Barons lebhafter. 8 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. — Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ ö Ancgemeiner Anzeiger für Kadenzurg und Famgegend. 10 Pfg., Ladenburg. Nr. 38. 4 5 e Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. N 1 Samstag den 25. April 15 1891 Volitiſches. Ladenburg, 24. April. Die nächſten Reiſe⸗ dispoſſtionen des Kaiſers haben inſofern eine Ab⸗ nderung erfahren, als der hohe Herr im Laufe dieſes Freitags in Eiſenach zu dem angekündigten Beſuche auf der Wartburg einzutreffen gedachte. Am folgenden Tage ſieht man auf der Wartburg auch dem Eintreffen der Kaiſerin entgegen, welche von Weimar kommen wird. Am Sonntag reiſt der Kalſer, wie bekannt, weiter nach Schlitz, um an den dortigen Jagden in den Forſten des Grafen Gbitz teilzurehmen. — Der Reichstag trat am Dienstag in die Beratung des politiſch wohl am wichtigſten Paragraphen der Arbeiterſchutz⸗ Vorlage ein, des 153. Derſelbe ſtellt den durch Verrufserklärungen u. ſ. w. ausgeübten Zwang auf Arbeiter oder Ar⸗ beltgeber zum Beitritt zu Lohnkoalitionen unter Strafe, ebenſo bedroht er den Verſuch, Arbeiter zur Einſtellung der Arbeit oder Arbeitgeber zur Ent⸗ laſſung von Arbeitern zu veranlaſſen, mit Strafe (Gefängnis), ſowie auch die öffentliche Aufforderung hierzu. In der Kommiſſion iſt der geſamte Para⸗ graph abgelehnt worden, dagegen lag dem Hauſe ein Antrag des Abg. Auer (ſoz.) vor, dem 8 153 der Gewerbeordnung eine neue Beſtimmung hinzu⸗ zufügen, wonach diejenigen, welche durch Drohungen u. f. w. die Arbeiter am Beitritt zu Lohnvereing⸗ ungen oder Vereinen hindern wollen, ebenſalls be⸗ ſtraft werden ſollen. Ferner will der Antrag Auer, daß auch derjenige, welcher mit Andern vereinbart, Arbeiter, die an Lohnvereinigungen teilgenommen haben, nicht in Arbeit zu nehmen, reſp. ſie zu ent⸗ laſſen, beſtraft werde. In der Debatte fand die Regierungsvorlage in Handelsminiſter v. Berlepſch, ſowie in den Abgeordneten Dr. Hartmann (konſ.) und v. Kardorff (freikonſ.) Verteidiger. Herr v. Berlepſch führte aus, 8 153 bezwicke, den ruhigen und verſtändigen Arbeiter gegen den Zwang durch Genoſſen zu ſchützen, er wolle nicht das Vereinig⸗ ungs recht, ſondern den Vereinigungs zwang treffen, daher auch nur der ungeſetzlichen Durch⸗ führung der Forderungen der Arbeſter entgegen⸗ wirken, nicht aber den erſteren ſelbſt. Dieſen Aeußerungen des Miniſters ſtimmte Abg. Dr. Hart⸗ mann vollſtändig bei, unter ſcharfen Ausfällen gegen die Sozialdemokraten, und in demſelben Sinne ließ ſich auch der Abgeordnete v. Kardorff vernehmen. Der freikonſervative Führer war ſogar dafür, Ar⸗ beitern, welche den Beſtimmungen über das Koali⸗ tionsrecht zuwiderhandeln, auf eine Reihe von Jahren das Wahlrecht zu entziehen, und meinte ſchließlich, ihm ſei ohne 8 153 in der Regierungsfaſſung das ganze Arbeiterſchutzgeſetz unannehmbar. Die andern Redner vom Tage erklärten ſich ſämtlich gegen die Regierungsvorſchläge. Den Standpunkt des Cen⸗ rums präzificte Abg. Dr. Schaedler dahin, dasſelbe könne dem 8 153 der