prels blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Far die Redaktion verantwortlich; Karl Molitor, Nr. 41. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. pierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Ladenburg. 23. Mai Politiſches. fel Ait —. Ladenburg, 22. Mai. Der Kaiſer weilt 4 zur Zeit in Oſtpreußen, indem er einer abermaligen lle Jagdeinladung des Grafen von Dohna⸗Schlobitten gefolgt iſt. Auf ſeinem diesmaligen Ausfluge nach n, gits, Schlobitten beſuchte der Monarch auch die Städte Peu, Elbing und Königsberg. In erſterer Stadt, wo⸗ de, felbſt die Ankunft des Kaiſers am Dienstag früh — 8 Uhr erfolgte, befichtigte er u. A. die Schlichau'ſche Torpedo⸗ Schiffswerft, ſowie die Schlichau'ſche Loko⸗ molivfabrik. Um halb 12 Uhr vormittags traf der Kalſer in Königsberg ein, woſelbſt dem erlauchten 1 Herrn ſeitens der Bevölkerung ein ebenſo jubelnder 2 Empfang bereitet wurde, wie ſchon vorher in Elbing. In der Hauptſtadt Oſtpreußens wohnte der Kaiſer Halhelg Mittags hald 1 Uhr der feierlichen Enthüllung des itronen Denkmals des Herzogs Albrecht von Preußen bei und reiſte alsdann nach Schlobitten weiter. Der Beſuch beim Grafen Dohna⸗Schlobitten wird dem Vernehmen nach bis zum 24. d. M. währen. U. Cath, e Mala L. 4 N — Der Kaiſer erwiderte auf die Begrüßungs⸗ 3 anſprache des Elbinger Oberbürgermeſſters Elditt, eilen er habe ſich ſtets ſpeziell für die Schlichau'ſche Werft mereſſirt und ſei er darum auch nach Elbing ge⸗ kommen. Hierauf gab der hohe Redner ſeiner zu⸗ berfichtlichen Hoffnung Ausdruck, daß der Friede borausſichtlich auch für die nächſten Jahre erhalten bleiben werde. — Im Reichsamte des Innern arbeitet man hon auf die nächſte Herbſtſeſſton des Reichstages gelb. Doppel dul türke . chfühng echnen, l t und Deals aebelten zu einem Geſetzentwurfe gemacht, betr. das Berbot des Detailreiſens und des hauſtermäßigen Aufſuchens von Warenb stellungen beim Publikum. g hervorgethan haben, wurden verhaftet. Corfu, wie auf der Inſel Zante will die griechiſche Regierung eine ſtrenge Unterſuchung wegen der anti⸗ ſemitiſchen Exzeffe einleiten. hin. Es werden in gedachtem Reichsamte Vor⸗ Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. . 1891 funden. Dasſelbe war von etwa 70 Geſangvereinen, zur Hälfte ländlichen, aus allen Gegenden der Reichslande beſucht und nahm einen ſchönen, durch leinen Mißklang getrübten, Verlauf. Freiherr Schott von Schottenſtein wirkte als Bundes präfident, Muſikdirektor Hilpert als Dirigent. Das Haupt⸗ konzert wurde am Montag nachmittag abgehalten, bei welchem 2500 Sänger und 150 Muftker mit⸗ wirkten, die Ausführung war eine vorzügliche. Nach Verteilung der Preiſe ſchloß Bundespräſident Frhr. v. Schottenſtein das Feſt mit einer Rede; das von demſelben ausgebrachte Hoch auf den Kaiſer wurde von der zahlreichen Verſammlung mit Begeiſterung aufgenommen. Offenbar find die Sängerbundesfeſte gerade in Elſaß⸗Lothringen zur Pflege des deutſchen Weſens und deutſchen Geiſtes mit berufen. Der erh bende Verlauf des erſten reichsländiſchen Sänger⸗ bundesfeſtes berechtigt vollauf zu der Hoffnung, daß dieſe Feſtlichkeiten die ihnen zukommende nationale — Auf Corfu herrſcht wieder Ruhe. Alle Läden der jldiſchen Kaufleute find auf's Neue ge⸗ offnet, der Verkehr wird wieder rege. 28 Perſonen, die ſich bei den antiſemitiſchen Unruhen beſonders Sowohl auf Aufgabe erfüllen werden. Es wird zuverſichtlich die baldige Wiederſtellung der vollſtändigen Ordnung erwartet. griechiſchen Regierung für die zum Schutze der Juden ergriffenen Maßregeln danken. — Der Großfürſt⸗Thronfolger von Rußland iſt jetzt von Japan nach Wladiwoſtok weitergereiſt. Wladiwoſtok iſt der Haupthafen an der ſibiriſchen Küſtenprovinz am japaniſchen Meere; von hier aus Der Großrabbiner von Corfu ließ der wird der ruſſiſche Thronfolger die Heimreiſe nach Petersburg quer durch Sibirien antreten. Belgrad, 19. Mai. Königin Natalie iſt heute früh unter ſtarker Eskorte nach dem Bahnhof gebracht worden und nach Semlin abgereiſt. Verſchiedenes. * Schriesheim, 22. Mai. Zu dem am Sonntag, den 5. Juli d. J. dahler ſtattfindenden 9. Verbandstage der Feuerwehren des Kreiſes Mannheim find die Einladungen bereits ergangen und ſteht eine zahlreiche Beteiligung von Feuer⸗ wehren, auch von außethalb des Kreiſes, zu erwarten, indem die Straßenbahnberwaltung ſich bereit erklärt hat, Extrazüge mit Anſchluß an die Vollbahnzüge Heidelberg⸗Weinheim abzulaſſen und außerdem die ſchöne Bergſtraße immer einen Anziehungspunkt für Fremde bildet. Es find Verhandlungen mit den maßgebenden Verwaltungen im Laufe, welche eine großartige Beleuchtung der Burgruine Strahlenburg, woſelbſt ſich eine Wirtſchaft der Aktienbrauerei Edingen befindet, bezwecken ſollen. — Mannheim, 21. Mai. Der 3. Badiſche Kanoniertag, welcher dieſes Jahr bekanntlich in unſerer Stadt ſtattfindet, wird am Sonntag, den 19. Juli abgehalten; für Montag, den 20. Juli iſt noch eine Rheinfahrt nach dem Niederwald und Nationaldenkmal beabſichtigt. Die Durlacher ge⸗ dienten Kanonicre haben — wie vor zwei Jahren in Karlsruhe — eine hiſtoriſche Gruppe des Feſt⸗ zuges übernommen. f — Karlsruhe, 20. Mai. Heute Nacht 11 Uhr wurde die ſterbliche Hülle der Prinzeſſin Eli⸗ ſabeth in einem 4ſpännigen Leichenwagen nom markgräflichen Palaſte in die Stadtkirche verbracht. Der Großherzog, der Erbgroßherzog, die Prinzen — 1 — In Straßburg i. E. hat zu Pfingſten 127% das erſte elſaß⸗lothringiſche Sängerbundesfeſt ſaltge⸗ inftuul den bu Ein Kampf um's Glück. 1 . 4 1 Novelle von F. Sutan. 1 belle m 1 und 35 5 4 4 2 „Aber Natalie,“ ſagte der Doktor begütigend, vunfere Töchter, es find doch alle drei friſche, blüh⸗ — b guſl nde Mädchen, untadelhaft gewachſen.“ 10 „Und doch bleibe ich dabei, ſie würden von n- Lage!] Steud in der Geſellſchaft volſtandig verdunkelt K in A werden. Solche Elfenbeingeſichter, mit dieſem gelb⸗ dee lichen Teint, dieſen dunkeln Augen ſind am ge⸗ galt nen ſähtlichſten für Euch Männer. Ich kenne das! 0 As ich jung war, befand ſich auch ein ſolches 14.2% l apartes Weſen in unſerm Bekanntenkreis, die wurde us Allen vorgezogen. Alle Männer huldigten ihr, die ſchönſten rofigſten Blondinen wurden von dieſem 00 155 leinen dunkeläugigen Weſen verdunkelt. Gott mag bertel, W e wiſſen, worin der Zauber dieſer dunkeläugigen a duch Schönen beſteht, aber es iſt ſo, und Gertrud muß 1 2052 o bald wie moglich wieder aus unſerm Hauſe!