welche nicht ohne Folgen blieben. Die Angellagte wurde am 8. Mai d. J. von einem lebenden Kinde entbunden, welches fie ſofort zu töten beſchloß. Das Scheuſal erwürgte zu dieſem Behufe zuerſt das arme Weſen und ſteckte ſodann den Leichnam in einen Ofen, um ihn zu verbrennen. Durch den ſich im Hauſe verbreitenden brenzlichen Geruch wurden jedoch die Nachbarn aufmerkſam, forſchten nach und ent⸗ deckten ſo das ſcheußliche Verbrechen. Als der Köper des armen Weſens dem Ofen entnommen wurde, war er ſchon zum größten Teil braun angeröſtet. Die Angeklagte iſt geſtändig und wurde zu einer Gefängnisſtrafe von 3½ Jahren verurteilt. — Zweiter Fall: Der 37 Jahre alte Makler Valentin Apfel von Doſſenheim war des Meineids beſchuldigt, wurde jedoch freigeſprochen. J. Fall. Unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit wird ſodann die An⸗ klage wider den 42 Jahre alten Landwirt Stefan Beigel von Malſchenberg wegen Sittlichkeit ver brechens im Sinne des 8 176 Ziff. 2 verhandelt. Das Urteil lautet auf 2 Jahre Gefängnis. — Mannheim, 7. Juli. 4. Fall. Auf der Anklagebank befindet ſich der 77 Jahre alte Landwirt Peter Selzer von Heddesbach, der des Verbrechens des Meineides beſchuldigt ſt. Die Ge⸗ ſchworenen erkennen auf fahrläſſigen Falſcheid, und wird der Angeklagte Selzer zu 6 Monaten Gefäng⸗ nis verurteilt. — 5. Fall. Der 72 Jahre alte Unterſteueretheber Karl Gaſſert von Diedesheim iſt der Unterſchlagung und Fälſchung im Amte ange⸗ klagt, wurde jedoch freigeſprochen. — 6. Fall. Der 26 Jahre alten Schloſſer Karl Speck von Mann⸗ heim iſt der Beihülfe zu betrügeriſchem Bankerotte beſchuldigt, und wird deshalb zu einer Zmonatlichen Gefängnisstrafe verurteilt, wovon die ſeit 22. April erlittene Unterſuchungshaft abzurechnen iſt. — Mannheim, 8. Juli. 7. Fall. Der 84 Jahre alte Gerichtsvollzieher K. A. Geiger von Breiſach, ſeit 1889 in Adelsheim angeſtellt, ſteht unter der Anklage der Unterſchlagung und Urkunden⸗ fälſchung im Amte. Die Geſchworenen verneinten jedoch die Schuldfrage und wurde der Angeklagte freigeſprochen. Mannheim, 8. Juli. 8. Fall. Des Ver⸗ brechens des Raubes iſt der 31 Jahre alte Dienſt⸗ knecht Johann Georg Kaufmann von Walldürn, der ſchon wegen Bettelns und Diebſtahls mehrmals beſtraft wurde, angeklagt. Die Geſchworenen bejahen die auf Diebſtahl lautende Schuldfrage, ver⸗ neinen aber die Zuläfſigeit mildernder Um ſtände „ nieder. wotauf durch eichterliches Urteſl führ den Angeklagten Kaufmann auf eine Zuchthausſtrafe von 1 Jahr 6 Monaten erlannt wird. — Mannheim, 9. Juli. 9. Fall. Wegen Meineides hat fich der 18 Jahre alte Kaufmann Emil Held von Wertheim zu b-rantworten. Die Schuldfragen lauten auf wiſſentlichen oder fahr⸗ läſſigen Falſchrid. Die Geſchworenen erkennen auf Bejahung der letzteren Schuldfrage, woraufhin der Angeklagte Held zu 8 Monaten Gefängniß ber⸗ urteilt wird. 10. Fall. Die 20 Jahr alte Dienſt⸗ magd Roſalie Sack von Hackfeld iſt des Verbrechens des Kindesmordes angeklagt. Die Angeklagte iſt geſtändig, am 12. Juni d. J. in q 7, wo ſie ſeit 16. Februar d. J. in Dienſten ſtand, ihr Kind gleich nach der Geburt erwürgt zu haben. Das richterliche Urteil erkennt auf eine Gefängnißſirafe von 2 Jahren 6 Monaten. — Als 11. Fall kommt ſodann noch eine Anklage gegen den 24 Jahre alten Schuhmacher Georg All⸗ gaier von Rohrbach und gegen die 25 Jahre alte Dienſtmagd Marie Weber von Rohrbach wegen Meineides, bezüglich Anſtiftung dazu, zur Verhand lung. Die Geſchworenen bejahen hinfichtlich des Allgaier die auf wiſſentlichen Falſcheid lautende Schuldfrage unter Berückfichtigung des ſtrafmildern⸗ den 8 157, Z ff. 2 des R.⸗St.-⸗G.