Arkillerle wird in dem Feſtzuge vor Augen geführt, ſowie ferner durch Feſtwagen u. A. auch die Feſt⸗ ungs⸗ und Schiffsartillerie, letztere durch ein Panzer⸗ ſchiff Baden. Auch ein Barbara⸗Wagen mit der Schutzheiligen der Artillerie und eine allegoriſche Gruppe „Krieg im Frieden“ iſt in dem Zuge vor⸗ geſehen. Endlich iſt auch ein beſonderer Wert auf die gegenwärtige Ausrüſtung gelegt worden, welche die Artillerie in ihrer jetzigen Kraft und Bedeutung vor Augen führt. Es wird ſich alſo nicht nur die Entwickelungsgeſchichte der Artillerie im Allgemeinen, ſondern vielmehr ein Stück vaterländiſcher, badischer Geſchichte vor den Augen der Zuſchauer abſpielen. Nach dem Feſtzug wird auf dem Schloßplatz Feld⸗ lager bezogen; während desſelben hat Jedermann Gelegenheit, Alles, was in dem großen Feſtzug flüchtig an ihm vorüberging, einzeln in Augenſchein zu nehmen und zu ſtudiren. — Mannheim, 16. Juli. Der Kirchen⸗ diener Karchner wurde geſtern von der hieſigen Strafkammer von der Anklage der fahrläſſigen Körperverletzung freigeſprochen. Die Anklage hatte Karcher zu Laſt gelegt, den ſeinerzeitigen Sturz eines Knaben aus einem Fenſter der hifigen Tri nitatiskirche mitverſchuldet zu haben. — In Mannheim ſtürzte geſtern Mittag von dem Dache des Geſellſchaftsgebäudes der „Räuber⸗ hohle“ ein Schieferdecker herunter und blieb ſofort tot. — Der ſoeben veröffentlichte Hauptabſchluß der ſtädtiſchen Sparkaſſe zu Mannheim für 1890 verzeichnet bei 16,361 Einlegern, ein Guthaben von 12, 283,829 M. Die Einlagen überſteigen die Zurücknahmen um 826 799 M.; die Zahl der Einleger mehrte ſich um 1170. N — In der Heidelberger Klinik iſt die Fürſtin Helena von Montenegro vorgeſtern eines Frauen ⸗ leidens wegen operirt worden. Die Operation der Fürſtin iſt gut verlaufen. r. Neckarbiſchofsheim, 17. Juli. Wie bekannt, iſt das für voriges Spätjahr beſtimmt ge⸗ weſene „landwirtſchaftliche Gaufeſt“ wegen der in hieſiger Gegend graſſirenden Maul⸗ und Klauenſeuche verſchoben worden. Es wird nun dieſes Feſt unter allen Umſtänden am 19., 20. und 21. September l. J. dahier ſtattfinden und zwar in gleicher Weiſe, wie letztes Jahr in Ausfſicht genommen. Selbſt⸗ verſtändlich haben die voriges Jahr gekauften Looſe 1 beet Gilkigtett. Schließlich ſei beigefügt, daß 15 15 19. September ein Extrabahnzug geplant ſſt. — Karsruhe, 15. Juli. Der vor einigen Tagen hier verſtorbene Amtsrichter a. D. Baum⸗ gariner hat 90,000 Mark hieſtgen Wohltätigkeits⸗ anſtalten vermacht. So erhalten der Frauenverein 50,000 M. und das Waiſen⸗ und Pfründerhaus je 10,000 M. — Berlin, 16. Jull. Der kaufmänniſche Bildungsverein, der ouf eine 6 jährige, höͤchſt erfolg⸗ reiche Thätigkeit zurückblickt, ladet alle Diejenigen Herren und Damen iu Stadt und Land zum Bei⸗ tritt ein, die ſich für eine kaufmänniſche oder ſprach⸗ liche Ausbildung intereſſiren. Die Mitgliedſchaft gewährleiſtet durch einen ganz eigenartig geſtalteten Unterricht in ſchriftlicher Form und ohne Beein⸗ trüchtigung der Berufspflichten, eine praktiſche Aus⸗ bildung reſp. Fortbildung in ſämmtlichen Handels⸗ wiſſenſchaften (Dopp., einf. Buchführung, Correſpon⸗ denz, Wechſellehre, Rechnen, Schönſchreiben ſowie engliſchen und franzöſichen Volkssprache. Kontrolle allrr Arbeiten und fortwährende Prüfungen. Der Verein zählt nicht nur Mitglieder aus dem Handels⸗ und Gewerbeſtande, ſondern auch Beamte Lehrer p p., ſowie Damen, die ſich der geſchäftlichen Praxis widmen, haben ſich demſelben angeſchloſſen. Die Monatsbeiträge find, der gemein⸗ nützigen Sache wegen, ſo niedrig bemeſſen, daß auch der Unbemittelſte ſich die, für ſein „Fort- kommen heutzutage unentbehrliche Kenntniſſe aneig⸗ nen kann. Die Satzungen des Vereins find von der Geſchäftsſtelle Berlin W. Steinmetzſtraße 40 zu beziehen. (Ausführliches