Wilhelm, Karl und Max, Fürſt von Hobenlohe⸗ Langenburg erſchienen im Trauerhauſe und begaben ſich dann nach der Stadtkirche. Der Metallſarg würde erſt in der Kirche in den verzierten eichenen Sarg eingefügt. Außer der Hofdienerſchaft wohnte Niemand der Ueberführung an, die programmäßig in aller Stille erfolgen ſollte, aber doch eine ziem⸗ liche Menſchenmenge anzog. Die eigentliche Trauer⸗ feier wurde heute Vormittag 11 Ubr in der Stadt⸗ kirche unter dem üblichen feierlichen Gepräge gehal⸗ ten. Schon vor 11 Uhr hatte ſich auf dem Markt⸗ platz ein zahlreiches Publikum eingefunden, um der Auffahrt der Trauerverſammlung anzuwohnen. Es beteiligten ſich an derſelben der Großherzog, die Großherzogin, der Erbgroßherzog, Prinz und Prin⸗ zeffin Wilhelm, Prinz Karl, Gräfin Rhena, Fürſtin zu Lippe, Fürſt Hohenlohe⸗Langenburg nebſt Ge⸗ mahlin, Erbprinz bon Hohenlohe, Prinz von Für⸗ ſtenberg, ſowie die Vertreter der bayeriſchen und württembergiſchen Regierung. Unter Glockengeläute betraten die höchſten Herrſchaften die Kirche worauf die Gemeinde den Trauergeſong anſtimmte: „Wenn ich einmal ſoll scheiden“. Nachdem der Hausgeiſt · liche der verſtorbenen Prinzeſſin, Herr Pfarrer Fin⸗ gado, die Perſonalien verleſen hatte, hielt Herr Prälat Doll die Trauerrede, das Bibelwort Buch 1 der Könige, Kop 19, 4 zu Grunde legend, welches lauket: „Es iſt genug! So nimm nun, Herr, meine Seele, ich bin nicht beſſer, als meine Väter!“ Nach Beendigung ſang der Chor das „Auferſtehn, ja auferſtehn“, unter deſſen Klängen der Sarg in die Gruft verſenkt wurde. Gegen 12 Uhr hatte die Trauerfeier ihr Ende erreicht. — Der Bürgerausſchuß von Heidelberg beſchloß faſt einſtimmig das zur Errichtung einer Leichenverbrennungsanſtalt nötige Gelände herzu⸗ geben und die Anſtalt in ſtädtiſchen Betrieb zu nehmen. — Eine intereſſante Operation wurde dieſer Tage in einer Privatklinik in Heidelberg an dem Fabrikanten Martin aus Neuſtadt o. d. H. voll ⸗ zogen. Es wurden ihm nämlich zwei Stücke einer Flüntenkugel aus dem Rücken geſchnitten, die ihn in der Schlacht von Bapaune im letzten Kriege getrof⸗ fen hatte und immer noch nicht hatte entfernt wer⸗ den konnen. der Genannte als Unteroff zier das Eiſerne Kreuz erſter Klaſſe geholt hatte. Wie ſich jetzt ergab, war die Kugel am Schulterknochen zerſplittert und jeder letzten Sonnenſtrahlen warfen verklärenden Schein über das ſchwärmeriſche Antltz Max Wandrau's. Wo war er? Wo war die ſchöne, ſchöne Zeit? Alles verſunken, verrauſcht, trübe und leer ſtaarte das Leben ſie an. „Hat Dir Gott frohe Tage geſchenkt, ſo ſei ihm dankbar dafür,“ ſagte die Oberin, „aber anerkenne es auch jetzt, wo Du heimatlos diſt, als eine hohe Gnade Gottes, daß er Dir die⸗ ſes Aſyl angewieſen, wo Du ihm dienen kannſt. Verſuche es nur Dich ganz und mit voller Aufopſ⸗ erung unſerem hohen Beruf hinzugeben: Du witſt es ſchon empfinden, welch' einen Segen das in ſich ſchließt.“ s Gertrud ſah zu der Sprecherin empor, welch“ ein Ausdruck von Frömmigkeit lag in dieſem klaren Antlitz. Die Frage drängte fich ihr auf, ob es nicht doch wohl das Höchſte ſei, was ein Menſch erreichen kann, dieſe Frömmigkeit, dieſer Glaube, dieſes gänzliche Loslöſen von der Welt. 10 „Ich will es verſuchen,“ erwiederte ſie dann eiſe. „Gott wird Dich ſegnen, mein Kind,“ ſagte die Oberin und ſtrich faſt zärtlich über den gold⸗ braunen Scheitel des jungen Mädchens. Bewegt ergriff Gertrud der Oberin weiche Hand und drückte ſie an ihre Lippen. Das junge Mädchen bat dann Geduld mit ihr zu haben, da ſie durch die Liebe, des zärtlichſten der Väter ſo verwöhnt, ſo gar nicht für einen ſolchen ernſten Beruf vorbereitet ſei. „Geduld wollen wir gewiß haben,“ tröſtete die Oberin das junge Mädchen, „iſt das doch die Tu⸗ gend, die hier am eifrigſten geübt werden muß.