urchtbere Erregung derſezt und es mußte eine be⸗ deutende Truppenmacht zur Wiederherſtellung der Ruhe aufgeboten werden. Vielleicht iſt dies nur das ernſte Vorſpiel zu ernſteren Unruhen in Benares. Freiburg, a. d. Elbe, 19. April. Amt⸗ liches Wahlreſultot. Bei der au 15 d. M. vor⸗ genommenen Reichtags⸗Erſatzwahl im 19. Wahl- kreiſe der Provinz Hannover wurden im Ganzen 17,510 Stimmen abgegeben (Zehl der Wahlberech⸗ tigten 31.052) Von den Stimmen waren 85 un⸗ giltig. Es erhielt Fürſt Bismarck 7365, Schmal⸗ feld 3810, Adloff 3576 und von Plate 3308 Stimmen. 6 Stimmen waren zerſplittert. Es hat ſomit eine Stichwahl zwiſchen dem Fürſten Bismarck und Schmalfeld ſtattzufinden. Der Ter⸗ min iſt auf den 30. April feſtgetzt. Paris, 20. April. Die Anarchiſten ver⸗ reiteten geſtern in den Kaſernen der Forts 50,000 Manifeſte, worin zur Meuterei am 1. Mai aufge⸗ fordert wird. Verſchiedenes. — Ladenburg, 21. April. Der Vorſtand es Kriegerbundes hier ſandte anläßlich des Ab⸗ ebens der Großfürſtin Olga, Schweſter unſeres all⸗ verehrten Großherzogs ein Beleidſchreiben an ihre Koͤnigliche Hoheit, worauf unterm 18. April aus em Großherz. Geheimen Kabinet an genannten Verein nachſtehendes Schreiben kam: Seine Königliche Hoheit der Großherzog aſſen den Vorſtänden des Kriegerbundes adenburg für die mittelſt Handſchreiben vom 7. d. M. Hochdemſelben ausgeſprochene eilnahme an dem herben Verluſt, welcher e Großherz. Familie betroffen hat, den erzlichſten Dank übermitteln. Im höoͤchſten uftrag; Sternberg. 35 — Mannheim. 18. April. Nach den bis letzt vorliegenden Anmeldungen zum diesjährigen Haupt⸗Pferde⸗ und Rindviehmarkt, welcher am 4. u. 5. Mai nächſthin ſtattfinden wird, ſcheint derſelbe einen ganz bedeutenden Umfang anzunehmen. Mit Reit⸗᷑̃ Wagen⸗ und Arbeits⸗Pferden wird der Markt ſehr gut befahren ſein, und auch die Zufuhr von Nutz und Zuchtvieh verſpricht eine ſehr große zu werden. Die Stadt Mannheim, die an der Hebung ihres Viehmarktes ſtets das größte Intereſſe bekundet hat durch Errichtung von Stallbaracken — — für gute Stallungen ausreichend Sorge getragen, und es ſteht zu hoffen, daß der Mannheimer Mai⸗ rt auch in dieſem Johre einen großen Fremden⸗ 11 152 5 und gleich erfreul che Reſultate wie ſeither, einen faſt ausverkauften Markt nämlich, er⸗ ken pie zurg, 19. Apel. Wie deri früher mitgeteilt, veranſtaltet der Verein für Vogel⸗ ſchutz, Geflägel⸗ und Brieftaubenzucht dahier im Juli d. J. eine Ausſtellung von Vögeln, Geflügel aller Art und Gerätſchaften, wozu als Ausſtellungs⸗ lokal wie in früheren Jahren der Wirtſchafts⸗Stadt⸗ garten auserſehen iſt. Die diesjährige Ausſtellung wird nach den ſeitherigen Beſchlüſſen die früheren Ausſtellungen bedeutend an Größe übertreffen. An Piämien, Staatsſiädtiſche und Vereinsehrenpreiſe kommen insgeſammt über 1000 Mark zur Verteil⸗ ung. Von dem Verein wurden weiter beantragt: eine Lotterie und ein Glückshafen deren Gewinne zum ':iſt aus der Ausſtellung angekauft werden. Die Beſucher der Ausſtellung wird es angenehm berühren, mit kurzer Zeltfolge Schwärme von Brieftauben auffliegen zußſehen, die zumeiſt von den Mitgliedern der Brieftauben⸗Abteilung gezüchtet find. — Berlin, 16. April. Eine verhängniß⸗ volle Exploſion, welcher leider zwei Menſchenleben zum Opfer gefallen, hat in der Fabrik für „Theer⸗ erzeugniſſe“, Hamburger Aktien⸗Geſellſchaft vormals Rittgaß, in unſerem Vorort Erkner ſtattgefunden. Die Fabrik bildet einen mächtigen Komplex v. Gebäu⸗ den hart am Bahnhof Erkner und ſind in dem enor⸗ men. Etabliſſement mehrere hundert Arbeiter beſchöftigt. Vorgeſtern Vormittag gegen halb 11 Uhr waren die Arbeiter Gieſe und Korinski am Deſtillirk'ſſel beſchäſtigt, als ploͤtzich das in dem Keſſel befindliche kochende Naphtalin explodirte und Feuer fing. Ein gewaltiger weithin vernehmbarer donnerähnlicher Knall, eine furchtbare Erſchütterung, erfüllte