwundet. Ferner entgleiſte bei Station Klein ein von Inſterburg nach Thorn fahrender Silerzug. Menſchen kamen hierbei nicht zu Schaden. — Rorſchach, 16. Juli. Hierſelbſt erelgnele ſich an der Hafenſtation ein ſchreckliches Unglig Kupferſchmied Unkel von Cannſtatt, welcher ſich mit ſeiner zweiten Frau auf der Hochzeitsreiſe beſand, beſuchte ſeinen dort wohnenden Stieſbruder und unternahm mit deſſen Familie eine Vergnügungsſem nach Ragaz. Abends bei der Einfahrt des Rhein⸗ thaler Zuges wollte Unkel den Wogen verlaſſen, aß Ihnen und Ihren Fräulein Töchtern wohl gehe und hoffe Sie alle in den Weihnachtstagen herzlich be⸗ grüßen zu dürfen, womit ich in reſp⸗ktvoller Bet, meldung meiner Ergebenheit verbleibe. 5 Ihr Werther Helbig. Juris utriusque Doctor. Herr Woland nickte wohlgefällig mit dem Rohſt und ſaglte: „Ein geiſtreicher Menſch, der beſten Stelle würdig Hier Mädchen, iſt der Brief! Leſt! Ihr schwört ze auch zu Goethe!“ Am Tage nach Empfang des Briefes den Werther Helbig ſchritt Herr Woland unruhig im Wohnzimmer auf und ab. Sophie übte auf dem Clavizimbel eine Sonatine, und Laura fir ſckte Haul, mütterlich an warmen Wollsocken. Da ſchritt Poll Buſch, der Amtmann von Hennigſtedt auf das Wolandſche Haus zu; Lauras Herz klopfte laue als ihr Vater die Begrüßung Pauls mit einem fteund⸗ lichen „Guten Tag, Herr Amtmann!“ etwi derte. Der junge Amtmann bat um eine geheime Unter ⸗ redung und die Mädchen blieben eine halbe Stunde in qualvollar aufregender Eiwartung ollein. Bald darauf eitönte der feſte Schritt beider 1 wieder auf dem Corridor und Woland trat mit Pau ein, . „Laura“, ſagte er dann mit bewegter Stimme, „der Herr Amtmann hat mich ſocben um 1 Hand gebeten. Ich habe nichts gegen die Bitte 55 deshalb habe ich ihn an Dich ſelbſt verwieſen! Wa ſagſt Du?“ f Laura war glühend roth und lag im nuͤc den 2 (Gortſ. f. Augenblick in Pauls Armen. orden ſein da man bis jeßt die Heſche dez Raben — Kiſſingen, 20. Juli. Fühſt und Fürth g Bewilligung von Altersrenten bei den 31 Inval⸗ 1 — lun f. 100 un hegen t 5 Uh Luwoll Anallunt, 155 f hne