Sachſen⸗Welmar und und des Herzogs von Sachſen⸗ Altenburg überbrachte. In den Briefen wird dem Sultan für ſeine hochherzige Gabe für die Ueber⸗ ſchwemmten des Saalgebietes gedankt. Der Bot⸗ ſchafter verabſchiedete ſich alsdann und reiſte Abends nach Berlin ab. Verſchiedenes. 4 Ladenburg, 30. Juni. In Anbetracht der Verdienſte, die ſich Herr Landwirtſchafts⸗In⸗ ſpektor Schmizer, welcher an die Landw. Kreis ⸗ winterſchule Freiburg verſetzt wurde, während ſeiner 12jährigen Thätigkeſt ſowohl an der Landw. Kreis⸗ winterſchule wie im ganzen Kreiſe erworben hat, veranlaßte den hieſigen Gemeinderat, dem Scheiden⸗ den durch eine Abſchiedsfeſer ſeine Anerkennung zu geben. Dieſelbe fand am letzten Samstag Abend im Gaſthaus zum Schiff ſtatt und war ſehr ſtark, aber größtenteils von Auswärtigen beſucht. Herr Ratſchreiber Betz als Vertreter des Gemeinderats begrüßte die Anweſenden, worauf die Herren Stadt⸗ pfarrer Sievert, Reichstagsabgeordneter Seipio don Mannheim, Dr. Herdt von Heidelberg, Neuer von Mannhei n, Gemeinderat Hartmann, Gemeinderechner Benfinger von Feudenheim, Kaufmann Jos. Colom⸗ bara, Lehrer Freitag und Reallehrer Schmitthelm in mehr oder weniger ſchwungvollen Anſprachen dem Scheidenden Dank und Anerkennung für ſeine reiche Thätigkeit zollten. Herr Schmezer dankte tiefbewegt für die erwieſene Ehre und gab auch ſein Bedauern kund, von ſeinem langjährtgen Wirkungskreiſe ſcheiden zu müſſen, wo er ſo viel Entgegenkommen gefunden habe. Der Geſangverein trug durch ſeine vortrefflichen Geſänge, welche von den auswärtigen Gäſten fichtlich mit größter Aufmerkſamkeit verfolgt wurden und mit ſtürmiſchem Beifall belohnt wurden, weſentlich zur Verherrlichung der Feler bei. Mit warmen Worten dankte noch Herr Direktor Schmezer von Mannheim dem Geſangverein für die ſeiner Familie ſchon ſo oft erwieſene Aufmerkſamkeit. Lahr, 28. Juni. Ein Unglücksfall, der unſere Stadt in Aufregung erhält, hat eine hieſige Familie in tiefe Trauer verſetzt. Am Freitag Nachmittag entfernte ſich das neunjährige Söhnchen der Frau Eliſe Link Ww. von der mütterlichen Wohnung um zu einem Nachbars⸗ knaben zu gehen. Als das Kind zur Zeit des Abendeſſens noch nicht zu Hauſe war, wurde nach ihm geſchickt, es war aber nirgends zu finden. Die Mutter geriet faſt in Berzweiflung. Die Nachbarsleute ſuchten da und dort, ſte ſuchten, die ganze Nacht hindurch aber alle Mühe vergebens. Am Samstag Morgen wurde der Knabe endlich bei der „Tafel⸗Tann“, auf der hinteren Höhe des „Altvaters“, eine ſtarke Stunde von hier, an einem Platz, wo man wenigen Leuten begegnet, bewußtlos mit ſchweren Verletzungen am Kopfe aufgefunden und von zwei Männern nach der Villa Erb gebracht, wo ihm die erſte ärztliche Hilfe zu teil wurde. Die ſtarken Gehirn⸗ verletzungen führten aber bald darauf den Tod des bedauernswerten Kindes herbei. Man kann nun annehmen, der Knabe ſei etwa beim Erdbeer⸗ ſuchen von der Nacht übereilt worden, ſei dann geſprungen und geſtürzt; es bleibt aber auch nicht aus geſchloſſen, dos ein Vorbrechen hier vorliegt. — Buchen, 28. Juni. In dem nahen Stürzenhard wurde vor einigen Tagen ein intereſ⸗ ſander Fund gemacht. Zwei Mudauer Maurer waren damit beſchäftigt, eine ſteinere Treppe abzu⸗ reißen. Sie fanden unter derſelben einen irdenen Topf, in welchem ſich eine größere Summe a Silbergeld befand. Die Münzen ſtammen aus den 16. Jahrhundert, viele derſelben fragen poͤpflich Abzeichen. Neuſtadt a. d. H. 26. Jun. Die der letzten Nacht in der Pfalz niederg gangenen Unwetter haben überall große Verwilftung ange⸗ richtet. Die Elſenbahnbrücke bei Gersheim wurde durch Waſſermoſſen zerſtoͤrt. In Niedergailbach riſſen die Fluten ein Haus weg; die Bewohner mit ihrem 12jährigen Knaben ſoll nach der Pf. Pr, ertrunken ſein. In Web nheim, Pirmaſens, Zw brücken und Freinsheim wurden durch Blitzschlag Brände verurſacht; auch