Vaterland. Bewahren Sie ſich Ihre Liebe und Treue zu dieſem Vaterland, denn Viele unter Ihnen, auch von denen, die man Landſturm nennt, find vielleicht noch berufen, mitzugehen. So Gott will, wird uns das erspart bleiben; wenn das aber nicht anders ſein konn, dann müſſen wir unſere ganze Kraft einſetzen, mit der ganzen Hingebung uns dem Vaterlande weihen, wenn es die Not verlangt. So ſcheide ich denn von Ihnen, meine Freunde, mit der Zuverficht, daß wir uns ver⸗ ſtehen, daß die Worte, die ich heute an Sie richtete, verſtanden und gewürdigt werden. Ich habe das Gefühl, einig mit Ihnen zu ſein. Rufen Sie mit mir ein dreifaches Hoch auf unſere geliebte badiſche Heimat, ſie lebe Hoch! Hoch! Hoch! Verſchiedenes. II Ladenburg, 26. Mai. weihe des Kriegerbundes hier findet bekanntlich am 31. d. Mts. ſtatt und haben über 40 Vereine ihre Teilnahme an dieſer Feier zugeſagt. Der Verein begeht das Feſt in folgender Weiſe: Am Vorabend Zapfenftreich und Böͤllerſchüſſe und am Morgen des Feſttages früh Tagreveille und Böllerſchüſſe. Vor⸗ mittags von halb 10 Uhr an findet der Empfang der Vereine ſtatt. Um halb 2 Uhr ſammeln ſich die Feſtdamen und die Gemeindevertretung im Rat⸗ hausſaal, woſelbſt um 2 Uhr die Abholung der⸗ ſelben durch den feſtgebenden Verein ſtattfindet. Von 2 bis halb 3 Uhr wird der Feſtzug aufgeſtellt, worauf ſich derſelbe durch die Straßen der Stadt nach dem Feſtplatze (Lokalitäten und Garten „zum Schiff“) bewegt. Nach vollſtändigem Einmarſch bringt der „Geſangverein“ das Lied „Begrüßungs⸗ chor“ mit Orcheſterbegleitung zum Vortrag und Herr Bürgermeiſter Huben wird alsdann die Vereine und Feſtgäſte begrüßen. Herr Direktor Schmezer aus Mannheim hält die Feſtrede und erfolgt hierauf die Uebergobe der Fahne. Der Geſangverein „Sänger⸗ Einheit“ bringt nach derſelben das Lied „Steh feſt du deutſcher Eichenwald“ zum Vortrag, woran ſich das Feſtbankett anſchließt. Um 8 Uhr Abends iſt Feſtball in den Gaſthäuſern „zum Schiff“ und „Ochſen“. * Ladenburg, 26. Mai. Am 4. Juni lfd. Js. wird in Mannheim im großen Saal des Saalbau Abends 6 Uhr das Lutherfeſtſpiel von Dr. Devrient erſtmals gegeben werden Es find im Ganzen etwa 6 Vorſtellungen in Ausſicht ge⸗ nommen, die drei erſten auf den 4., 6. und 7. Juni. Die Fahnen⸗ Die lehte, auf Sonntag fallend, beginnt um halb 5 Uhr um den auswärtigen Beſuchern eine zeitige Rückceiſe zu ermöglichen. Die Preiſe find: Sperrſitz im Varquet 3 Mark, Sperrſitz auf der Gallerie 1 Mark. Sitzplätze im Parqutt 2 Mark, Sitzplätze auf der Gallerie 50 Pfg. Die Hauptrollen des Luther und der Katharina von Born werden von Dr. Debrient und Frl. Kuhlmann gegeben, die be⸗ kanntermaßen Vorzügliches leiſten. Alle anderen Rollen (circa 120) find in den Händen gut ge⸗ ſchulter Dilettanten. In Bremen war der Erfolg ein ſo durchſchlogender, daß eine Reihe weiterer Vor⸗ ſtellungen angeſchloſſen werden wußte. Nach dem Urteil Sachverſtändiger. die in Bremen geweſen, iſt hier noch Beſſeres zu erwarten. i — Für die Karlsruher Armen haben die Fürſtinnen zu Oppe und zu Hohenlohe Langenburg aus Anlaß des Todes ihrer Schweſter, der Prin⸗ zeſſin Eliſabeth von Baden, den Betrag von 1000 Mark geſtiftet. i — In Karlsruhe wurde geſtern Nachmittag beim Abbruch eines alten Train⸗Gebäudes der Tag⸗ löhner Stefan Herrmann von Hügelsheim verſchütt't und iſt den dabei erlittenen Verletzungen im Sp tal erlegen. f — Pirmaſens, 22. Mai. Geſtern wurde abermals ein Konkurs, der zweiunddreißigſte ſeit Okto⸗ ber vor. Irs, und zwar über das Vermögen des Lederhändlers und Abſatzfabrikanten Julius Schohl I. eröffnet. Das Falliment dieſer Firma iſt auf größere Verluſte zurückzuführen, die dieſelbe an den ſeitherigen Konkurſen erlitten hat; nahezu 100,000 M. ſoll Schohl bei denſelben verloren haben. — Wörishofen, 20. Mai. Am erſten Pfingſtfeiertag beging Pfarrer Kneipp unter zahl ⸗ reicher Beteiligung von Auswärtigen und Ein⸗ heimiſchen ſeinen 70. Geburtstag. Am Vorabend fand ein Fackelzug ſtatt, der trotz des ungünſtigen Wetters 5 — 600 Teilnehmer zählte. Am Sonntag war früh Reveille, dann Feſtgottesdienſt und um 11 Uhr Beglückwünſchung im Pfarrhauſe. Etwa 30 anweſende Aerzte widmeten dem Herrn Pfarrer eine Koloſſalphotographie, ein 10 jähriges Mädchen überreichte unter Herſagen eines Gedichtes einen Strauß und auch ein dreijähriges Kind beglück⸗ wünſchte den Jubelgreis. Mittags fand eine Feſt⸗ tafel ſtatt, dann ein Kongreß der anweſenden „Kneipp“⸗Aerzte, der die Gründung eines die 200 ärztlichen Anhänger des Kneipp'ſchen Syſtems um⸗ faſſenden Verbandes beschloß. Nachmittag ſich ein Konzert an. Der Gefeſerle war hon alen den ihm bewieſenen Huldigungen ſehr gerührt und dankte ſichtlich bewegt. — Der neueſte Hamburger Schnelldampfer „Fürſt Bismarck“ hat bisher die ſchnellſte Erfllingz, reiſe gemacht, indem er die Strecke von Southamplon fle 2 2 nach Newhork in 158 Stunden (6 Tage, 14 Sn, den) zurücklegte. e kun 17 — Hannover, 23. Mal. Das könig. e hannover'ſche Eiſenbahnbetriebsamt meldel: Auf em 77 1 ·˖ Bahnhofe Kirchlengern ſtieß geſtern Nachmittag 1 2 ¼ Uhr der Perſonenzug Nr. 284 mit dem de 3 Zirkus Carre befördernden Sonderzuge in Folge 3 eines vorzeitigen Einfahrſignals zuſammen, Geſhie ſind Frau Zirkusdirektor Carre und dre Beamte, . — ſchwer val, zt 10 bis 12 Reisende und ſeſct bee mehrere Reiſende und Fahrbeamte. . — Eine neue Art von Feldlazareth g zur Aufnahme des am 1. Mal gelegentlich R Arbeiterunruhen in Fourmies verwundeten Mi auf Anordnung des franzöfiſchen Kriegsminiſenz nach jener Stadt befördert worden. Dieſes ſonder bare Lazareth, das gänzlich auseinanderzunehmen — 3 —— iſt, verdient eine nähere Beſchreibung. Die „Borghe 0 Doeker“, dies der Name des