die Luft und im erſten Augenblick glaubte man in Erkner nicht anders, als daß die oben erwähnte geſammte Fabrik in die Luft geſprengt ſei. Erſt als ſich die dichten Rauchwolken verzogen, ſah man welchen Schaden die Explofton angerichtet hatee das Dach des Deſtillirhauſes war vollſtändig aus⸗ einandergeriſſen und die zerklüfteten, 15 Zoll ſtarken Mauern des Gebäudes waren zum Teil gänzlich zerſtö'rt. Mächtige Flammenſäulen ſchoſſen aus den Trümmern hervor und teilten ſich ſofort dem 2 Mtr. von dieſem Gebäude entfernt belegenen maſ⸗ ſiven Oelſchuppen mit. Ein ſchrecklicher Anblick bot ſich den ſofort hinzueilenden Arbeitern der Fabrik dar, als ſie ei nen der in dem Deſtillirhauſe beſchäf⸗ ligten Kameraden, den Polen K. ber und he bann brennend einer Feu'rſäule gleichend, erblickten, na ſchreiend aus der Thür herausgeſtürzt kam 1 1 10 ſofort bewußtlos zu Boden ſank. Als mon in dg Deſtllirgebäude eindrang, fand man dort den nag he Vermißten, den Arbeiter Gieſe, kot, halb detto 2 10 durch entſetzliche Brandwunden gräßlich entftellt v 1 Ein dritter Arbeiter hatte bei den Löſchberſuhm zum Glück nicht allzugefährliche Verletzungen erholen, K. dagegen wurde, nachdem ihm durch einen Arzt an Ort und Stelle Notverband angelegt worden, per Bahn nach Berlin und von da nach dem Krankenhauſe Bethanien gebracht, wo derfelbe bald darauf verſchied. Die Exploſton war während dez Beſtehens der Fabrik die vierte. (Kopfzerbrecher.) So wird mit voll Recht ein Spiel genannt, deſſen Aufgaben 1 ganz gewaltiges Kopfzerbrechen verurſachen. d Löſung der in einem farbenprächtigen Heft enihg tenen 176 Aufgaben, vermittelſt einiger ſauber gearbeiteter Steine, gewährt eine außerordentiſch mannigfaltige Unterhaltung für Alt und Jung gleich angenehm und anregend. Dies äußert fine reiche Spiel verdient die wärmſte Empfehlung um⸗ 2 ſomehr, als es erſtaunlich billig iſt, Man fang Nen dasſelbe nämlich für 50 Pfg. in den meiſten Spiel; 11 6 waren⸗Geſchäften kaufen. Der uns borllegende 0 „Kopfzerbrecher“ iſt mit einem roten Anker alz a ln 1 Fabrikmarke verſehen, was man beim Einkauf nicht du unbeachtet laſſen wolle. 101 VVV i Verfälschte schwarze Seide. Man verbrenne ein Müſterchen des Stoffe Bru von dem man kaufen will, und die etwaige Bere fälſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein gefärdle lacen Seide kräuſelt ſo fort zuſammen, verlöſcht bald und d 5. hinterläßt wenig Aſche von ganz hellbräunlichtt 1 Farbe. Verfälſchte Seide (die leicht ſpeckteg wird bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmen die „Schlußfäden“ weiter (wenn ſehr mit Farbſtofe e erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Ache 47 die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht kräuſele 10 ſondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der ächten 5 20 Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfälſchten nicht. Das Seidenfabrik⸗Depot von G. Henneber K. u. K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Muß von ſeinen ächten Sidenſtoffen an Jedermann u liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto⸗ u zollfrei ins Haus. Doppeltes Brieſporto nach Schweiz. Erhöhung befand, von welcher man den Saal ſehr bequem überſebhen konnte. Dort ließ ſich Eliſabeth auf einem Seſſel nieder, um ein wenig auszuruhen und doch auch gleichzeitig den Ueberblick über den Saal zu haben. Direktor Rieſe blieb neben ſeiner Herrin dienſteifrig ſtehen, um vielleicht ihr dieſen oder jenen Wunſch zu erfüllen. Die vornehmen jungen Herren, welche ſonſt Eliſabeth zu umſchwärmen pflegten, beobachteten eine eigenartige Zurückhaltung an dieſem Abende, die ſich nur dadurch erklären ließ, daß man die reiche Erbin bereits heimlich mit Baron Töppen, der ja ſeit mehreren Monaten persona gratissi ma auf Schloß Ternau war, verlobt wähnte. Eliſabeth wandte ihre Augen bald dieſer, bald jener Grube zu, hierhin verbindlich grüßend, dorthin ſchelmich drohend. Da fiel ihr Auge auf eine hohe, ſtattliche Männergeſtalt, die etwas ſeitwärts von ihrem Sitz: an einer Säule lehnte und in melancholiſches Träumen verſunken zu ſein ſchien. Der Mann hatte ein blaſſes, wie von Sorgen und Mühen durchfurchtes, aber deshalb gerade ungemein anziehendes ernſtes Antlitz. Dieſe Männergeſtalt mußte Jedermann auf⸗ fallen, und Eliſabeth fragte ihren Begleiter: „Lieber Rieſe, wer iſt der Herr mit dem bleichen Antlitz, der dort an der Saule lehnt?