“ 5 „Das arme Kind!“ wandte ihr Gatte ſchüch⸗ ö ein. „Ich ſage es ja, Du biſt auch ſchon ganz deinarrt in ſie!“ rief die Frau Doktorin. „Laß E Diakoniſſin werden! Ihr klagt ja ewig, daß acer Mangel an Krantenpflegerinen iſt, und ein döner, edler Beruf iſt es obendrein.“ 0 borausſetzen darf. „Ein edler wohl, aber auch ein furchtbar ſchwerer, es gehört eine Selbſtverleugnung dazu, die man bei ſolchen jungen Mädchen wie Gertrud kaum Allerdings mangelt es jetzt gerade ſehr an jungen Kräften in den Anſtalten.“ „Nun, was zögerſt Du da noch. Ich werde in den nächſten Tagen mit Gertrud über ihre Zu⸗ kunft reden und ihr unſere Pläne mitteilen. Du magſt ſie alsdann nach der Diakoniſſenanſtalt bringen!“ Der Doktor Braun wagte keinen Wieder pruch mehr, und Gertrud wurde ſchon am folgenden Tag von den Plänen ihrer energiſchen Tante in Kennt⸗ niß geſetzt. Lippen, als wollte ſie bitten, fliehen: O, Tante, bedenke meine Jugend, ſoll ich denn allen Freuden des Lebens entſagen? Bedenke, wie mein guter Vater mich verwöhnte, der Beruf als Diakoniſſin iſt ſo hart ſo ſchwer. Doch als ihr Blick dem lalten, grauen Auge der Tante begegnete, erſtarb das Wort auf ihren Lippen. Demütig ſenkte ſie das Köpfchen; jede Bitte wäre hier doch wohl ver⸗ gebens geweſen, denn die Tante hatte Gertrud er⸗ klärt daß ſie arm wie eine Kirchenmaus ſei unter Umſtänden ihr Brot unter fremden Leuten verdienen müſſe, wenn ſie die Verſorgung als Dia⸗ koniſſin nicht annehmen werde. — — Wohl zuckte es um Gertruds feine und Mit trüber Reſignation trat Gertrud einige Tage ſpäter ihren neuen Beruf an. Noch erfüllte die Trauer um den geliebten Vater ihre ganze Seele, und ein großer Schmerz hat wenigſtens die eine Wohlthat, daß er uns gleichgiltig macht gegen alles andere, was da von Außen an uns herantritt. Erſt als einige Monate bergangen waren, als das junge Herz allmählich wieder zum Leben erwachte, wurde ihr klar, daß man ſie um ihre Jugend, um alles Glück derſelben betrogen. Es war ihr, als hätte ſie ihr eigenes Selbſt austauſchen müſſen, für ein fremdes. — Man rief ſie mit einem an⸗ dern Namen, und fremd ſchaute ihr Spiegelbild wie aus der dunkeln, ſchlichten Tracht der Diaconiſſinnen an; „Es iſt ein lohnender, ſegensreicher Beruf,“ ſagte ihr die Oberin, die die erwachenden rebelliſchen Gefühle des jungen Mädchens zu ahnen ſchien. „O, ja, für die, die nicht mehr jung find, die nichts mehr vom Leben zu erhoffen haben, aber ich — Und was hoffſt Du denn noch großes vom Leben?“ Gertrud errötete, Thränen drängten ſich in ihre Augen. „Es war einſt ſo ſchön,“ murmelte fi“. Erinnerungen traten an ſie heran. Sie ſah ſich wieder am fernen Oſtſeeſtrande, die rotglühende Sonne verſank in das Meer, eine wohlklingende Män⸗ nerſtimme citirt einzelne Strophen von Heine