forkbeweglichen e bäudes, beſteht aus einem Fußboden, zwe Mau, zwei Pfählen, einem mit einer Laterne perſchen Dach und einem kleinen Kabinet. Der Saal it — a aufgeſtellt — 5 Meter breit und 15 Meter lang, . Die Mauern beſtehen aus komprimirter Pappe, Daz 41 Parkett ſetzt ſich aus Brettern zuſammen, die zu⸗ 4 gleich dazu dienen, das ganze Gebäude mit feinen 1 8 beweglichen Teilen einzupacken. Dasſelbe wird in 2 elf numerirten Kiſten verladen, deren Tokalgewicht 5 3600 Kilo iſt. Der Saal dieſes ſonderbaren Ho⸗ 2 ſpitals mißt im Quadrat 295 Meter, und kann Eber 16 Krankenbetten und 20 Feldbetten aufnehmen, 1 88 Auf jeder Seite der Baracke befinden ſich drei Ben⸗ 2 5 tilationsleitungen. Drei Männer genügen zur Auf⸗ Er grs! ſtellung des Lazareths, das im Ganzen 6 Stunden in Anſpruch nimmt. * — Hamburg, 25. Mal. Im Newport Dock fand im Petroleum⸗Tankdampfer „Tancardilhe“ eine Explofinn ſtatt, wobei fünf Perſonen getblet wurden. — London, 25. Mai. Durch die Exploffor einer Paraffinlampe in Kenfington und die dadurt entſtandene Feuersbrunſt erlitten Lord Romſlih geb zwei weiblichen Dienſtboten den Erſtickungstod. Jugendliebe deſſelben erwähnt? Wenn ſie es war, an welche Wandrau noch dachte, wie war ein Wiederfinden möglich. Gingen ihre Wege nicht weit, weit auseinander, und die zarten Fäden, die ſich einſt om Oſtſeeſtrande um die jungen Herzen geſchlungen, waren ſie nicht längſt zerriſſen und verweht? — — — Zwei Jahre waren verfloſſen. Ein ſonniger Frühlingstag glänzte über der Univerſitä ſtadt H. und lodte die Menſchen hinaus in's Freie. Draußen am Fluß promenirten zwei Herrn, deren Aeußeres den Gelehrtenſtand kündete, und einzelne Studenten die ihnen begegneten, grüßten ehrfurchtsvoll. „Einen ſeltenen Zauber behalten ſolche erſten Frühlingstage ſtets für uns,“ ſagte jetzt der eine von ihnen, und blickte wie ſehnend den blauen Strom entlang. Es war Wandrau's Stimme, die vor Jahren am Oftſerſtrande erklang. Der Ton von einem dunklen Vollbart umrahmten Antlitz des Gelehrten iſt es faſt ſchwer, das ſchwärmeriſche Jünglingsantlitz, Max Wandrau's wieder zu finden. Weniger verändert faſt hat ſich Erhard, der andere r beiden Herrn, das ſind noch die energiſchen Züge, nur liegt ein ſonniger Ausdruck des Glücks darüber gebreitet. Wer überhaupt glücklich iſt wie Du, dem mag an ſolchen Tagen ſein Glück noch heller leuchten,“ ſagte Wandrau traurig, bei mir erwecken ſie höch⸗ ſteus Sehnſucht nach einem Glück, dos ja auch mir einſt zu lächeln ſchien. O hätte ich es damals ſchehn, ich! ich allein!“ rief Erhard. „Ich war ein ſo entſetzlich nüchterner poeſieloſer Menſch da⸗ mals, ſo ganz verſtändnißlos für derartige zarte Gefühle. Erſt als ich Mathilde kennen lernte, ging ein anderes Leben in mir auf. Die kleine Schatzgräberin verſtand es die Schätze zu heben, die da tief im Innern ruhten. Du haſt mir unendlich viel zu verzeihen Mox. Ich meinte es ja damals ehrlich mit Dir und wollte Dein Beſtes. Vieles baſt Du ja auch erreicht, wonach andere vielleicht Zeit ihres Lebens vergeblich ſtieben. Aber das ſtille verſchwiegene Glück iſt Dir darüber verloren gegangen.