Vieh iſt erſchlagen oder verbrannt. — Augsburg, 27. Juni. Um 7 Uhr Abends tobte hier ein Gewitterorkan. Ein ſfärz nder Baum tötete dabei einen Bankier namens Wolf guz Frankfurt a. M. und zerſchmetterte dem Schwieger⸗ ſohn des hieſigen Fabrikanten Landauer das Bein, — (Ein „Menſchenfreſſer“ in Paris.) Auf dem Boulevard Clichy in Paris wurde die ſer Tage ein wohl vereinzelt daſtehendes Phänomen beobachtel, Zwei Munizipalgardiſten verhafteten einen jungen Laſtträger, einen gewiſſen Leon, den ſie dabei erkaßh hatten, als er ſich mit einer Scheere ein großes Stück Fleiſch aus dem linken Arm ſchnitt. See führten ihn in das Polizeikommiſſariat und von dor in das Krankenhaus des Viertels, wo konſtatirt wurde, daß er an berſchiedenen Teilen ſeines Khr⸗ pers, beſonders am Bauche, an den Schenkeln und an der rechten Wade ähnliche tiefe Wunden halte, wie die, welche er ſich ſoeben am Arme beigebracht hatte. Der Unglückliche war ſeit ſechs Monaten von einem mächtigen Verlangen ergriffen, das Fleſſch Er iſt geſtern Abend ziemlich ſpät zurückge⸗ angen,“ ſagte Ulrika. „Aber was iſt geſchehen?“ agte ſie, und blickte angſtvoll in Erhards verſtörtes Antlitz, über welches ein jähes Erſchrecken zuckte. „Wo iſt Wandrau? Warum ſuchen Sie ihn ? O, mit ahnt es, es iſt ein Unglück geſchehen! Sagen Sie Alles, ſchonen Sie mich nicht!“ In kurzen Worten teilte ihr Ehrhard das traurige Ereigniß des Morgens mit. Ulrika war über den Tod Gertrud's tief erſchüttert — aber der Gedanke an Wandrau gewann ſofort bei ihr wieder die Oberhand. Ehrhard hatte angedeutet, daß dieſer es wahr⸗ ſcheinlich geweſen, der die Verunglückte zuerſt gefun⸗ den und in ihrer leidentſchaftlichen Liebe für Wandrau fühlte Ulrika ſelbſt all das bittere Weh, welches er um eine Andere litt. Ihr ganzes Sein war von dem heißen Verlangen erfüllt, ihrem Gatten jetzt nahe zu ſein in ſeinem Schmerz. „Kommen Sie, wir müſſen ihn ſuchen,“ ſagte ſie zu Erbard, „ach, ich weiß es, was es heißt allein zu ſein mit ſeinem troſtloſen Schmerz, die verzweifelſten Gedanken kommen Einem da!“ Und wie Ulrika nun an Ehrhards Seite in danger Sorge durch die Wälder irrte, den geliebten Mann ſuchend, da flammte die Liebe zu ihm heißer denn je in ihrem Herzen. Vergeſſen war all das Leid, die Kränkungen, die er ihr angethan, ſie wußte nur das Eine, daß er ſchmerzlich litt und des Troſtes bedurfte. Am Spütnachmittag ſtanden Ul⸗ rika und Erhard an dem dunklen Waldſee, an welchem ſie beide am Tage vorher Wandrau beob⸗ achtet, wie er ſtrahlend, glücklich, weltvergeſſend neben Getrud Braun geſtanden hatte. Heute war es einſam und menſchenleer an dem See. Trübe Gedanken, dunkel, ſchwermütig, wie das ſtille Waſſer vor ihr, kamen Ulrika. „Wenn er den Tod geſucht, hier wo die Erinner⸗ ung an Gertrud ihn gewaltſam gepackt,“ flüſterte ſie und mit einem bangen Blicke ſah ſie zu Ehrhard auf. Auch dieſem ſchienen ähnliche Gedanken zu kommen. Faſt gewaltſam ſuchte er ſich von denſel ben loszureſſen „Nein, nein, es iſt nicht möglich!“ rie Ehrhard. „er iſt einer ſo düſteren, ſchrecklichen, dunk, len That nicht fähig! Sein reiches Leben, es ſollt dahin ſein, bier in dieſer dunklen Tiefe begraben Es kann nicht ſein!“ i „Wir wollen gehn,“ ſagte Ulrika fröſtelnd, „vielleicht finden wir ihn jetzt in ſeiner Wohnung.