gelegt. Der Kaiſer, der Großherzog und die Groß⸗ herzogin von Baden, Erbprinz und die Erbprinzeſſen von Meiningen und der Peinz Alexander von Preu ßen berrichteten an der Gruft ein ſtilles Gebet, eben⸗ ſo die Herren der persönlichen Umgebung des hoch⸗ ſeligen Kalſers, Die Kaiſerin war an der Teilnahme behindert. Volitiſches. wetzin gen, 8. März. Die geſtrige 5 5 unn d e Vertrauensmän⸗ ner aus dem biefigen Bezuksverein war ſehr zahl⸗ reich beſucht. Von Mannheim waren ebenfalls ein Anzahl Parteifreunde erſchienen und zwar unter der Fübrung des Herrn Banlpräſtdenten Eckhard. Herr Oberamtsrichter Mündel eröffnete die Ver⸗ bandlungen mit einem begeiſtert aufgenommenen Hoch auf Kaiſer und Großherzog. Herr Eckhard begründete ſodann die Notwendigkeit einer feſten Organisation der Parteigenoſſen und empfahl die Bildung von Ortsvereinen in den einzelnen Ort⸗ ſchaften des Bezirks. Man beſprach darnach die beborſtehende Nuwahl zum badiſchen Landtag und beſchloß, den bisherigen Abgeordneten, Herrn Lan⸗ deskommiſſär Frech, das von ihm ſeit 15 Jahren bekleidete Mandat wiederum anzutragen und ihn durch eine Abordnung zu erſuchen, die Kandidatur nochmals anzunebmen. Man beschloß ferner die Annahme und Abſendung einer Bittſchrift an den Bun⸗ desrat für die Herabsetzung der Tabaksſteuer von 45 auf 24 M. Es wurde in der Verhandlung hierüber ſehr ſtark betont, doß der Reichtagsabge⸗ ordnete Dreesbach ſich in dieſer für den Wahlbezirk ſo wichtigen Frage völlig teilnahmslos verhalte, was von dem früheren nationalliberalen Abgeordneten Diffene ſicher nicht geſchehen wäre. Nachdem noch die Beteiligung an der in Mannheim geplanten Bismarckfeier zugeſagt worden war, wurde die Ver⸗ ſammlung nach faſt Zſtündiger Dauer geſchloſſen. — Karlsruhe, 8. März. Unſer Groß⸗ herzogliches Paar wohnte vorgeſtern in Kenzingen der Einweihung der dortſelbſt neuerbauteen evange⸗ liſchen Kirche bei. Selbſtverſtändlich geſtaltete ſich dieſer Tag ſowohl für die Bewohner Kenzingens als auch derjenigen der umliegenden Orte zu einem Feſttage in des Wortes ſchönſter Bedeutung. Das Großh. Paar kam gegen halb 11 Uhr in Kenzingen an, worauf ſofort die Einweihung der Kirche vor ſich ging. Nach Beendigung der kirchlichen Feier fand in einem Gaſthauſe ein Feſt⸗ſſen ſtatt, welchem der Großherzog bewohnte. Das erſte wüß⸗ 50 der Tafel 7 10 Hoch galt natürlich unſerem edlen Fürſtenpaar. Hierauf ergriff der Großheczog das Wort und ſprach unter ſichtlichſder Rührung ſeinen innigſten Dank der Gemeinde Kenzingen aus, welche ein ſo ſchönes und erhebendes Bild des konf'ſſionellen Friedens zeige.. Er wügſche daß allüberall im Lande ſolche Gefinnungen herr⸗ ſchen mögen, daß der Friede, der in Kenzingen eine Frucht ſo ſchöͤner Zuſammengehörigkeit der Confiſſionen gezeitigt, überall Platz greifen mochte. Hierauf wendete ſich der Großherzog, lt. „Breisg. Ztg.“ an die Geiſtlichkeit und rief ihnen den 23. Pſalm in das Gedächtniß. — (Kleine Chronk.) Lahr, 10. März. Das Reichswaiſenhaus wurde vom borſtorbenen Weinhändler Eugen Spieß in Maikammer (Pfalz) zum Erben eines beträchtlichen Vermögens ein⸗ geſetzt. — In Ludwigsburg gebar ein Dienſt⸗ mädchen Zwillinge und ermordete die Kinder kurz darauf mittelſt Durchſchneiden des Halſes mit einem Meſſer. Das Mädchen iſt verhaftet. — Der Vorſteher der Reichsbank⸗Nebenſtelle in Reiße iſt wegen Wechſelfälſchung verhaftet worden. — In Bromberg verſuchte der wegen Stroßenraubes zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilte Arbeiter Wozniak Nachts aus dem Gerichtsgefängnis zu entfliehen. Der Flüchtling wurde j'doch vom Wachtpoſten be⸗ merkt und da er auf deſſen Zmaliges „Halt“ nicht ſtehen blieb, von dieſem erſchoſſen. — Amſtetten, 6. März. Zwiſchen Maißen⸗ bach und Großreifling entgleiſten Nachts infolge eines bei