diefen zertrömmerten Weg 'n dreihundert betragen haben mog. Bis am Abend dürften wieder eine Anzahl Leichen zu Tage gefördert werden, und man fürchtet, daß deren Geſammtzahl ſich auf 200 an⸗ ſteigen werde; manche derſelben werden von dem Waſſer der Birs nach dem Rhein getragen worden ſein. Es iſt übrigens unterhalb der Unglücksſtelle ein Pionierdienſt eingerichtet, um allfällige fortge⸗ ſchwemmte Leichen aufzufinden. Baſel, 17. Juni. Heute wurden hier und in Mönchenſtein die beim Eiſenbahnunfall da⸗ ſelbſt getöteten und bis jetzt geborgenen Leichen zur ewigen Ruhe beſtattet. Eine große Anzahl Perſonen erwieſſen den jeweiligen Leichenkondukten der ſo jäh Verſchiedenen die letzte Ehre. Herzzerreißend iſt das Klagen der Angehörigen und Freunde. Er⸗ wähnt mag noch werden, daß ſämmtliche Leichen ſecirt wurden. Baſel, 17. Juni. Nach der Basler Nationalzeitung erhielt Profeſſor Soein aus dem Kabinet der deutſchen Kaiſerin ein Telegramm, daß ſie ihm für eine Nachricht über das Befinden der bei dem Eiſenbahnunglück Verwundeten, deren die Kaiſerin in wärmſter Teilnahme gedenke, verbunden ſein würde. Soein gab jede Auskunft und teilte gleichzeitig mit, daß im hiefigen Spital ſteben Reichs⸗ angehörige liegen. — Baſel, 17. Juni. Auch die Großherzogin von Baden hat in einem an einen Proftſſor gerich⸗ teten Telegramm ihre innigſte Teilnahme an dem großen Eiſenbahnunglück ausgedrückt. Geſtern Abend bat ſich ein Hilfskomite gebildet. Die Leitung der Jurabahn erklärte ſich bereit, eine größere Summe als Liebesgabe zu ſpenden. — Säckingen, 17. Juni. Das gräßliche Eiſenbahnunglück bei Mönchenſtein hat auch zwei Opfer aus unſerer Waldſtadt gefordert. Der hiefige chlichte Bürger G. wollte letzten Sonntag mit einem in Baſel beſchäftigten Sohne ein Bäckerei⸗ geſchäft in Dornach beſichtigen. Beide benützten den uglückszug und ſollten ihre Heimat nicht mehr ehen. Heute werden die Leichen der Verun⸗ lückten hierher gebracht. Dem 65jährigen Vater iſt der Bruſtkaſten eingedrückt und die Hirnſchale zerſchmettert, der Sohn erlitt einen Schäͤdelbruch. Die Teilnahme an dem Leid der ſchwerbetroffenen amilie iſt eine allgemeine. 5 — Von Cherbourg aus wird am 19. ds. Mts. das franzöſiſche Nordgeſchwader nach dem ruſſiſchen Hafen Kronſtadt ſeine Oſtſeefahrt antreten. Seit 1870 it kein franzöſiſches Beſchwader in der Offiee . Lond on, 17. Juni. Wie aus Brenau (T. xas) geſchrieben wird, hat daſelbſt am 15. Juni in der Dynamitfabrik eine furchtbare Exploſton ſtatt⸗ gefunden, 21 Männer und 16 Frauen find getötet und in ſolcher Weiſe zerriſſen worden, daß noch in einer Entfernung von 2 engl. Meilen Köͤrperſtücke gefunden wurden. Gegen 60 andere Perſonen wurden ſchwer verletzt und zahlreiche in der Nähe der Fabrik gelegene Gebäude find zertrümmert worden. — New⸗Nork, 17. Juni. Ein ſchweres Bahnunglück ereignete ſich geſtern im Jowesſtaate bei der Koonbrücke in der Nähe der Koonflußſchnellen. Die Lokomotive, in größerer Entſernung vor der Brücke aus den Schienen geratend, durchlief die Strecke bis zur Brücke außerhalb des Geleiſes, durch⸗ ſchlug das Brückengeländer und ſtürzte, ſämmtliche Wagen, ausgenommen der Schlafwagen, mitreißend, in den Fluß. Zwei Menſchen find tot, und 30, darunter mehrere tötlich, verwundet. Ekektrotechniſche Ausſtellung in Franſfurt a. Main. In verſchiedenen Blättern begegnen wir der Behauptung, daß die Nebenausgaben für die Sehens⸗ würdigkeiten innerhalb der Ausſtellung ſehr koſtſpielig ſeien. Wir haben uns veranlaßt geſehen, einmal zuſammenzuſtellen, wie viel ein Ausſtellungsbeſucher aufzuwenden hat, wenn er alles, was innerhalb der Ausſtellung geboten wird, beſichtigen will. — Wir ſchicken voraus, daß die Fülle des innerhalb der