Landwirlſchaft unter der Herrſchaft ſtabiler Ver⸗ hältniſſe gedeihliche Ex ſtenzbedingungen find n. St. Petersburg, 13. April. Die Groß⸗ fürſtin Olga Fodorowna, Gemahlin des Großfücſten Michael Nikolojewiſch und Schweſter des Großherzogs von Baden, iſt Nachts in Charkow geſtorben. — Indem wir die überaſchende, nicht blos Ihre Koͤnig⸗ lichen Hoheiten den Großherzog und die Gloßher⸗ Zzogin, ſowie die ganze Großherzogliche Familie in tiefe Trauer verſetz nde, ſondern auch das ganze badiſche Volk mit inn gſter Teilnahme erfüllende Nachricht bringen, gehen wir wohl nicht fehl, wenn weir dieſen plötzl chen Tod in Virbindung mit der großen Erſchülterung ſtzen, welche das G müt der hohen Toten durch das Verhalten des Zaren ihrem Sohne gegenüber erfahren hat. E nige Z ungen brachten die Nachricht, der Zar habe die Fürſprache der Mutter für ihren Sohn mit der Verbannung derſelben aus der Hauptſtadt nach der Keimm be⸗ antwortet. Dieſe Nachricht erſchien unglaublich. Wir glauben uns verpflichtet, fi“ aber jetzt doch noch unſeren Leſern nicht vorzuenthalten. Gott Troſt und Stärke, dieſe neue Trauerbotſchaft zu tragen. Verſchiedenes. Weinheim, 13. Geſtern fand im Saale zum Adler bei Wirt Lang dahier eine von Landwirten und Rebbeſitze in der ganzen Bergſtraße äußerſt zahlreich beſucht landwirtſchaftliche Beſprechung ſtatt, in der unter der Leitung des diesſeitigen Vor⸗ ſtandes des Landw. Vereins Herrn Oberamtmann Nebe, der die Verhandlung durch paſſ ende Begrüß ungsworte einleitete, Herr Geh. Hofrath Dr. Nßler aus Karlsruhe über ein ſehr wichtiges Thema „Die Blattfallkrankheit an den Reben“, in aus⸗ führlicher, klarer und böchſt überz,ugender Weiſe referitrte. Damit wurde eine Ausſtellung von den bis jetzt bekannten Rebſpritzen verbunden und die Thätigkeit derſelben vorgezeigt. Aeußerſt wichtig war dabei auch die Zuſam⸗ menſetzung der Spretzmaſſ', nämlich eine Miſchung von Waſſer, Kopfervitriol und Kalkmilch. (Zu 1 Hektoliter Woſſer 2 Kilo geſtoß enen Kupfervittiol und ein Zuſotz abgelöſchten Kalk, in Waſſer ver⸗ dünnt.) Dieſe Maſſe wird erſt am Tage des Ge⸗ brauchs gemiſcht nicht tags zuvor und nur bei ſchöner Witterung, nie bei R'igenwetter angewandt und zwar vor und nach der Blüte zeit in gemütlicher Weiſe, alſo nicht zu viel ſprtzen auf einmal. Zu ſchenke un erem Großherzog und Seinem Hauſe 8 orgen Weinberg find etwa 12 Kilo Kupfer 510 i eden und damit die Arbeit allſeit!g ausgeführt werden kann, zu j 21 Morgen etwa 1 Spez nötig, deren ſofortige Beſtellung durch Ge⸗ meinden und Peipate ganz dringend empfohlen rde. 5 5 — Ettenheim, 9. Apeil. Das hlefige Realgymnaftum, f üher ſechsklaſſige höhere Bürger⸗ ſchule, wird am 7. Juni d. J. die Feier ſeines 50 jährigen Beſt hens begehen. Hefti iſt folgendes Programm aufgeſt llt: Samstag, den 6 Juni, von 6 Uhr an: Verſammlung der Feſtteilnehmer im Badischen Hof zu gegenſejtiger Begrüßung. Sonntag. den 7. Juni, 10 Uhr Vormittags; Verſammlung der Feſtgenoſſen und Schüler vor dem Schulgebäude. 10% Ühr: F ſtzug nach dem Rathaus. 11 Uhr Feſtakt im Feſtlokol. 1 ½ Uhr Nachmittags Feſt⸗ eſſen im Deutſchen Hof. 8 Uhr Abend; F ſt⸗ kommers im Adler. Montag, den 8. Juai von 10 Uhr an: Muſtkolf cher Frühſchoppen im Lamm. Um 1 Uhr: Schülerausflug nach Ettenheimmünſter unter Beteiligung der Feſtgäſte. — Waldshut, 11. April. Einer ſchreck⸗ lichen Uuhat iſt ltzter Tage in Nögenſchwiel durch die Seitens der Gensdarmerie erfolgte Verhaftung des dortigen Bürgers und Zmmermanns Karl Hilpert jun. vorgebeugt worden. Derſelbe miß⸗ handelte ſeine in g ſegneten Umſtänden ſich befindende Ehefrau in roheſter Weiſe und drohte ihr, wenn ſie in der von ihm gegen einen dortigen Bürger erhobenen Beleidigungsklage nicht bez⸗uge, was er von ihr verlange, ſi: zu erſchießen oder ihr den Bauch aufzuſchltzen. Auch die