e 7 1 9 naa 7 1 — I 11 10 * blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion derantwortlich: Karl Molitor, Nr. 50. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. prels vierteljährlich Mark 1. —, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 3 i Ladenburg. . Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Mittwoch den 24. Zuni 1891 Volitiſches. Berlin, 21. Juni. Eine in Berlin ſtattge⸗ habte konfervative Verſammlung des 2. Reichstags⸗ wahlkreiſes, welcher auch hervorragende Abgeordnete beiwohnten, nahm folgende Reſolution an: 1. Die Sicherheit und Unabhängigkeit in militäriſcher, ſo⸗ Raler und volkswirtſchaftlicher Hinficht verlangt ge⸗ bieteriſch Schutzzöͤlle auf Getreide mindeſtens in ſol⸗ cher Hohe, daß die deutſche Landwirtſchaft im In⸗ lande mit der ausländiſchen wettwerben kann. 2. Jeder Staatsbürger muß daher aus Patriotismus ſelbſt dann für Getreidezölle eintreten, wenn dieſe den Preis der Brotfrüchte ſteigern ſollten. 3. Eine Agitation gegen die Getreidezoͤlle iſt ein unpatrioti⸗ ſches und unüberlegtes Spiel mit den Leidenſchaften der Menge und mit den boͤchſten Intereſſen des Staates. 4. Es iſt eine dringende Pflicht der Ge⸗ ſetzgebung, alle Spekulationen des großen Kapitals mit Lebensmitteln unmöglich zu machen. 5. Die Regierung hat wegen ihres unbeirrten Feſthaltens an den Getreidezöllen den Dank aller Vaterlands⸗ freunde verdient. — Der älteſte Soldat des deutſchen Heeres, der Schlüſſelmajor des Poſener Kernwerkes, Feldwebel Werner, iſt geſtern an ſeinem 91. Ge⸗ burtstage in Poſen geſtorben. Berlin, 22. Juni. macht bekannt, daß der Arbeitsminiſter v. Maybach unter Belaſſung des Titels und Ranges eines Staatsminiſters vom Amte entbunden, ſowie daß der Eiſenbahndirektionspräfident Thielen zum Mi⸗ niſter der off ntlichen Arbeiten ernannt worden ſei. Wilhelms hafen, 20. Juni. Das endgiltige Programm für die große Reiſe S. M. dis Kaiſers ſſt wie folgt feſtgeſetzt: Der Kaiſer und die Kaiſerin werden am 25. Juni Morgens in Kiel eintreffen, am 29. Juni nach Hamburg und von da mit dem Der „Reichsanzeiger“ Schnelldampfer Fürſt Bismarck nach Helgoland fahren, am 30. Juni in Wilhelmshafen eintreffen, um da⸗ ſelbſt dem Stapellauf des neuen Panzerſchiffs bei⸗ zuwohnen und danach auf dec kaiſerlichen Yacht Hohenzollern die Reiſe nach Holland anzutreten. Am 1. Juli erfolgt die Ankunft in Amſterdam, am 3. die Abreiſe nach England, am 4. die Ankunft in Windſor. Am 14. Juli relſt S. M. der Kaiſer mit der Bahn nach Leith und von da auf der Hohenzollern nach Bergen. Die Kreuzerkorvette Prinzeß Wilhelm wird die kafſerliche Hacht auf den oben bezeichneten Seereiſen begleiten. Straßburg, 21. Juni. Freimaurerloge „zum treuen Herzen“ wurde heute eine Gedenktafel zu Ehren des verſtorbenen Kaiſer Friedrich III. angebracht und eingeweiht. Dieſelbe In der hieſigen dem WMaſſerturm, woſelbſt der Akt der Fahnenweihe iſt aus weißem Marmor und trägt folgende In⸗ ſchrift: „Br. Kaiſer Friedrich III. arbeitete hier als Kronprinz in Vertretung unſeres erhabenen Protek⸗ tors des Br. Kaiſer Wilhelm I. zum letzten Male als Freimaurer am 12. September 1886 und er⸗ mahnte ſcheidend die Brüder, Gewiſſens freiheit und Duldung fleißig zu üben.