Regierungsbvorlage nicht zu⸗ ſtimmen, weil er die Ausſchreitungen bei einem Streik nicht verhindern und in den meiſten Fällen ö nur Unſchuldige treffen würde. Dieſer Auffauſſung ſchloſſen ſich die freifinnigen Abgeordneten Dr. Gul⸗ fleiſch und Dr. Hirſch an und erklärte hierbei f erſterer, ſeine Partei würde im Falle einer Annahme des § 153 gegen das ganze Geſetz ſtimmen. Von ö den Sozialdemokraten ſprachen Liebknecht, Bebel und Singer in teilweiſe ungemein ſcharfen Wendungen gegen § 153 der Regierungsvorlage, den Abg. Bebel als ein neues ungeheuerliches Ausnahmegeſetz gegen die Arbeiter bezeichnete. Natürlich erklärten ſich die ſozialdemokratiſchen Redner für den Antrag Auer, der ſeine Spitze lediglich gegen die Arbeitgeber richtet. 1 1 — — Die Hüttenkönigin. Roman aus der Gegenwart von Walther Hogarth 14. Eliſabeths Herz klopfte bei dieſen Worten des Das war ja eine Erklärung ſo beſcheidener, ſelbſtloſer Natur, wie ſie ſolche noch nie aus dem Munde eines reichen vornehmen Herren gehört hatte. Sie waren alſo doch nicht alle Leb⸗⸗ münner und liebenswürdige Verſchwender, es war auch ein gar ernſter, eiſerner Charakter unter ihnen, der durch eine Arbeit und Selbſtverleuguung ohne Gleichen ſich der Tochter Ludwig Baumgartens für würdig etweiſen wollte. Ich kann Ihnen nur noch einmal ſagen: Verzagen Sie nicht, lieber Baron, und ſeien Sie heute nicht melancholiſch! Der liebe Gott unterſtützt alle guten Werke, dies ſagte immer mein ſeliger Vater, wenn er ein ſchwieriges Unter⸗ nehmen wagte,“ erwiderte Eliſabeth freundlich. „Sehen Sie einmal die vielen lustigen jungen Herren, da dürfen Sie, der ſtrenge pflichteifrige Mann entſchieden auch einmal fröhlich ſein, denn jung genug find Si noch dazu.“ „Sie ſollen Recht haben,“ gab der Baron ſcherzend zurück, „aber ich bin ſo ſpät zu Ihrem Feſte gekommen, da ich gänzlich verſäumt habe, einige Damen zum Tanze zu engagiren und nun —— — Die Weiterberatung von 8 153 wurde dann wegen des preußiſchen Buß⸗ und Bettages auf Donnerstag vertagt. Der angekündigte Nachtragsetat zum Reichshaushaltsetat für 1891/92 iſt dem Bundes⸗ rat jetzt zugegangen. Der Nachtragsetat weiſt eine Geſamthöhe von 4,919,171 Mk. auf, darunter als größte Poſition eine Forderung für Kamerun im Betrage von 1,425,000 Mk. — Die Streikbewegung unter den weſt⸗ fäliſchen Kohlenarbeitern macht infolge der Hetzereien ſozialdemokratiſcher Agitatoren größere Fortſchritte, als anfänglich zu erwarten ſtand. Auf mindeſtens einem Dutzend Zechen im Ruhrgebiet ſtreiken jetzt die Belegſchaften teilweiſe oder gänzlich. Es iſt bereits von einem allgemeinen Streik der weſtfäliſchen Bergarbeiter die Rede, hoffentlich werden ſich jedoch die Leiter der neuen Bewegung dieſes Vorhaben noch zweimal überlegen. Verſchiedenes. — Weinheim, 22. April. Im 16. Wahl⸗ bezirk (Ladenburg⸗Weinheim) wurde Herr Dekan Guth von Weinheim als geiſtlicher Abgeordneter zur Generalſynode einſummig und Herr Pfarrer Raupp von Handſchuchsheim als Erſatzmann mit 9 von 14 Stimmen gewählt. Schwetzingen, 25. April. Eine