Drohung, daß er das Haus anzünde, ſtieß der Unhold gegen ſeine Frau aus, u. da er einen geladenen Revolver und ein Meſſer zur Hand hatte, mußte die Frau jeden Augenblick um ihr Leben beſorgt ſein. Die Gens⸗ darmerie verbrachte Hilpert nach Waldshut, wo er ſofort wegen Kö petrverletzung, Bedrohung mit einem Verbrechen und — was als ſchwer belaſtend ſich darſt t — wegen Unternehmens der Verleiturg zum Meineid in Unterſuchung genommen wurde. — Kehl, 10. April. Dahier erhängte ſich der Pionier L. der 4. Komp. des hieſigen Batail⸗ lons. Der Unglückliche hatte einem Kameraden ein Butterbrod geſtohlen und ſollte ſich deshalb ver⸗ antworten; er zog aus Angſt den Tod der geringen Strafe vor. — Ein raff nirter Schwindler entpuppte ſich in Freiburg als ein Buchhalter aus Mannheim. Der bett. ea. Abſäßrige Schwindler begaß ſch mhh einer Studentenmütz auf dem Kopf in den Uhren laden, ſagte, daß ſein Onkel ihm eine goldene 115 kaufen wolle und erbat ſich Mitgabe mehrerer zur Auswahl. Der Ühtenmacher wählte 4 goſdeg Uhren aus, welche er dem Lehrling einhändigte, der den junſten Mann nach ſeiner Wohnung b'gle⸗ tete. Dort angelangt, ließ Vitzterer ſich bon de Lehrling die Uhren geben und trug ſie angeblich in das Wohnzimmer, während er den Lehrling anwies, im Vorzimmer unterdeſſen zu warten, Dieses wartete und wart te, wer aber nicht kam, das waz der Pfeudo⸗Studioſus mit ſeinen 4 Uhren Endlich kam die Hauswirtin, die ihn fragte, auf wen e bier wart; nun ſtellte es ſich heraus, daß der Schwendler gar keinen Onkel bei ſich halte und die Wohnung erſt am ſelben Tag, da er den Schwindel ausführte, gemietet hatte. — Dresden, 9. April. Vor engen Tag en iſt herſelbſt in der Antonvorſtadt eine Al moſenemblängerin geſtorben, in deren Nachlaß dit Erben nicht weniger als 100,000 Mark in Werl⸗ papieren vorfanden. Die Verſtorbene, die ein ſihe zurückgezogenes Leben führte, galt allgemein he eine arme und unterſtützungsbedürftige Frau, — Chicago, 13. April. Eine Feuersbrung zetſtörte am Samstag das Mobelmagazin von John Smith, das Muſeum und das Haymarketthegler, Der Schaden beträgt eine Million Dollar, Mehrere hundert Zuſchauer der Tiervorſtellung wurden bon dem Schrecken ergriffen und ſtürzten gegen die Trepp wo Poliziſt Sherny den nicht gehorchenden mit Niederſchießen drohte, wodurch die Rataſtrophe verg endert wurde. Viele Affen wurden freigelaſfen und kamen in den Flammen um. Zee e ü Erfolg durch Annoncen erzielt man nur, wenn dieſelben zwecke iſprechend abgefaßt und ſtets die richtige Wahl der geeigneten Zeitungen getroffen wird. Man wende ſich daher an die Annoncen⸗Expedition Hein. Cisker, Frang⸗ furt a. M., Zeil 76, die es ſich zur Pfficht macht, obige Punkte in erſter Linse zu bezlächſchtg und lediglich nur die Qriginal⸗Z flenpreiſe der Ze tungen unter Gewährung höͤchſter Rabatte berechnel, Jede gewünſchte Auskunft wird koſtenfrel erkeſtt, ſowie vorherige Koſtenanſchläge gratis und rale geliefert. Vertreter für Ladenburg geſucht. nicht in Ungnade zu fallen. Mit dem vollendeten Geſchick eines Weltmannes nahm daher Curt von Töppeu alsbald wieder eine heitere Miene an und ſagte im ſcherzenden, zuverſichtlichen Tone: „Bitte, Papa, geduldige Dich noch ein wenig. Binnen kurzem hoffe ich Dir die Bot ſchaft meiner Verlobung mit der Hüttenkönigin zu bringen, denn ich ſtehe hoch in Ihrer Gunſt.“ „Wenn ſte aber dennoch ablehnt, die Stolze?“ frtug der alte Baron den Sohn mit ſcharfer Be⸗ tonung. „Haſt Du dieſen Fall in Berechnung gezogen, Curt?“ Der junge Edeſmanu erſchrock förmlich über dieſe Zweifelſucht ſeines Vaters und faſt verlegen erwiederte er ſtotternd: „Ablehnen ? — Eliſabeth wird nicht ablehnen! Sollte es — aber doch — geſchehen, nun, ſo kannſt Du fit mich um Erna von Krug bei dem Schloß⸗ herrn von Rittwitz freien. Aber ich glaube nicht an eine Ablehnung, Vater,“ betonte Cult, „Eli⸗ ſabeth iſt zu edel, um mt mir ein loſes Spiel der Koketterie zu treiben.