Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Ab preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhellungs⸗ 1 5 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, end Ladenburg. 2 4 8 4 1 0 1 d la suite des 1. Seebataillons geſtellt. In dem Die Hülttenlönigin. Nr. 28 * 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 3 * enbl Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Mittwoch den 8. April rere, . 1891 Volitiſches. — Ladenburg, 7. April. Die Kaiſer⸗ lage an der Oſtſee haben für den Generalfeldmar⸗ ſchall Grafen Molkte, welcher ſich in der Begleitung des Kaiſers befindet, eine beſondere Auszeichnung gebracht. Gelegentlich der vom Kaiſer über die Kieler Geſammtgarniſon abgehaltenen Parade, wel⸗ cher der greſſe Feldherr beiwohnte, wurde derſelbe hierauf bezüglichen allerhöchſten Tagesbefehl heißt es, der Kaiſer wolle hierdurch ſein reges Intereſſe an der Fortentwickelung der Marine bekunden und letlete weiter an pornen. Jedenfalls bedeutet der Vorgang auch für Molkte ſelbſt eine ungewöhnliche Ehrung seitens ſeines kaiserlichen Herrn. Am Freitag beſichtigte der Kaſſer die kaiſerliche Werft und die Germania⸗Werft in Kiel. In dieſen Tagen nehmen der Reichstag wie das preuß iſche Abgeordnetenhaus ihre durch die Ofterferien unterbrochene Thätigkeit auf. Die öſter⸗ liche Ruhepauſe war diesmal in beiden Parlamenten kürzer bemeſſen als ſonſt, was mit Rückcht uuf das mit ihnen noch immer zu erledigende große Atbeſtsmaterial geſchah. Für Reichstag und Ab⸗ geordnetenhaus ſſt der Seſſſonsſchuß zu Pfingſten borgeſehen, aber ſoll dies wirklich ermoglicht werden, ſo muß dort wie hier noch fernerhin ein wahrer Rieſenfleiß entfaltet werden. Im Reichstage gilt es vor Allem, die Einzelberatung des Arbeiter⸗ ſchutzgeſetzes entgiltig durchzuführen, daneben harren aber noch die neue Zuckerſteuervorlage, ſowie die Nobellen zum Krankenkaſſeng ſtz und zum Brannt⸗ weinſteuergeſetz der zweiten Leſung und alle dieſe Vorlagen repräſentiren zuſammen noch ein gewaltiges Arbeitsmaterial. öſterreichiſchen Handelsvertrag ſollen endlich vor ihrem unmittelbaren Abſchluſſe ſtehen. Doch wird, wie die „Nordd. Allg. Ztg.“ meldet, das getroffene Uebereinkommen einſtweilen noch geheim gehalten werden, nur dürfte der nächſtens zuſammentretende deutſche Handelstag ſich vorausſichtlich über die Thatſache des Abſchluſſes des Handelsvertrages zu äußern haben. Kiel, 4. April. Der Kaiſer hat 10 000 Mark für die Arbeiter derjenigen Werft ausgeſetzt, 15 zuerſt einen der neuen Panzer fertig⸗ elt. Metz, 5. April. Verſchiedene Zeitungen be⸗ richten, daß der Kaiſer gegen Ende April ſeinem neuen Schloſſe in Urville werde. Wir erfahren darüber, daß der hohe Beſuch wahrſcheinlich von Bonn aus über Koblenz ⸗ Trier hier eintreffen wird. In militäriſchen Kreiſen glaubt man, daß es fich dabei mehr um eine plötzliche a der Feſtung, als um einen Beſuch in c doch be det dengel Präfidialgebäudes wohnen, die augenblicklich neu her⸗ gerichtet werden. Es ſchließt dies jedoch nicht aus, daß bei günſtigem Wetter von hier aus eine Wagen⸗ fahrt nach dem neuen Beſitztum unternommen wird; ein Logiren daſelbſt iſt aber nicht moglich, da die angefangenen Ausbeſſerungsarbeiten vor Herbſt kaum erledigt werden können. Budapeſt, 4. April. Nemzei meldet aus Telegramm ethielt, welches die Ermordung Belt⸗ ſchew's anzeigte, ſaß er beim Nachtmahl. Er ver⸗ verriet mit keinem Worte und mit keiner Miene den Inhalt des Telegrammes und hielt nach dem Nacht⸗ Die Wiener Verhandlungen über den deutſch⸗ Roman 255 der Gegenwart von Walt Als dann gegen zehn ue her Hogarth Wagen anſpannen ließ, um dem Baron die Heim⸗ leht zu erleichteen, denn de liebenswürdigen Gaſt⸗ geberinnen wollten um keinen Preis zugeben, daß der Baron zu Fuß bei finſtrer Nacht den Heimweg anttete, wie er die Abſicht hatte, ſo wähnte Töppen ſich ſeinen Glück: ſo nahe, daß er ſich faſt zärtlich von Elisabeth und deren Tante verabſchiedet hätte. Bald wurde auch die glückliche Errettung des allgemein verehrten Fräulein Baumgarten aus Lebensgefahr durch eine mutige That des Barons in der Bevölkerung bekannt, und man deutete den intimen Verk hr, welchen Baron Töppen in der Folgezeit häufig auf Schloß Ternau zu haben ſchien, allgemein dahin, daß wohl kein anderer als Baron Töppen die ſchöne und liebenswütdige Erbin viel⸗ facher Millionen heimführen werde. „Gnädiges Fräulein! Darf ich auf einige Minuten Gehör unter vier Augen bitten?