“ Von dem Tage an ſuchte Getrud alle rebel ⸗ chen Gedanken ihres jungen Herzens ernſtlich zu Sie bildeten bisher ſtets eine ſchmerz⸗ hafte Erinnerung an jenen Kampf, aus dem ſich 1 1 f —— — — im Laufe der zwanzig Jahre im Kbrper Die Operation war aber ohne vor⸗ Tell hatte ſeinen eigenen Weg verfolgt, naturgemäß ſehr ſchmerzbaft, wurde herige Betäubung ertragen. — Offenburg, 20. Mai. Letzten Sams ⸗ tag wurde die Familie des Herrn Fabrikanten R. Hochdanz von ſchwerem Geſchick betroffen. Wäh⸗ rend Herr Hochdanz zur Desinfektion der Räumlich⸗ keiten, wo ſich ſeine an Diphterie erkrankte Frau befand, Chlorgasdämpfe zu bereiten im Begriffe ſtand, wurde er einen Augenblick weggerufen und dieſen Moment benützte das dreijährige Söhnchen, um aus der zur Chlorbereitung nötigen Schwefel ⸗ ſcur flaſche einen Schluck zu nehmen. Soſortige ärztliche Hilfe war zur Stelle, und es wurde eine Kehlkopf⸗Operation vorgenommen, um das Kind vor dem Erſtickungstod zu retten. Heute nun iſt dasſelbe ſeinen Leiden erlegen. 5 — Frankfurt, a. M. 21. Mai. Die Schriſtſtellerin Minna Mailänder hierſelbſt hat ſich geſtern getötet, indem ſie ſich mit einem Roſirmeſſer den Hals durchſchnitt. Als Motib wird Mittellofigkeit angegeben. — Soarbrücken, 21. Mal. Ein Teil der Arbelter auf den königlichen Kohlengruben zu Hütt⸗ lingen und Sulzbach legte heute früh die Arbeit nieder. Die königliche Bergwerksdirektion erließ eine Bekanntmachung, wonach alle Vertragsbrüchigen, die bis zum 25. Mai die Arbeit nicht wieder aufnehmen, unnachfichtlich die Abkehr erhalten. — Köln, 21. Mai. Votrgeſtern Abend ſaßen vier Herren zuſammen in einer „b ſſeren“ Wirtſchaft und öffneten eine Reihe von Briefen, welche auf ein Heiratsgeſuch eingegangen waren. Einer der Herren las den Inhalt der einzelnen Briefe mit deutlicher Stimme vor, ſodaß ziemlich entfernt fizende Gäſte den Wortlaut verſtehen konnten. Niemand ſchien zu bemerken, ſender Unruhe eine junge Dame, welche in Geſell⸗ ſchaft ihres Vaters und mehrerer Freundinnen in der Nähe ſaß, den Vorgang verfolgte. Dame kurz entſchloſſen aufſtand, an den Leſet herantcat und das Schreiben aus ſeiner Hand riß. „Sie find ein Flegel,“ ſagte die Schöne mit einer ihr gut anſtehenden Erregung. Ihre Karte auf den Tiſch legend, ging fie dann wieder an ihren Platz zurück. Die vier Herren aber ergriffen ſchleu⸗ — —— —— bekämpfen. Die Oberin in ihrer ruhigen frommen Weiſe wurde ihr ein würdiges Vorbild, dem ſie nachzuſtreben ſuchte. Gleichmäßig in treuer Pflicht⸗ erfüllung ging ihr die Zeit dahin, allerdings auch ohne jene Wegzeichen der Erinnerung, zu welchen unſere Gedanken ſo gern zurückkehren. — 3 Das Haus ihres Onkels, welches Gertrud von Zeit zu Zeit noch beſuchen durfte, war der einzige Ort, wo ſie von dem bewegten Leben und Treiben draußen in der Welt hörte. Hier war es auch, wo ſie zum erſten Mal wieder Wandraus Namen nennen hörte, ach, wie eine längſt ver⸗ 9 ſchmeichelnde Melodie, berührte er ihr hr. Es war Geſellſchaftsabend bei Doktor Brauns. Die Frau Doktor hatte, als vorſorgliche Mutter dreier erwachſener Tochter, dieſe Abende eingerichtet. Jüngere Herren fanden ſich aber leider nur ſpärlich ein zu dieſen Abenden. Man merkte wohl in Herrenkreiſen zu ſehr die Abſicht der guten Frau Doctor. Natürlich trug in den Augen ſeiner Gat⸗ tin der Herr Gemahl ganz allein die Schuld, daß ihre Geſellſchaftsabende ſo wenig Anklang bei der jüngeren Herrenwelt fanden, Damen, beſonders Mütter mit ihren heiratsfähigen Töchtern, von den ⸗ ſelben Grundsätzen geleitet, wie die Frau Doktorin, ſtellten fich aber ſtets ziemlich zahlreich ein. lich bekam der gute Doktor die bitterſten Vorwürfe zu hören, daß er ſo gar nichts thäte für das Wohl ſeiner Töchter, es ſo gar nicht verſtände, die jungen Leute, auf eine feine Weiſe natürlich, ins Haus zu ziehen. In Folge deſſen wurde nun faſt jeder unge Mann, mit welchem Doktor Braun in Be⸗ wie mit ſtets wach⸗ Kaum hatte der Vorleſer einen gewiſſen neuen Brief zu leſen begon⸗ nen, als, wie die „Köln. Volksztg.