ö blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Fur die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Amge Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Ladenburg. Dor Mittwoch den 18. 2 1 1 5 45 gend Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. N Volitiſches. Ladenburg, 17. März. Der Kaiſer empfiag die in Berlin eingetroffene, aus 5 Herren unter 0 Führung Dr. Schlumberger's beſt-hende Abordnung g des elſaß⸗lothringiſchen Landesausſchuſſ's, welche die bekannte Adreſſe in Sachen des Paßzwanges über⸗ reichte. Wie derlautet, war der Empfang in ſeinen zußerlichen Formen ein ſehr gnädiger und huld⸗ oller, ob indeſſen die Herren aus dem Reichslande der Sache ſelbſt etwas erreicht haben, bleibt noch bzuwarten. Jedenfalls ſcheint die Stimmung in en Berliner Kreiſen einer Milderung oder gar ufhebung der Paßvorſchriften an der deutſch⸗ franzöfiſchen Grenze, nachdem ſie unter dem Eindeuche der Pariſer Vorgänge kaum eeſt in ihrem früheren Umfange wiederhergeſtellt worden find, eipeswegs beſonders günſtig zu ſein. — Wohl nicht nur in ganz Deutſchland, ſon⸗ ern auch mit über deſſen Grenzen hinaus hat die 8 Funde von den am Sonnabend Vormittag 8 Uhr 1 u Berlin erfolgten Ableben des Abgeordneten Dr. 2 indthorſt, des langjährigen Führers der Cen⸗ alm mn rumspartei des deutſchen Reichstages und des preu⸗ auen m ziſchen Abgeordnetenhauſes teilnahmsvolle Bewegung gervorgerufen. Denn mit Ludwig Windthorſt iſt ine der eigenartigſten und zugleich ein⸗ ußreichſten Perſönlichkeiten aus unſerem parlamen⸗ ariſchen und politiſchen Leben durch den Tod ab⸗ berufen worden und welche Folgen das Hinſcheiden dieſes hervorragenden Parlamentariers und Politikers ür die Weitergeſtaltung der geſamten inneren Ver⸗ haͤltniſſe Deutſchlands haben wird, läßt ſich zue Stunde noch gar nicht ermeſſen, Noch in den letzten Tagen war in dem Befinden Windthorſt's, welchen m Anfang der vorigen Woche eine Lungenentzün⸗ dung befallen hatte, eine leichte Beſſerung gemeldet Die Hüttenſtönigin. Roman aus der Gegenwart von Wahlter Hogarth „Ja, ja, dieſes Fräulein Baumgarten kann it ihrem ungeheuren Vermögen ſich allen Sport eiſten, woran ſo mancher Baron virarmen müßte,“ gab Günther im ärgerlichen Ton⸗ zurück. „Trachten wir alſo danach, einige von den feiſten Hirſchen, die aus den Baumgartenſchen Wäldern zu uns herüberwechſeln, zu erwiſchen. Ich laſſe Ihnen obald als moglich Antwort ſagen, Herr Franz, und bis dahin leben Sie wohl!“ „Adieu, Herr Förſter!“ erwiderte Franz, blickte aber ziemlich verblüfft dem ſeinem Hauſe zuſchrei⸗ tenden Forſtmanne nach, [denn einen ſo kurzen Abſchied hatte Franz von dem alten Günther doch nicht erwartet, es im Gegenteil viel lieber geſehen, wenn ihn Günther aufgefordert hälte, mit in das Hätte dann doch der kleine Roman, der zwiſchen Franz und dem hübſchen Käthchen Günther begonnen vielleicht ganz unge⸗ ſtört weiter geſponnen werden können! Enttäuſcht trat der junge Forſtmann ſeinen Rückweg an. Günther war wirklich ſehr argwöhniſch und begann bald darauf, als er in's Haus getreten war und ſich zum Mittagseſſen niedergeſetzt hatte, ſeine ha. worden, aber