einige Monate nicht eingehen. Wie weſt würde ſich denn der Brotpreis ändern, wenn die ganze Welt Zwiſchenhändler und Bäcker — und das ſind doch auch Leute, die ihr gutes Recht haben, einen Ge⸗ winn machen zu wollen — von vornherein wüßten, die Sache dauert nicht lange? Was würde dann die Herabſetzung der Zoͤlle etwa auf die Hälfte nützen? Wenn wir alſo den Roggenpreis für vier Monate auf 25 M. die Tonne herabſetzen, ſo würde der Effekt wahrſcheinlich der ſein, daß das Kilogr. Roggenbrot 2—3 Pfg. billiger würde. Ich habe nicht den Glauben, daß dieſe Ermäßigung in dem Preiſe und in dem Gewichte des Brotes zum Aus⸗ druck käme. Eine Herabſetzung oder Aufhebung der Getreide⸗ zölle wäre aber auch in handelspolitiſcher Beziehung für die Reichsregierung zur Zeit in ſo hohem Grade unerwünſcht wie nur moglich. Für die größere Handelspolitik iſt eine gewiſſe Stetigkeit der An⸗ ſchauungen, eben der leitenden Anſchauungen, ebenſo gut erforderlich, wie ſie für Handel, Jaduſtrie und den Wandel im Lande erforderlich iſt. Wir können nicht in eine groze handelspolitiſche Aktion eintreten und ſie mit Ausficht auf Erfolg durchführen, wenn wir anſcheinend in unſeren Anſchauungen wechſeln, noch ehe wir das erſte Reſultat unſerer handels ⸗ politiſchen Aktion eingeheimſt haben. Wir würden dem Auslande gegenüber als eine Regierung und weiter auch als eine Nation erſcheinen, mit der auf einen längeren Zeitraum von Jahren ſich in ſolche Transaktionen einzulaſſen bedenklich iſt. Wir find darauf gefaßt, daß mar in der nächſten Zeit don vielen Seiten unſer Verhalten nicht verſtehen und mißbilligen wird, indeſſen wir müſſen uns das gefallen laſſen, wenn, wie wir hoffen, das, was wir thun, dem Lande zum Segen gereichen wird. Verſchiedenes. % Ladenburg, 9. Juni. Geſtern Nach⸗ mittag brannte in Heddesheim dem Lanwirt Schröoͤ⸗ mit Scheuer und Stallung nieder. Das Vieh wurde, bis auf die Schweine worunter eine Loos mit ſteben Jungen, welche verbrannten, gerettet. — Mannheim, 8. Juni. Die Delegirten des Rhein⸗Neckar⸗Militärgauverbandes hielten geſtern Nachmittag hierſelbſt im Saale der Stadt Lück eine Sitzung ob. Anweſend waren 67 Delegirte. Den Hauplpunkt der Tagesordnung bildete die Neuwahl elſeckler neben der kath. Kirche ſein Wohnhaus Erdſtoß. In Pavia wurde um 2 Uhr 5 Min. Anes erſten Gauberbandsvorſtzenden on Stelle det freiwillig von dieſem Amte zurückgetretenen Herrn Berthold Fuhs von hier, welcher dieſe ſeit dem Jahre 1886 inne hatte. abgegebenen Stimmen entfielen 49 auf Herrn Profeſſor Mathy von hier, welcher ſomit gewählt war. Die übrigen Stimmen zerſplitterten ſich. So⸗ dann wurde noch beſchloſſen, den am 2. Auguſt ſtattfindenden Gaukriegertag des Rhein⸗Neckar⸗Gaues, welcher urſprünglich für Mannheim geplant war, nunmehr am gleichen Tage in Ladenburg abzu⸗ halten. Vorausfichtlich wird Se. Königl. Hoheit der Großherzog an dieſem Feſte teilnehmen. — (Aus der Pfalz) 7. Juni. Ein junger Mann von G. war bei Feldarbejt von einem giftigen Inſekt geſtochen worden und hatte gewaltige Schmerzen. Statt fich an den Arzt zu wenden, legte er ſich ins Bett, und als dieſer endlich her⸗ beigerufen wurde, konnte er nur Blutvergiftung konſtatiren, an deren Folgen der unglückliche Jüng⸗ ling bald verſtarb. Das einfachſte und ficherſte Mittel, um ſich gegen dergleichen Stiche zu ſchützen, iſt, nachdem man das Jucken der Wunde verſpürt, dieſelbe ſofort mit einigen Tropfen Arnika oder Ammoniak einzureiben. Als Preventivmaßregel kann man auch Waſchungen von Geſicht und Händen mit Eſſig vornehmen. a Rom, 7. Juni. In der vergangenen Nacht fand in Oberitalien ein heftiges Erdbeben ſtatt, welches in der ganzen Provinz Venedig und in Mailand um 2 Uhr 8 Min. früh verſpürt wurde; etwa um dieſelbe Zeit fand auch in Verona eine ſtarke Erderſchütterung