Deputation der Vertrauensmänner aus beinahe allen Ottſchaften des 44. badiſchen Landtags⸗Wahlkreiſes (Schwitzingen⸗Ladenburg) begab ſich am vergange⸗ nen Sonntag in die Wohnung des bisherigen Ab⸗ — — — geordneten dieſes Landtagswahlkreiſes, Herrn Mini⸗ ſterialrat Frech in Mannheim, um ihn zu erſuchen, nochmals ein Mandat in den Landtag für den Wahlkreis anzunehmen. Herr Miniſterialrat Frech drückte in bewegten Worten den Dank aus für das — — muß ich den Zuſchauer ſpielen, denn die Herren Gatte zu werden, nicht überſtürzen dürfe, und führte find heute Abend ja ohne dies in der Mehrheit und keine Dame dürfte noch einen Tanz zu ver⸗ geben haben.“ „Glauben Sie dies wirklich?“ frug Eliſabeth den Baron und reichte ihm mit ſchelmiſchen Lächeln ihr roſafarbenes Tanzkärtchen hin, welches noch ganz leer war. ö „O, meine Gnädigſte, dann bitte ich um die ſoeben beginnende Quadrille und um den nächſten Walzer,“ antwortete Baron Rotheck, zeichnete blitz⸗ ſchnell ſeinen Namen zweimal auf das Kärtchen, erbat fich Eliſabetbs Arm und ordnete ſich mit ihr unter die ſoeben Quadrille beginnenden Paare. Hier an der Seite des ſtattlichen Barons während des anmutigen Tanzes J und erfüllt!“ von größter Hochachtung für den ſeltenen Mann, war es, wo die erſten Keime einer tiefen, wahren Liebe zu Baron Rotheck in Eliſabeths Herz wie von Engels Hand geſenkt wurden, und ſie erkannte deutlich, daß das aus Dankbarkeit änd Freundſchaft entſtandene Geſüh, welches ſte für Baron Toͤppen empfunden, him ſelweit unterſchieden von der Liebe war, die in ihrem Herzen für Baron Rotheck em⸗ porwuchs. Auch Baron Rotheck empfand das Nahen ſeines ſo lang erſehnten und ſo bitter erkämpften Herzensglückes, aber er fühlte es auch heraus, daß er ſeiuen Plan, Eliſabeths vollſtändig würdiger da deshalb die Entſcheidung nicht auf dem Ballſaale herbei, ſondern hoffte auf eine günſtigere Gelegen⸗ i eit. Dieſelbe bot ſich in unglaublich raſcher und ergreifender Weiſe noch dieſe Nacht dar. Als eine Stunde ſpäter Baron Rotheck mit dem Direktor Rieſe einige Worte wechſelte, ſtürzte mit fliegender Haſt ein junger Bergmann in den Saal und meldete, daß in der Johanna⸗Grube ein ſchlagendes Wetter ſtattgefunden habe und daß das Leben von drei und ſechzig Bergleuten in ho ſter Gefahr ſchwebe. Während Direktor Rieſe noch enteetzt die furcht⸗ bare Hiobspoſt anhörte und dem Bergmann einige Aufträge gab, war Baron Rotheck bereits aus dem Saale geeilt, hatte ſich eins ſeiner Kutſchpferde eigenhändig aus dem Stalle geholt und war im Gallopp nach der Johanna⸗Grube geeilt, wo er auch während der Nacht unter der Leitung des Oberſteigers Werner gearbeitet worden war. Ratlos vor dem gefährdeten Schachte ſtehend truf dort Baron Rotheck eine Anzahl Bergleute die ihn für den Oberſteiger Leonhard hielten. Raſch 1 kleidete er ſich als Oberſteiger um, trat entſchloſſen unter die Leute und forderte ſie zu dem Rettungs⸗ werke auf. Des Oberſteigers mutige Worte wirkten und man traf raſch alle Vorkehrungen zu dem Rettungswerke. Baron Rotheck überzeugte ſich auch n