u Bageh f erlirfn f le min int riß Zveſte he Binn iche Ag dll Nat N Jul Aehnn 10 c kritih stulne rig J fun m dale an f derl. fubeck u 00 f 10 1, le U. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Naur die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: die I. paltige Cotpus-Zeile oder deren Raum 0 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Samstag den 16. Dai ———————— 1891 Pfingſten! Pfingſten, das liebliche Feſt, iſt wieder ge⸗ kommen und gerade zur rechten Zeit iſt auch der holde Lenz erſchienen und hat die Erde verjüngt und Fluren und Wälder bräutlich geſchmückt. Feſt⸗ freude und Früßlingsluſt, herrliche Hoffnung und frohes Vertrauen zieht daher in dieſen weihevollen Tagen in die Herzen aller für die Allmacht des Schöpfers in der Natur empfänglichen Menſchen, denn eine wunderbare, herrliche Auferſtehung iſt in der Natur vor ſich gegangen, dem eiſigen Tode des Winters iſt eine Fülle glänzenden Lebens gefolgt, welches Myriaden köſtlicher Blumen und Blüten und Millionen gefiederter Sänger verkünden. Dieſer überwältigenden Manifeſtation der Allmacht und Alte Gottes in der Natur gegenüber kann das Ge⸗ müt des mit Vernunft begabten, nach Gottes Eben⸗ bilde erſchaffenen Menſchen ſich keinen bangen Zweifeln, keinen beängſtigenden Befürchtungen hin⸗ geben, ſondern freudige Zuverſicht und hoher, un⸗ im menſchlichen vergänglicher Idealismus muß Herzen erwachen und zu den Kämpfen um die hoͤchſten und edelſten Ziele begeiſtern. Wahrlich kann ja auch die ſymboliſche Bedeutung dis Lenz⸗ feſtes und der erhabenen Pfingſtfeier doch nur in der immer und immer wiederkehrenden Wieder⸗ erweckung der Menſchheit zu neuer Begeiſterung für alles Gute und Schöne, Große und Edle erblickt werden, und dieſe ideale B⸗geiſterung thut dem lebenden Geſchlechte, welches an einigen furchtbaren, noch ganz unüberbrückbaren Gegenſätzen krankt, ſehr nol. Wir wollen damit keineswegs ſagen, daß die heutige Menſchheit und unſer Volk keine Ideale mehr beſäße, denn dies wäre eine ganz irrtümliche Behauptung, wahr iſt es aber, daß in vielen Volks⸗ Ein Kampf um's Glück. Novelle von F. Sutan. 9 1 Nachdruck verboten. Das ſtrahlende Geſtirn de abſteigen in das Meer. Am Strande des Oſtſee⸗ bades Heringsdorf promenirten die Badegäſte, um das heute beſonders ſchöne Schauspiel des Sonnen⸗ unterganges zu beobachten. Das Meer lag in majeſtätiſcher Ruhe, leiſe, murmelnd brachen ſſch die Wällen am Strande, und rofig gefärbte Wolken⸗ bilder zogen über die Meeresfläche dahin. „Und am hellblauen, ſternloſen Himm Schweben die weißen Wolken, Wie koloſſale Golterbilder f Von leuchtendem Marmor —“ eltirte ſoeben ein junger Mann die Strophen des weltmüden, meeresbegeiſterten Dichters. Er ſchaute bel dieſen Worten aber nicht empor zu den Götter⸗ biedern, ſondern in die dunklen Augen eines jungen ſchönen Mädchen, das neben ihm ſtand, und träu⸗ meriſch hinausblckte auf das Meer. »Mein Gott, Wandrau eitirſt Du ſchon wieder einmal Heine!