Ende September an jedem Sonntage. — Mannheim, 4. Mai. Die hieſigen Sozialdemokraten begingen den 3. Mai durch ein aus Reden, Geſängen und Tanz beſtehendes Volks ⸗ feſt, welches im „Rheinpark“ ſtattfand und von mehreren Tauſenden Perſonen beſucht war. Die Hauptrede hielt Herr Reichstagsabgeordneter Auguſt Dreesbach. Das Volksfeſt nahm einen durchaus ruhigen Verlauf. — Mannheim, 2. Mai. Ein gräßlicher Unglücksfall ſetzte geſtern Nachmittag die Familie des in 2 E, 1 17 Dammſtraße im neuen Stadt⸗ teil wohnenden Schloſſers Joh. Schmitt in groß 's Leid. Eines ihrer Kinder im Alter von 2 Mona- ten wurde von der Trambahn überfahren und war ſofort tot, dem andern im Alter von 2 Jahren wurde die eine Hand abgefahren. Ueber die Urſache des traurigen Ereigniſſes wird uns mitgeteilt, daß die Mutter der Kinder der Nachbarsfrau eine Handreichung that, während ihre Kinder in einem auf dem Trottoir ſtehenden Kinderwagen ſaßen. Im Augenblick als die Trambahn borbeifuhr habe ſich der Kinderwagen in Bewegung geſetzt, ſei von dem Trambahnwagen ergriffen und umgeworfen worden, wobei beide Kinder unter den Wagen geworfen wurden. — Konſtanz, 2. Mail. Geſtern Abend ge⸗ langte die mehrtägige Verhandlung des Schwur⸗ gerichts gegen den Mörder und Brandſtifter Land⸗ wirt Albert Ebner von Steinbach, Amt Waldshut, zum Abſchuß. Derſelbe wurde für ſchuldig erklärt, am 23. Oktober 1887 zu Buch das Wohnhaus des Gemeinderat Schupp vorſätzlich in Brand ge⸗ ſetzt, ſowie in der Nacht zum 17. Juli 1888 zu Görwihl die 32 Jahre alt ledige Magdalena Denz vorſätzlich getötet zu haben. Das Urteil lautete wegen Brandſtiftung auf eine Zuchthausſtrafe von 8 Jahren und Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren, wegen Mordes zum Tode. Der Angeklagte nahm das Urteil ſcheinbar bietung der ganzen Willenskraft aufrecht zu erhalten vermochte. — Kreuznach, 2. Mai. Heute Nacht wurde in der katholiſchen Pfarrkirche ein verwegener Einbruch verübt. Sämmtliche Gold⸗ und Silber⸗ 10 Minuten früher als oben derzeichnet gefahren ſachen, auch das Geld aus den Opferflöcken wurde und zwar ebenſo wie der Sonntagszug Nr. 74 bis mit voller Ruhe entgegen, doch zeigte ſein erblaſſen⸗ des Geficht, daß er die äußere Ruhe nur mit Auf⸗ 7 geſtohlen. — Kolmar, i. E., 2. Mal. Im Dorfe Mußig zerſtörte eine vom Winde angefachte Feuers ⸗ brunſt von 155 Wohnhäusern 100 mit der Kirche und dem Gemeindehaus. — Stettin, 4. Mal. In unſerer Nach⸗ barſtadt Altdamm brach heute eine Feuers brunſt aus. Bis jetzt wurden 150 Gebäude zerſtört. Ein freiwilliger Feuerwehrmann wurde verſchüttet; er iſt tot. — Neumünſter l. H., 3. Mai. Eine Ab teilung der hiefigen Infanterie war vorgeſtern auf dem Wege nach dem Schießplatze als ſich bei bis dahin ruhigem Wetter plotzlich eine Windhoſe erhob, die den Soldaten die Scheiben entriß. Zwi⸗ ſchen die Soldaten fuhr die Windhoſe mit ſolcher Gewalt, daß der Trupp auseinandergeriſſen und ein Mann mit großer Wucht zur Erde geſchleudert wurde. . — Ein entſetzliches Geſchick hat eine Famile in Nietwerder erreilt. Nach faſt zehnjähriger Ehe wurden dem Paare zwei Knaben beſcheert, deren einer vor kurzem an der Diphteritis ſtarb. Der Zweite, im Alter von vier Jahren, der während der Krankheit ſeines Brüderchens zu Verwandten nach Neu⸗Ruppin gebracht worden war, kehrte dieſer Tage in Begleitung ſeiner Mutter nach Hauſe zu⸗ rück. Unterwegs trafen ſie den Kutſcher einer befreundeten Familie, welcher eine mit zwei Pferden beſpannte Walze fuhr. Der Mann hob den Klei⸗ nen auf eines der Pferde um ihm eine Freude zu machen; das Geſpann zog