würden die Zölle herabgesetzt werden, die Erfahrung gemacht, daß in Nachbarländern, in Rußland und in den Niederlanden, die Preiſe anzogen. Das Ausland ſchickt ſich an, von der ungewöhnlichen Loge, in der wir uns befinden, Nutzen zu ziehen. Es läßt ſich nicht in Abrede ſtellen, daß der Welt⸗ markt, der ja unſere Kornpreiſe mitbeſtimmt, im ganzen eine ſteigende Tendenz hat, und nach dem, was ich von Sachverſtändigen erſten Ranges gehört habe, neige ich mich auch der Anſicht zu, daß die ſteigende Tendenz anhalten wird. Setzen wir nun die Zölle herunter, ſo iſt nach meiner Ueberzeugung mit Sicherheit anzunehmen, daß die Preisermäßigung Herunterſetzung der Zoͤlle gleichkommen wird. (Schluß folgt.) 0 Verſchiedenes. Ladenburg, 5. Juni. Die Eröffnung des Betriebes auf der Strecke Heldelberg⸗Edingen der Mannbeim Heidelberger Nebenbahn erfolgt nun⸗ mehr beſtimmt kommenden Sonntag, 7. Juni. Ladenburg, 4. Juni. (Zur Beachtung!) Nach dem Einwanderungs⸗Geſctze der Vereinigten Staaten von Nordamerika iſt nur ſolchen Perſonen die Landung geſtattet, welche erwerbs⸗ und arbeits⸗ fähig find. Die Landung iſt verboten allen Schwach ⸗ finnigen, Blödfinnigen, Wahnfinnigen, Krüppeln, Lahmen, Perſonen mit anſteckenden oder unbeil⸗ baren Krankheilen, ſchwangeren unverheirateten Frauensperſonen, ſowie Sträflingen und Ver⸗ brechern. — Mannbeim, 4. Juni. Der landwirt⸗ ſchaftliche Bezirks⸗Verein Mannheim hat, um viel⸗ ſeitigen Wünſchen aus den Kreiſen der Landwirte gerecht zu werden, von der Beſtimmung, daß Hengſtfohlen nicht auf die Weide verbracht werden dürfen, Abſtand genommen und einen Teil ſeiner Weide für Hengſtfoblen eingeftledigt. Es wäre nun zu wünſchen, daß von den Pferdebefitzern von dieſer entgegenkommenden Neuerung auch aus⸗ giebiger Gebrauch gemacht würde. Heidelberg, 3. Juni. Der dahier wohnende Wagenwärter Remlinger, welcher bei der Main⸗Neckar⸗ bahn angeſtellt iſt, wurde in Frankfurt von einem gräßlichen Unfall betroffen. Remlinger, ein überaus pflichttreuer, braver und fleißiger Mann war mit dem Zuſammenſtellen eines Zuges beſchäftigt, geriet mit einem Fuße unter die Räder, ſo daß der ganze Zug ihm über den Fuß ging und ihn bis auf dem deutſchen und preußiſchen Markte nicht der zum Knöchel abdrückte. Der Verunglückte iſt ber⸗ heiratet und hat 5 Kinder. — Schopfheim, 2. Juni. Geſtern ver⸗ unglückte in einer hieſigen Fabrik der berheiratete Arbeiter Ch. Keller von Wiechs, indem er bon einer Maſchine erfaßt wurde, wobei ihm der linke Arm derart ausgerſſſen wurde, daß man in das Innere der Bruſthöhle ſehen konnte; auch der Kopf wurde erheblich verletzt. Sterbend brachte man Keller in das hiefige Krankenhaus, wo er heute Nacht unter gräßlichen Schmerzen verſchied. Der Verunglückte äͤlteſte ooch nicht nicht 14 Jahre alt iſt, während ein ſiebentes erwartet wird. — Mainz. 3. Juni. Bei einem heute Nachmittag gegen 3 Uhr über unſere Stadt hin⸗ ziehenden Gewitter ſchlug der Blitz in ein im Guſtavsburger Hafen liegendes, mit Theer Petroleum und Kohlen beladens eiſernes Schiff und zündete ſo⸗ fort. Im Nu ſtand das ganze Schiff in Flammen. Das Schiff wurde, da es nicht mehr zu retten war, in den freien Rhein hinaus bugſirt und ſei⸗ nem Schickſal überlaſſen. Infolge des geſtrigen Unwetters, welches über unſere Stadt und in die Umgegend zog, iſt nicht allein vielfach die Frucht durch den Hagel niedergelegt, ſondern auch Obſt⸗ bäume und Weinberge haben gelitten. In ver⸗ ſchiedenen Gemeinden hat der Blitz gezündet. In Mombach ſchlug der Blitz in eine Maſchinenfabrik, außerdem in ein Wohnhaus, doch wurde Niemand verletzt, nur einige Perſonen betäubt. In Kaſtel ſchlug der Blitz in die katholiſche Pfarrkirche und richtete verſchiedenen Schaden an. — Heute Nach⸗ mittag um 4 Uhr ging zwiſchen der Ortſchaft Bretzenheim und Drafs ein Wolkenbruch