. Angt fiele fes, daß die Tiere, zwel Küße und eln Rind, vergiftet waren. Anfangs konnte man ſich nicht denken, wie die kranken Tiere zum Genuſſe des Giftes gekommen ſein ſollten; endlich fand der Arzt, daß das Futter ſolches bei ſich haben mußte. Der Viebbefitzer kaufte Heu, das auf abgängigen Telegrophenſtangen gelegen hakte. Die Stangen wurden nämlich in einer Scheune als Querhölzer benützt. Bekanntlich werden die Telegrophenſtangen mit einer Flüſſigkeit vor ihrer Verwendung getränkt, um die Hölzer widerſtandsfähiger gegen die Witterung zu machen. Dieſer Anſtrich hat ſich bei dieſen alten Stangen wäbrend des Aufſitzens des Futters dieſem mitgeteilt. Das Vieh hatte nur ein einziges Mal von dem Futter gefreſſen. — Karlsruhe, 27. Mai. Die „Karls⸗ ruher Zeitung“ gibt die Emmendinger Rede unſeres Großherzogs nach dem bereits gemeldeten Wortlaut mit einigen kleinen Abänderungen wieder. Die be⸗ merkenswerleſte Stelle lautet hiernach: „Nun, meine Freunde, vor ſolchen Gefahren iſt man nie ſtcher, Verführer hat es zu jeder Zeit gegeben und gibt es heute noch. Zuerſt wird gerüttelt an der Au⸗ torität, dann ſagt man: Es geht nicht mehr ſo, es muß anders werden,“ und das find Utopien, das heißt verrückte Dinge! Vor dieſen Dingen muß man ſich hüten! Alſo mahne ich Sie, trachten Sie dar⸗ nach, daß dieſe Ordnung nicht geſtört werde.“ Offenburg, 26. Mai. Die hieſige Feuer⸗ wehr hat dieſer Tage eine Einrichtung von nicht zu unterſchätzendem praktiſchem Wert getroffen, die in jeder Stadt nachgeahmt zu werden verdient. Sämmtliche Bäcker, circa 26 an der Zahl, erhielten ein Rufhorn aus Blech, etwa 40 om. lang, ähn⸗ lich wie ein Sprachrohr geformt, aus der Fabrik von Lieb in Bieberach, Württemberg, das ſie in der Backſtube aufbewahren, um ſobald ein Feuerfingnal gegeben wird, davon Gebrauch zu machen. Der Schall iſt ungemein weittragend, und da die Bäcker in der ganzen Stadt verteilt find, iſt die Verbrei⸗ tung der Brandmeldung eine ſehr raſche. Der Preis eines Hornes beträgt 3 Mk. 50 Pf., ſomit ſtehen die Anſchaffungskoſten nicht im Verhältnis zu dem großen Vorteil. — Konſtanz, 27. Mai. Der Wagenrevi⸗ dent Kühnle, ein ſehr tüchtiger und ſolider Beamter, ließ ſich geſtern Morgen durch den Gondolier Zahn in den See hinaus fahren und ſprang plötzlich bom Boot aus in das Waſſer. Dem Bookführer gelang s unter großen Anſtrengungen, den Selbſtmörder dus dem Waſſer zu ziehen. Vlötzlich verſetzte Kühnle ſeinem Retter einen Schlag ins Genick und ſprang wiederum in den See. Das Boot ſchlug um und dem Gondolier gelang es, den Kühnle mit der einen Hand feſthaltend, fich am Nachen zu heben, bis auf ſeinen Ruf Hilfe herbei kam. Der am See woh⸗ nende Staatsa walt Uibel fuhr mit einem Boot herbei und nahm den Zahn auf; Kühnle war indeß in einem Anſalle von Geiſtesgeſtörtheit verübt haben, da er in durchaus geordneten Verhältniſſen lebte. — Mainz, 26. Maj. Geſtern Morgen wurde in einem Hauſe der Hinteren Bleiche ein dort wohnender Reiſender in ſeinem Zimmer blut⸗ überſtrömt aufgefunden. Die Unterſuchung ergab, daß der Reiſende ſich mittelſt eines Revolvers eine Kugel durch den Mund geſchoſſen hatte und der Tod ſofort eingetreten war. Die Kleider des Man⸗ nes waren vollſtändig durchnäßt, ſo daß anzunehmen iſt, daß der Selbſtmörder zuerſt den Verſuch gemacht hatte, ſich in den Rhein zu ſtüczen. Das Motiv, aus welchem ſich der Reiſende, welcher bei einer hieſigen Eſenwaarenhandlung beſchäftigt war, das Leben genommen, iſt noch unbekannt. f — Berlin, 27. Mal. Die heutige Aus⸗ gabe der Berliner mediziniſchen Wochenſchrift erfährt von zuverläſſiger Seite: Koch ſei ſoeben beſchäftigt, den im Tuberkulin enthaltenen wirkſamen Stoff zu iſoliren, ſo daß ſeine Beſchaffenheit wie bei anderen Arzneiſtoffen chemiſch feſtſtellbar werde. Nach Ei⸗ reichung des in den nächſten Monaten zu erwarten⸗ den brauchbaren