“ „Ja, das iſt es,“ ſagte Wandrau mit einem Seufzer. „Es iſt ein Elend, ſein Leben hinzu⸗ ſchleppen an der Seite eines ungeliebten Weſbes!“ Und die heiße, hingebende Liebe Ulrikas ach⸗ teſt Du für gar nicht's?“ fragte Erhord vorwurſs⸗ voll. „Eine Liebe, die man nicht erwidern kann, iſt wertlos! Du gl i derſelben iſt feſter und klarer geworden, und in dem, e e e Leben an Ulrikas Seite iſt, es fehlt ihr eben die Grazie, die Anmut, jenes undefinir bare Etwas, was uns bei einzelnen Frauenerſcheinungen ſo un⸗ wiederſtehlich anzieht. Auch jenen Zauber hatte eine andere im vollen Maße, Gertrud Braun! Die paar Wochen damals am Oſtſeeſtrande ſind das einzige Stückchen Poeſte, was das Schickſal in mein Leben geflochten! Ich habe Dir wohl nie davon erzählt, doß ich einige Wochen, nachdem ich mein Examen abſolvirt, die kleine Stadt, Gertruds Hei⸗ mat aufgeſucht. Es war ein ödes, winkliges Neſt mit hohen Giebelhäuſern und neugierigen Geſichtern hinter den Fenſt ern. Als ich mich nach dem Rat feſtzuhalten verſtanden!“ „Und wer iſt ſchuld daran, daß es nicht ge⸗ Braun erkundigte, wurde mir geſagt, daß er ſchon im Herbſt geſtorben! Ich ſuchte das Haus auf, das er bewohnt hatte, es war ein altes, düſtetes Gebäude, ich ging durch die leeren, verödeten Zimme und zauberte mir das liebliche Mädchenbild in die⸗ ſen düſtern Rahmen. Niemand konnte mit ſogen, wo ſie geblieben. Ein alter Herr, ein Verwandler, ſei gleich nach dem Begräbniß mit ihr fortgefohren hieß es und das war alles, was ich erforschte, Trüben Herzens verließ ich die kleine Stadt. Der Gelehrtenberuf mit den hoͤchſten Anfo ederungen kent dann an mich heran und — nun Du haltet ze den Durſt nach Ruhm, das Verlangen auf den Hohen des Lebens zu ſtehen, genug genährt in mk. Durch Ulrikas Hand konnte ich ſo vieles erteichen, ihr Vater war einflußreich, er konnte mir manchen ſteilen Weg ebnen. Du weißt ja, wie es donn Alles gekommen. Ich habe aber doch nun eile nüchterne, kalte Verſtandsheitat g⸗gchloſfen und leide ſchwer unter deten Folgen. Ehrlich genug bebe ich mich bemüht, Ulrika Liebe entgegen zu bringen, ſie ſchien auch in der erſten Zeit unſeret Ehe glücklich und an meiner Liebe ncht zu zm fel, Jitzt mag fie klarer blicken. Doch loſſen wir zh das unerquickliche Them a ruhen. Velleicht ſehe g nach meiner Reiſe Alles mit andern Augen au, denke die Reiſe wird mich geiſtig und kö pech ez friſchen.“ 15 „Du wihſt Dich alſo wirklich an der Olieh reiſe beteiligen ?“ fragte Ehrhard. ö „Ja, 10h bin feſt entſchloſſen, mich mung ſehr dannach einmal eine andere erfriſchende Lehin folgt.) 8 .