“ Verſchiedenes. * Ladenburg, 23. Juni. Wie aus dem Inſeratenteil erfichtlich, finden morgen Mittwoch und Donnerstag Abends 8 Uhr die beiden letzten Vor⸗ ſtellungen in Blondin's Arena und Sp zialitäten⸗ Theater ſtatt. züglichen Leiſtungen auf dem Gebiete der Gymnaſtik, equilibriſtiſchen Produktionen, beſonders aber auch der wahrhaft künſtleriſchen Produktion des Herrn Blondin jr. auf dem Drahtſeil, nicht verfehlen, den Beſuch der Arena Jedermann beſtens zu empfehlen. Erwähnt mag noch werden, daß in jeder Vorſtellung Mathy, Vorſitzender des Rhein⸗Neckar⸗Militärgau⸗ Uebrigen beſtand der Feſtakt aus den üblichen Muſtk⸗ — ——ů Wir wollen in Anbetracht der vor⸗ ſtets neues Programm und zum Schluſſe derſelben eine große Pantomime aufgeführt wird. Es ver⸗ ſäume daher Niemand, die beiden letzten Haupt⸗ Gala⸗Vorſtellungen zu beſuchen. — Mannheim, 21. Juni. Der hieſige Militärverein hielt heute das Feſt ſeiner Fahnen⸗ weihe ab. Die Beteiligung an demſelben war eine überaus ſtarke. Es hatten ſich nicht weniger als 54 auswärtige Vereine zu demſelben eingefunden, welche teils aus Baden, teils aus Heſſen und der Pfalz erſchienen waren. Dieſelben trafen im Laufe des Vormittags hier ein. Nachmittags um 2 Uhr nahm der F ſtzug am Schulhauſe in U 2 ſeine Aufſtellung. Derſelbe ging unter Vorankritt der hiefigen Grenadierkopelle durch die breite Straße nach ſtattfand. Die Feſtrede hielt hiebei Herr Prof. verbandes. Derſelbe ſchloß ſeine Anſprache mit einem Hoch auf den Kaiſer und den Großherzog. Im und Geſangsvorträgen und Anſprachen. Nach dem Weiheakt begaben ſich die Vereine zurück nach der Stadt, und von hier nach dem Saalbau, woſelbſt ein Banket ſtattfand, deſſen Programm aus Reden, gemeinſamen Geſüngen und Mufikvorträgen beſtand. An den Großherzog von Baden wurde ein Begrüß⸗ ungstelegramm geſandt. Abends fand die Aufführ⸗ ung eines Feſtſpiels mit nachfolgendem Tanz ſtatt. — Karlsruhe, 20. Juni. Alsbald nach dem Bekanntwerden der Nachricht von dem erſchüt⸗ ternden Eiſenbahnunglück bei Mönchenſtein hat S. K. H. der Großherzog den großh. Landeskommiſſär Miniſterialrat Siegel in Freiburg beauftragt, den Amtsvorſtand in Lörrach zur Reiſe nach Baſel zu veranlaſſen, um daſelbſt die Krankenhäuser zu be⸗ Ein Kampf um's Glück. 12. Nobelle von F. Sutan. „Tolle Schwärmerei!“ rief Erbard, und es zuckte faſt verächtlich um ſeine Lippen. „Sie ſind mit tauſend Fäden mit dieſer Welt verknüpft, ſie laſſen ſich nicht löſen, und Jeder, der ſolche Einſamkeit in ſchwärmeriſcher Sentimentalität geſucht, hat das bitter empfinden müſſen. Und Du, ein Mann von Deiner vielseitigen Bildung, Du würdeſt Dich nach einigen Jahren verzehren vor Sehnſucht nach Menſchen, nach Anregung, denn der Traum von Liebe und Glück kann auf dieſer Welt nicht lange dauern.“ Das Eintreten des Poſtboten unterbrach die heftige Unterhaltung der Freunde. Der Poſtbote Überrrichte Wandrau einen Brief und dieſen über⸗ lief es kalt, als er Ulrikas Schriftzüge auf dem Briefe erkannte. Haſtig erbrach Wandrau den Brief und las darin, daß ihn Ulrika bat, ſie in ihrer Wohnung in dem benachbarten Badeorte in den Abendstunden aufzuſuchen. „Enn Brieſchen von meiner Gattin,“ ſagte er dann mit einem bitteren Lächeln zu Ehrard, „ſie hält ſich hier in der Nähe auf und erſucht mich um eine Zuſammenkunft.