Ergebniſſes werde Koch eine um⸗ faſſende Veroffentlichung desſelben bewirken. — Dünkirchen, 27. Mai. Durch eine Erdölexplofton geriet die Fabrik Condekerque in Brand. Sieben benachbarte Häuſer ſtanden in Fammen. Zehn Perſonen find im Feuer verſchwunden und zahlreiche verwundet. Es herrſcht ein allgemeiner Schrecken, da man die Exploſion von 8 andern Reſervoirs befürchtet. Man beſorgt, daß ſich bren⸗ nendes Erdöl in den benachbaren Kanal ergießt und die übrigen nahen Magazine, wo mehrere 100 Barels Naphta lagern, in Flammen ſtetze. — Rom, 26. Maj. Heute wurde auf der Strecke Rom⸗Frascati zum erſten Male der Verſuch mit Kohle zu heizen. Das Experiment, welches in Anbetracht der ungeheueren, unbenutzten Lignitlager des Landes für Italien von großer Wichtigkeit iſt, gelang vollkommen. Dem Könige wurde hierüber ſchon eine Leich⸗. Der Selbſtmörder muß die That gemacht, die Locomotive mit deſtillirtem Lignit ſtatt telegrophiſch berichtet. Fachmünnet behulhte Italien könne nunmehr fremde Kohle bollfud entbehren. l — Warſchau, 26. Mal. In der Stadt Berezua (Gouvernement Minsk. wurden durch eine große Feuersbrunſt 300 Häuſer, 3 Synagogen und mehrere amtliche Gebäude eingeuſchert; 8 Perſonen find in den Flammen umgekommen. — Gunderk Mart Nekopnung . Fälle von betrügeciſchem Mißbrauch mit der Marke „Zacherlin“ hören leider nicht auf, ſich zu ereignen . Die Firma J. Zacherl in Wien ſieht ſich deshal genötigt, allerorts bekannt zu geben, daß ſie zur Abwehr ſolchen Unfuges eine Belohnung bon 100 Mark an Jedermann baar ausbezahlt, durch deſſen Informationen ſte in den Stand geſetzt worden iſt, die gerichtliche Verurteilung in einem mit ihre Marke ſtattgehabten Mißbrauchsfalle herbelzuführen, „Zacherlin“ dieſes anerkannt vorzüglichſte We gegen alle Inſekten — darf man ja nicht mit dem gewöhnlichen Inſektenpulver berwechſeln, denn Zacher⸗ lin iſt eine ganz eigene Speclalität, welche nigendg und niemals anders exiſtirt als in versiegelten Flaſchen mit Schutzmarke und dem Namenszug „. Zacherl“ Wer alſo Zacherlin verlangt und dann irgend ein Pulver in Papier⸗Düten oder Schachteln dafür annimmt, — — iſt damit ficherlich gedesmal betrogen. . . Verfälschte schwarze Seide. Man verbrenne ein Müſterchen des Stoffeg von dem man kaufen will, und die etwaige Ve⸗ fälſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein gefärble Seide kräuſelt fo fort zuſammen, verlöſcht bald und hinterläßt wenig Aſche von ganz hellbräunlicher Farbe. Verfälſchte Seide (die leicht ſpeckig wird bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmen die „Schlußfäden“ weiter (wenn ſehr mit Fardffoff erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Aſche die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht kekuſel⸗ ſondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der achten Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfälſchten nicht. Das Seidenfabrik⸗Depot von G. Henneberg K. u. K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Muße von ſeinen ächten Sidenſtoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto⸗ und zollfrei in's Haus. Doppeltes Brieſporto nach der Schwei z. I eine Hand. „Daß mich mit Dir reiſen, Max, laß mich Dich begleiten!“ „Welche Idee, Ulrika! Wie willſt Du bei Deiner ſchwöchlichen Konſtitution die Strapazen einer ſolchen Reiſe ertragen!“ „Ich würde Alles ertragen an Deiner Seite, — von Dir beſchützt, behütet, — ſagte ſie leiſe, mit einem halb ſcheuen, halb flehenden Blick zu ihm aufſchau end. Wandrau wandte ſich erſchrocken von ihr. Dieſer leiſe zärtliche Ton, aus dem Munde der ungeliebten Frau, brachte ſeine Seele in Aufruhr nd ſtellte ihn vor einen furchtbaren Zwieſpalt. Ulrika war vor Gott und den Menſchen ſeine Ehe⸗ uf ſeinen männlichen Schutz, mochte es in ſeinem nnern beſchaffen ſein, wie es wollte, das ſagte as Rechtsgefühl Wandrau, aber zugleich erkannte * auch mit erſchreckender Deutlichkeſt, daß die Reſſe in jeder Hinſicht für ihn verfehlt ſein mußte, wenn ſich ſeine Frau ihm anſchließen würde. „Nein, ich kann Dich nicht mitreiſen laſſen,“ tklärte Wandrau dann mit einem plötzlichen Ent⸗ chuſſe und ein kaltes Lächeln ſpielte um ſeine Lippen. 