blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Allgemeiner Anzeig rſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Prels vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 5 Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Mittwoch den 25. Februar — 1891 Dolitiſches. Ladenburg, 22. Febr, Der Aufenthalt, welchen die Kaiſerin Friedrich nebſt ihrer jüngſten Tochter Prinzeß Margarethe gelegentlich ihrer jetzigen Reiſe nach England in der Hauptſtadt Frankreichs genommen hat, erfährt diesſeits wie jenſeits der Vo⸗ geſen gebührende Beachtung. Di: Frage, welche eigentlichen Zwecke die Kalſerin veranlaßt haben, auf der Reiseroute von Berlin nach London den Umweg über Paris zu nehmen, kann man füglich noch auf ſich beruhen laſſen. Jedenfalls bedeutet aber der allgemein überraſchend gekommene Beſuch der Mutter des deutſchen Kaiſers in Paris ein Ereignis von beſonderem politiſchen Intereſſe — iſt es doch das erſte Mal, ſelt dem deutſch⸗franzöfiſchen Kriege, daß itzt wieder Mitglieder des deutſchen Kaiſerhau⸗ ſes auf franzöfiſchem Boden weilen! Die erfreulich: Thatſache, daß der Beſuch der Kaiſerin Friedrich in Paris auch ſeitens der franzöſichen Peeſſe faſt ausnahmslos ſympetiſch beurteilt wird, kann die Erwartung nur verſtärken, daß dieſer bemerkens werte Vorgang das ſeinige zur freundlicheren G⸗ ſtaltung der deutſch⸗franzöfiſchen Beziehungen bei⸗ im it tragen werde. Die Haltung der Prciſer Bevölkerung 0 gegenüber den hohen deutſchen Gäſten, welche ſich fand. überall zeigen, iſt eine durchaus würdige und takt⸗ volle. Off zielle Per öalichkeiten der franzöſi chen Re⸗ ö f publik hat die Kaiſerm Friedeich nicht empfangen 10 ſie im ſtrengen Incognito reiſt. — Wiederum liegt eine wertvolle öffentliche Kundgebung Kaiſer Wilh lms vor. Der hohe Herr wohnte in voriger Woche dem Diner des bianden⸗ burgiſchen Provinziallandtages bei, auf welchem er cher in Erwiderung der Begrüßungsanſprache des Regier⸗ l ngsrats Bodenſtädt eine längere Rede hilt. In fiel Erzählung aus dem ungariſchen Volksleben vol titan 0 A. von Marko vies. te. Hageldicht fi len die Schläge. — Wie dabei „ af es Mädchens Augen ſpeühten und Bltz⸗ ſchleuder⸗ ten! Wie ihre Naſenflügel zuckten, die Wudheit T 1 und das unbändige Temperament aus jeder 9 8 ſprach! Welch' ein häßlich Bild war e itil Plötzlich enteiß Miſchka — der letzte Schlag ar über ſeine Hand gegangen und eine breite, lutige Strieme erſchien ſofort darauf — die Reit⸗ eitſche dem Mädchen und warf ſie in weitem ogen in den Graben. Dann rief er, und ſeine 1 igllen 0 Stimme klang rauh, gebie teriſch: den san“ — „Wir berdiente bier wobl die Züchtigung? Du — oder das Pferd? Die Reiterin, die eine 1. Unmöglichkeit von dem unvernünftigen Tiere b'gehrt oder das gequätte arme Tier, dem keine Wabl I lieb, als zu pri gen oder geſchlagen zu werden? und ful * Juliſchta erbleichte. So hatte noch nie Jemand zu ihr geiprochen! Sie warf einen 15 ſcheuen Blick auf Müchka — und faſt hätte ſte offe ihn um dieſer