ſtatt, welcher ein dumpfes Rollen vorausgegangen war. Die Einwohner flohen erſchreckt aus den Wohnungen, die Vize⸗ Dircctrice eines Penfionats iſt in Folge des Schreckens geſtorben; in verſchiedenen Häuſern ſtürzten die Rauchfänge ein. In Marcerigo wurden drei Häuſer zerſtört, wobei 3 Perſonen ge ötet wurden, in Tregnagno wurden viele Häuſer beſchädigt, ebenſo in Badia⸗Calavena; an letzterem Orte wurden 17 Perſonen noch lebend unter den Trümmern her⸗ vorgezogen. Um 6 Uhr früh folgte ein zweiter ein wellenförmiges Erdbeben wahrgenommen, welches etwa 15 Sekunden andauerte; ebenſo fand in Ferrara um 2 Uhr 7 Min. Morgens ein ſtarkes wellenförmiges Erdbeben in der Richtung von Südweſt nach Nordoſt ſtatt, und in Ravenna um 2 Uhr früh ein leichter Erdſtoß. geringe Hoffnung, von Ulrika eine Spur zu findene, nachdem bis jetzt all' ſein Suchen und Forſchen in verſchiedenen anderen Bädern erfolglos geweſen. In Heringsdorf befand man ſich jetzt auf der Höhe der Saiſon; die Auguſttage waren köſtlich, und die Luft von einer Klarheit und Friſche, wie find ſie nur am Meeresſtrande oder im Hochgebirge ndet. Wandrau hatte, nachdem er in einem Hotel ein Zim⸗ mer beſtellt, ſich nach der Strandpromenade begeben, auf welcher die Menſchen bunt durcheinander wogten. Aufmerkſam muſterte er die verſchiedenen Gruppen. Hie und da erinnerte ihn auch wohl eine der Damen an Ulrika, aber ſo oft er daraufhin eine die andere näher in's Auge faßte, gab es eine Täuschung. Einmal ließ er ſich ſogar zu einer Verfolgung bis in die seitwärts gelegenen Wald⸗ wege verleiten. Eine dicht verſchlelerte Frauenge⸗ ſtalt, dunkel gekleidet, deren Gang und Haltung in lebhaft an Ulrika mahnte, hatte ihn dazu veranlaßt. Sie war jedoch in einem der dichten Waldwege, ehe er ſie erreicht, ſeinen Blicken entſchwunden. Wandrau ſchritt auf dem einmal eingeſchlagen en einſamen Pfad weiter fort. Er kannte dieſe Wege genau aus früheren Zeiten, wo noch die Zukunft ſich ſchön und endlos vor ihm aufgethan. Wie ſo anders lag ſie jetzt vor ihm! Wohl hatte ſie ih m Vieles glänzend erfüllt von dem, was ſein Ehr⸗ geiz damals erſtrebt und erhofft, aber von den Träumen ſeines Herzens hatte ſich nicht's verwick⸗ licht; und doch waren ſie unvergeßlich geblieben, die Zeit hatte ſie nicht zu zerſtören vermocht. Und als er ſich jetzt auf einer der Ruhebänke niederließ, von welcher man einen koöſtlichen Fernblick auf das Meer hatte. Als die Wipfel der hohen Buchen über ihm ſo traumhaft flüſterten, und das Meer in der Ferne rauſchte, Alles wie in jenen ſchönen Ju⸗ gendtagen! Da tauchten ſeine Gedanken tief in die Vergangenheit zurück, die alten Träume wurden wach! Auf derſeben Ruhebank hatte er einſt vor Jahren an einem Sommerabend geſeſſen, und aus dem dunklen Waldweg war Gertrud Braun am Arme ihres Vaters herausgetreten; den runden Strohut am Arm, das goldbraune Haar in zwei Zöpfen über den Rücken fallend. Auf dem lieb⸗ lichen Antlitz hatte jene ſtrahlende Begeiſterung gelegen, wie ſie nur der Jugend eigen iſt, die noch nicht überſättigt vom Leben. So hatte er ſie zum erſten Mal geſehen; ſpäter hatte er dann ihre Bekanntſchaft geſucht, geliebt, geſchwärmt. Das Alles zog an ſeinem Geſſt vorüber und berdrängte für einige Minuten die Sorgen der Gegenwart. Da tönten plötzlich leichte Schritte an ſein Ohr, er blickte auf und ſah eine dunkle Geſtalt, in der Tracht der Diakonſſſin den Weg herauf kommen. Auf dem Ausſichtspunkte blieb ſie ſtehen. Wie erſchoͤpft vom ſchnellen Gehen lehnte ſich die Diakoniſſin an einen Bauſtamm, das von einem großen Hut beſchattete Antlitz dem Meere zugewandt. Wandraus Blicke hingen voll Intereſſe an der jugendlichen, ſchlanken Geſtalt in der düſteren Tracht. Er dachte daran, welch hoher, moraliſcher Mut, welche heroische Entſagung dazu gehbre, um in