“ erzählt, die — Tüäg⸗ nig ihre Garderobe und entfernten ſch, betreffende Dame war die Schreibern jenes Brieg — Altona, 20. Mai. Der Ronlursdn⸗ u Toenning iſt nach Unterſchlagung von Mart flüchtig geworden. 1925 200800 Bern, 19. Maf. In Wattwil (8 Galler) iſt ein furchtbores Verbrechen wahrſchſt in der Nacht vom 4. auf den 5. April begang worden, das erſt jetzt zu Tage tritt. Der ohh, wärter Wagner von dort iſt jene Nacht ermorde worden; dann wurde der Leichnam enkkleidet nud in zwei Hälften geſchnitten und in die Thut 9 worfen. Jitzt fanden ſpielende Knaben im g Sia den entfernten Lütisburg auf einer Sandbank g der Thur ein Stück des Leichnams; am andern Tage fand man das zweſte, erkannte Wagner un wußte nun, daß er auf die entſetlichſte Weſſe g mordet worden war, während man angenommen hatte, er ſei auf und dayon, um dauslichen Unfrieden zu entrinnen. Man fahndet eſeig ga dem Thäter. — Newyork, 19. Mal. Auf einem ien bohnzug der Strecke zwiſchen den Städten Hork und Tarihtown erfolgte heute früh eine Dynamit pploſſoh, Zwei Amerikaner und acht Italener ind gelbe, mehrere Perſonen verwundet. terung machte ſich weithin fühlbar. — New - Mork, 21. Mal. Durch ein heftigen Wirbelſturm in einem Dorfe nahe de Mexiko, Staat Miſſouri, find zahlreiche Gebhun zerſtört und, dem New⸗York Herold zufolge, I Perſonen getötet worden. Der Wirbelfurm wid auf weitere Strecken verſpürt. Die gelegraphſſch Verbindung iſt unterbrochen, daher ind genauen Mitteilungen bisher nicht zu erhalten geweſen. di Verwüftungen ſollen ſich 40 Mellen lang und Meilen breit erſtrecken. Err NVohſeidene Vaſttkleider 5 k. 16,80 pr. Stoff zur kompl. Robe und beſſere Qualiialen — verſ. porto- u. zollfrei das Fabrik⸗Debot 6. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Mußte umgehend. Doppeltes Brieſporto nach der Schweſ, — — rührung kam, aufs Hoflichſte von ih gebeten, die Abende des Freitag in ſeiner Famllie zuzu- bringen. 1 „Wir find ganz unter uns, ganz gemüülch verſicherte der gute Doktor ſtets kreuherzig, aber nur ſelten gelang ihm eine Einladung. Heult jedoch waren ſeine unverdroſſenen Bemühungen, bol glänzendem Erfolg begleitet geweſen, zwei Junge Aerzte waren ſeiner Einladung gefolgt. Die Stim⸗ mung der Damen war natürlich dadurch von aue Huld und Liebenswürdigkeit wie noch nie. Sign gegen den Herrn Gemahl dehnte ſich dieselbe auß, ſo daß dieſer ganz verlegen wurde, ob der 115 wohnten Huld und Gnade ſeitens ſeinet 1 Auch Gertrud, die etwas ſpäter eeſchien, wurd heute um Vieles freundlicher begrüßt wie ſonſt i „Du hilſſt mir wohl den Thee beſorgen 1 N liebes Kind,“ ſagte die Tante ungemeln gnöddg ihr; „die Mädchen find in ſo lebhafter Unkhellun begriffen, ich moͤchte ſie nicht gern ſtöten. N (Fortſetzung folgt.) ö ö ö * D'raufgeholfen. 1 Herr: „Die Frau v. X iſt wegen Bain gung angekagt.“ b Dame: „Ja ſein.“ Herr: Freilich, flitzen.“ U ö Dame: „Und ſein Alter da angeben 9 0 1 1 ich weiß es, das muß cal ſo auf der Anklagebank l walter und früher bedeutende Kaufmann Gl. He Die hefkige Erſchll „müſſen. 1 det Alleſten, 5 u bent f 2 nemalz f dee Unten der Genet ein fl 0 in uh a Nut Fvtgehei, bei dunn Ladenb 55 ieh u. N mir Fibrikyr dame pft 1ſt! Juen 50 Ar f. iin kittag, hat y Na bedeutend bel Bettfede U aer Unna 0 Har cht unter 10 dalle f worfügkich gu 1 N. 25 unten nr