dem herrſchenden Unwetter niedergegan⸗ ganen Felzſturzes die Maſchine mit Tender und 3 Wagen des Perſonenzuges, welche in die Ems ab⸗ ſtürzten. Ein Reiſender, der Lokomotivführer und 2 Kondukteure find leicht verletzt. Der Heizer wird vermißt. — Metz, 8. März. Die Leichen von 3 Knaben wurden in einem dicht an den Stadtwällen gelegenen naſſen Feſtungsgraben aufgefunden. Die 3 Knaben, im Alter von 10 bis 13 Jahren, 2 von ihnen Brüder, wurdenſſeit einiger Zeit vermißt, ohne daß die armen Eltern die geringſte Spur von ihnen aufzufinden vermochten. Geſtern erſt ge⸗ wahrte man die Mützen der Kinder nahe der Unglücksſtätte. Die Knaben hatten wahrſcheinlich durch Betreten der morſch gewordenen Eisdeck: des Grabens den Tod gefunden. Der Graben wurde abgelaſſen und dann fand man die Leichen. — Ein gräßliches Unglück ereignete ſich, wie man aus Temesvar meldet, auf dem dortigen Hauptbabnhofe. Knopp vor Abgang des Buda p ſter Perſonenzuges, 10 Uhr Nachts, kroch der Schmierer Ludwig Eßlinger unter einen Waggon um die Räder zu ſchmieren. Im nüchſten Momentt wurde das Signal zur Abfahrt gegeben. Möglich das Eßlinger doſſelbe nicht hörte. denn der ga ſetzte ſich in Bewegung, ehe er hätte hervorſpringen können. Im letzten Augenblick ſcheint er daz Gee fährliche der Situation erkannt zu haben; als e ſich aber auftichtete, geriet ſein Kopf zwiſchen zwei Puffer und wurde buchſtäblich zermalmt, Der Unglückliche fiel, ohne einen Laut von ſic geben, leblos zwiſchen die Schienen, und der Zug fuhr über ſeinen Leichnahm hinweg aus dem Bahn⸗ hofe. Eiſt jetzt merkte man das geſcheheg Unglück. — Ein überaus reicher Goldfund wurde auf den in der Nähe von Jekaterinadar gelegenen h riſchen Goldgräbereſen gemacht. Es iſt Berggoh welches in einer Tiefe von 23 Meter unter de Oberfläche mitten unter einer Quarzſchicht gelaggg iſt. Das weiße Geſtein iſt da derart von breſſeh und dicken Streifen gediegenen Goldes durchwachsen, daß die Goldgräber genötigt find, das Geſteg vorſichtig mit dem Keil zu öffnen. An mancheg Stellen fladen ſich auch große, iſolirt gelagerte Goll kiyſtalle vor, welche faſt ohne weitere Behandlung gleich eingeſchmolzen werden können. Die Meng: des koſtbaren Metalls ſoll an dieſer Fundgruß nicht nach Gramm, ſondern nach Zentnern geſchag werden. Die ſchneeweißen Quarzadern, welche bon kompakten Gold in den wunder barſten Figuren dur zogen find, ſollen einen geradezu entzückenden Ay blick darbieten. Der glückliche Finder und Eigeg⸗ tümer der reichen Goldgrube heißt Th. M. Malp⸗ ſchew, Kleinbürger von Tſcheljabinsk⸗ Derſelhe wird ſich wohl demnächſt aus einem Kleinbürger in einen Großkaufmann verwandeln. Nohſeidene Vaſtleider N Mk. 16,80 — berſ. porto- u. zollfrei das Fabeik⸗Debet 0. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich Mute umgehend. Doppelts Briefporto nach der Schwe, iſt ein eigenartiger Entſchluß von dieſem Herrn Leonhard. Doch die Schickſale und Neigungen der Menſchen find oft wunderbar, und es ſoll mir lieb ſein, wenn wir in dem jetzigen Volontär dereinſt einen tüchtigen Beamten für die Johanna⸗Grube gewinnen. Glück auf! Herr Direktor!“ Mit dieſem uralten Bergmannsgruße, der lächelnd von Elisabeths Lippen gefallen war, ver⸗ abſchiedete ſie ſich von dem alten Herrn und bald darauf ritt fie langſam, begleitet von ihrem Diener einen ſchönen Waldweg entlang. Eliſabeth Baumgarten wollte heute Vormittag noch nach der Kilianshüte reiten, wo aus dem zuͤhen Eiſenerz das vielbegehrte Metall gewonnen wurde, aber eigenartige, ſeltſame Gedanken beſchäf⸗ tigten ſeit ſie die Johanna⸗Geube verlaſſen hatte, den Geiſt der jungen Dame und ſie dehnte ihren Spazierritt im Walde ungewöhnlich aus. Wo hatte ſie denn dieſe großen blauen, auflammenden Augen, welche dem Volontär Ernſt Leonhard angehörten, ſchon