Programm 10 Pf.) — Bremen, 14. Juli. Heute Nachmittag wurde ein auf dem Hauptbahnhof ſtationirter Schutzmann von einem Kellner, der wegen Dieb⸗ ſtahls verhaftet werden ſollte, erſchoſſen. Der Mörder erſchoß darauf ſich ſelbſt. — Bern, 15. Juli. Die Oberpoſtdirektion gibt bekannt, daß im geſtrigen Nachtzug Zärich⸗ Genf der Beiwagen zur Bahnpoſt Zür ich⸗Genf zwiſchen Olten und Rothriſt in Brand geraten und bis auf die Eiſentelle zerſtört worden ſei. Die Poſtladung, beſtehend aus Sendungen von der Oſtſchweiz und weiterher nach Bern, Lauſanne, Wallis, Genf u. ſ. w., ſei vollſtändig vernichtet. — Sechs Jahre lebendig begraben! Ein ſchreckliches Verbrechen iſt in Heghem in Bel⸗ gien auf einem Gute entdeckt worden. Befftzer des betteffenden Gutes iſt eine Familſe Banden Eyrde die aus zwei Brüdern und einer Schweſter beſſeh Man erinnerte ſich ſehr gut, daß noch ein füngett Bruder, Namens Louis, zu der Ehnde ſchen Fame b gehörte, aber ſeit langee Zeit ſah und hörſe Nee mand mehr etwas von ihm. Man wußte nur, daß er vor 6 Jahren zum Militär angeſetzt worden, aber obwohl ſpäter bald entlaſſen wegen Untauglch⸗ keit, erklärten die Seinigen ſtets den nach Loufz Fragenden, daß er noch Soldat wäre. Als gber die Dienſtzeit längſt um ſein mußte und er noc immer nicht auf dem vöterlichen Gute zu blicken war, entſtanden über ſeinen Verbleib ſchaurſge Ge⸗ rüchte, welche ſchließlich auch zu Ohren der Behörden kamen und dieſe veranlaßten, der Sache guf den Grund zu gehen. In der dritten Nachmittagsſunde des Freitags nun erſchien plötzlich auf dem Eynde⸗ ſchen Gebiete eine Gruppe von Herren. Es waren dies der Staatsanwalt, der Unterſuchungsrichter, der Bürgermeiſter von Heghem, ein Arzt und mehrer Poliziſten. Der Staatsanwalt verlangte von den wie aus dem Himmel gefallenen Gutsleuten, ihm und ſeinen Begleitern die unterirdiſchen Geloſſe dez Hauſes zu öffnen. Aus einer geöffneten Kellerthl drang den Herren ein ſchrecklicher Geruch entgegen, Um in das vollſtändig dunkle Gewölbe einzudringen, zündete man Licht an, und nun bot ſich den Ein⸗ tretenden ein unbeſchreiblicher Anblick dar: In einer Ecke des Kellers kauerte auf elendem, von Unrat ſtarrendem Strohlager ein ſchmutziges, vertſerles Weſen. Es war der verſchwundene Bruder. Daz blödfinnige Lachen und die häßlichen Geimaſſen waren die einzigen Anzeichen, doß dieſes Geſchöpf noch lebe, denn es hatte verlernt, auch nur die kleinſte Bewegung mit ſeinen Gliedmaßen auszu⸗ führen. Selbſt der Kopf blieb in der Richtung ſtehen, nach welcher man ihn gedreht, und die Ge⸗ ſchwiſter wurden ſofort einem ſcharfen Verhör unler⸗ worfen, und zu ihrer Verteidigung brachten ſie vor, daß Louis zur Zeit ſeiner Aſſentſrung, alſo vor Jahren, der Melancholie verfallen wäre, welche bald nach ſeiner deshalb vom Militär erfolgten Entlaſſung in Wahnfinn ausgeartet wäre. Um die Ralen für das Irrenhaus zu sparen, hätten ſie ihn auf dieſe Weiſe bei ſich zu behalten geſucht. Da man guten Grund zu der Annahme hat, daß die Habſucht die Geſchwiſter verleitet, den Bruder lebendig zu be⸗ graben, ſo mußte man zu ihrer Verhaftung ſchreſten. Das bedauernswerte Opfer dieſer Unmenſchen wurde ſofort in einem Aſyl untergebracht. Du ſuchſt etwas 2“ frug Werther. Deinen Hektor!“ antworte der Freund. erther ward verlegen und geſtand zuletzt, daß er das edle Thier getödtet. „Der Vater ſah ihn ungern,“ entſchuldigte er die That, und die Mutter fürchtete immer für ihre Teppiche!“ „Du hätteſt ihn da lieber mir ſchenken ſollen, Werther, er hatte es gut gehabt! Schade, das ſchöne Thier könnte mir faſt leid thun! Aber ich muß fort, gehſt Du mit?“ Sie ſtanden zuſammen auf, und Werther, der ſich ein wenig auf die Lauer legte, bemerkte zu ſeiner Genugthuung, daß Paul kaum eine Viertelſtunde im Wolandſchen Hauſe blieb und dann forttitt. Denſelben Nachmittag trat auch Werther in allein daheim. „Sind die Fräulein Töchter nicht zu Hauſe?