der Blüte der Jahre ſich dem ſchweren Beruf als Diakon iſſin zu widmen. Jetzt nahm die Diakoniſſin den Hut vom Kopf und in demſelben Moment ſprang Wandrau wie electeiſirt von ſeinem Sitz auf. Das blaſſe Ehrenſtelle und Grenzzana iſt in Folge neuerlſcher, von Gall Von den 67 —— —ůe.. Verona, 8. Junl. Dle Bebblterung bol Tregnago, Badia⸗Calabena, Cogolo, Moremige begleiteter Erdſtßße beunruhigt. Mehrere einzu⸗ ſtürzen drohende Häuser ſind ausgeräumt worden; 4 b. die Bevölkerung verbrachte die Nacht in Zelten 2 Piel Militär it eingetroffen. In Vrrong wumpen 1 Mittags und Nachmittags fünf abermalige Efe 1 5 verſpüct. Bisher iſt ein Bewohner gelbtet, fünf 18 K ſind leicht verletzt. 1 — Petersburg, 6. Jun. In der Ortſchuft a 4 Darg⸗Koch (Bezirk Tersk.) wurde das Schulgebäu, 1 b unterminitt und durch Pulver in die Luft geſpreng, 1 5 Das Gebäude iſt total vernichtet. 7 find tot, zwölf toͤtlich verwundet. Zehn Perſonen 2 Vermutet witd 2 ein Racheakt eines Einwohners gegen den Schl 40 K lehrer. ea — Eine große, aus Hindus beſtehende Hoch- 7h . zeitsgeſellſchaft aus Benares hatte ſich auf dn 1 855 Ganges begeben, um denſelben, wie bei ſolchen Au, , läſſen üblich iſt, anzubeten. Plötzlich verſchwand der 2 1 Boden des Bootes, in welchem ſie ſich befanden, . unter ihren Füßen und ſämtliche Inſaſſen fanden bn ihren Tod in den Wellen. 1 fr — Konſtantinopel, 9. Juni. Die bel dem Ueberfalle des Orientzuges entführten Gefang⸗ enen in Kirkiſſi find heute von den Räubern fie a rden. . en gelaſſen worden 15 Verfälschte schwarze Seide. 1 Man verbrenne ein Mülſterchen des Stoff Er von dem man kaufen will, und die etwalge Uer⸗ 1 falſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein geſärth ker Seide kräuſelt fo fort zuſammen, berlöſcht bald und 9 hinterläßt wenig Aſche von ganz hellbräunliche E Farbe. Perfälſchte Seide (die leſcht ſpeckig wid 25 bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmen dee „Schlußfäden“ weiter (wenn ſehr mit Fardſof 8 erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Ach die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht krüuſels ſondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der üchten r Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfülſchten nicht, 2 Das Seidenfabrik⸗Depot von G. Renners K. u. K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Mun von ſeinen ächten Seidenſtoffen an Jedermann u. liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto⸗ und e zollfrei in's Haus. Dopp ltes Brieſporto nach der 2 Schweiz. bern de N ee 1 W Antlitz ſeiner Jugendliebe blickte ihm in der ern Diakoniſſin entgegen. „Gertrud!“ rief er halb freudig, halb we mütig erregt und trat zu ihr heran, ihre bel Hände zum Willkommen entgegen ſtreckend. 1 das liebliche Antlitz Gertruds wandte ſich ihm ihre ſchlanken Finger ruhten einen Augenblick ſeiner Hand. Die Vergangenheit rauſchte zur und das Leben umfing ſie beide in dieſem Mom mit all dem Zauber erſter Jugendtage. Sie halt ſich auf der Ruhebank niedergelaſſen und es dn ihnen wie die Erfüllung eines langgehegten ſchön Traums, als ſie ſo neben einander ſaßen. ihnen lag das Merr im tiefen geſättigten Bla leichte, luſtige Schaumkronen vom blendendem Weiß ſpielten auf den Wehen und über ihnen da rauſchken die Bäume des Waldes ſo geheimnisvoll. Athem zog durch ihre Seelen don einem hoh Glück des Lebens und ſie fanden lange Zelt keine 5 Worte für die Empfindungen, die ihre Heizen bewegten. „Erzählen Sie mir von Ihrem Leben, Gertrud, brach Wandrau das Schwelgen. „Wie kot Sie dazu, Diakoniſſin zu werden!“ „Man gab mir den Beruf, ohne mich zu frage als mein Bater geſtorben war,“ erwiderte Beeten einfach. „Ich war noch ſo jung und nicht dag gewöhnt, ſelbſtändig zu handeln.“ N „Und hatte denn Niemand Mitleld mi Ihe Jugend?“ 2