blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Ladenburg. 2 8 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Nr. 42. Mittwoch den 27. Nai . Anſprache des Großherzogs beim Gauftriegertage in Emmendingen am 24. Mai l. J. Es iſt mir die nicht leichte Aufgabe geworden, nach den Worten des Herrn Vorredners, nach ſei⸗ ner Schilderung als Deſſen, was Sie erfüllt, was Sie bewegt, was Sie geloben, noch mehr zu Ihnen zu ſprechen. Ich ſpeeche Ihnen meinen Dank aus dafür, daß Sie es verlangten, mich in Ihrer Mitte zu wiſſen, und gerne bin ich Ihrem Rufe gefolgt, weil ich weiß, unter welch' treuen Herzen ich mich befinde. Ich bin um ſo lieber gefolgt, weil ich weiß, daß Viele uater Euch das miterlebt und mit⸗ gewirkt haben an allem Dem, was Großes geleiſtet wurde. N Meinen berbindlichſten Dank verbinde ich mit einer treugemeinten Mahnung, und dieſe Mahnung kichte ich zunächſt an Die unter Euch, die einen Krieg mitgemacht haben, nicht nur an Die, die mit dem eiſernen Kreuz geſchmückt find, ſondern auch an Jene, die mit der Medaille aus dem Kriege zurückkehrten: Sie müſſen erziehend wirken, Sie müſſen vorbildlich wirken, Sie müſſen dazu bei⸗ tragen, daß die jüngere Generation empfinden lerne, was es heißt, dem Vaterlande treu zu dienen. Suchen Sie die Empfindungen, die Sie in den ſchwerſten Zeiten geſammelt haben, auf die junge Generation zu übertragen. Sie ſollen ſchildern, Sie ſollen lehren, daß auch die junge Generation, die erſt aus dem Dienſte trat, durchdrungen werde von ſolchem Geiſte! Was heißt denn dienen? Sich unterordnen unter die Anordnungen, gemacht find, ein feſtes Gefüge aufrecht zu erhalten. Ich richte meine Mahnung aber auch an alle die : Diejenigen, die erſt nach dem Kriege eingetreten find in den Dienſt des Heeres, und freue mich über die Zuſammenfaſſung aller der Elemente, die in der Schule der Armee geweſen. Ich richte die Mahnung an Diejenigen, die ich eben näher bezeich ⸗ net habe, feſtzuhalten an Dem, was Sie in der Armee gelernt haben, an dem Eid der Treue, der zu Sieg ebenſo ſehr, als zu Erfolg im Innern führt; ſich zu hüten vor allen den Verſuchungen, die im öffentlichen Leben ſich in allerlei Geſtalt, auch in der Geſtalt des Rates, ſo leicht an das Herz herandrängen und zu üblen Folgen führen. Da heißt es aufmerkſam ſein auf der Wacht geger ſolche Verſuchungen! Wenn das nicht der Fall iſt, meine Freunde, ſo gehen wir Zeiten entgegen, die Manchen unter Euch, wie ich bemerkt noch aus ei⸗ gener Erfahrung in Erinnerung ſein werden. Dieſe wenig erfreulichen Ereigniſſe will ich nicht näher bezeichnen aber dieſe Wenigen konnen es bezeugen, was es heißt, wenn das Höchſte, der Eid nicht ge⸗ halten wird. Man ſollte glauben, daß die Regierung des hochſeligen Großherzogs Leopold, der mit Recht der Gütige genannt wurde, eine Zeit war, in der nicht viel zu wünſchen übrig war an Freiheit, an frei⸗ heitlichen Einrichtungen. Wenn man der Zeit jener Regierung einen Vorwurf machen kann, ſo war es, daß ſie vielleicht nicht kräftig genug war. Es war zu viel Liebe da, und die iſt mißbraucht worden, und dieſer Mißbrauch hat dazu geführt, daß Viele, und ich mit ihnen zu den Waffen greifen mußten, um uns unſer Leben zu erobern gegen dieſe An⸗ griffe, die auf uns eindrangen. Dieſer Treubruch wurde dann viel ſchwerer beſtraft, als die Betref⸗ einbilden konnten, daß er beſtraft fenden ſich werde. Dieſer Treubruch hat zu gar übeln Folgen und zu der Erkenntnis geführt, daß es ohne Ord⸗ nung nicht gehen könne und dieſe iſt hergeſtellt worden. Nun, meine Freunde, vor ſolchen Ge⸗ fahren iſt man nie ficher, dieſe Leute hat es zu jeder Zeit gegeben und giebt es heute noch. Zuerſt wird gerüttelt an der Autorität, dann ſagt man: „Es geht nicht mehr, es muß was gemacht werden“, und das find Utopien, das heißt verrückte Dinge! Vor dieſen Dingen muß man ſich hüten! Al ſo mahne ich Sie, trachten Sie darnach, daß die Ord⸗ nung nicht geſtört werde. Ich vertraue auf Sie Alle, daß Sie mich verſtehen und auch meiner Meinung beitreten werden. Wir hatten vor nicht langer Zeit einen ſchweren Verluſt zu beklagen, den ich gerne berühre: „Wir baben unſern Feldmarſchall verloren. Sie alle wiſſen Seine Verdienſte zu ſchützen; Viele unter Ihnen haben ihn noch geſehen, und Alle kennen nicht nur ſeinen Namen ſondern wiſſen auch ſeine Bedeutung zu ſchätzen. Er war der