erſchiedenes. 8 51570 8. Mai. Bei der am 5. Mai in Mannheim ſtattgehabten Prämijrung von Fohlen, welche von Zuchttieren des Landw. Bezirks⸗ vereins Mannheim abſtammen, erhielt Herr Ge⸗ meinderat Adalbert Schmitt hier für ein Fohlen inen 2. Preis im Betrage von 30 Mark. — Wiesloch, 4. Mai Heute Morgen gegen halb 11 Uhr erſchoß ſich der Beſitzer des Forſthauſes Auguſt Schweickhardt auf dem Unterhof. Die Motive werden verſchieden angegeben. Neckarbiſchofsheim, 8. Mai. Hier wütet ein großes Schadenfeuer. Die gräfliche Meierei und 6 Gebäude ſtehen in Flammen. — Neckargemünd, 6. Mai. Geſtern Morgen wurde die Frau des Bäckers Peter U. von Neckarſſeinach bei der bieſigen Eiſenbahnneckarbrücke ls Leiche geländet. Dieſelbe wurde ſchon ſeit Donnerstag vermißt. Die Frau hat ihren Tod freiwillig geſucht und gefunden. — Frankenthal, 6. Maj. Am neuen vierſtöckigen Haupt⸗ und dreiſtöckigen Flügelbau der Kreis⸗Kranken und Pflege⸗Anſtalt fand am verfloſ⸗ ſenen Sonntag Vormittag 10 Uhr in Gegenwart der beiden Herren Adjunkten, der beiden Herren Feuerwehrkommandanten ſowie auch des dazu er⸗ ſchienenen Herrn Landratspräfidenten Medicinalrates Dr. Zöller eine Probe mit der von Herrn J. G. Lieb in Biberach bezogenen 18 Meter hohen Stei⸗ gerleiter ſtatt. Das Objekt iſt ein vorzügliches denn neben ſehr ſchöner Arbeit zeigt das dazu verwendete Material, ſowohl Holz, wie Eiſen⸗ und Stahlteile, größte Solidität. Zuerſt wurde die Leiter ſenkrecht ſtehend von einem Steiger bis zur 4 letzten Sproſſe, wo ſich eine Klappe zum Daraufſtehen umlegt, be⸗ ſtiegen, und nachdem derſelbe ſeinen luftigen Stand vetlaſſen und zurückgekehrt war, legte man die Leiter ſchief an das über dem 4. Stockwerck befindliche Ge⸗ fimſe an, worauf derſelbe Steiger, nachdem er die Höhe erklommen hotte, ſich von derſelben auf das Dach ſchwang. Es fand ſodann noch eine Rettungs⸗ probe ſtatt, wobei die Leiter bis zum Fenſter des 3. Stockwerckes des Flügelbaues bezw. zu einer Dach⸗ gaube (über vier Stockwerke hoch) geleitet wurde. Dieſe drei Proben ergaben die Gewißheit, daß bei einem allenfalls vorkommenden Brandung lück in hie⸗ ſiger Stadt ſelbſt zum höchſten Gebäude mit Erfolg Waſſer zugeführt, wie auch Rettungsverſuche aus⸗ geführt werden können. Von der Solidität des neuen Steigergerätes gibt es ficher Beweis, daß trotz der Belaſtung von 2 bezw. 4 Männern, die ſich on ein von der Leiterſpitze herabreichendes Feuerwehr⸗ ſeil anhängten und frei ſchwebten, ein Vorwärts⸗ neigen von höchſtens 10 Centm. bemerkt werden konnte. Dieſes Gerät, das durch die vom hohen Landrat und der ſtädt. Verwaltung bewilligten Mittel angeſchafft werden konnte, bildet den Glanzpunkt der hieſigen Feuerwehrutenfilien und dürfte die An⸗ ſchaffung ähnlicher Geräte allen, namentlich ſtädt. Wehren beſtens empfohlen werden. — Zum Schluſſe ſei noch bemerkt, daß die eingangs erwähnte Firma für die Stadt Olmütz eine Leiter von 26 Metern, alſo noch 8 Meter höher, wie die hieſige liefert. — Berlin, 6. Mai. Auf der Grubenab⸗ teilung des Serlo⸗Saarbrückener Bezirks erfolgte geſtern durch ſchlagende Wetter eine Explofton, wo⸗ bei 8 Arbeiter getödtet und 3 ſchwer verwundet wurden. Die Urſachen der Exploflon find unbe⸗ kannt. — Hamburg, 5. Mai Fürſt Bismarck traf heute Mittag 12 Uhr 50 Min. hier ein und begob ſich, begrüßt von tauſendſtimmigen Hochrufen, in Begleitung des Direktors Ballin von der Hamburg⸗ Amerikaniſchen Packetfahrt⸗Geſellſchaft an Bord des reichbeflaggten Dampfers „Ariadne,“, der ihn nach Brunshafen brachte, wo der neue Schnelldampfer „Fürſt Bismarck“, zu deſſen Beſichtigung der Fürſt eingeladen war, vor Anker lag. An die Beſichtig⸗ ung ſchloß ſich ein Dejeuner. Bismarck, der Küraſſier⸗ uniform trug, ſah ausgezeichnet aus. In ſeiner Begleitung befanden fi Graf Rantzau und deſſen Gemahlin, Gräfin Wilhelm Bismarck und Dr. Schweninger. — New⸗York, 6. Mai. Geſtern fand die erſte IJnſpektion von Eingewanderten gemäß den neuen Verordnungen auf dem Dock ſtatt, wo der von Glasgow eingetroffene Dampfer Devonia ſeine Reiſenden gelandet hatte. 