“ fragte Werther betroffen. „Nein, lieber Freund, ſie machen einen Spa⸗ ziergang nach Irenenſtein!“ „Wie ſchade, daß ich's nicht wußte, ich hätte ſie begleitet.“ „Sehr charmant von Ihnen, Herr Helbig! Wie geht's daheim?“ 5 e Es war dieſes die Einleitung zu einem ſehr intimen Gespräche. Woland ſtieg dann in den Keller hinab und holte eine Flaſche Rheinwein herauf. „Bei einem Glaſe Wein,“ meinte er, „plaudert ich's beſſer!“ „Allerdings!“ ergänzte Werther. Der alte Herr rückte näher und begann ver⸗ traulich: „Herr Helbig, Sie haben auch wohl ſchon von das Nachbarhaus. Er fand Herrn Woland diesmal dem dummen Gerede gehört, welches über mich geht?“ „So etwas!“ ſagte Werther und wurde roth wie ein Krebs. Der alte Herr lächelte und ſagte: „Konnt's mir denken! Aber es iſt alles nur halb wahr und halb gelogen! Hören Sie alſo die volle Wahrheit! Es iſt wahr, daß ich 6000 Reichs⸗ thaler an den elenden Schwindler, den Schaufuß in Arneburg, einen ſauberen Vetter Zipflers, verloren habe: die Leute ſagen, er ſei nach der neuen Welt entflohen! Nun, der Verluſt hat mir weh gethan, aber ruiniren kann mich ſo etwas nicht! Die Scharte iſt längſt wieder ausgewetzt, theils durch glückliche Spekulationen, theils durch den Verkauf meines Gartens an Gaffelin, der ihn haben mußte! Nun bringt mich aber der Zipfler ſeines ſauberen Verwandten wegen überall herum und darum wäre mir's lieb, wenn die Leute einmal die Wahrheit horten! Zipfler iſt ein gefährliches Klatſchmaul!“ Werther nickte verſtändnißvoll, ſaß aber wie auf Kohlen. Endlich konnte er ſich mit Anſtand empfehlen und brach ſogleich nach Irenenſtein auf. Da, wo ſich der Weg theilte, ſetzte er ſich unter eine Birke, im Schatten nieder und wartete der Heim⸗ kehrenden, indem er in eine füße Träumerei verfiel. Wie lange er ſo geſeſſen, wußte er ſelbſt nicht. Lachen und Schäkern weckte ihn, und er ſah die beiden Mädchen des Weges daher kommen. Als ihn die Damen wahrnahmen, lachten fie und Sophie meinte: „Nun, Laura, habe ich nicht recht gehabt?“ Werther bot ſeine Begleitung an, wenn dieſelbe 1 3 0 70 vorwurfsvoll bemerkte: „Wie können Sie nach fragen, Herr Helbig. Sind Sie nicht unſer beſter Freund 10 1 „O, das ſchmeichelt mir ungemein!“ erklätte Werther. a Auch dieſes galt mehr Laura als Sophie, die erſtere aber ſchmollte und ſagte: „Ich bin Ihnen ganz böſe! Warum haben Sit denn den Hector erſchoſſen, Herr Helbig! Dieſt That dürfte Jedermann befremden!“ a Werther ſtutzte. Er hatte die Geſchichte uu Paul Buſch mitgetheilt und dieſer war bel Woland geweſen, alſo hatte er doch mit den Mädchen ge; ſprochen und ihnen auch gleich das traurige Ende Hektors erzählt. Die Eifersucht flamme hell in ihn auf. „Fiäulein Laura,“ entgegnete er erregt, „wan hat Ihnen die Thatſache mitgetheilt, um mich hir abzuſetzen!“ Sie ſchüttelte den Kopf und ſagte; „O nein, Sie irren Herr Helbig! Sie waren nicht allein im Gehölz, der Förſter ſah Ihrem Treiben zu!“ i Werther zuckte die Achſeln. „Wenn 8 jeder Andere wäre, Demoſſelle 1 ſo wäre es mir gleich, aber Sie ſollen nicht ſaleh von mir denken; jetzt muß ich mich rechtfertigen! Laura ſenkte das Köpfchen, aber Sophie meinte 1 übermüthig: 4 „Da bin ich neugierig, Herr Hausſreund! Werther blickte ernſt zum blauen 15 wolle er dieſen zum Zeugen der ufen, dann begann er: „Sehen Sie, Demoiſelle Laura, wir Student find ein luſtig Voͤlkchen! Nun aber iſt eine 1 Zeit gekommen, ich muß mich von allen Alen ſtei machen und an meine Dockor⸗Pio mol denken!“ (F. f. Wahrheit an⸗ hen 19. 9 17 5 adenbutg 1 bezirlas. 909 180 lu e J W n den 5 age br 6 — ü u unde Nel, durlland⸗ um. Shift — 1 h die Straße fel. Himmel auf, 1 n ih Fit, 5