urger Allgemeiner Anzeiger für Sadenßurg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg, Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Nr. 25. Samstag den 28. März Mit dem 1. April beginnt das 2. Quartal dieſes Blattes und ladet zu Be⸗ tellungen hiermit freundlichſt ein. it Die Expedition. Ostern. Oſtern iſt das große, ewig bedeutſame Tri⸗ umphfeſt der Chriſtenheit und bedeutet außerdem in der nordiſchen Welt die Vorfrühlingsfeier, die Auf⸗ etſtehung der Natur vom ſtarren Winteſchlafe. In den letzten Märztagen war es, an welchen nach uralter germaniſcher Sage die Göttin Oſtara vom Himmel auf die Erde herabſtieg und neues Leben in der todten Winternatur erweckte. Das kindliche reine Gemüt unſeter heidniſchen Vorfahren brachte alſo bereits die Wiedererweckung zu neuem Leben mit einer göttlichen Einwirkung in direkte Ver⸗ br bindung und auf dieſe poeſlevolle Weiſe verſchmolz 5400 das alfgermaniſche Oſtarafeſt mit der chriſtlichen . Auferſtehungsfeier, und in einem doppelten Gewande, 5 ganz wie das frohe, finnige Weihnachtsfest, ſtrahlt N uns das hehre Oſtern. Freilich hat dieſes Oſtern Age. der ſonnige Lenz den harten Winter noch nicht 3 vollſtändig überwunden und Mutter Ecde hat ſich 10 noch nicht mit ihrem grünen Feſtgewande geſchmückt, Weta ober dennoch leben frohe, und ſtolze Frühlingshoff⸗ Leis nungen in allen Herzen, denn Jedermann weiß, daß Hats trotz der erneuten Vorſtöße des Winters das Dichtwort: „Es muß doch Frühling werden“ beit. binnen wenigen Tagen in Erfüllung gehen N und zum leuchtenden Symbole für alle hoffnungs⸗ 8 f Die Hüttenkönigin. Roman aus der Gegenwart von Wahlter Hogarth 6. „Aber, mein verehrter junger Herr, werden doch nicht jahrelang haften Sache täglich ihr koſtbares Leben auf das Spiel ſetzen wollen!“ engegnete jetzt'der alte Forſt⸗ mann mit flehender Stimme. „Bedenken Sie doch daß Sie der Einzige Ihres Stammes find, Herr Baron, und daß dieſes ſchöne Beſitzthum, wo ſo viel Menſchenleben, die ſie als ihren gütigen Herrn verehren verwaiſt und öde daſtehen würde, wenn Sie in dem Bergwerke verunglücken ſollken.“ „Geben Sie ſich nicht ſolchen trübſeligen Befürchtungen hin, mein lieber Günther,“ erwiderte Baron Rotheck. „Ich werde nicht ohne Plan und Ziel in den Bergwerken arbeiten. In ungefähr drei Wochen kann ich, wie mir der Grubendirettor ſagte, meine Ernennung zum Steiger erwarten, dann iſt ja die Arbeit nicht mehr ſo beſchwerlich für mich.“ Förſter der wie eine liebende Mutttr um das Leben ſeines jungen Herrn beſorgt war ein. „Es wird aber nicht lange dauern, ſo avancire 1891 freudigen Menſchen werden wird. Ja, und nicht nur für die Hoffnungsfreudigen, ſondern auch für alle Hoffnungsloſen, Bedrängten und Elenden ver⸗ mag das Oſterfeſt doppelten Troſt und neue Zu⸗ Herzen für die tiefe, beſeeligende Wahrheit zu öffnen, welche das Oſterfeſt in der Natur und in der chriſtlichen Kirche predigt. Die Auferſtehung in der Natur bedeutet den Sieg des Lebens über den Tod, den Triumph des Unſterblichen über das Ver⸗ gängliche, des Idealismus über den Materialismus ebenſo wie dies die Auferſtehung des Heilandes vom ſchmachvollen Kreuzestode verkündet. In beiden wunderbaren Vorgängen ſpiegelt ſich gleich groß und erhaben die Liebe, Weisheit und Allmacht des Schöpfers ab, denn gerade dann, wenn die Natur vernichtet erſcheint und der Winter ſein Leichentuch über Wälder und Fluren breitet, da rüſtet ſich der Lenz ſtill und leiſe zu ſeinem Triumphzuge des erwach⸗ enden, keimenden, knoſpenden und blühenden Lebens, und gerade als vor nun zwei Jahrtauſenden die barbariſchen, unverſoͤhnlichen Gegner des Chriſten⸗ tumes dieſes ſelbſt ſammt ſeinem göttlichen Stifter vernichtet zu haben glaubten, da wuchs es herrlich, groß und unvergänglich aus dem ] Kreuzestode und der Auferſtehung des Helandes hervor. Welch' ein Troſt, welch eine Zuverſicht ſpendet da⸗ her nicht den empfänglichen Herzen das erhabene Doppelfeſt Oſtern! Not, Leid, Kampf, Krankheit und Tod find nach der urewigen und weiſen Be⸗ ſtimmung des Schöpfers nur Läuterungsprozeſſe zu einem beſſeren und reineren Leben, und ungeheure Irrtümer würden ſchon