Worte willen ein wenig gehaßt. Sie ließ den Zügel des Pferdes los, das zitternd weill und ſchaubend vor ihr ſtand, gab ihm einen Stoß mit dem Fuße und wandte ſich ab. e- — derſelben ging der Kaiſer vom Jubiläum des Großen Kurfürſten aus und bezeichnete er dieſen Herrſcher als ſein leuchtendes Vorbild in früheſter Jugend. Dann m inte der Kaiſer, es ſei in den vergangenen Jahren wohl manches vorgefallen, was er und die Nation bitter empfunden hätten, aber er fteue fich doch, daß die Beſtellungen zur gemeinſamen Arbeit und zum Heile des Landes nicht auf unfruchtbaren Boden fielen, möchten auch Manchem die eingeſchla⸗ genen Wege unbegreiflich erſcheinen. Bei gemeinſamer Arbeit miſſe auf das, Ginze geſchaut wer⸗ den. Hierauf gedachte der Katſer ſeiner vorjährigen Reiſe nach Memel und knüpfte dabei eine Betracht⸗ ung über die Befreiungskriege und die unm ttelbar vor denſelben liegende Zeit an, in welcher der An⸗ fang zur gegenwärtigen Gröze des deutſchen Reiches geſucht werden müſſe. Für das Fücſtenhaus gelte es nun, ſich Gottesglauben und treue Pflichterfüllung zu bewahren am Volke ſei es, feſtes Vertrauen zu ſeinem Führer zu haben. Weiter wies der Kaiſer auf den jetzt durch die Welt gehenden Geiſt des Ungehorſames hin, er betonte aber, daß dieſe Er⸗ ſcheinung ihn in ſeinen Wegen nicht irre machen werde. Es ſchmerze ihn, verkannt zu werden, aber er vertraue, daß alle monarchiſch geftanten ihm folgen würden. Ergreifend war die Schlußwendung war die Schluß wendung der kaiſerlichen Worte, in welcher der Kaiſer erklärte, er handel in Verfolgung ſeiner Aufgaben nur im Auftrage eines Höheren und bete er jeden Morgen und Abend für das 5 e Wohl ſeines Volkes. Die bedeutungsvolle Rede, deren Anſpielungen auf bekannte Eereignſſſe und Vorgänge der letzten Jahre unverkennbar find, endete mit einem Hoch auf die Mark Bran⸗ denburg. — Der Reichstag trat am Freitag, nachdem —— —— Tartar, kaum ſeiner Feſſel und Tortur ledig, —— er Tags zuvor die langausgedehnte Erörterung der Beſtimmungen des Arbeiterſchutzgeſetzes über die Sonntagsruhe beendigt hatte, in die Beratung der nächſtfolgenden Abſchnitte der Vorlage ein. Dieſelben betreffen die Beſtimmungen über das Arbeitsbuch für Minderjährige, die Vorschriften über die Ausſtel⸗ lung von Zeugniſſen uſw. Der Reichstag nahm die bezüglichen Paragraphen bis einſchließlich 8 114 un⸗ verändert nach den Komm ſſionsbeſchlüſſen an. — Die neue Riichs⸗ und die preußiſche Staatsanleihe iſt, ſoweit ſich die Sachlage überſehen läßt, etwa 45 Mal überz'ichn't worden, ſo daß alſo Deutſchland auf einen gewaltigen finanziellen Erfolg zurückblicken, der ſicher auch dem polttiſchen Anſehen unſeres Vaterlandes zu Statten kommen wird. 5 4 Verſchiedenes. — Ladenburg, 24. Febr. Am Sonntag Abend gob der Geſangverein „Sänger Einheit“ im Gaſthaus zum Hirſch ein theathr. muſtk. Abendunter⸗ haltung. Eingeleitet wurde dieſelbe durch das Streich quartett „Wien bleibt Wien“ aufgeführt von Schülern von Herrn P. W. Hertel, worauf