“ rief da eine ſpoͤttiſche Stimme und zwei Herren, ein älterer und ein jüngerer, traten zu den Beiden heran. — Tages wollte hin⸗ e edeln Güter der Menſchheit mehr vorhanden find, und daß daraus ſich ein bedenklicher ſozialer Zer⸗ ſitzungsprozeß entwickelt hat. Freilich fehlt es auch in ſolchen Kreiſen nicht an ſchwärmeriſchen Zielen, dieſelben offenbaren ſich aber, bei Lichte betrachtet, krelſen keine Ideale, kein Sinn für die erhabenen, nicht als edler Idealismus, ſondern als kraſſer ö Materialismus. Sehr charakteriſtiſch iſt es auch, daß die ſoziolen Extreme Reich und Arm ſich hier, ſobald ſie den edeln Idealismus verloren haben, in zwei unvernünftigen Zielen berühren, indem die Einen Alles für ſich allein haben, und die Andern alle Güter der Welt, die ſte nicht besitzen, mit den Beſitzenden teilen mochten. Wie könnte da doch eine wachſende Erkenntnis der wahren Güter des Lebens und eine ideale Begeiſterung für die Be⸗ thätigung wahrer chriſtlichen Liebe und Duldung Wandel ſchoffen und mit einer ganzen Reihe ver⸗ hängnisvoller Irrtümer aufräu len! Volitiſches. Berlin, 14. Mai. Der Reichsanzeiger von heute Nachmittag meldet: Der großh. badiſche Gymnaſtalditektor, Mitglied des Oberſchulrats, Dr. Wendt⸗Karlsruhe iſt vom 1. Mai 1891 bis dahin 1893 zum Mitglied der Reichsſchulkommiſſion be⸗ rufen worden. i Berlin, 13. Mai. In der ganzen politiſchen Welt hat der Mordanfall, der gegen den Groß⸗ fürſten⸗Thronfolger von Rußland gelegentlich deſſen gegenwärtiger Aſtenreiſe don einem Japaneſen be⸗ gangen wurde, großes Aufſehen erregt. Der Schau⸗ platz des tragiſchen Vorfalles war die Umgegend der Stadt Kioto, der ehemaligen Hauptſtadt Japans, auf der Inſel Nippon. Der Ueberfall auf den Zarewitſch geſchah in der Oetſchaft Otſu bei Bre⸗ „Und wen anders als Heine ſoll man hier am Meeresſtrande e tiren?“ wandte ſich das junge Mädchen zu dem jüngeren der beiden Herrn. „Nennen Sie mir einen Dichter der die verſchiede⸗ nen ſo wechſelvollen Stimmungen des Meeres tiefer empfunden und herrlicher beſungen hat!“ „Allerdings, wenn dann einmal eitirt werden muß, eignet ſich wohl Heine vor Allen dazu. Mir hat allerdings dieſer Dichter in Gemeinſchaft mit dem Componiſten Schubert das Meer ſchon beinah ganz vetleidet. Fottwährend fingen, pfeifen und blaſen zu hören: „Das Meer erglänzte weit hinaus — ich geſtehe das geht über meine Kräfte. Gegen die Damen wird man auch ganz mißtrau ſch bei dem ewigen Geſang von dem unglückſeligen Weibe.“ „Ihnen begegnet keine ſolche Dichtergeſtalt, dafür ſtehe ich!“ rief das junge Mädchen lachend. „Wer ſo wenig Sinn hat für Poeſie und Muſik, wie Sie, dem bleiben ſolche Erſcheinungen ewig fern.“ „Tauſend Dank für dieſen Troſt, es wäre auch fürchterlich, wenn ich noch einmal mit Thränen vergiftet werden ſollte!“ erwiederte der Angeredete. „Aber wie ſteht es mit meinem poetiſchen ewig Heine citirenden Freunde? ſie dieſem nicht das entſetzliche Schickſal, einem un⸗ glückſeligen Weibe zu begegnen.