jedoch ſofort an, das Kind fiel von ſeinem Sitz, herab und geriet unter die Walze, die über den kleinen Körper hinwegging und ihn förmlich zermalmte. Der Tod des bedau⸗ ernswerten Kindes trat bald darauf ein. — Aus dem nüchternen Lande Dänemark kommt die Nachricht von einem drohenden Ausſtand, deſſen Entſtehungsurſache ſonderbar genug iſt. Die jungen Buffetdamen an den dortigen Eiſenbahn⸗ und Schiffsſtationen pflegten bisher ihr Kopfhaar a la Frou Frou mit Stirnlöckchen, zu frifiren. Die hochlöbliche Eiſenbahn und Schiffsverwaltung fand aber, daß die Pariſer Friſur allzu pikant und an⸗ lockend demnach ganz und gar „unmoraliſch“ ſei. Eines Morgens erhielten alle Buffetdamen Däne⸗ marks einen behördlichen Erlaß zugeſtellt, der ihnen das weitere Tragen der Frou⸗Frou⸗Friſur ſtreng⸗ . ſtens unterſagt. Das amtliche Schriftſtck ſ gt hinzu, für däniſche Mädchen zieme ſich die bekannt „Gretchen⸗Friſur“ in Folge ihrer Denz und Ein fachheit noch am allerbeſten. Darob große Rebo lution im Reiche der däniſchen Buffetdamen! Di Anhängerinnen der Frou⸗Frou⸗Friſur verſammelte ſich zu einem Meeting und erhoben feierlich Ver wahrung gegen den Vorwurf der Unmoralität ihre Haartracht; eine Rednerin meinte ſogar unter den jubelnden Beifall ihrer Berufsgenoſſinen, die berühmſ Friſur habe Gretchen durchaus nicht vor dem Fal bewahrt, während man mit Frou⸗Frou-Kopfputz 61 ehrſames Mädchen, ja ſogar eine alte Jung bleiben könne. Die Verſammlung beſchloß, dure eine Abordnung die genannte Verwaltungsbehörde zur Zurücknahme des Frou⸗Frou⸗feindlichen Verbot aufzufordern, widrigenfalls ſämmtliche Buffeldame Dänemarks ihren Dienſt einſtellen würden, Mailand, 2. Mai. Verbrecherſſch Hände verſuchten in voriger Nacht bei Groſſeto dur Aushebung der Schienen eine Entgleiſung des direlle Zuges Rom⸗Mailand herbeizuführen. Durch recht zeitiges Bremſen verhültete der Zugführer entſetzlichet Unglück. — New⸗York, 4. Mai. In der Stad Padukal (Kentucky) herrſchte ein gewaltiger Wirbel ſturm; mehrere hundert Häuſer find der Dächer be raubt, mehrere find gänzlich zertrümmert, die Metho diſtenkirche wurde in die Hohe gehoben und Trümmern auf die Straße geſchleudert. Die Bahn höfe und Fabriken find ſtark beſchädigt, eine Anzah Perſonen erhielt leichte Verletzungen. — St. Johns (Neufundland), 2. Ma Die ſchwediſche Bark Belga ſcheiterte während de vergangenen Nacht während eines dichten Nebels bel den Renew Islands. Von der aus 12 Perſonen beſtehenden Bemannung fanden elf in den Wellen den Tod. 3 Alultes Auch⸗ Ataroni, An And 30 Pfg. 14. lem Nohſeidene Vaſthkleider Alk. 16,80 Sake pr. Stoff zur kompl. Robe und beſſere Qualitat 1 — verſ. porto- u. zollfrei das Fabrik⸗Debot G. Henneberg (K. u. K. Hoftief,) Zürich. Mu e Marken umgehend. Doppelts Briefporto nach der Schweiz, 4 L. Stenz a un gn Dual bei den wiederholten Gondelfahrten oft der Luſtigſte Freilich ſah Niemand wenn er allein in ſeinem Zimmer war, wie der alte ſchwermütige Zug ſich um ſeine Lippen legte und wie nichts mehr von dem ſoeben gezeigten friſchen, frohen Mut zu ſehen war. Hedwig Wolzogen dagegen war ſo natürlich, ſich ſo frei und offen, daß es ein Leichtes war, in ihr ahnungsloſes Herz zu ſchauen und den zarten Keim der erwachenden Liebe zu entdecken, der ſich ſchnell entfaltete. Auch Karl entging derſelbe nicht, und mit Freuden dachte er daran, daß ſein Bruder ſich nun doch vielleicht entſchließen werde, einen eigenen trauten Herd zu gründen. Auf ſeine bisweiligen Anſpiegelungen erhielt er von Arthur eine kurze, aber doch keine direkt zurückweiſende Antwort; die Zeit, hoffte Karl, werde noch das Uebrige thun. Aber die Zeit verſtrich, Hedwig Wolzogen's Beſuch ging zu Ende, die Drei waren wieder allein und Arthur verſank in ſeinen früheren Trübfinn. Eines Tages, wenige Wochen nach Hedwig's Abreiſe, als Arthur von einer weiteren Tour heim⸗ kehrte, nahm derſelbe, als er ſich dem Hauſe näherte, eine Außergewöhnliche Unruhe war; am Thor ſtand der Wagen des Arztes aus dem näch⸗ ſten Orte. Beſorgt, es müſſe Jemand im Haufe plötzlich erkrankt ſein, eilte er ſchnell näher. 