“ Mit dieſen Worten t at einige Wochen nach dem vorerwähnten Vorfälle eines Vormittags der Bergwerksdirektor Rieſe, der vertraute Geſchäfts⸗ mahl wie gewöhnlich Cercle, worauf er ſich in ſein einen Beſuch machen Sofia: Als Fürſt Ferdinand in Phil ppopel das Arbeitszimmer zurückzog. Wahr iſt es allerdings, daß der Vorfall auf den Fürſten großen Eindruck machte, aber ſein männlicher Charakter ſiegte über die ſchmerzlichen Gefühle und äußerlich verriet der Flürſt nichts. Verſchiedenes. — Ladenburg, 5. April. Unſer Groß⸗ herzog feiert Ende dieſes Monats ſein 50 jähriges Militärjubiläum. Zu demſelben wird Kaiſer Wil⸗ helm in Karlsruhe erwartet. Am 26. April ſoll auf dem Forchheimer Felde eine Kaiſerparade ſtatt⸗ finden. Die Studentenſchaft des Karlsruher Poly⸗ technikums beabfichtigt aus dieſem Anlaß einen Fackelzug. f — Mannheim, 6. April. Heute früh haben die hieſigen Getreidearbeiter fämtlich die Ar⸗ beit eingeſtellt. Dieſelben verlangen von den Vor⸗ arbeitern, da fie ſich von dieſen bei der Auszahlung des Lohnes benachteiligt glauben, die Vorlegung der Rechnungen, welche die Vorarbeiter jeweils im Auftrag. der. Jümmtlichen betreffenden Getreidearbeiter Getreide befrachteten Schiffes unterbreiten, um nach Empfang des Geldes dieſes unter die bei der Aus⸗ ladung des Schiffes beſchäftigt geweſenen Arbeiter zu verteilen. Bei dieſer Verteilung ſollen die Vor⸗ arbeiter den Getreidearbeitern nach der Meinung der Letzteren den dieſen gehörigen Lohn bisher nicht in ſeiner vollen Höhe ausbezahlt haben. Um ſich vor dieſer Ulebervorteilung zu ſchützen, verlangen nun, wie ſchon geſagt, die Getreidearbeiter die Vorlegung der Rechnungen, welche Forderung jedoch die Vorarbeiter nicht erfüllen wollen. Bei längerem Andauern des Streikes dürfte derſelbe für alle Teile, einſchließlich der Getreidehändler und vor Allem der Schffer, von großem Schaden ſein, um⸗ 9 — Salon auf Schloß Ternau, wobei ſich der ehr⸗ würdige alte Herr bereits hatte anmelden laſſen. „Sehe gern, mein lieber Herr Direktor!“ erwiderte Eliſabeth und trat mit demſelben in ein anſtoßendes Eckerzimmer, wo Niemand das Geſpräch belauſchen konnte. f „Nun, reden Sie, Herr Rieſe! uns Niemand!“ begann Eliſabeth. „Verz'ihen Sie, gnädiges Fräulein, wenn ich wage, über Dinge mit Ihnen zu reden, die eigent⸗ lich nicht gerade zu meinen geſchäftlichen Ooliegen⸗ Hier hört heiten gehoͤren,“ hub der alte Beamte mit ernſter Miene an. „Das langjährige Vertrauen, welches ihr ſeliger Vater mir ſchenkte und welches ich die Ehre habe auch bei Ihnen zu genießen, gnädiges Fſeäulein, verpflichten mich aber, Ihnen einige Er⸗ oͤffnungen zu machen, die ich für ſehr wichtig halte. Darf ich frei reden!“ „Sprechen Sie Herr Rieſe,“ erwiederte Eli⸗ ſabeth freundlich, aber doch nicht ohne eine gewiſſe Erregung und ſchob dem alten Herrn einen Stuhl zu. N „Nun, mein verehrtes Fräulein, ich will mich kutz faſſen,“ entgegnete Rieſe treuherzig. „Es iſt itzt allgemein das Gerede unter den Leuten, daß Sle, unſere verehrte Herrin, ſich demnächſt mit dem Baron Curt von Töppen, dem Sie ſich wegen des leiter der Baumgarten'ſchen Werke in Eliſabeths bekannten Vorfalles dankbar verpflichtet fühlten, ver⸗ loben würden.“ Eliſabeth antwortete mit keiner Silbe auf die Behauptung aber eine verräteriſche Röte ſtieg in ihrem ſchönen Antlitz empor und nach einer kurzen Pauſe fuhr der alte Bergwerksdirektor fort: Töppen ein liebenswürdiger Herr ein mutiger Ca⸗ valier iſt und alle ſalonfähigen Tugenden beſitzt, will mir auch nicht anmaßen, verehrtes Fräulein, ungen verkaufen, ſondern dieſelben behalten und mit iſt Baron Töppen kein Mann für Sie.“ 8 Erleichtert und geſpannt blickte jetzt der alte Vertrauensmann der Baumgarten'ſchen Familie auf ſeine junge Herrin deren Lippen ſeltſam zuckten, als 8 ſie leiſe ſagte: fur i werke auch ferner behalten und nicht verlaufen will 2“ a dim man zutrauen kann, daß er ſich mit Aus⸗ dauer, Eifer und Sorgfalt in unſere verwickelten, und ſchwierigen Geſchäftsbetriebe einarbeitet. Er 1 ein liebenswürdiger Menſch, ein angeſehener Sportsmann, ein tüchtiger Jäger, ein wagehalfiger — — — reren iner ee „Ich will nicht in Abrede ſtellen, daß Baron 5 auf Ihre Herzensangelegenheiten Einfluß üben zu wollen, aber wenn Sie nicht etwa ihre Befſz : ihrem künftigen Gemahle weiter leiten wollen, dann — „Warum ſoll Baron Töppen nicht als Gemahl 8 mich taugen, wenn ich meine Berg⸗ und Hütten- „Baton Töppen iſt kein Arbeiter, kein Mann 8 1