“ „Nun zwiſchen uns iſt ja die Frage Deiner Verheiratung auf alle Fälle abgemacht. Bringſt Du mir nicht bis ſpäteſtens übermorgen die Kunde Deiner Verlobung mit Eliſabeth Baumgarten, ſo wirſt Du Dich ſpäteſtens in vier Wochen mit Erna von Krug verloben.“ So ſtanden die Dinge zwiſchen Baron Curt von Toͤppen und feinem Vaier, als das große Feſt auf Schloß Ternau ſtattfand. f Während der Feierlichkeiten auf Schloß Ternau war natürlich Eliſabeth die Königin des Tages unnd der ſtrahlende Mittelpunkt des Feſtes. Ihre 5 glanzende weiße Atlasrobe, ihr reicher Brillanten⸗ ſchmuck, ihre herrliche Geſtalt und ihr zwar etwas ernſtes, aber zweifellos edeles und ſchoͤnes Antl tz zeichnten Eliſa eth ſchon äußerlich vor allen zu dem Feſte anweſenden Damen aus, aber noch unendlich höher als durch dieſe äußerlichen Vorzüge gewann ſich Eliſabeth die Herzen aller anweſenden Herren und Damen durch ihre unermüdliche Lieben swür⸗ digkeit, durch ihre geiſtvolle Unterhaltung und eine wahre Unſumme von großen und kleinen Auf⸗ merkſamkeiten, die ſie ihren zahlreichen Gäſten zu Teil werden ließ. Itzt, während einer Conzertpauſe, widmete ſich Eliſabeth auf eine Viertelſtunde den älteren Damen, von denen ihr alle Schmeicheleien ſagten, oder angeblich ſehr wichtige Neuigkeiten mitteilten, welche Eliſabeth geduldig und liebenswürdig wie immer anhörte. Aber das, was ſo ſcheinbar nebenbei die dunkel⸗ äugige Baronin Halden Elisabeth zuflüſterte, brachte ſie doch ein wenig außer Faſſung, nämlich die Mitteilung, daß Baron Curt von Töppin bertits vor drei Jahren mit Erna von Krug ſo gut we verlobt geweſen ſei, und neuerdings durch ſeinen Vater wieder um die Hand Ecna's von Krug an⸗ halten wollte. Dieſe Mitteilung wirkte bei Eliſabeth wie ein Stich ins Herz. Es konnte freilich nur ein leeres, böswilliges Gerücht ſein, welches man ihr da in die Ohren ziſchelte, aber immerhin war es ſchon ſchlimm genug, daß man ihn in ihrer Gegenwart von Curt von Töppen ſolche delikate Angelegenheiten zu er⸗ örtern wagte. Damit war es aber noch nicht genug! Einige anderen der anweſenden älteren Damen wußten auch zu erzählen, daß Baron Curt von Töppen ein toller Hazardſpieler ſei, und noch verdammen geneigt war, dazu ein unglücklicher, ſeine Spielſchulden ſollten gegenwärtig von ſchwindel der Hohe ſein. Wohl waren derartige Eröffnungen über Toh⸗ pens gefährliche Paſſſonen Eliſabeths Ohren nicht neu, denn der brave Bergwerksdirektor Reſe halle ja bereits die reiche Erbin vor des Barons Wet bung gewarnt, aber ſo gefleſſentlich und noch daz an dem heutigen Feſtabende war Toöppen doch dez Eli ſabeths Ohren noch nicht verdächtigt worde, und innerlich tief empört über den Angeklagten wie auch über die Anklägerinnen derließ Elſfabeih den gehaͤſſigen Kreis und begab ſich in die unkeren in einem prachtvollen Wintergarten umgewandelten Räume des Schloſſes. a Hier hoffte ſie zwiſchen Blumen und Zier pflanzen ein ſtilles Plaͤtzchen zu finden, um ſich de Bosheit und Enttäuschung dieser Welt gegennen ſammeln und in einigen Minuten mit ſeſſchen Mute in die Geſellſchaft zurückzukehren zu könen, Der Bacon Curt von Töpp en mochle Gliſabelſ an dieſem Abend gar nicht ſehen; denn wenn ſte ihm auch in Wirklichkeit nicht grom war und unter allen Umſtänden wegen der auf ſein Haun gehäuften Klagen ihn eher zu bemitleſden aß ſo erſchien ihr Baron Topp en, deſſen ritterliche Tugenden Eliſabeſh fon ſo hoch ſchͤͤtzte, gegenwärtig doch in einem ſolchen widerwäctigen Zerrbilde von guten und ſchlahen Eigenſchaften, daß ſie hatte aufſchreien mögen wann ſie j tt den jungen Baron dor ſich ablach hatte. (Foltſetzung folgt.) e 1 7 0 1 11 b 1 f 10 5 4 fl 0 f U 5 10 1 a 0 ul 1 12 0 Ahn 17685