einmal geſehen ? — Dieſe Frage legte ſich Eliſabeth immer und immer wieder vor, als ſie finnend durch den] Wald dahinritt. Sie dachte an manchen ihrer zahlreichen Freier, von denen ja auch dieſer und jener blaue Augen hatte, aber auf keinen paßten Lionhards Augen ganz und noch weniger ſein ſchönes, männliches von einem mäßig großem dunkelblonden Vollbarte umrahmtes Antllitz. Am ähnlichſten ſah L'onhard wohl noch dem jungen Baron Curt von Toppen, der ſich ſeit Jahr und Tag ebenſo eifrig als erfolglos um Eli abeths Hand bemüht hatte. Aber Curt von Töppen, der verwöhnte Salonprinz, der leichte Lebemann, wie hätte der auch nur auf den Gedanken kommen können, noch das ſchwere, harte Bergmannshandwerk zu lernen und täglich neun Stunden unter der Erde mit der Spitzhaue, Schlägel und Bohrſtange zu arbeiten, auch wenn es gegolten hätte, durch ein Meiſterſtück der Wilenskraft der reichen Erbin zu imponiren, welche wegen ihrer geradezu fürſtlichen Beſitztümer im Volksmunde die Hüttenkönigin genannt wurde, ſeitdem ihr Vater, Ludwig Baum⸗ gacten, der aus gleichem Grunde als der Hütten⸗ könig bezeichnet wurde, geſtorben war. „Es find thörichte, närriſche Gedanken, die mit mir Schabernack treiben,“ dachte jetzt Eliſabet h, als ſie lächelnd ihrem ſchönen Pferde einen leichten Hieb mit der Reitgerte gab und im ſchnellen Gal⸗ lopp nach der Kilianshütte eilte, um auch dort In⸗ ſpektion zu halten. „Ja, ja, mein lieber Curt, ich ſage es Dir im vollen Ernſte, es wird höͤchſte Zeit, daß Du Dich nach einer paſſenden Frau umſiehſt,“ ſagte bei dem Frühſtück in ziemlich unwirſchem Tone der alte Baron Töppen zu ſeinem älteſten Sohne. „Schloß und Herrſchaft Kulmitz, die wir von den Vätern ererbt, find unmäßig verſchuldet ſchon auf mich gekommen. Das Vermögen Deiner Mutter genügte gerade, um de meiſten Schulden zu bezahlen und nun find natürlich wieder neue Schulden ent⸗ ſtanden, denn das Leben eines Edelmannes iſt koſt⸗ ſpielig, zumal wenn er zwei Söhne hat, die als flotte Cavallerie-Off ciere ſo fünf, ſechs Jahre lang das Geld aus dem Fenſter werfen.“ „Na, übertreibe nur nicht, Vater,“ der junge Baron, ſtrich verlegen an ſeinem hübſchen Schnurrbarte und erhob fich vom Frühſtückstiſche, um in dem großen Erkerzimmer von Schloß Kul⸗ mitz auf und ab zu gehen. erwiderte „Biſt auch einmal jung geweſen, Vater, haſt auch bei der Capalla gedient und wirſt wiſſen, was das Leben als Offie zier koſtet.“ „Das weiß ich, Curt, und wollte Dir gu vorhin mit meinen Worten keinen Vorwurf machen, ſondern Dir nur wiſſen laffen, daß Du dald eit gute Parthie machen mußt. Nimm mir's mich übel, Junge, daß ich ſo deutlich mit Dir fg dieſen Punkt rede, aber die Hypothekenſchulden auf unſerer Befitzung belaufen ſich rund auf vierhundert tauſend Mark, berurſachen jährlich ſechzehn ſauſe nd Mark Zinſen und die Zinstermine fangen an, mit ſehr unangenehm zu werden.“ Curt von Töppen brummte eine unperſtänd⸗ liche Antwort vor fich hin und durchwapderke bon Neuem das Erkerzimmer. „Bedenke doch, Curt,“ fuhr darauf der Vater fort, „daß Du ſchon dor zwei Jahren deshalb den Off ziersdienſt qufttirt haſt, um das väterliche G in Verwaltung zu nehmen, da ich zu alt und moiſch für die Gutswirtſchaft geworden din und Dei Mutter ſchon ſeit Jahren tot iſt. Ein junge Gutsherr braucht aber eine Frau ſo notwendig wie ein Haus ein Dach, wenn nicht die ganze Witt. ſchaft leiden ſoll. Nimm Dir alſo meinen Wunſth zu Herzen, Curt, und ſchreite zu einer paſſenden Verheiratung.“ 5 „Es iſt dies nicht immer ſo leicht, liebet Vater,“ erwiderte jetzt mit bedeckter Stimm 1 junge, noch nicht dreißigjährige Baron, „ich habe verſucht, es iſt mir aber noch nicht gelungen. 8 5 Fortſetzung folgt. pr. Stoff zur kompl. Robe und beſſere Qualilten i 1 1 1 1 4 nf amn 6 Mig mp fen lian n mr n