5 „Was iſt geſchehen?“ rief er haſtig einer alten Dienerin zu, die ſoeben mit der Schürze die thränen⸗ naſſen Augen wiſchend, aus dem Haufe trat. „Ach, unſer armer, guter Herr!“ ſchluchzte die ſich nicht.“ 5 Alte, „da liegt er oben, kalt und ſteif und rühtt Kaum hatte Arthur die erſten Worte vernom⸗ men, ſo ſtürmte er in das Haus, eilte die Treppe hinauf und ſtand in der nächſten Minute in Karl's Zimmer. Welcher Anblick bot ſich ihm dar! Da lag Karl, ſein einziger geliebter Bruder, auf dem Bett hingeſtreckt, mit totbleichem Geſicht, blauen Lippen und geſchloſſenen Augen; unter dem Tuch, daß um ſeinen Kopf geſchlungen war, rieſel⸗ ten langſame Blutstropfen hervor. An ſeiner Seite kniete Marie mit ſchmerzlich gerungenen Händen, nicht minder bleich, als der Ohnmüchtige ſelbſt. Ihre Wangen waren noch naß von den eben vergoſſenen Thränen, aber jetzt haf teten ihre trockenen Augen voll Spannung und Er⸗ wartung auf dem Bewußtloſen, deſſen Lippen leiſe zu zittern anfingen; ein leiſer Seufzer hob ſeine Bruſt, im nächſten Moment ſchlug er die Augen auf und blickte um ſich, aber, nur gleich darauf wieder zu ſchließen. anweſende Arzt das Beſte hoffte. Nun erſt erfuhr Arthur, was geſchehen war, Karl war ausgeritten und am Abend war ſtatt ſeiner nur ſein Brauner ſchweißtriefend in den Hof gejagt. Marie hatte — ein Unglück fürchtend — — nach allen Richtungen hin gleich Boten nach dem Fehlenden ausgeſandt aber erſt mit Hilfe des treuen Hundes, der nach einiger Zeit heulend und winſelnd heimkam, war es gelungen, den Verun⸗ glückten aufzufinden. Das Pferd hatte ihn abge⸗ worfen und aus ſeiner tiefen Wunde am Kopfe blutend lag der Arme bewußtlos am Fuße eines Baumſtammes. 5 um ſie 8 Darauf verfiel er in einen tiefen Schlaf, von dem der noch 34 ö Es folgte eine ſchwere, kummervolle Zeil f Schloß Gordeck. Die Schlimme Kopfwunde Karls heilte un 0 ſehr, ſehr langſam, und auch dann wollten ke ö Auth aller Pflege Karls Kräfte nicht wiederkehren. kuf Schließlich mußte der Arzt der jungen Fr Wa und dem Bruder ⸗ das Schwerſte bekennen: daß alle menſchliche Hilfe bei Karl zu Ende war Die Wunde am Kopfe war geheilt, aber bei de unglücklichen Sturze war auch Karls Rückrat ber letzt worden, und hierfür gab es keine Heſlun Karl ſi⸗chte dahin. So verſtrichen Wochen und Monate, die Marke und Arthur in ſtiller Ergebung fast ausſchließlich dd glg ae fe M der Pflege des Kranten widmeten. Und als dd un z 1 90% den Bäumen fiel, als der kalte raue 1 ae d Herbstwind über Land und Wieſen trieb, da haucht 93 9 auch auf Schloß Gordeck ein teueres Leben feine 4 ſttert letzten Athem aus. ena amn Es war in der Daͤmmerſtunde eines kühle kelugt. Herbſtabends, der Horizont erglühte im ferne Weſten von der niedergehenden Sonne nochin pur' purnem Rot, ein letzter Strahl fiel durch das Fer; ſter in das Krankenzimmer wo Karl bleich 15 b gezehrt von Kiſſen umgeben im Lehnſtubl zum letzen Male! Fortſetzung folgt. 55 . e * Aus der Schule. 5 Lehrer: „Karl, mit was ſpielſt Du denn 1 Karl: „Mit niſcht, Herr Lehrer! 5 Lehrer: „Bring mal das Ding her.“