802 Perſonen einſchließ⸗ von den Beamten als nicht geeignet Befundenen wurden auf den Dampfer zurückgeſchickt. Für jeden nicht in die Regiſter eingetragenen Reiſenden, wel⸗ chem der Kapitän die Landung geſtattet hatte, muß Letzterer eine Strafe von 300 Dollars zahlen. — Peſt, 30. April. Kaum find 14 Tage verfloſſen, ſeit ein unglücklicher Mann in Wien ſeine ganze Familie hinſchlachtete, und ſchon find hier ähnliche Verbrechen zu verzeichnen. Man kann ſich des Gedankens nicht erwehren, daß die letzten Fa⸗ — vom Sckickſal zu Tod gehetzte Familienbat lich der Reiſenden 2. Klaſſe wurden unterſucht. Die milienmorde „Nachahmungen“ ſind; der unglückliche, ⸗ t folgt dem Beſſpiel, daß er in den Blattern von den Schickſolsgenoſſen wahrnahm, die ſich und ihn 5 1 Juntt Familie auf ſchreckliche Weiſe dem Elend entzogen 11 n Der letzte derattige Mörder heißt Sinka, er wg 4 f Hausmeister und zugleich Poſtdiener. In einem 2 I einzigen fenſterloſen Gemach, welches das Licht bon der Glasthür erhielt, wohnte Sinka mit ſeiner jungen noch nicht 30 jährigen Frau, ſeiner Schweeger⸗ mutter und ſeinen drei Kindern; dem 10fahrigen Ko, lomann, der 7jährigen Hermine und der Aahrgen a Anna. Die Familie lebte ruhig und im Feſeden wiewohl Sinka genug Sorge halte, um mitt einem kleinen Gehalt ſeine Angehörigen zu ernühren. 1 Februar d. J. erhielt Sinka vom Hausherrn 8 1 anti, Kündigung. Am 1. Mai hätte er ausziehen men, Aeg Sinka kränkte ſich ſehr, daß er ſeinen Ha usmeſſſey ann n 9 poſten verlieren ſollte und er bemühte ſich ſehr eine ähnliche Stelle zu finden. Es gelang ihm nich Das brachte ihn derart zur Verzweiflung, daß wiederholt äußerte es wäre für ſeine Familſe beſſer nicht mehr zu leben, denn der Hunger thue mehr weh als alles andere. Geſtern ſcheint Sinkas Pes, zweiflung aufs höͤchſte geſtiegen zu ſein und in der Nacht hat er wie ſchon gemeldet, ſeine Familie gus⸗ gerottet. In einem zurückgelaſſenen Beſefe hat der unſelige Menſch angegeben, daß er ſich auch ſelbß toten wird. a Verfälschte schwarze Seide, Man verbrenne ein Müſterchen des Stoffes von dem man kaufen will, und die etwaige Ver⸗ fälſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein gefärbie Seide kräuſelt fo fort zuſammen, verlöſcht bald und hinterläßt wenig Aſche von ganz hellbräunlicher Farbe. Verfälſchte Seide (die leicht ſpeckig wird bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmen die „Schlußfäden“ weiter (wenn ſehr mit Farbfſoff erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Ach die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht kräuſelk⸗ ſondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der ächten Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfälſchten nicht, Das Seidenfabrik⸗Depot von G. Henneberg K. u. K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Muſter von ſeinen ächten Sidenſtoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto⸗ und zollfrei in's Haus. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. einnehmen und Mariens Intereſſe ſo im Auge haben würde, wie er. Auch wollte er ſeiner Schwägerin erſt Zeit laſſen, fich ganz in ihre neue Lage in ihre traurige Selbſtſtändigkeit einzuleben, ehe er ſie mit geſchäftlichen Sorgen und Auseinanderſetzungen behelligte. f Heute wollte er ihr den Abſchluß der letzen ſechs Monate vorlegen und dabei die Gelegenheit wahrnehmen, mit ihr gleich über die Zukunft zu ſprechen. „Weshalb das Alles?“ fragte jedoch Marie als ei, hr die Bücher vorlegte, „meinſt Du, ich ver⸗ ſtünde etwas davon? Wozu auch? Ich weiß ja, daß was und wie Du es thutſt da s Richtige iſt, — das genügt.