unabſehbaren Menſchenmenge gefült und lautes Hurrah und Hüteſchwenken begleiteten den Zug. Der Kaiſer und die Kaiſerin neigten ſich dankend nach allen Seiten. Verſchiedenes. * Schriesheim, 3. Juli. Am nachſten Sonntag findet hier der Verbandstag der Feuer⸗ wehren des Kreiſes Mannheim ſtatt und werden ſich 25 auswärtige Corps daran beteiligen. Die Vorbereitungen zu dieſem Feſte ſind in jeder Weiſe ſo weit vorgeſchritten, um den Teilnehmern den Aufenthalt in unſern Mauern moͤglichſt angenehm zu machen und bleibt nur der eine Wunſch, daß ſich nicht die Schleuſen des Himmels öffnen, wie am Sänger feſte. — Heidelberg, 1. Juli. Mit dem Aus⸗ heben der Fundamente zum Bau der Feuerbeſtatt⸗ ungsanſtalt auf dem Friedhofe wurde geſtern be⸗ gonnen. Die Koſten des Gebäudes mit Einrichtung belaufen ſich auf 46,000 M., wovon bereits 41,000 Mark einbezahlt worden find, ohne doß eine öffent⸗ liche Aufforderung ergangen iſt. Das in Anwend⸗ ung kommende Syſtem iſt das des ſchwediſchen Oberſten Klingenſtierna. ö — Lahr, 29. Juni. Die Wunden des bei der „Tafel⸗Tann“ verunglückten Knaben find als von einer Kugel herrührend feſtgeſtellt worden. Der Knabe hatte ſich den in einem Schranke der elter · lichen Wohnung aufbewahrten Revolver zu ber⸗ ſchaffen gewußt und iſt damit in den Wald geeilt, um ihn zu probiren; dabei ſcheint durch Unvorſich⸗ tigkeit ibm eine Kugel durch den Kopf gegangen zu ſein. Man fand die Waffe erſt ſpäter am Un⸗ glücksplatze vor und in der Taſche des Verunglückten ſtaken noch drei Patronen. Der Knabe iſt, ohne die Befinnung wieder erhalten zu haben, am Samstag Nachmittag geſtorben. 5 — Druſenheim, 30. Juni. Die Befürch⸗ tung, welcher gelegentlich des Eiſenbahnunglücks in Mönchenſtein wiederholt Ausdruck gegeben wurde, es könnten Leichen mit dem Waſſer fortgeſchwemmt fein, ſcheint fich leider zu beſtätigen. In den letzten Tagen landete hier eine weibliche Leiche, der ein Arm und der untere Teil eines Beines fehlte. Die Leiche wurde hier beerdigt. In Fort Louis find weitere zwei Leichen gelandet; die eine wurde als diejenige eines Freiburger Studenten erkannt und von den Angehörigen bereits abgeholt f — Baſel, 2. Juli. Bei Efringen, der vierten Station der badiſchen Bahn von Baſel aus, — —ü— —— ̃ —E6ä4— . — Der Alte ſchüttelte den Kopf: „Iſt nicht ſo ſchlimm! Er ſoll erſt durch Treu⸗ ſo weit gekommen ſein.“ Herr Zipfler lachte hoͤhniſch auf und rief: „Glaubt Er das Märchen auch?“ „Ich ſehe den Bürgermeiſter kommen,“ ent⸗ 8 amter, er braucht mich nicht zu ſehen! Adieu!“ Zpfler ſah die beiden Muſenſöhne noch ausſteigen und in's Helbing'ſche Haus treten, dann eilte er in's eigene Heim zurück, ſeiner Frau die neueſten Neuigkeiten zu überbringen. Adrian Helbig, des Studenten Vater, hielt Heinen Kramladen, wie das Firmenſchild über der Hausthür deutlich beſagte. Das Haus war nur klein, aber ſolide erhalten und mit grauer Oelfarbe geſtrichen, die Fenſter weiß, die ſchweren Läden aber dunkelgrün. Alles verriet in dem Hauſe Wohlſtand und Sauberkeit. Im Erdgeſchoß befand ſich rechts der Laden, in welchem Helbig, mit Unter⸗ ſtützung eines Commis hantirte; links war die Wohnſtube eingerichtet, aus welcher bei Ankunft des Wagens ſich eine kleine rundliche Dame, Frau Cor⸗ nelie Helbig eilfertig auf die Straße begab, wo ſte den erſten der Studenten, der eben aus dem Wagen 5 ſprang, mit den Worten umarmte: „Werther, mein Junge, mein lieber Sohn! Du endlich da?“ Dabei küßte ſie den großen Sohn herzlich ab. 5 „Ich habe auch einen Freund mitgebracht, Mütterchen!“ warf nun Werher Helbig hin, und ſtellte den Freund mit den Worten dor: „Herr Armin Reißner, mein Komilitone, Mütterchen!“ „Willkommen, Herr Reißner!