⸗B., während die Angeklagte Weber der Anſtiftung zu wiſſentlichem Falſcheide für ſchuldig erkannt wird. Der Gerichts · hof verurteilte Allgaier zu einer Gefängnisstrafe von 1 Jahr, ſowie Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren, und die Angeklagte Weber zu einer Zuchthausſtrafe von 1 Jahr 6 Monaten und Zjährigem Ehrverluſt. Auch wird für Letztere auf dauernde Unfähigkeit, jemals als Zeu gin vernommen zu werden, erkannt. Mit dieſem Falle fanden die Schwurgerichtsfitzungen des 3. Quartals d. J. ihren Abſchluß. — Budapeſt, 7. Juli. Ueber die Ortſchaft Török⸗Szt. Miklos ging ein ſurchtbares Unwetter Auf der nahegelegenen Kengyeter Puszta ſtürzte eine große Tabakſcheune ein, in der 160 Feldarbeiten, Männer und Frauen Zuflucht genom⸗ men hatten. fand man 7 Tote, 14 tötlich und 34 leichter Ver⸗ wundete. Die Uebrigen trugen mehr oder minder ſchwere Verletzungen davon. Das Unglück geſchah auf der Befitzung des Bauernnabos Baghi. — London, 7. Juli. Bei Salford ſtieß ein Perſonen⸗ mit einem Güterzug zuſammen. Eine Bei der Entfernung des Schuttes Maſchine und vier Güterwagen find zerträmmer! der Zugführer iſt tot, drei Bahnbeamſe und ble Paſſagiere find ſchwer verwundet. — London, 7. Juli. Nach einer Nohd⸗ Depeſche aus Grabe ſend ſtieß der Dan pfer „Kin⸗ loch“ aus Glasgow, von Zebu (Philippinen) kommend, in der letzten Nacht 2 Uhr 30 Minuten drel Meilen vou Dover auf den Dampfer „Dum⸗ holm“, aus Weſthartleopool und nach Rio de Janeiro beſtimmt.. Der Dampfer „Dun hol“ ſank innerhalb zehn Minuten; 17 Leute von dez Bemannung werden vermißt. Die übrige Manm⸗ ſchaft wurden vom „Kinnloch“ an Bord genom⸗ men und in Graveſand gelandet. — Ein neunjähriger Knabe zum Tode ber⸗ urteilt. Vor dem Gerichtshofe zu Leeds in Eng, land ſtand in dieſen Tagen ein neunjähriger Knabg unter der Anklage ſeinen gleichaltrigen Spfel⸗ ge kameraden ermordet zu haben. Die Beweſsauf⸗ 1 U geen nahme ergab, daß der jugendliche Mörder den e an o Leichnahm des von ihm erſchlagenen Genoſſen in a. einem mit großer Schlauheit ausgewählten Verſtec Fu ! zu verbergen geſucht hatte, ſo kamen die Geſchworenen en zu der Ueberzeugung, daß der Knabe mit poller Kaltblütigkeit den Mord vollführt, worauf ſeſng Verurteilung zum Tode erfolgte. Troß alledem wäre in jedem anderen Lande ein derartiger Urteils, ſpruch unmöglich geweſen. Andees in England, Britannien hat bezüglich jugendlicher Verbrecher geradezu die ſtrengſten Geſctze. Bis zum 7. Jahre kennt das engliſche Geſetz keine Verantwortlichleſt für verbrecheriſche Handlungen. Von da abet bis zum 14 Lebensjahre kommt allein die Frage in . lt den nern Betracht, ob der jugendliche Thäͤͤter mit voller 20 Ueberlegung gehandelt habe oder nicht. Wird die ebe Frage bejaht, dann iſt das Alter ken Geund, en ſelbſt von dem Verhängen der Todesſtrafe Abſtand Kan unf zu nehmen. Dennoch iſt ein Fall wie der vor⸗ a dan: liegende von Leeds ein außerordentlich ſellener, Die Ai Vollſtreckung eines Todesurteils jedoch an einem Menſchen unter 16 Jahren iſt ſeit Menschengedenken noch nicht vorgekommen. Gan; ſeid. bedruckte Foulards ; pute Mk. 1.90 bis 7.25 p. Met. — ec, 40 n heal verſch. Dispofit) verſ. roben⸗ und ſtückweiſe porle⸗ . und zollfrei ins Haus das Fabrik⸗Depot G. Ilter Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muſter umgehend. Doppeltes Brieſporto nach der Schweiz. dunben Noch durch meine Träume reichen, Mir nicht aus dem Herzen weichen Gute Nacht ruf ich Dir zu: Schlaf in Ruh, ſchlaf in Ruh!“ Die nächſten Fenſter der Nachbarſchaft öffneten fich, große Schlafhauben und haus väterliche weiße Zipfelmützen wurden ſichtbar. „Um Gottes Willen ſei ſtill!