jetzt aus der Welt ver⸗ ſchwinden und Millionen Menſchen zufriedener machen, wenn dieſe einfache und vielfach gering⸗ ſchätzig behandelde Wahrheit mehr beachtet würde. verſicht zu ſpenden, wenn ſie im Stande ſind, die f Verſchiedenes. Deresden, 25. März. Der Staatsminiſter v. Fabrice iſt heute Vormittag 10 Uhr geſtorben. Georg Friedrich Alfred v. Fabrice ſtammte aus einer mecklenburgiſchen Adelfamilie. Im Jahre 1834 trat er in die ſächſiſche Reiterei ein, nahm am ſchleswig⸗holsſteinſchen Kriege von 1849 teil und wurde 1864 Generalſtabschef bei dem Bundes⸗Exe⸗ cutionskommando in Holſtein. Im Kriege von 1866 leitete Fabrice als Chef des Stabes des Kronprinzen Albert von Sachſen die Operationen des ächfiſchen Armeekorps in Böhmen. Nach dem Friedensſchluſſe wurde er zum Generallieutenant befördert und mit der Leitung des ſächfiſchen Kriegsminiſteriums betraut. Er ſchloß mit Preußen die Militärkonvention ab, nahm die Umgeſtaltung der ſächſiſchen Armee zum XII. Armekorps nach preußiſchem Muſter in Angriff und führte dieſelbe raſch durch. Beim Ausbruch des 70er Krieges zum Gen ralgouverneur für den Bezirk des XII. Armeecorps ernannt, wurde er Ende 1870 zu gleicher Stellung nach Verſailles berufen. Während des Waffenſtillſtandes blieb Fabrice als Vertreter des Reichskanzlers in Frankreich zurück und vermittelte alle auf die Durchführung der Friedenspräliminarien und die Occupationsarmee bezüglichen Verhandlungen. Im Juni 1871 kehrte er nach Dresden zurück, um die Leitung des Kriegsminiſteriums wieder in die Hand zu nehmen; 1873 wurde er zum General der Cavallerie befördert. n — Ladenburg, 28. Bei der heute Vor⸗ mittag ſtattgehabten Gemeinderatserſatzwahl wurden die Herren J. Siegel, Schreinermeiſter und J. Ph. Fuchs. Holzhändler mit großer Stimmenmehrheit gewählt. — ich auch zum Oberſteiger,“ bemerkte der zunge Edel⸗ mann, „und dann bin ich zum Aſſiſtenten vom Grubendirektor ſelbſt auserſeben.“ „Und dann und dann 2“ frug der Förſter und riß die Augen weit auf. Sie in dem gefährlichen Bergwerke arberten und wegen einer ſochen zweifel⸗ „Aber ebenſo gefährlich wie bisher,“ ſiel der „Nun dann müſſen wir ſehen, was ihm Bergwerksbetriebe der Baumgarten'ſchen Gruben aus mir wird,“ ſchloß der Baron mit einem leich ten Laͤcheln. Der altergraue Thurm von Schloß Rotheck zeigte ſich jetzt vor den nächtlichen Wanderern und nur noch wenige hundert Schritte trennten dieſelben von dem Schloſſe. „Wie immer nach dieſem langen Wege ſind Sie auch heute Abend mein Gaſt lieber Günther,“ ſagte der junge Baron bei dem Anblicke ſeines heimatlichen Schloſſes. „Sie ſpeiſen mit mir zu Abend und erzählen mir dabei einige luſtige Jagd⸗ geſchichten.“ N „Sie ſind ſehr gütig, Herr Baron,“ erwiederte der Förſter und verſchwand bald darauf mit ſeinem Herrn in dem zwar al terthümlichen, aber ſtatt⸗ lichen Schloſſe Rotheck. Eine der ſtärkſten Paſſionen des Barons Curt von Töppen war die Jagd, und er betrieb dieſe jetzt um ſo eifriger, weil die geiſtvolle Eliſabeth Baumgarten, der Baron Curt ſchwärmeriſch den Hof und ihn nicht für fähig gehalten hatte, den von Baumgarten'ſchen Forſten nach den Töppen'ſchen Wäldeen hinüber wechſelnden Hirſchen ſonderlichen Schaden zuzufügen. Dieſen Zweifel an ſeinen Waidmannstugenden ſollte die ſchöne Dame aber an ihren Hirſchen büßen, das hatte fich Baron Curt feſt vorgenommen. Hoffte er doch dadurch der vielbegehrten Dame gewaltig imponieren zu konnen, wenn er ihr eines ſchönen Morgens oder Abends meldete, daß er hoͤchſt eigenhändig einen der capitalen aus den Baumgarten'ſchen Forſten kom⸗ menden Hirſche erlegt hätte. Faſt jeden Abend und auch an manchem frühen Morgen war daher Baron Curt mit dem Jäger Franz draußen im Walde auf dem An⸗ 1 5 ſo war es heute Abend auch der all. N (Fortſetzung folgt.) T Rechtfertigung. „Hoͤren Sie, mit Ihrem Freund können Sie mir geſtohlen werden. Kaum vor acht Tagen haben ich denn nicht: Er gewinnt bei näherer Bekannt⸗ Sie mich mit ihm bekannt gemacht, und heute gewinnt er mir ſchon 10 Mark in Skat ab!“ — „Ja, daran find Sie ſelbſt ſchuld! Sagt' ſchaft!“ machte, die Jägertüchtigkeit des Barons bezweifelt