“ „Sie kennen ihn nicht, gnädiges Fräulein!“ gab der Direktor lachend zurück. „Es ſſt ja unſer braver Oberſteiger Leonhard, der freilich nicht als Oberſteiger ſondern als Baron Rotheck, der er ja auch iſt, hier auftritt,“ fügte der Direktor leiſe hinzu. . „O, ich habe den wackeren Baron heute Abend noch gar nicht geſehen und natürlich noch nicht be⸗ grüßt, er ſcheint ſehr ſpät gekommen zu ſein. Bitte, geleiten Sie ihn hierher, Herr Direktor, damit ich nachholen kann, was ich verſäumt habe.“ Dienſteifrig eilte Rieſe davon und kehrte bald mit Baron Rotheck zurück. Mit einer tiefen Ver⸗ beugung trat der bleiche Mann vor Eliſabeth, die ihm freundlich die Hand reichte und zu ihm ſagte: „Endlich fleht man ſie einmal wieder, lieber Baron! Ich glaubte ſchon, Sie wären gar nicht auf unſerem Feſte zu finden. Sie find ein Men⸗ ſchenfeind geworden oder treiben Sie eifrige Studien. Mich dünkt, als hätte ich Sie faſt ein ganzes Jahr nicht geſehen. Wo haben Sie ſo lange geſteckt?“ Ein leichtes Roth überflog jetzt die bleichen Züge des Barons und ſeine großen blauen Augen begannen zu leuchten, als er jtzt ſagte: „Ich hatte das gemächliche Leben eines Land⸗ junkers ſatt, zumal ich nicht ſonderlich an Sport und Spiel hänge, und auch nicht fand, daß ich damit dort Eindruck machen konnte, wo ich einen guten Eindruck hervorbringen wolte. Ich beſchloß daher, mich einer für meine Verhältniſſe gro ße und ſchwierigen Arbeit zu widmen, ob dieſes frei⸗ lich jemals recht gewürdigt werden wird, dies er⸗ ſcheint mir manchmal recht zweifelhaft.“ Eliſabeth verſtand die Anſpiegelung, welche in des Barons Worten lag, beſſer als irgend Jemand, denn ſie war ja vom Direktor Rieſe in das Geheim⸗ niß des Barons eingeweiht, ſie erwiederte aber nur ganz allgemein: „Nun, lieber Baron, wackeres Streben und unermüdliche Arbeit führen einen tüchtigen Mann gewöhnlich an ſein Ziel, und es wird wohl auch gan harter Arbeit vergeblich gebracht.“ noch anerkannt werden, wenn Se mit ffe ig Arbeit etwas Bedeutendes ſchaffen.“ Meinen Sie wirklich?“ frug Baron Nolſ mit Wärme und leuchtendem Antlitz. O, dieſ 3. Troſt aus Ihrem Munde iſt in meiner Lage wit 8 lich erquickend. Ich danke Ihnen von Herzen 5 10 fl. Ihre troſtreichen Worte, denn bei meinem schwierigen Vorhaben fehlt es mir ſo oft an einer M munterung.“ f „Aber können Sie den Schleier des Gehelmnſſſeh Ihres Thuns nicht ein wenig lüften, lieber n erwiderte Eliſabeth mit anmutig m Lächeln, „viele wird Ihnen dann noch mehr Aufmunterung Teil.“ „Dies darf ich leider unter keinen Umſtänden, tt erwiderte jetzt Baron Rotheck mit ſo feſerlichen . Ernſte, doß ſeine Worte beinahe komisch gewifk dee hätten, wenn Elisabeth nicht vor dem Charakter deß in) Borons die größte Hochachtung gehabt hätte. ee 1 3 1 Eli⸗ „ e 0 „Warum dürfen Sie dies nicht 2 frug 1 abeth. . 10 Weil dann mein Thun theatraliſch berech nend, 1 nie alſo unedel erſcheinen würde,“ entgegnete der Baton, . 2 U „Ich muß ruhig warten, bis man mein Thun bon 11 ſelbſt als etwas Bedeutendes anerkennt, bis men ſchünr einſieht, daß ich nicht aus ſchlauer Berechnung nicht ae aus Laune, ſondern aus Pflichtgefühl und Lehe 10 0 . handelte, wie ich es that. Wird das nicht ein⸗ geſehen, und vor allen Dingen nicht an der rechten . — Stille eingeſehen, nun ſo habe ich ein großes Opſes