5 Ulrika hat keinen Blick von ihm gewandt, ſte zuckte aber zuſammen, als er ihre flehende Bitte ſo kalt abſchlug und eine Leichenbläſſe ergoß ſich über ihr Antlitz. In erſchreckender Klarheit erkannte ie plötzlich, daß Wandrau ſich fortſehnte von ihrer Seite, und daß dies wohl der Hauptbeweggrund zu der Reiſe war. „So geh denn!“ rief ſie bitter, „i a Dich nicht!“ . 5 Verwundert wandte ſich Wandrau um bei rau und hatte ein Recht auf ſeine Liebe, ein Recht die ſen, in hoͤchſter Erregung hervorgeſtoßenen Wor⸗ ten. Das bleiche verſtörte Antlitz der jungen Frau erſchien hm wie ein Unheil drohendes Meduſen⸗ haupt. Sie hatte in ihrer Erregung die Leinewand von der Staffelei geriſſen; jitzt warf ſie noch mit zitternden Händen die Farben bunt durch einander. Es war ihr als müſſe ſie alles was ſie umgab zerſtören, vernichten, wie der Mann, den ſie ſo ſehr geliebt, alle gute Regungen in ihrem Innern zu vernichten drohte. „Ulrika!“ rief Wandrau jetzt laut, „welche thörichte Aufregung!“ Er trat zu ihr heran und legte, wie um ſie zu beſchwichtigen, den Arm um ihre Taille. Sie erbebte bei diefer Berührung, eine heiße Glut ergoß ſich über ihr Antlitz. Ach, wenn nur ein einziger Strahl von Liebe in ſeinem Blick geweſen wäre. Auf den Knieen würde ſie dem Himmel dafür gedankt haben; doch Wandrau ſchaute kalt und teil⸗ nahmslos wie vorhin wieder auf ſie herab. „Deine Aufregung macht mich ganz nerbös,“ ſagte er dann finſter. „So laß uns doch die Sache ruhig be⸗ ſprechen! Die Reiſe dauert höchſtens zwei bis drei Monate, und ich werde Dir ſo oft ich kann ſchreiben.“ „Ich bin ganz damit einverſtanden,“ Ulrika mit bebender Stimme, ich habe ja ſchon geſagt: „Geh! ich halte Dich nicht! Wenn Du mich liebteſt, würdeſt Du natürlich bleiben, aber da das nicht der Fall iſt, und unſer ganzes eheliches Leben ein verfehltes zu ſein ſcheint, ſo ſollſt Du wenigſtens Deinen Neigungen folgen. Einem Manne ſtehn ja ſo viele Wege zum Glücke offen, während das Weib nur einen Weg kennt, der zum Glück führt. Hat ſie dann den Pfad verloren, ſagte dann gerät ſie ganz gewiß auf Irrwege. Dee Welt des Weibes —“ „Iſt die Liebe,“ unterbrach Wandrau kahl mit den letzten Worten lächelnd ſeine Frau, „wäh⸗ rend ſie bei dem Manne eben nur Epſſode ſſt. S9 ähnlich ſchreibt jawohl die Schriftſtellerin, deten Lektüre Du ſo ſehr liebſt.“ Ulrika ſchwieg gekränkt, ſie hatte den Ke geſtützt und ſchaute hinunter in den Garten. Der goldene Sonnenſchein, der blaue Himmel des Frühlingstags that ihren Augen weh. Hätte det Himmel ſich verfinſtert, und ein jäher Sturm alle die erſten Blüten und Knospen geknickt, es halte ihrem Seelenzuſtand mehr behagt. Mühſam rang ſte nach Faſſung. Mit böſem Blicke ſtreifte fe das ernſte ruhige Männerantlitz neben ſich. Wilde Gedanken jagten durch ihr erregtes Hirn. Hoh, wenn auch ihm ſeines Herzens Ruhe geraubt, dieges Antlitz von Leidenſchaft durchwühlt würde! Ez gab ja ſchöne, bethörende Weiber genug auf de Welt. Und dann gefeſſelt ſein, an eine Ungelibt, die Ketten nicht zerreißen können. Wäre das nicht Rache, Genugthung für all die Schmach und 97 mütigung, die ihr durch ihn zu Teil geworden! Er wollte ja fort von ihr und verschmähte lhre Liebe mit einer ſolchen zweifelloſen Deutlichkeit, daß die tief gedemütigte und gekränkte Ulrika vollfndig an der Wiedererreichung ihres Eheglücks verzweifelte. Aber ste liebte ihn vielleicht dennoch und alle die böſen Gedanken waren nur die Folgen der iht wid hrenen Kränkung. 5 * — 0 n, l ni i l Aan; lunes: n b 50 1 00 1, 85 et I Sobt eme 90 0 n gez