Ausſtellung gratis Gebotenen ſo groß iſt, daß kaum Jemand die Hälfte davon während eines einmaligen Beſuches auch nur flüchtig beſichtigen kann. Es gehört hieczu die große Maſchinenhalle mit ihren 50 bis 60 im Betriebe befindlichen Maſchinen, das Keſſelhaus, die Hallen für Telegrophie und Tele⸗ phonie, für Eiſendahn und Signalweſen, für die Marine, für Wiſſenſchaft und Medizin, woſelbſt die Vertreter der Herren Ausſteller in zuvorkommendſter Weiſe die verſchiedenen Apparate und Vorrichtungen dem Publikum vorführen; die 22 verſchiedenen Werkſtätten, welche die Anwendung der Elektrizität im Kleingewerbe zeigen. Wer auch nur einen Teil der hier jedem Beſucher zur Befichtigung freiſtehenden Ausſtellungsgebäude durchwandert hat, der wird kaum noch Zeit finden, die ganze Reihe der mehr dem Vergnügen gewidmeten Veranſtaltungen durch⸗ zukoſten. Alle dieſe Sehenstwürdſgkeſten boeh f ſammen allerdings Mk. 4 40. (Bitloriathenter numerirter Platz Ml. 1.—, Kunſtausſſelung 5e Pfg.“ Bahn nach der Mainausſfellung 10 Pig Bhonograph 40 Pfg., Münchener Opernübertragun 50 Pfg., Franlfurter Opernübertragung 30 Pfg Lautſprechendes Telephon 20 Pfg., Taucher 20 Pfg Aufzugsturm 20 Pfg., Irrgarten 50 Pfg., Pano rama 50 Pfg.) Selbſtverſtändlich iſt es getadez unmöglich, olle dieſe zum Teil gleichzeitig stat findenden Veranſtaltungen an einem Tage zu ſehe Ein beſonderes Einkritisgeld für dieſelben muß er hoben werden, weil die betreffenden Unternehme ihre Bauten und Einrichtungen, ſowie den Beitſe für eigene Rechnung beſtreiten. Würde die Aus ſtellung alle dieſe Sehenswürdigkeſten für ihre Rech nung unternommen haben und führen, ſo wüld das Anlage- und Betriebskapital eine ſolche Höh erreicht haben, daß mindeſtens ein allgemeines Ein tritt'sgeld von 8 Mark erhoben werden müßte, ur die Koſten zu decken. Jetzt aber hat Jederman für ein Ticket, welches heute zu 70 Pfg. zu habe iſt, alles frei, was mit dem eigentlichen Zweck de Ausſtellung, der Vorführung der Fortſchritte de Elektrizität auf allen Gebieten zuſammenhängt. Wil der Beſucher noch außerdem einen Tell oder fämmt liche auf dem Ausſtellungsplatz vorhandenen Sehen würdigkeiten beſichtigen, ſo hat er dazu Gelegenhel Gezwungen iſt hlerzu Niemand. Die meiſten Beſucher werden froh ſein, nac ihrem Rundgange durch die Ausſtellung ſelbſt bel einem guten Glaſe Münchener oder Pfungſiädter Bier in Ruhe die feenhafte Beleuchtung der Ma ſchinenhalle und des farbenprüchtigen Waſſerfallsz betrachten, ehe der letzte Bahnzug, der übrigens ohn Trambahnſpeſer zu erreichen iſt, ſie ihrer Heim wieder zuführt. UPA Ball-Seidenſtoffe v. 95 Pfge. bis 14.80 p. Met. — glatt, geſtreift u, gemuſter — berſ. roben⸗ und ſtückweiſe porto⸗ und zollfre das Fabrik⸗Depot von G. Henneberg (K. u. f. Hoflief.) Zürich Muſter umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. Für die unglücklichen ruſſ ſchen Auswanderer find bei mir eingegangen: Ungenannt 1 M. Weitere Gaben nehme gern entgegen. D. Freitag. Augenblick in der vergangenen Nacht hatte ihn das traurige, vergrämte Antlitz derſelben verlaſſen. Gert⸗ ruds liebliches Erſcheinen, ſo oft er es auch ver⸗ ſucht hatte, ſich daſſelbe vor ſein geiſtiges Auge zu zaubern, hatte den vom Gram verzerrten Antlitz Ulrikas weichen müſſen. Und nun war der graue, trübe Morgen heraufgezogen gleich einem Vorboten unheilbringender Stunden. Wie erſchreckt fuhr da⸗ her Wandrau zuſammen, als es jetzt an ſeine Thür pochte. War das ſchon eine Botſchaft von ſeiner Gattin? Erſtaunt blickte Wandrau auf als Ehrhard hereintrat. „Du biſt es, Ehrhard. Und was führt Dich hierher?