“ „Du witſt natürlich dleſer Bitte Folge leiſten?“ „Allerdings, es muß klar werden zwiſchen uns Beiden, und das bald, ich werde offen und rückhalt⸗ los mit Ulrika reden. Sieh mich nicht ſo vorwurfs⸗ voll an, Ehrhard, als hätte ich ein Verbrechen im Sinne. Ich kann nicht anders handeln. Wo ein ſo großes, allmächtiges Gefühl in unſerem Innern 5 ſtürmt, da ſchweigen eben alle anderen Rückſichten!“ Ehrhard erhob ſich!: „Wenn Du eines Bei⸗ ſtandes in Deiner Angelegenheit bedarfſt, ich ſtehe zu Dienſten.“ fagte er mit gepreßter Stimme. Wandrau drückte ihm warm die Hand, indem er ſagte: „Ich weiß es, daß ich Dir vertrauen darf wie keinem weiter. Dann ſchieden ſie und Wandrau war wieder allein mit ſeinen ſtürmenden Gedanken. Ein heißes Sehnen erfaßte ihn Gertrud zu ſehen, bevor ſtände,“ er Ulrika gegenüber ſtand, aber wo ſollte er ſie ſchroffen, ſteilen Höhe herauf gegangen ſein. finden, ſie ſpeechen. Ueberall am Strande, auf der Promenade war es heute ſtill und menſchenleer, denn faſt Niemand wagte ſich hinaus in den grauen naßkalten Morgen. Wandrau ging zunächſt nach dem Strande hin⸗ unter und ſchaute lange auf das wilde Waltenge⸗ tümmel, über welches ſich der Himmel wie ein mächtiger grauer Dom wörbte. Dann ging er lang⸗ ſam den Weg herauf, der zu dem Hauſe der Dia⸗ koniſſinnen führte. Der Platz vor der Thür, wo man ſonſt täglich die Schweſtern ſitzen ſehen konnte, war heute natürlich leer. Wandrau ſpähte nach den Fenſter hinauf und entdeckte auch eins der weißen „Häubchen, aber das Geſicht, welches daraus hervor⸗ ſchaute, war alt und verblüht, und von Gertruds lieblichen Zügen war nirgends eine Spur zu ent⸗ decken. Trüben Herzens ſchritt er weiter, bis er einen in der Nähe liegenden Ausſichtspunkt erreicht hatte. Weit und endlos lag dort das Meer vor ih! und dumpf und unheimlich drang das Brauſen der Wellen zu ihm herauf. Vor einigen Jahren bei einer Sturmfluth ſollten die Wogen bis zu der An dem morſchen Gitter, an welchem Wandrau lehnte, hatte mon ein Zeichen angebracht zur Erinnerung daran. Viell icht war deshalb das ſeitdem ſehr ſchad⸗ hafte Gitter noch nicht wieder erneut. „Wenn ich vielleicht in dunkler Nacht hier dachte Wandrau, „und hörte die Wellen ihre dämoniſchen Lieder fingen, während am ſchwarzen, nächtlichen Himmel kein einziger Stern leuchtet und dunkle Nacht iſt auch in ſeinem Herzen, alle Sterne der Hoffnung find darin erloſchen und das morſche Gitter gäbe nach, ich ſtürzte hinunter in die furcht⸗ bare Tiefe, und am Morgen im goldglänze enden Sonnenſchein läge ich dort am Strande als toter, blaſſer Mann, die Wellen rieſelten über mich hin — ein bleiches Kind mit goldbraunen Zöpfen beugte ſich über mich und weinte bittere Thrͤͤnen um mich, während dort in der Ferne eine Andere ſtumm und traurig ſteht!“ — „Großer Gott, was ſollen, was wollen dieſe düſteren Bilder und Gedanken?“ rief Wandrau wie