Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. prelt vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs- blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Naum Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Nr. 20. Alttwoch den 11. März 1891. Der Aauernſtand und die Lebens- Bauernſtandes davon abhängig, daß die Bauern- vielmehr ohne allzugtoße Benachtelligung der anderen verſtcherung. Eine der wichtigſten Fragen, welche nicht nur unſere Regierung, ſondern alle Freunde des Va⸗ terlandes, wie unſere Nationalökonomen ſchon lange beſchäftigt, iſt die Schaffung und Erhaltung eines kräftigen kreditſähigen Bauernſtandes, der mit Recht zu allen Zeiten für die beſte Stütze der ſtaat ⸗ lichen und geſellſchaftlichen Ordnung gegolten hat. Die Sozialdemokratie will, eingedenk dieſes Um⸗ ſtandes, bekanntlich jetzt die Notlage unſeres Bauern⸗ ſtandes benutzen, um dieſelbe zu ihren utopiſchen Lehren zu bekehren. Haben wir nun auch ſo viel Zutrauen zu dem geſunden Sinn unſerer Bauern, daß ſie ſich von jenem verführeriſchen Nize nicht umſtricken laſſen werden, ſo bildet dieſer Umſtand doch einen weiteren Grund kein Mittel unverſucht zu laſſen, um unſern Bauernſtand aus feiner kriti⸗ ſchen Lage zu befreien. Welches die Urſachen geweſen find, die zur Notlage des Bauernſtandes in vielen Gegenden Deutſchlands geführt haben, wollen wir heute nicht näher erörtern, die Notlage wird allſeitig gefühlt und don Fachmännern auf die in Folge von Erb⸗ teilungen eingetretene Zerſtückelung und Verſchuldung des Grundbefitzes zurückgeführt. Die mannigfachſten Mittel ſind hiergegen bereits in Vorſchlag gebracht worden. Rodbertus hat ſeine bekannte Rententheorie gegen die Verſchuldung des Grundbefitzes ins Feld geführt, andere forderten praktiſche Hilfe durch Darlehens⸗ und Hilfskaſſen für den Bauernſtand; Herr v. Schorlemer⸗Alſt ſuchte als beſtes Heil⸗ mittel das Anerbenrecht für Bauerngüter hervor. Heute iſt das Heimſtättengeſetz in Vorſchlag uſw. Ju 3 Linie iſt die Eren eines e güter unter einen, zum rationellen Wirtſchaftsbetriebe notwendigen und den internationalen Konkurrenz⸗ verhältnſſen gewachſenen Umfang nicht herunter⸗ gehen und daß die Verſchuldung derſelben nicht eine betriebsſtörende Höhe erreicht. Dies kann in der Hauptſache wirklich nur durch eine gewiſſe Beſchrän⸗ kung der Erbteilung des bäuerlichen Grundbeſitzes, wie ſie übrigens heute noch in manchen Gegenden im Gebrauche iſt auch ohne weſentliche Benachtei⸗ lung der vom Grunddbeſitz ausgeſchloſſenen Miterben denkbar, wenn ſich nur der Bauernſtand der Vorteile einer Einrichtung mehr zu Nutze machen wollte, welche in dieſer wie in allen ähnlichen ſozialen Fragen zur Mitwirkung berufen iſt und auch ſchon viele ſoziale Schäden verhütet und geheilt hat, wir meinen die Lebens verſicherung. Wie die Lebensverſicherung in bäuerlichen Krei⸗ ſen noch nicht größeren Anhang hat gewinnen konnen iſt in der That nicht einzuſehen, da dieſelbe