ſelbſt⸗ loſeſte und treueſte Diener ſeines Kaiſers, der hin⸗ gebenſte Führer ſeines Vaterlandes; ſeine Größe liegt in ſeinem Karakter, er war der größte, edelſte und zugleich der beſcheidenſte Karakter, den man finden konnte. Er hat die große Tugend richtig erprobt, die Selbſtloſigkeit und Uneigennützigkeit zu üben. Folgen wir ihm nach in dieſen Eigenſchaften, denn die Selbſtloſigkeit iſt die Grundlage der Unterordnung; es giebt keine Freiheit im Leben ohne Unterordnung und ohne die Selbſtlofigkeit, die man an ſich er⸗ probt hat. Auf dieſer Grundlage wollen Sie ſtets eingedenk ſein der Treue, die wir dem Vaterlande geschworen, die wir ihm ſchuldig find; nicht nur unſerem engeren, ſondern unſerm großen, weiten Ein Kampf um's Glück. Novelle von F. Sutan. 4. Ein ſtrahlender Blick der Frau Doktor ſtreifte dabei die Gruppe junger Damen, in deren Mitte 5 beiden Löwen des Abends, die jungen Doctoren, oßen. Tante in ihren Pflichten als Wirtin hülfreich bei⸗ zuſtehen. Später wurde ſie dann in den Kreis der Jungen mit hineingezogen, doch nahm ſie nicht viel Teil an der Unterhaltung, da dieſelbe ſich größten⸗ teils um ihr ſehr fern liegende Dinge drehte. Plötz⸗ lich aber flog ein heißes Rot über ihr Antl tz, in den großen dunklen Augen leuchtete es auf, als ſtiegen aus dem Grunde der Seele ſchöne verſunkene Erinnerungen empor. Einer der jungen Aerzte, der etſt kürzlich die Un veyſttät H. .. verlaſſen, er⸗ wühnte eines jungen Privatdocenten dort, der eine wahre Berühmtheit in der Gelehrtenwelt zu werden berſprach: Mox Wandrau! Viele der Anweſenden hatten ſchon von ihm gehört, in einer Zeitſchrift hatte ein geiſtvoller Auſſatz von ihm über orienta⸗ liſche Poeſien geſtanden. „Auch die Damen ſollen ſeht für den jungen Gelehrten ſchwärmen,“ ſagte det junge Doctor mit einem etwas jroniſchem Oacheln. „Ein Fräulein Ullrika Buſch, die einzige Gertrud war natürlich gleich bereit, der „Tochter des berühmten Geologen, ſoll eine ſchwär⸗ meriſche Leidenſchaft für ihn gefaßt haben. Wenn Wandrau ſich zu einer Verbindung mit jungen der Dame entſchloͤſſe, wäre übrigens ſeine Carriere ge⸗ gefichert.“ Nun, und wird er es nicht thun?“ fragten die jungen Damen ſehr intereſſirt; auch Gertrud ſchaute mit bang fragenden Augen zu dem Sprecher auf. „Bis jetzt ſcheint er noch ſehr unentſchloſſen,“ erwiederte der junge Mann. „Es heißt, er trüge ein anderes Mädchenbild im Herzen, irgend eine Jugendliebe.“ „Wie ſchöͤn muß es ſein, die Gattin eines ſo gelehrten Mannes zu werden,“ rief Hermine, das älteſte Fräulein Braun, der Schöngeiſt in der Fa⸗ milie des Doctors. „Meine Paſſion wäre das nun grade nicht,“ ſagte eine andere junge Dame. „Fortwährend nur von hochgelehrten Dingen ſprechen zu hören, um Gottes willen, ich würde erſticken in ſolcher gelehrten Luft. Ein Mann, der mit mir tanzt, lacht und ſcherzt, iſt mir tauſendmal lieber!“ Ein verweiſender Blick ihrer anweſenden Frau Mama, belehrte die junge Dame, daß ſie etwas ſehr Ungeſchſcktes geſagt hatte. Verlegen und be⸗ ſtürzt darüber, erkundigte ſich die junge Dame nun eiftig, ob der junge Privatdocent auch ein hübſcher Mann ſei. „Ein wahrer Antinouskopf,“ war die lächelnde Antwort.“ „Aber doch wohl nicht ſo langweilig ſchön, wie dieſer arme Knabe, der ſo jung ſterben mußte,“ forſchte ſie weiter. „Langweilig ſchön ? O, nein, gewiß nicht,“ er⸗ widerte der junge Doktor. „Es iſt ein durchaus geiſtvoller Kopf, genial, ſchwärmeriſch!“ „Und die junge Dame, Fräulein Ulrika Buſch, die Profeſſorstochter, die ihn ſo leidentſchaftlich liebt, was iſt das für eine Erſcheinung?“ frug eine andere junge Dame. „Nun, ſchön iſt ſie nicht, aher ſchlau, exent⸗ riſch, vielleicht auch intereſſant.“ Gertrud war mit athemloſer Spannung der Unterhaltung gefolgt. Es waren nun bereits zwei Jahre her, daß ſie die Bekanntſchaft Mox Wand⸗ raus gemacht hatte. Wie verſchieden hatten ſich ihre beiderſeitigen Lebenswege geſlaltet! Von Wand⸗ rau ſprach die Welt, ihm huldigte man, ihm brachte man Bewunderung und Liebe entgegen, wöhrend ſie das einfache Leben der Pflicht lebte, unbeachtet und freudlos. Als an dieſem Abend die Thüren der Anſtalt ſich hinter ihr ſchloſſen, erfaßte ſie ein dumples Schmerzgefühl. Trennten diefe Thüren ſie nicht von Allem was da Liben und Glück heißt? Ach, wenn ſie wirklich nicht virgiſſen war von Max Wandrau — der junge Doktor hatte ja einer 3