nieder; mi ungehurer Wucht gingen die Waſſermoſſen über die Felder und ergoſſen ſich in den ſog. Wild⸗ graben, derſelbe ſtieg über, ſo daß das Waſſer bis in die Stadt drang und das Binger Thor ca. ei⸗ nen halben Meter unter Waſſer ſtand, ſo daß das⸗ ſelbe nicht paſſirbar war. Erſt bei einbrechender Dunkekheit war das Waſſer wieder ſoweit gefallen, daß die Paſſage frei war. — Zwiſchen Gonſenheim und Marieborn wurde der Bahndamm auf circa 200 Meter unterwaſchen. Es mußten erſt Aus⸗ beſſerungen ſtattfinden, bevor die Züge dieſe Stelle poſſtren konnten. In der Gegend von Wakernheim, Heidesheim und Nieder⸗Ingelheim tobte gegen halb 4 Uhr ein Unwetter das lebhaft an die Kataſtrophe vom 2. April. des Jahres 1876 erinnerte. Die hinterläßt eine Frau und 6 Kinder, von denen das Folgen des heutigen Wolkenbruchs waren deze nicht ſo ſchlimm, weil die Waſſermaſſen in den da⸗ mals entſtandenen noch heute vorhandenen Flu. gräben abfließen konnten. Immerhin iſt der Scha. den an Weinbergen und Feldern ſehr bedeutend Aüngs der Bahn von Heſdeshem dis Ingelhen ſtand das Schlammwaſſer ſtellweiſe meterhoch, der Bahndamm ſelbſt blieb aber l. „Fr. 3.“ unber⸗ ſehrt. Derartige elementare Ereigniſſe wirken in dieſem Jahre um ſo ungünſtiger, weil die Ernte ohnedies in der ganzen Provinz dürftig ausfällt. — Köln, 3. Juni. Heute Nachmittag g Uhr ſchlug der Blitz iu das Waſch⸗ und Wiſchhauz der Dynamit⸗Fabrik in Schlebusch, Kreis Solingen, ein. Der Umfang der Exploſion iſt noch nicht über⸗ ſehbar. Drei Perſonen wurden getötet, mehrere verwundet. — Die Leitung der Gewehrfabril Spandau teilte den Arbeitern mit, wegen Arbeitmangelz würden alle nicht zehn Jahre lang Beſchäftigten entlaſſen, wodurch der Beſtand um 1000 Arbeiter verringert werde. Von den früheren 4000 ber⸗ bleiben 400 auf Halbtagsarbeit. In Belfort wurde ein Mann, welcher vor Monatsfriſt ſeine Gattin verloren, währrnd eines Unwetters plötzlich wahnfinnig. Er eilte auf den Friedhof, grub unter Donner und Blitz ſeine Frau aus und nahm ſie nach Hauſe mit. Er ge⸗ berdete ſich ganz verzweifelt, als man ihm den Leich⸗ tig nam ſpäter abnahm. l. u. — Den Schauplatz eines grauſigen Unglacs, 402 glücksfalles bildete am Sonntag der Bahnhof von n 2 Venedig. Dorthin war ein Söjähriger Greis, der 1 Mhh penſtonirte Bahnbeamte Favero, gekommen, um sch „ri von ſeinem Sohne, einem Lokomotivführer, zu der- en reg! abſchieden. Der Sohn ſtand auf der zur Abfahrt bereiten Maſchine, das Signal erwartend. Zum letzen Mal hatte der Alte ihm die Hand gereſcht, 10 ln 5. um ſich nun, das Geleiſe überſchreitend, zu entfernen, rf Im nächſten Augenblicke ſetzt ſich die Maſchine in L h Bewegung und erfaßt den Greis, der erſt wenige Schritte gethan. Ueber ihn hinweg geht der ganze Zug und vollſtändig verſtümmelt fand man den Leichnam des Alten. Der Zug aber war weiter gefahren und der Sohn, der ihn führte, hatte keine Ahnung, daß er diesmal ſeinen Zug über den Körper des Vaters geleitet hatte, den ſeine Lokomolſde zermalmt. Worten, nach Faſſung. Sie würde ihm nach der Heimat folgen, die ſie ſoeben verlafſen, nach der⸗ ſelben Heimat, nach welcher ſie nie zurückkehren wollte. Das alte Elend ſollte dort von Neuem beginnen, nur herber noch als vorher. Noch kälter, noch teilnahmloſer würden ſie neben einander leben. Der Zug brauſte heran. Ulrikas ganze Geſtalt bebt in heftiger Erregung. Wie im wüten Fie⸗ bertraum ſah ſie einige Augenblicke ſpäter ihren Gatten draußen auf dem Perron von mehreren Herren umringt. Sein Antlitz war von der Sonne gebräunt, Haar und Bart etwas verwildett, doch ſeine ganze Haltung war elaſtiſcher und ſein Ge⸗ ſichtsausdruck um Vieles heiterer und friſcher geworden. Verzehrend ruhten Ulrikas Blicke auf ihm, ach, und in dieſem Moment wurde ihr ganzes Sein nur von dem einen mächtigen Empfinden erfaßt, daß