dies war offenbar nur das letzte Auf⸗ flacken der finkenden Kräfte des hochbetagten Kranken, welchem um ſo raſcher die Kataſtrophe folgte. Dr. Ludwig Windthoiſt wurde am 17. Januar 1811 im Osn abrück'ſchen von bäuerlichen katholiſchen Eltern geboren, er hat demnach ein Alter von über 79 Jahren erreicht. Er wurde von ſeinen Eltern für den geiſtlichen Stand beſtimmt, ſtudirte jedoch in Göttingen und Heidelberg die Rechte, widmete ſich nach Vollendung ſeiner Studien zuerſt der Ad⸗ vokatenlaufbahn und trat ſpäter in den Juſtizdienſt des Königreichs Hannover über. 1849 begann Windthorſt, damals Oberapp lationsgerichtsrat in Celle, ſeine parlamentariſche Laufbahn als Mitglied der zweiten Hanndver'ſchen Kammer, welche ihn ſchon nach 2 Jahren zu ihrem Präſidenten wählte. Am 22. November 1851 trat Windthorſt als Juſtizminiſter in das damalige hannöver'ſche Cabinet Schele ein, als welcher er in entſchieden katholiſchem Sinne wirkte. Zwar ſchied er 1853 wieder aus der Regierung aus, j doch 1862 wurde er im Mini⸗ deſſen Seele Windthorſt gelten konnte. Namenllich unterſtützte er die Bemühungen Orſterreichs, Hannover an ſeine Politik zu ketten, was durchaus der ſchon horſt's entſprach. Nachden Ergebniſſenvon 1866 Windt⸗ horſt die Verhandlungen mit Bismarck über die Ab⸗ findung des Königs Georg, die am 29. September 1867 zum Abſchluſſ; des bekannten Vertrages ge⸗ diehen. 1867 wählte ihn der oſtfriefiſche Bezirk Me ppen in den norddeutſchen Reichstag, ſowie in das preußiſche Abgeordnetenhaus und 1871 in den deutſchen Reichstag, und dieſen Wahlkreis hat Windthorſt in des Parlamenten des Reichs wie Peeußens bis zuſeinem Tode un ant rdeo then und in Tochter zu examiniren und ſie vor einem „Ver⸗ hältniß mit dem Forſtgehilfen Franz zu warnen. „Er hat einen Hungerleidpoſten, der Franz, bei dem alten Baron von Toͤppen,“ brummte Günther ſeiner Tochter dann vor. und jährlich dreihundert Mark bezieht er von dem gehen, ehe ſich eine beſſere Stelle für ihn findet. So ein Menſch kann nicht heiraten, der kann nur ein Mäbchen in's Unglück ſtürzen. Ueberhaupt biſt Du auch noch viel viel zu jung, Käthchen, um Dein unerfahrenes Herz an einen Mann zu hängen. Ja, wenn der Franz wenigſtens eine Stelle hätte wie ich bei meinem jungen Herrn von Rothek ſie habe, 1200 Mark Gehalt und Wieſen füt zwei Kühe nebſt freier Wohnung, da möchte es ſein, aber mit ſolch' einem Lumpengehalt, wie ihn der alte Töppen zahlt, kann kein ehrlicher Forſt⸗ mann heiraten.“ 5 Käthchen antwortete dem Vater auf dieſen Vorhalt mit keiner Silbe, ſondern bemühte ſich nur ſo unbefangen als moglich zu erſcheinen und dem Verdachte des Vaters keine neue Nahrugg zu geben. Dieſer ſchwieg dann auch ſchließlich über das heikle Thema und legte ſich nach beendigtem Mit⸗ tagsmahle zu dem gewohnten kurzen Schläſchen nieder. Den Kaffer trank Günther dann im Garten, wo er ſich wieder freundlicher gegen ſeine Tochter ſterum Brandis⸗Platen abermals Juſtizminiſter, als vorher bekundeten antipreußiſchen Gefinnung Windt⸗ „Freie Station Baron, und das kann noch zehn Jahre ſo fort unermüdlicher Pflichttreue vertreten. Im Reichstag wie im