“ Schweigend legten ſie den Weg nach dem Bade⸗ orte zurück. Der Abend dämmerte, als ſie zagend und beklommen vor der Thür der Villa ſtanden, in welcher Wandrau ein Zimmer bewohnte. „Der Herr Profeſſor iſt noch nicht zurückgekehrt,“ erwiderte die Wirtin auf Ehrhards Nachfrage. „Dann wollen wir ihn hier erwarten, bitte ſchließen Sie uns ſein Zimmer auf, dieſe Dame hier iſt die Gemahlin des Herrn Profeſſors,“ er⸗ widerte Ehrhard. Mißtrauiſch blickte die Frau auf die grauenvolle Geſtalt Ulrikas, denn ſie ſchien ihr durchaus keine paſſende Gefährtin für ihren ſchönen, ſtattlichen Mieter. Doch ſchloß die Wirtin bereitwillig die Wohnung auf, die Herrſchaften mochten es ſelbſt berantworten, wenn ſie kein Recht hatten, hier einzudringen. Ulrika ſetzte ſich ſtumm an ein Fenſter, wäh⸗ rend Ehrhard unruhig in dem kleinen Raum auf⸗ und ablief. Drüben über dem Meere ging die Sonne unter und die Badegäſte promenitten noch am Strande. Das traurige Ereigniß des Tages, der Tod der jungen, hübſchen Diakoniſſinſ wurde wohl beſprochen, aber das Weltgetriebe rauſcht ja ſchnell über Glück und Leid dahin und man dachte nicht weiter an das ſeltſame Unglück. In einem in der Nähe des Strandes liegenden Vergnügungsgarten war auch Conzert. Heitere Melodien erfüllten den lauen Sommerabend. Schwankenden Schritts kam ein bleicher Mann des Wegs daher auch ſein Ohr berührten dieſe luſtigen Weiſen und ſeine fieberheißen Augen ſahen fröhliche lachende Menſchen an fich vorüberziehen, und dort drüben lag die weite, im Abendrot glühende See! Was ſollten dem bleichen Manne die glänzend heiteren Bilder nützen, ihm, der ſo lange Stunden auf die Tiefen des Waldſee's geſtarrt, in deſſen Herzen die finſterſten Gedanken gerungen hatten und nimmer ſchweigen wollten. Er wollte nur noch Einiges ordnen, ehe er die Laſt des Lebens von ſich warf, on den Freund wollte er ſchreiben, Abſchied nehmen auch ſein Weib noch grüßen laſſen, denn ſie hatte ihn ja ſo ſehr geliebt und ſoviel gelitten um ihn, und dann wollte der unglückliche Mann ſein Leben in den Meeresfluten enden. Jetzt ſah plötzlich Ulrika ihren Gatten durch den kleinen Berggarten der Villa kommen und nun ſtand er in den Rah⸗ men der Thür. Die letzten Sonnenſtrahlen ſpielten auf ſeinem verwüſteten Antlitz, das faſt bis zur Unkenntlichkeit entſtellt war. Seine Blicke ferken wild im Zimmer umher. Erhard eilte ihm enz⸗ gegen und drückte ihm warm die Hand. „Armer Freund,“ ſagte er bewegt, Du welßt natürlich Alles?“ „Ob ich es weiß,“ erwiederte Wandrau mit bebenden Lippen. Glaubſt Du, das Schickſal wäre ſo gnädig mit mir verfahren, und ließe das Furchtbare mir erſt durch Deinen Mund ſtöhnend künden? Nein, mein Freund, ich leere den Becher des Schmerzes und des Ugheils bis zur. Neige!“ Stöhnend ſank Wandrau auf einen Stuhl. „Ich fand ſie,“ murmelte er, — „lodt — ihr warmes Blut rieſelte über den hellen Sand, Das junge Leben — ausgelöscht — dahin auf immer! Ich ſah ihre brechenden Augen. „Weide glücklich mit Ulrika!“ Das waren ihre leßeen Worte. Da ſchweble es leiſe unhörbar vom Feuer her durch das dämmrige Zimmer, eine Frauen- geſtalt lag vor ihm am Boden, ſeine Knſee wurden umklammert. Betroffen blickte Wandrau auf Mute berab. Er ſah ihre grauen Haare, die dem blassen, jugendlichen Antlitz den Glorienſchein des Leldens gaben. Ihre Augen blickten voll demütiger zitternder Liebe zu ihm auf. „Verſuche es, Max, mit mi glücklich zu werden, die letzten Worte eimer Ster · benden ſind heilig,“ flüsterte ſie ſchluch zend. Da erfaßte eine übermächtige Bewegung feine Seele und ein wunderbares Leuchten brach aus ſel⸗ nen Augen. Die Gewalt dieſer Diebe, die nachdem ſie das bitterſte Leid durch ihn erfahren, demütig bittend vor ihm lag, batte ſein Herz bezwungen. Er breitete die Arme aus und zog das bebende Weib an ſein Herz. „Sei geſegnet, Ulrika fle dieſes Wort!“ ſagte er bewegt. „Ich erkenne fh Deine große Liebe und es iſt vielleicht noch nicht zu ſpat, glücklich zu werden. Solche großmülige Liebe wie die Deine ſoll mir die Kraft geben, an Deiner Seite wieder zu leben! Laß uns heimkehren, Ulrika, bald — bald! Du wirſt Geduld und Natz⸗ ſicht mit mir haben, wie Niemand weiter auf det Welt — Deine treue Liebe wird mein verdllſtertes Leben erh llen.“ f Erhard hatte unterdeß, ohne von den Beiden bemerkt zu werden, daß Zimmer verlaſſen. Er ſah der Freund war gerettet und von einem neuem Leben gewonnen. e Een de — 2 1 * 5 0 U 9