“ knixte nun die Biſt enigleiſten geſtern Nachmittag beim Rangiren des Baſeler Lokalzuges die Lokomotive und drei Per⸗ ſonenwagen desſelben. Beide Geleiſe waren ge⸗ sperrt, ſo daß der Frankfurter Abendſchnellzug nicht durchfahren konnte; die Reiſenden wurden durch einen Hil szug nach Baſel befördert. Abends 7 ½¼ Uhr waren die Geleiſe wieder frei. Mit Ausnahme des Lokomotibführers des Lokalzuges, welcher eine Verletzung erlitt, iſt Niemand zu Schaden gekommen. L Augsburg, 25. Juni. Ein ſchreckliches Unglück ereignete ſich auf dem hieſigen Bahnhof⸗ pla. Eine Familie, beſtehend aus Großmutter, Mutter und Kind, war zum Beſuch von Verwandten mit der Bahn angekommen. Als die Drei über den Platz schritten, fuhr plötzlich ein Hotelomnibus zwiſchen ſie hinein, riß die Großmutter und das Kind unter die Räder, die dem letzteren über den Kopf gingen und, dieſen zermalmend, es ſofort töteten, während die Alte ſchwerberletzt in's Kran⸗ kenhaus verbracht werden mußt. Die Schuld trifft den Kutſcher, der den U⸗bergang für Fußgänger wider die polizeiliche Vorſchrift im ſchnellſten Tempo überfuhr und auch die Drei erſt anrief, als es zu ſpät war. i — Krefeld, 2. Juli. Infolge eines Wirbel⸗ windes wurden Feſthalle und Buden auf dem Fiſt⸗ platze des rheinſſchen Bundesſchießens weggeweht. Zwiſchen Süchteln, Vierſen und Dülken find gegen 80 Häuſer eingeſtürzt, wobei mehrere Tote und Verwundete auf dem Platze blieben. — Aus Schleſten wird berichtet daß dort in⸗ folge der Getreideteuerung 10 Liter Kartoffel mit 70 — 80 Pfg. bezahlt werden. weſerabwärts angetreten. In der reißenden Strömung geriet das Boot auf das erſte barſt in der Mitte der Länge nach und verſchwand in der Tiefe. Die wenigſten der Inſaſſen konnten ſchwimmen, dazu kam das Unglück ſo plotzlich, daß einige vom Schreck förmlich gelähmt waren. Zu- fällig war kein Boot in unmittelbarer Nähe, und ehe die größeren beim nahen Weſerbahnhof loſchenden Schiffe Hilfe geſandt hatten, waren ſchon acht bis zehn Perſonen ertrunken, während nur vier, darunter gegnete der Invalid, „ich bin ein pflichtgetreuer Be⸗ der Schlingenmeiſter, gerettet werden konnten. Der Unblick des Todeskampfes der Eftelnkenden ph — Bremen, 30. Juni. Etwa 14 Schlingen⸗ arbeiter, welche auf dem Separationswerk zwiſchen Kaiſerbrücke und Eiſenbahnbrücke beſchäftigt waren, hatten mit dem Schlingenmeiſter Grothe in einem 5 Dielenſchiff die Fahrt nach ihren Heimatdörfern gegenwärtig eiſerne Tonnenzeichen unterhalb der Eiſenbahnbrücke, 10 ſchrecklich, der eine klammerte ſich an den andern 1 und ſo riſſen ſich mehrere gegenſeitig in die Tiefe, i Die meiſten der Ertrunkenen hinterlaſſen Frau und . Kinder, die erſt ſpät abends das Schreclche er, Vin fuhren, da die betreffenden Dorfer weſt ſeromaß⸗ 1 wärts liegen. Funitin — Brüſſel, 80. Junl. Ein ſchauerſicheg Drama bildet hier das Tagesgeſpräch. Die Schaerbeek wohnenden Eheleute Rogge lebten ſchon lange in Unfrieden. Rogge war ſeit ungefähr ſechz 0 Jahren zum zweiten Male verheirathet und feine zweite Frau bekundete von vornherein einen ſörm⸗ lichen Widerwillen gegen den Sohn aus der erſen Ehe ihres Mannes. Nach der Verficherung boy Nachbarn wurde das jtzt 12jährige Kind von de Stiefmutter fortwährend mißhandelt. Aus de zweiten Ehe Rogges gingen drei Kinder herbot, Anfangs Juni wurde der Polizei angezeigt, daß Fiau Rogge ihren Stiefſohn furchtbar geschlagen und in den Arm gebiſſen habe. Wöhrend u Unterſuchung hierüber ſtattfand, wurde das Rem e zum Schutz gegen weitere Mißhandlungen dei einer oh Verwandten feines Vaters untergebracht. Zwiſche 16 6 em. litzterem aber und ſeiner Frau kam es infolge dies s Vorfalles zu immer heftigeren Auftritten. um ber . Samstag Abend, kurz bevor Rogge von ſelne nil. Dienſte als Droſchkenkutſcher heimlehrte, t Zi Frau Rogge, ihre beiden Söhnchen Adrſen und Leon an der Hand und ihr kaum einen