Abgeordnetenhauſe übernahm der Vertreter für Meppen alsdann die Führung der zur Ver⸗ fechtung der katholiſchen Intereſſen neugegründeten Centrumspartei und welche Erfolge dieſelbe ſeitdem durch die Leitung Windthorſt's erzielt hat und welche ausſchlaggebende parlamentariſche Stellung ſie ihm dankt, das bedarf wohl keiner näheren Darlegung. Die „kleine Excellenz“, wie Windthorſt wegen ſeiner unſcheinbaren äußeren Erſcheinung im Scherze ge⸗ nannt wurde, zeichnete ſich durch ein ungemein ſcharfſinniges Abwägen aler Umſtände und Ver⸗ hältniſſe, durch eine kluge Vorausſicht der kommen⸗ den Ereigniſſe wie durch eine äußerſt gewandte Dialektik, unerreichte Schlagfertigkeit, durch Witz und Satyre aus und war gewiß einer der gefürchteſten parlamentariſchen Redner. In der erſten Zeit ſeinen politiſchen Führerrolle gab ſich Windthorſt vielfach noch ungeſtüm, ja leidenſchaftlich, aber nach und nach wurde er, unter bewundernswürdiger Aufrecht⸗ erhaltung ſeiner geſtreckten Zi le und Pläne, immer vorfichtiger und berechnender und gerade letztere Eigenſchaften haben nicht zum Wenigſten zu ſeinen politiſchen Erfolgen beigetragen. Auch war Windthorſt in den letzten Jahren nicht mehr der verbiſſene Welfe von ehemals, vielmehr bekundete er wiederholt eine echt patriotiſche Geſinnung, die erſt noch kürzlich in ſeiner Reichstagsrede für die Unteroff ziersprämien wieder zum Durchbruche gelangte. Dabei betrauert nicht nur die Centrums partei das Hinſcheiden ihres hochverdienten Führers, ſondern auch in allen übrigen Parteilagen Deutſchlands giebt ſich lebhafte Teil⸗ nahme anläßlich des Ablebens dieſes ſeltenen Mannes kund, deſſen Heimgang eine empfindliche Lücke in unſerem geſamten politiſchen Leben hinterläßt. Karlsruhe, 17. März. Die Anſprache des zeigte und ihr befahl, durch die Magd einen der Holzfäller herbeirufen zu laſſen, die auf dem nahen Schlage beſchäftigt waren. . Späterhin legten ſich aber wieder düſtere Wolken des Unmuts auf des Förſters Stirn und ärgerliche Gedanken quälten ihn. ö „Man ſollte es nicht glauben,“ ſagte er leiſe zu ſich ſelbſt, „was für eine Macht ſolch' ein Weib über die Männer ausüben kannn! Nun iſt dieſem Zauber, den dieſe Baumgarten beſitzt, auch mein lieber junger Herr verfallen. Gott ſei es geklagt, daß ihn dieſe unglückſelige Leidenſchaft zu der ſtol⸗ zen, kalten Sirene erfaſſen mußte, und Gott mag helfen, daß er bald zur Beſianung kommt. Wenn ich wüßte, daß Herr von Rotheck ein ſonſt ſo ver⸗ nünftiger, prächtiger Herr wäre, würde ich über⸗ haupt glauben, daß er den Verſtand wegen dieſer Sirene verloren hätte! Denn das hat man doch noch nicht gehört, daß ein hochgeborener, feinge⸗ bildeter, reicher Herr wegen einer Leidenſchaft zu einer Dame ein ganz gewöhnlicher Bergmann wird, und mit Lebensgefahr tägllich neun Stunden unter der Erde arbeitet! Wozu thut er nur das ?! Das ſtehl ja in gar keinem Zuſammenhange mit ſeiner unſeligen Liebe zu der Baumgarten! Deshalb ge- winnt ihn dieſes Weib ja nicht um ein Haar lieber daß Herr von Rothek in den Bergwerken arbeitet. Sie hat ja auch keine Ahnung von dieſer ſeltſamen Aufopferung!“ (Fortſitzung folgt.)