ſie ihn liebte, liebte, und ſollte⸗ ſie auch an dieſer Liebe zu Grunde gehen. Sie öffnete das Fenſter des Warteſalons, ſie breitete die Arme aus und zitternd drängt ſich ſein Nume über ihre Lippen. Aber dieſer Laut erreichte ſein Ohr nicht mehr, er war ſchon vorüber, berflogen wie ein flüchtiges Traumbild. Auch auf dem Bahnhof wurde es ſtiller, Ul⸗ rika war nur noch der einzige Paſſagier im Warte⸗ ſalon, ſie war ſo in ihre trüben Gedanken ver⸗ ſunken, daß ſie kaum bemerkte, wie eine Stunde nach der andern verrann. Der aufwartende Kellner warf ab und zu einen ſcheuen mißtrauiſchrn Blick auf ſie, endlich, da ſie ſich nicht von der Stelle rührte, auch keine Erfriſchung beſtellte, trat er zu „Ulrika blickte beſtürzt auf. Mit dem nüchſten,“ erwiederte fie dann mechaniſch. „Dann werden Sie ein Billet löſen müſſen,“ ſagte der Kellner, ſie immer noch mit mißtrauiſchen Blicken fixirend. Sie erhob ſich und ging nach dem Billet⸗ ſchalter, um ein Billet zum nächſten Zug zu löſen. Nach Stettin? fragte der Billeteur, ſie bejahte es, war es doch gleich, wo ſie das totmüde Haupt heute hinbettete. Und dann fuhr ſie davon, in die dunkle Nacht hinaus, verzweifelt und hoffnungs⸗ los. — Wandrau war die Nacht in Berlin geblieben und kehrte erſt am andern Morgen nach ſeiner Heimat zurück. Erſtaunt hatte er von den Dienſt⸗ mädchen die Nachricht vernommen, daß die Frau Proftſſor nicht zu Hauſe, und am geſtrigen Tage berreiſt ſei. Dann war Wandrau auf ſein Zim⸗ mer gegangen und nun ſaß er dort mit finſter blickenden Augen und einer heißen Zornesröte auf dem erregten Antlitz. In den Händen hielt er das zerknittette Blatt Papier, welches Ulrika, ehe ſie gegangen, auf ſeinen Schreibtiſch gelegt hatte. Mit einem müden Lächeln las er die Verſe, die er eiaſt voll Jugendſchwärmerei auf dieſes Blatt geſchrieben hatte. Darunter ſtanden von Ulrikas Hand einige flüchtige Worte, die ihm ſagten, daß ſie gegangen ſei, um nie wieder zu ihm zurückzukehren. Es zuckte ſeltſam um ſeine Lippen. J, Sie iſt ge⸗ gangen,“ murmelte er, nur fürchte ich ſie wird ſchwerer an der Trennung tragen wie ich!“ Seine vornehme Natur war auf's tiefſte ver⸗ ihr heran und fragte: „Mit welchem Zug ſtie weiter zu reiſen gedenke.“ 1 i 7 zu durchwühlen, um Dinge, die längſt der Vir⸗ gangenheit angehörten, wieder ans Tageslicht zu ziehen, wie dieſes vergilbte Batt Papfer, welches ihr verraten hatte, daß auch durch feine Seele einſt der Traum erſter Liebe gezogen, und ein liebliches Glück ihm gelächelt hatte. Er kannte Ulrika genau genug, um zu begreifen, daß dieſe Verſe ſie zur wilden Eiferſucht getrieben und den Entſchluß hatte reifen laſſen, ihn zu verlaſſen, Kein einziger Gedanke des Mitleids kam ihm, des Mit. leids mit der Frau, die ihn doch leldentchafllich geliebt, und doch wohl einen ſchweren Kampf ge⸗ kämpft, ehe ſie gegangen und ſich damit von ihm losgeſagt. Sie hatte alles Anrecht an ſeine Teilnahme verloren, dadurch, daß ſie mit rückfichtsloſer Hand an das Vergangene gerührt, was er wie ein Heillg⸗ tum gehütet. Lange Jahre hatte der Band bon Heine mit den trockenen Erikablüten und dem Blatte, worauf ſeine Verſe ſtanden, in einem Fache ſeines Schrelbtiſches geruht — eben ſo wie dee Erinnerungen an jene Zeit am Oſſſeeſtrande fief in ſeinem Herzen geruht hatten. Nun hatte Uleſka durch ihr kleinliches Handeln die Erinnerung daran heraufbeſchworen! — Wandrau horte wieder den Buchenwald an der Oſtſee rauſchen, er ſah die ſtürmende See, und ein blaſſes füßes Mädchenant⸗ litz mit dunklen Augen, in denen das Trennungs weh zitterte. Und all die farbenprächtigen Reiſe⸗ eindrücke aus dem Orieut verſchwanden vor dieſem einem Bilde, das Jugend und Liebe init ſeſnem Schimmer umwob. letzt von der niedrigen Handlungsweise Ulrikas, die ſich nicht geſcheut hatte, in ſeinem Zimmer Alles