doch eins ihres Grundelemente, den Spartrieb, gerade im Bauernſtande ſcharf ausgeprägt vorfindet, außer⸗ dem liegt ihr Nutzen für die Erhaltung des bäuer⸗ lichen Grundbeſitzes ſo auf der Hand, daß es auch für den konſervativſten Bauer keiner großen Belehr⸗ ung darüber bedürfen würde. Der bäuerltche Wirt⸗ ſchaftsbetrieb iſt, wie bekannt, vor Allem auf Spar⸗ ſamkeit begründet. Dieſe Tugend ſollte den Bauern nun längſt der Leb ensverſicherung in die Ar me ge⸗ führt haben, zumal ihm die Vorteile der Verfichet⸗ ung aus der Feuer⸗, Vich⸗ und Hagelverſicherung doch hinlänglich bekannt ſein müſſen. Die Lebens⸗ verſicherung gibt dem Bauern die Gewähr, daß nach ſeinem Ableben für ſeine Kinder ein ſo großes Ka⸗ pital zur Verfügung ſteht, daß eine Teilung des ed W 1250 1 i, dieſer eee e —— Die Hüttenſtönigin. Sthen konnen Sie in icht . gnädige Fräulein,“ bemerkte der alte Direktor lächelnd, „er tritt heute mit zur zweiten Schicht an und die Roman aus der Gegenwart von WMWahlter Hogarth Leute werden eben einfahren.“ 15 „Nun, ſo zahlen Sie ihm doch nächſte Woche den üblichen Bergmannslohn aus,“ befahl Grubenbeſitz rin. ſtützen. 11 „Ja der junge Mann hat auch ſeinen Stolz er erklärte, daß er erſt den Lohn beanspruchen werde, wenn er nach dem Urteile ds Oberſteigers ein brauchbarer Bergmann geworden ſei, ich fürchte daher, er wird das wohlgemeinte Anerbieten, ſchon jetzt Lohn erhalten zu ſollen, ablehnen.“ „Solche Leute muß man unter⸗ „Ich glaube, Sie haben Recht,“ erwiderte Eliſabeth mit leichtem Errbdten. befitzt jedenfalls Charakter und Bildung.“ „Ja, das wollte ich meinen!“ ſcherzie der Direktor. „Er ſchent ein ganzer Kerl, — Ver⸗ zeihung — gnädiges Fräulein — wollte ſagen ganzer Mann zu ſein!“ „Nun halten Sie ihn gut, lieber Rieſe und laſſen Sie ihn, ſobald er es verdient, zum Steiger avanciren. Inzwiſchen werde ich den Herrn Volon⸗ är wohl auch einmal ſehen und beurteilen lernen, ob er ein ganzer Mann at und ein tüchtiger Bergverwalter werden kann.“ „Der Volontär ihrigen einen flüchtigen Moment begegneten. „So!“ entgegnete Eliſabeth. „Nun, ſo laſſen Sie ihn herbeirufen und ſtellen Sie ihn mir vor!“ Der Bergwerksdirektor gab einem Unterbeamten die den nötigen Befehl und der Volontär Ernſt Leon⸗ hard wurde herbeigerufen. Die bald darauf ſtattfindende Vorſtellung des Volonfärs geſtaltete ſich zu einer bemerkenswerten Scene. Stolz und hoch wie eine Tanne ſtand der junge hübſche Mann Eenſt Leonhard vor Eliſabeth Baumgarten, und es war, als ob eine eigenartige Bewegung die Seele der ſonſt ſo willensſtarken und nüchtern urteilenden Dame durchzitterte, als die großen blauen Augen Leonhards Es koſtete daher Eliſabeth auch alle Selbſtbeherrſchung die Rolle der vorgeſitzten Principalin mit der ge⸗ wohnten Ruhe und Sicherheit dem Volontär gegen⸗ über zu ſpielen. „Sie wollen ſich bei uns praktiſch als Berg⸗ mann ausbilden, Herr Leonhard,“ frug Elif ſabeth dann freundlich. „Jawohl, gnädigſtes Fräulein!