“ Die junge Dame errötete etwas. „Man kann Hoffentlich prophezeien waſee, etwa zwölf Mellen von Kioto gelegen; der Prinz wurde hier von einem Japaneſen durch einen Schwertſtreich am Kopfe verwundet. Der Attentäter iſt ein untergeordneter Polizeidiener; was ihn zu ſeinem berbrecheriſchen Vorgehen veranlaßt hat, läßt ſich aus den bisherigen Nachrichten über das Er⸗ eignis noch nicht entnehmen; vielleicht, daß wahn⸗ wiziger Fremdenhaß den Poliziſten von Otſu die Waffe gegen den fremden Fürſtenſohn erheben ließ. Der Attentäter wollte ſogar zu einem zweiten Streiche gegen Zarewitſch ausholen, doch wurde er von dem Begleiter und Schwager desſelben, dem Prinzen Georg von Griechenland, in dieſem Moment niedergeſchlagen. Die Verwundung des Großfürſten⸗ Thronfolgers wird in amtlichen Petersburger Mit⸗ theilungen als nur leicht und keinerlei Beſorgniſſe einfloͤßend bezeichnet. Der Zarewitſch telegraphirte denn auch in beruhigendem Sinne und äußerte hierbei die Abſicht, ſeine Reiſe, die in Wladiwoſtock am Stillen Ozean enden ſoll, ohne jede Programm⸗ änderung fortzuſetzen. Es ſteht indeſſen zu ver⸗ muten, daß die Reiſe des Zarenſohnes nunmehr etwas beſchleunigt werden wird. — Korfu, die Hauptinſel der unter griechi⸗ ſchem Szepter ſtehenden Joniſchen Inſeln, iſt ſchon ſeit einigen Tagen der Schauplatz einer an die finſterſten Zeiten des Mittelalters erinnernden Juden⸗ verfolgung. Das Judenviertel der Hauptſtadt Korfu wird von fanatifirten Pobelmaſſen förmlich belagert,; die unglücklichen Bewohner des Viertels müſſen fich in ihren Häuſern verſchloſſen halten, da ſie onſt ihr Leben riskiren. Die zum Schutze der Juden ab⸗ kommandirten Militärabteilungen verhalten fich dem wüſten Treiben des Poͤbels gegenüber mehr als paſſiv, da ſie mit letzterem vielfach gemeinſchaſtliche Sache machen. Die Urſache dieſer Erregung ſcheint ja auch andern, weniger unheimlichen poetiſchen Geſtolten begegnen,“ erwiederte ſie zögernd. „Gewiß, Heine fingt ja auch von armen ver⸗ geſſenen Kindern, die er die Seele voll Gram auf der ganzen Erde geſucht hat, ich glaube Jahr⸗ hunderte lang, das iſt auch ein Schickſal.“ „Du bleibſt der alte unverbeſſerliche Spötter!“ rief Wandrau. „Und Du der Schwärmer, der in den Wolken Göttergeſtalten ſieht! Sei der Vorſehung dankbar, die mich trockenen, poeſieloſen Mepſchen an Deine Sei te führte. Das Schwärmen führt zu nichts Wer jetzt etwas im Leben erreichen will, bedarf nüchterner und eiſener Conſ quenz und darf nicht abſchweifen von dem vorgeſtreckten Ziele.“ „Und doch iſt es ein heiliges Vorrecht der Jugend zu ſchwärmen,“ nahm jetzt der ältere Heer, der Vater des jungen Mädchens, das Wort. „Wer einmal in ſeinen Jugendtagen geſchwärmt, wem ein⸗ mal die Poeſte des Lebens gelächelt, dem bleibt eine köſtliche Erinnerung davon für alle kommenden Tage. Die gutmütigen blauen Augen des alten Herrn leuchteten bei dieſen Worten förmlich auf in den Gedanken an die Tage seiner Jugend. „Ich halte überhaupt nichts von Erinnerungen erwiderte der junge Mann. „Vorwätts ſtreben, heißt meine Deviſe, die Zukunft immer klar in's