“ „Ich danke Dir für Dein Ve trauen,“ entgeg⸗ nete ihr Schwager, „aber wir müfſe n auch an die Zu⸗ kunft denken. Wenn ich nicht mehr hier bin und ein anderer an meine Stelle tritt, iſt es doch wohl geraten, daß Du einen vollen Einblick in die Ver⸗ waltung Deines Befltztums haſt. Marie ſchien nur den Anfang ſeiner Antwort gehört zu haben. Sie ſchrack leicht zuſammen, und es lag eine unverkennbare Angſt in ihrer Stimme als ſie ſagte: i „Wenn Du nicht mehr hier biſt? — Arthur, Du willſt mich doch nicht verlaſſen?“ rief ſie in geſteigertem Tone, während ihre Hand ſich auf ſei⸗ nen Arm legte. „Ich ſehe wohl,“ fuhr ſie nach kurzer Pauſe tiefaufathmend fort, „Du kannſt nicht vergeſſen, kannſt mir nicht vergeben, wie wahnfinnig ich einſt handelte! O, wenn Du wüßteſt, was ich gelitten, wie ſchwer ich für meine Heftigkeit für meinen thörichten Stolz gebüßt habe, Du hätteſt um Deiner einſtigen Liebe, um unſeres armen Karl willen noch ein klein wenig Freundſchaft für dit übrig, die trotz aller Mühe, aller Willenskruft nich aus ihrem Herzen die Liebe zu reißen vermochte, die ihr hoͤchſtes Glück war, ihr aber auch die tiefſten Qualen bereitet hat.“ „Und doch konnteſt Du ſo kurze Zeit, nach⸗ dem Du mir ewige Liebe gelobt hatteſt, einem an⸗ 5 die Hand reichen?“ verſetzte Arthur ter. „Das würdeſt Du mir nicht zum Vorwurf machen, wenn Du wüßteſt, welche Wandlung damals wenige Monate in meinem Leben herbvorbrachten. Kaum vierundzwanzig Stunden nachdem wir Zwei in Zorn von einander geſchieden waren, hatte mein guter Vater einen Schlaganfall, und acht Tage ſpäter ſtand ich als eine einſame Waiſe an ſeinem Sarge. Zu dieſem Kummer geſellte ſich noch die Sorge um meine weitere Exiſtenz, da es ſich bald herausſtellte, daß mein Vater durch unglückliche Spekulationen faſt ſein ganzes Vermoͤgen verloren hatte und ich gänzlich mittellos zurückblieb. Wie dankbar war ich da meiner Phate, einer lieben treuen Seele, die nicht mit Bitten abließ, bis ich einwilligte, zu ihr zu ziehen. — Dort in ihrem Hauſe war es, wo ich Max von Dedenhofen kennen lernte — ein Mann in den Fünfzigern vor den ich allerdings nicht Liebe, doch hohe Achtung empfand, ſo daß ich ihm dankbar und vertrauensvoll die Hand reichte, als ich auch meiner Wohlthäterin für immer die Augen geſchloſſen hatte. — Unſere Ehe war nur eine kurze, aber voll Befridigung darf ich auf dieſelbe mit dem wohlthuenden Gefühl zurück⸗ blicken, daß er bis zur letzten Stunde ſein hoͤchſtes Glück in unſerer Ehe ſah. Er hatte mich gelehrt, ein zufriedenes Eheleben hochzuſchätzen, ja als das höchſte Glück auf dieſer Erde zu betrachten, ſodaß ich päter die Werbung unſeres guten Karls nich zurückwies. Ich ahnte ja damals nicht, wie naß ihr Beide einander ſtandet. Wohl hatteſt Du mit oft von Deinem Bruder Karl erzählt, mir aber nie geſagt, daß ihr nur Halbgeſchwiſter waret und ber⸗ ſchiedene Namen trugk. Hätte ich das gewußt, wilde ich wohl kaum die Kraft gehabt haben, mich ſe freiwillig in Deine Nähe zu begeben, Dich löglich zu ſehen, zu ſprechen und dabei meinem Hetzen Ruhe gebieten zu müſſen, in deſſen Tiefe die Wunde doch nur immer unvernarbt weſterblultke. Doch Gott ſei Dank ich fand Kraft genug, mich zu überwinden und meinem Gatten den Kummer be Entdeckurg zu ſparen, daß es außer ihm noch Ei. nen in der Welt gab, an dem mein Herz mit gane Wärme hing. Marie hatte leidentſchaftlich zu reden ange⸗ fangen, allmälig aber war ihre Stimme in der Et⸗ innerung an vergangene Zeiten ruhiger geworden, und faſt ſchien es, als hade ſie ganz bergeſſen, daß ſte zu einem Andern als ſich ſelbſt sprach. Die Augen mit halb wehmütigem Blick in die Fe gerichet, gab ſie gewiſfermaßen nur ihren Gedanken Ausdruck; erſt Aithur's Stimme rief ſie in de Gegenwart zurück. i „Wie, Marie, verſtehe ich recht?“ rief er in höchſter Erregung, „Du haſt mich nicht bergeſſen;? Du lönnteſt mich noch lieben? — o, wie glück! 1 mit einander ſein können! — und nun, nun iſt es zu ſpät, zu ſpaͤt!“ Er ließ den Kopf ſchwer in die Hand finken, und ſtarrte düſter vor ſich hin. 1 Aber Marie fand ſchnell ihre Faſſuug wieder HFiottſetzung folgt. i 1