“ erwiederte der junge Mann mit felbſtbewußter Miene. „Nun, ich beglückwünſche Sie zu dieſem Ent⸗ — — auflammend den Erben auf den ülteſten männlichen Nachkommen übergeben kann. Wem es bekannt iſt, welch großen Wert der Bauer darauf legt, ſeinen Befitz der Fa⸗ milie erhalten zu ſehen, der wird uns darin bei⸗ ſtimmen, daß dieſes Moment bei nach drück licher Her⸗ vorhebung ſeine Wirkung auf keinen Bauer ver⸗ fehlen kann, insbeſondere wenn dabei betont wird, daß die eigene Sparſamkeit ohne Benutzung der Le⸗ bensverſicherung die Erreichung des vorgeſetzten begünſtigten Kinder ausſtehenden mobilen Vermö⸗ gens, als ſehr unſicher — wenn nicht ausſichtslos — erſcheinen laßt. Wir möchten daher wünſchen, der Kreiſe auf die Lebensverſicherung als auf eines der wirk amſten Mittel der Kapitalanſammlung in bäuerlichen Kreiſen in Zukunft mehr hingewieſen bezw. Bedacht genommen würde. Verſchiedenes. liner Tageblatts aus Zanzibar vom 5. März meldet: Wißmann hat den Stamm Kiboſho wegen zahlreicher Räubereien blutig gezüchtigt, er erbeutete 6000 Stück Vieh, viel Munition und Elfenbein. 200 Kibofho⸗ krieger find gefallen, 60 verwundet, 50 gefangen. Von der Schutztruppe find 2 Schwarze gefallen, 15 verwundet, darunter 2 deutſche Unteroffiziere. Adjutant Bumiller erſtürmte das koloſſal befeſtigte Boma. Die Eingeborenen erbaten die Hiſſung der deutſchen Flagge, was geſchah, Wir ſind auf deim Rückmarſch nach der Küfſte. 8 Berlin, 9. März. Anläßlich der Gedächtnis⸗ feier für weiland Kaiſer Wilhelm wurden im Mau⸗ . bei r r zahlreiche Kränze nieder⸗ ſcluſſe. 6 iſt 10 ſelten, daß ein junger Mann von Bildung ſich entſchließt einen der wichtigſten induſtriellen Betriebe wie der Bergbau von Grund auf zu lernen und zum Anfange wie ein einfacher Bergknappe zu arbeiten die Ausdauer Sie bei ihrem Vorhaben nicht verlaſſen wird, und dann können Sie ſpäter, wenn ihre Aus⸗ bildung vollendet iſt, vielleicht eine der höheren Stellen in meinen Bergwerken begleiten.“ Ernſt Leonhard verneigte ſich dankend und er⸗ wiederte ehrerbietig: „Gnädiges Fräulein, ich bin Ihnen für Ihr Wohlwollen ſehr verbunden. Itzt bin ich leider noch Lehrling im Bergbau und kann nichts leiſten, aber wenn ich etwas Ordentliches gelernt habe, hoffe ich Ihrem hochherzigen Vertrauen Ehre machen zu können.“ Eliſabeth nickte beifällig und die Vorſtellung des Volontärs war beendet. „Wie alt mag der Volontär wohl ſein?“ frug Eliſabeth, als dieſer davongegangen war, den Beig⸗ werksdirektor Rieſe. ö ö „Er iſt bereits ſechsundzwanzig Jahre olt,“ erwiderte der alte Direktor im geſchäflsmäßigen Tone. „Es iſt faſt wunderbar, daß fich ein Mann in dieſen Jahren noch dazu entſchließt, Bergtechniker zu werden und als einfacher Bergmann zu begin⸗ nen.“ „Ich finde das auch,“ ſagte Eliſabeth. „Es Zieles, nämlich der Anſammlung eines für die nicht 1 daß ſeitens der Behörden und ſonſtiger maßgeben⸗ 5 b Berlin, 6. März. Ein Telegramm des Ber⸗ 30h wil auch hoffen, dos