Mona gleig altes Töchterchen Henriette auf dem Arm, die ehe, 59 liche Wohnung. Da ſte bis Sonntag Nachmittag ukün noch nicht heimgekehrt war, machte ihr Mann bes 3 der Polizei Anzeige, worauf ihm geſtern mitgetell J bn. wurde, daß ſeine Frau mit zwei Kindern als mg n Leichen im Willebroeckkanal aufgefunden worden Anitlig ſeien. Um den Leib hatte die Unglücklich ein Sell geſchlungen, an welchem die lebloſen Köper ihr n g beiden Söhnchen beftſtigt waren. Bei der Lache eee t fatid ſich noch ein Betrag von 120 Fr, ſowie en en l r Stück Papier mit der Inſchrift: Frau Rogge, Nun en 8 des Coteaux. Der Säugling, welchen die Selbz⸗ A mörderin auf dem Arm getragen, wurde ſpater in in debe Waſſer aufgefunden. witer — Kopenhagen, 2. Juli. Bei Hörshem 8 8 (Seeland) iſt heute morgen eine Pulvermühle i Kehtzu die Luft geflogen. Der Vorſteher derſelben it le 1 verwundet, mehrere Arbeiter getdteſ. Dame. „Die Freunde unſeres Sohnes find uns ſtets angenehm!“ „Nicht wahr, Adrian?“ wandte ſie ſich dabei f an ihren Mann, der mit einer grünen Ladenſchürze angethan, die Augen mit einer mächtigen Hornbrille bewaffnet, aus dem Laden in den Corridor trat. Er umarmte den Sohn und entgegnete: N „Allerdings! Seien Sie uns willkommen Mütterchen richte das blaue Zimmer für den Herrn ein!“ Sie find gewiß müde von der Reiſe?“ wan de er fich an den Fremden. — „Nicht wahr? Dich, Werther, erwarte ich nachher im Contor!“ Er überließ es ſeiner Ehehälfte, den jungen Herren zu ihrer Bequemlichkeit zu verhelfen und ging mit fich ſelbſt redend in den Laden zurück, wo 5 eifrig zwiſchen Kaffee- und Reisſäcken herum⸗ zankte. „Kommt mir ſogar in der Affenjacke hier nach Schwalbheim, um dem Namen Helbig Geſpött zu machen,“ brummte der alte Helbig dabei. „Gefällt mir nicht! Was ſoll der fremde Student hier, hier in dem kleinen ſoliden Schwalbheim ? Nun, werden ja f ehen!“ ö f g Eine halbe Stunde ſpäter trat Werther Helbig eine lange Studentenpfeife im Munde, in das Contor des Vaters. ö „Nun, Papa?“ fragte der Studius und warf ſich ohne Umſtände in einen der altmodiſchen Arm⸗ ſtühle, welche in dem kleinen Gemache herumſtanden. Adrian Helbig dämpfte des Commis wegen ſeine Stimme, als er vor den fragte leiſe: „Du bringſt mir hoffentlich dieſes Mal das Doktordiplom mit, Werther?“ Sohn trat und Leider nicht, Papa!“ gab der Sohn gleichmütt zur Antwort. „Was haſt Du denn ſtudirt, Werther ““ grell nun der Alte. „Glaubſt Du vielleicht ich fände da Geld auf der Straße? — Ich gebe Dir noch Semeſter Zeit und hoffe, doß Du alsdaun gewünſchte akademiſche Würde erlangt haft! Glaub Du das bis dahin erreichen zu lönnen?“ „Werther Helbig, der Student der Rechts wiſſenſchaft, batte die lange Pfeife mit den bunte burſchikoſen Quaſten, auf welcher des Vaters ſrenge Blick mißbilligend zu ruhen ſchien, bereits eie erſchrocken auf die Erde finken laſſ en, als der all Herr nochmals fragte: „Was iſt denn das für ein Menſch, den d mir hierherſchl'ppſt? Du weißt doch, Schwalbe verttägt einmal keine Extravaganzen ſeſlens de Studenten.“ „Er iſt der Sohn des Amtmanns Reiß ner au Harpstedt, Vater!“ erwiederte der Student. „So, ſo! Was ich ſagen wollte; wenn heute den Doktor mitgebracht, die Stelle eines Rent⸗ amtmanns auf Hennigſtedt, dem Gute des Grafen von Schwalb, wäre Dir wohl nicht entgangen, abet ſo iſt es eben nichts.“ Werther zuckte die Achſeln. 2 „Nun, zu Tiſche ſehen wir uns wieder]? e widerte der Vater und ging in den Laden. f Werther aber zog ein ditterböſes Geſſche ſtampfte leiſe wie im Zorn mit den Kononenſie auf, rauchte ſich die lange Pfeife wieder an un ſtieg die Treppe zum blauen Zimmer hinauf, we ſich auf dem Plüiſchteppich der Freund int den beiden großen Hunden abbalgte. n Fortſetzung folgt. 2 5 7 1 7 5 EF 8 5 8 2 2 1 — e . . ⏑— — S 1 .