“ flüſterte Wer⸗ ther und riß Reißner mit ſich hinter einen Erker. Die Hunde ſchmiegten fich an ihre Herren, als aber ein verſpäteter Wanderer daher kam, ſchlugen beide laut an und umbellten den Wanderer in großen Sprüngen. Schwer gelang es, ſie zu beruhigen. Auf einem Um⸗ weg erreichten die nächtlichen Schwärmer erſt das Beide ſchliefen am anderen Morgen noch feſt, als Groͤhlman zum Wecken erſchien: „Herr Helbig! es iſt Zeit! die Poſt fährt präciſe 9 Uhr ab!“ a „Laß fie fahren dahin! Heut iſt kein Colleg! Wie ſchön Laura geworden iſt!“ erwiderte Werther wie im Traume, Er legte ſich bequemer zurecht und ſchnarchte weiter. i „Gröhlmann ſchüttelte den Kopf und brummte; „Noch ganz im Schlafl Vielleicht bin ich glück⸗ licher, wenn ich dem Andern vor's Geſicht trete!“ 4 Er klopfte Herrn Reißner auf die Schulter und wiederholte ſein Zitat von der Poſt. Der Studioſus aber träumte ſehr lebhaft, packte das alte Factotum des Haufes Helbig an den Beinen, und ſchüttelte es entſetzlich, ſo daß der Alte laut um Hülfe ſchrie. Da erwachte Reißner und rief: Helbig'ſche Haus und erſtiegen vorſichtig die Treppe. 0 „Nun, was giebt's 2 Schuhputzer, es find ja Ferien, und kein Colleg, alſo laß mich ſchlafen!“ „Aber die Fahrpoſt geht ab, mein Herr!, „Laß ſie abgehen!“ ſchloß Reißner ſeine kurze Antwort, und auch er opferte dem Gotte Morpheus weiter. Den Bericht Gröhlmanns über die jungen Herren nahm der alte Helbig mürriſch entgegen, ſagte aber dann: „Nun, laß ſie ſchlafen!“ „Es war lange nach zehn Uhr, als die beiden Langſchläfer heunterkamen, und Frau Helbig mit einer langen Strafpredigt den Kaffee auf den Tiſch brachte. Herr Adrian Helbig war aber nicht ſichtbar. Noch vor Tiſch überbrachte Frau Cornelie dem finſterblickenden Hausherrn die Nachricht, daß der Gaſt mit der Nachmittagspoſt beſtimmt fahre, worauf ihr Gatte zurückgab: „Wird auch Zeit; halb Schwalbheim war dieſe Nacht wegen des Ständchens auf den Beinen!“ Werther mußte Reißner nun Wolands Garten zeigen, und hier fand dieſer Gelegenheit, Sophie noch einmal zu ſprechen. Als gleich nach 5 Uhr Werther von Reißner Abschied genommen und vom Poſthauſe zurückge⸗ kehrt war, meinte ſein Vater! „Lieber Werther, wenn wir Freunde bleiben ſollen, ſo lege nun dieſe Kleidung ab und trage Dich wie ein ehrbarer Menſch. Den großen Köter hätteſt Du beſſer auch in Jena gelaſſen!“ „Soll ich ihn fortſchaffen, Vater?“ Werther ſehr entgegenkommend. „Mir wäre es lieb!“ meinte „Es ſoll geſchehen, und mit der 9 will ich gleich wechſeln!“ 8 „Deſto beſſer!“ „Der Vater wollte gehen, zurück und erklärte demüthig: „Verzeihe, Vater, daß ich dieſe Nacht ſo pal gekommen, es wird aber jetzt anders!“ „Iſt es den Ernſt, mein Sohn? Gott ſegne Dich!“ Und Thränen ſtanden dem alten Mann in den Augen. „Ja, mein Vater,“ verſicherte Werther, „don nun an werde ich eifrig ſtudiren!“ Herr Helbig teilte den Entſchluß des Sohnes ſeiner Frau mit und dieſe beſtätigte jetzt mit großem Selbſtgefühl: Werther tif ihn „Ja, ja, ich hab's ja ſtets geſagt, es et WI ein guter Kern in dem Jungen!“ Ader Indeß wandelte Werther im dunkelblauen Geh⸗ aht rock mit blanken Knöpfen, gelber Weſte, grauen Kniehoſen, bläulichen Strümpfen, gelb ausgeſchlagenen bh hohen Stiefeln, an Hals und Bruſt ein krauſes U Jabot, an den Händen Sp ßenmanſchetten, auß W dem natürlich gelockten Kopfe einen halbhohen Hat 97 1 mit breitem Rande ins Nachbarhaus, um ſeinen dh u Beſuch bei der Familie Woland zu mach n. 8 war eine ſtattliche Erſcheinung, wohl würdig, einer 0 Jungfrau Herz mit Entzücken zu erfüllen 0 Fortſetzung folgt. * Zu wörtlich genommen. 1 W Eier Gaßt „90h möchte eine Verte in, ee fiſch!“ — zweiter Gaſt: „Ich auch!“ e dun Gaſt: „Ich auch; aber fteiſch muß er ſein! uu Drei Portionen Kellnerin (in die Küche rufend): „ Stockfiſch — eine muß friſch ſein!