von den Sängern das Lied „Frühauf“ vorgetragen wurde. Die Theaterſtücke „Er muß heiraten (oder ſie müſſen wollen) und „Eine unruhige Hochzeits⸗ nacht“ wurden gut zur Aufführung gebracht, ebenſo kamen die 3 Lieder aus dem letzten Fenſter'l von 13 Herrn und einer Dame in Nationalkoſtüm's gut zum Vortrag. Den Schluß bildete eine Pi⸗ domine „Wein Weib und Geſang“ mit bengaliſcher Beleuchtung. daß der Voeſtand des Vereins bemüht Die Pauſen wurden durch Geſangs⸗ Der Abend bewies war, den Mitgliedern desſelben füe eine gute Unterhaltung und Muſikvorträge ausgefüllt. richters Wildfang zu zähmen, ſo war es der chlug aus und galloppirte in der Richtung des Dorfes davon. g Halb trotzig, halb beſchämt ſtand das ſchöne Mädchen ein Weilchen da, doch als ſie ſah, daß Muüchka das Taſchentuch nahm, in das in Tropfen herabrieſelnde Blut an feiner Hand aufzu⸗ fangen, trat ſie raſch zu ihm, riß ihr weißſeidenes Tuch von der Beuſt, band es dem Freunde um die verwundete Hand um ſtammelte: „Vergieb, Miſchka! Ich wollte ja den Graben nur nehmen, um ſchneller bei Dir zu ſein „ſchwarze Miſchka.“ Noch zwei Jahre vergingen. Miſchka war ein ſtattlicher Mann geworden und Juliſchla zur er⸗ blühten Roſe entfaltet. Nun ging es nicht mehr daß ſie täglich, wie in den Kinderjahren des Mäd⸗ chens zuſammertrafen, nur bei feſtlichen Gelegen⸗ he ten trafen ſie ſich noch, und da tanzten ſte den feurigen Cſardas, und es gab kein zweites Paar ich ſah Dich unter den Bäumen — aber „Tatar“ l 5 und wurde überall als Schönheit gefeiert, mehr als war ſo ungeſchickt. „Und Du ſo wild und jähzörnig,“ ſagte Miſchka, ſah aber trotz dieſes abfälligen Urteils mit lieb vollem Blicke in Juliſchkas errötendes Antlitz. „Wenn Du doch wüßteſt, Täubchen, wie viel ſchöner Dich die Sanſtmut und kleidet, als das knabenhafte Treiben und Jagen zu Pferde, fuhr dann Miſchka fort. „Ich ſehe Dich ſo gern mit Deiner Tante Mariſch in der Kirche — und doch kommſt Du ſo ſelten dahin!“ „Ich will „Tartar“ uicht mehr ſchlagen“, meinte das Mäochen, „hier meine Hand darauf! Doch nun ſprich nicht mehr davon — wir wollen es Beide vergeſſen!“ Kurz, wenn es je Einem gelang, des Stuhl⸗ Jungfräulichkeit weit in der Gegend, das man mit ihnen hätte vergleichen koͤnnen. Dann aber begleitete Juliſchka den Vater zu allen Wahlen und Congregationen je zur ſtolzen Herrin herangebildet, und man ſah den „ſchwarzen Miſchka“ oft einſam durch die grünen Fluren und das Gehölz ſtreifen. Seine großen ſchwarzen Augen hatten dunkle Schatten, wie von langer Schlafloſigkeit. 5 Da kam das Maifeſt heran. Um die Oets⸗ kirche gab es Laubyütten aus Eichen⸗ un) Akazien⸗ zweigen g flochten. Große Fäaͤſſer mit Wein und Schnaps waren fortwährend von den Männern um⸗ lagert, während die Frauen und Mädchen bei den Buden der Zuckerbäcker um Huzen und Reiter feilſchten oder den rumäniſchen Schmuckzändler aus Jaſſy umſtanden. Auch Juliſchka war mt Vater und Tante auf dem Marktplatz und ſaß in der Hütte der . 0 0 8 — 222 ˙ ˙ꝛ m ⅛ ˙-mu-‚ ̃ q