“ ſagte er, indem er den Freund ziemlich kühl begrüßte. „Du ſcheinſt mehr erſtaunt als entzückt von einem Beſuch zu ſein,“ erwiderte Ehrhard und ſchaute prüfend in das Überwachte Antlitz des Freun⸗ des. „Ich habe übrigens ſchon geſtern das Ver⸗ anügen gehabt Dich zu ſehen und mich Deiner Fröhlichkeit gefreut.“ Ein jähes Rot flammte jetzt in Wandraus Antltz auf. „Geſtern, ja, war es denn eſtern?“ ſagle er dann wie verſtört. 5 9 „Es war ein ſchöner Tag geſtern! Ach, nur noch einem ſolchen Tag voll Sonnenglanz und ſeligem Glück! Nur noch einen einzigen aber ich fürchte, es war der letzte dieſer ſchöͤnen Tage!“ „Du ſcheinſt in einer ſeltſamen Stimmung zu ſein!“ erwiederte Ehrhard. „Was bedeutet das Alles?“ Wie kommſt Du eigentlich hierher? Wo ift Deine Frau 2“ »Meine Frau? Nun, die ſuche ich hier. Sollte die Scandalnachricht, daß fie von mir ge⸗ 5 7 55 noch nicht bis zu Deinen Ohren gedrungen ein?“ „Ja, ich habe ſo etwas ſprechen hören, aber ich glaubte nicht daran.“ Nun, dann glaube nur daran! Bis nach Stettin hatte ich ihre Spur verfolgt, dann war ich in verſchiedenen Oſtſeebädern, ohne ſie zu finden und hier — hier —“ er ſtockte plötzlich. „Hier wurdeſt Du auf auf andere Weiſe gefeſſelt und vergaßeſt ſchließlich, was Dich hierher geführt,“ ſetzte Erhard ernſt und kaltblütig hinzu. „Bitte ſchlage nicht dieſen Ton aus früheren Zeiten an!“ rief jetzt Wandrau gereizt. „Ja ich habe Gertrud Braun wiedergefunden, und nicht noch einmal ſoll ſie mir verloren gehen. Sie wird die Meine und wenn die ganze Welt ſich dagegen auf⸗ lehnte!“ „Du willſt Dich alſo von Ulrika ſcheiden laſſen?“ frug Erhard kühl. „Allerdings, ſoll ich etwa einem Weibe Aach⸗ laufen, das mich verlaſſen, ich ſuche ſie eben nur, um die Scheidung herbeizuführen.“ Und kennſt Du die Beweggründe nicht, die Ulrika zu dieſer thörrichten Flucht getrieben, ſollten dieſe Gründe nicht entſchuldigend für ſie ſein? Du weißt es ſelbſt, wie innig Dich Ulrka geliebt, nur Deine Kälte, Deine Gleichgiltigleit können die Aermſte zur Verzweflung gebracht haben.“ „Ah, ich ahnte nicht, daß Ulrika einen ſo warmen Vertheidiger in Dir finden würde!“ rief Wa ndrau jetzt ſpöttiſch. „Doch es iſt verlorene Liebesmüh Deinerſeits. Hätte ich Gertrnd nicht wiedergeſehen, köante ich mich vielleicht zu einer Verſoͤhnung mit Ulrika entſchließen; jedoch jetzt wo ein längſt erſehntes Glück meinen Blick erſchloſſen, jetzt ſollte ich wieder in die nüchterne Alltäglichkeit, in das martervolle Daſein an Ulrikaz ſich Seite zurückkehren. Nimmermehr! „Und weiß Gertrud Braun, daß Du nicht frel, daß 5 verheiratet biſt?“ frug Erhard ruhig. „Nein!“ „Aber ſie muß und wird es erfahren. Glaubſt Du denn, daß ſie Dir dieſe Täuſchung derzelhen wird?“ fuhr Erhard kaltblütig fort. Wie ich, geſehen habe, iſt Gertrud Diakonſſſin. Glaubst Du daß ſie ſich ſo ohne Weiteres entſchließen wird, ihe Glück auf Deine Scheidung von Ulrika aufzubauen Du und Ulrika ſeit vor Gott ehelich verbunden. Was Gott zuſammenfügt, das ſoll der Menſch nich, ſcheiden, iſt Euch am Altar geſagt.“ N 5 „Und glaubſt Du nicht, daß die Liebe ein heilige, gewaltige Macht iſt, die Allem zu trotzen bermag!“ brauſte Wandrau auf. „Und wenn ſch mit ihr flüchten ſollte, in die tieſſte Einſamkeit, ) würde nicht von Gertrud lafſen. O, ich kenne eine Inſel im ſonnigen Süden, von den Wogen des Mittelmeers umſpült. Schöner blaut dot det Himmel über einem farbenglühenden ewigen Sommek. Ein ſtiles Haus von Roſen umſponnen nimm uns dort auf, und die hohle kalte krügeriſche Wet iſt dort ſo fern von uns.“ 1 Fortſetzung folgt. 5 An E nahm ſich ein in einem dortigen Gaſtbaus beſchäftigtes Dienſtmädchen einen ihr erteilten Verweis ſo zu Herzen, daß ſie auf 0 Zimmer ging und ſich die Pulsadern der Han durchſchnitt. Die Schwerverwundete wurde 55 rechtzeitig aufgefunden und ins Krankenhaus be geführt.